Proteinreiches Pferdefutter

Besonders ist die erhöhte Anwesenheit essenzieller Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine. Sie sind es, die in der heutigen Fütterung von Pferden am meisten fehlen. Beispielsweise in spät gemähtem, langstieligem Heu. Dann ist der Faseranteil höher und die Proteine stehen nicht mehr zum Abbau zu Aminosäuren (genannt extrazelluläre Proteolyse) zur Verfügung.

Zwar kann man davon ausgehen, dass ein Pferd in seinem Erhaltungsbedarf mit ausreichend und gutem, in der Blüte gemähtem Heu, genügend Eiweiß und damit Proteine zu sich nimmt, doch ist es wichtig auf die Qualität der Eiweiße zu achten.

Sind einem proteinreichen Pferdefutter Zusatzstoffe wie Aminosäuren – Lysin, Methionin, Cystein, Threonin, Leucin, Isoleucin, Valin – beispielsweise in St. Hippolyt WES Power Crunch Pellet zugesetzt, sind diese hundertprozentig im Dünndarm verdaulich. Das ist wichtig, denn allein der Begriff Rohprotein im Pferdefutter beschreibt die Dünndarmverdaulichkeit noch nicht. Gut ist es, wenn bei den Inhaltsstoffen Werte wie Dünndarmverd. Rohprotein oder praec.verd. Rohprotein zu finden sind – wie unter anderem bei AGROBS LUZERNE COBS. Hier ist deutlich zu erkennen, dass die Proteine im Dünndarm verdaut werden und dem Pferdekörper später als Aminosäuren zur Verfügung stehen.

Der Muskelaufbau wird von Eiweiß bestimmt, auch das Wachstum und die Entwicklung deines Pferdes. Außerdem profitieren Bindegewebe, Sehnen, Bänder, Immunsystem, Hormone und beispielsweise Stabilität und Flexibilität aller Körperzellen von essenziellen Aminosäuren, die in hochwertigem, dünndarmverdaulichem Eiweiß in den Körper kommen. Das zeigt sich besonders darin, dass Cushing-Pferden beispielsweise, oder Pferden mit anderen Stoffwechselproblemen, zur körpereigenen Unterstützung immer auch gute Eiweiße, also essenzielle Aminosäuren zur Verfügung stehen sollten. Denn jeder Stoffwechselprozess im Körper benötigt diese wichtigen Proteine, die in Form von Enzymen genutzt werden. Selbst zur Energieversorgung kann Eiweiß vom Körper herangezogen werden.

Ziel ist bei der Zufuhr von Proteinen immer die Verdauung zu den lebensnotwendigen Aminosäuren. Diese werden beim Zersetzungsprozess – angefangen im Magen und weiter im Dünndarm – in stets kleiner werdende Bestandteile zerlegt. Liegen endlich die, in diesem Prozess freiwerdenden, essenziellen Aminosäuren vor, können diese die Dünndarmwand passieren und stehen dem Körper als Bausteine im Proteinstoffwechsel hin zum Körpereiweiß zur Verfügung.

Allerdings gibt es auch Proteine, die an Fasern gebunden erst im Dickdarm abgebaut werden können. Diese sind für den Pferdekörper wertlos, da sie im Dickdarm nur noch als Ammoniak über Leber und Nieren ausgeschieden werden können. Beispiele sind hier Proteine, die in sehr grobstängeligem Heu (nach später Madh) vorhanden sind. Der Anteil an dünndarmverdaulichen Proteinen liegt hier gerade mal bei 50 Prozent.

Achtung grundsätzlich bei Pferden mit Nierenproblemen: Ihnen sollten keine eiweißreichen Futtermittel zugeführt werden, denn die Belastung der Nieren (auch der Leber) ist bei einer Zufuhr von zu viel Eiweiß immer enorm. Für jedes Pferd. Was nicht in den Körper eingebaut werden kann, muss über Entgiftungsorgane ausgeschieden werden. 

Das kommt ganz auf seine Arbeitsleistung, aber vor allem auf sein Körpergewicht an. Allgemein gültig findet man in der Literatur die Empfehlung von 0,5 bis 1 g verdaulichem Eiweiß pro kg Körpergewicht. Allerdings heißt es auch, dass der Eiweißgehalt sinkt, je schwerer dein Pferd ist, beziehungsweise spricht man vom metabolischen Körpergewicht, welches besagt, dass die Stoffwechselleistung des Körpers in Relation zu Größe und Körperoberfläche unterschiedlich ist. Gerechnet wird folgendermaßen: gewogenes Lebendgewicht hoch 0,75 gleich metabolisches Körpergewicht.

Rechenbeispiel hier:

• Der Erhaltungsbedarf bei einem 600-kg-Pferd: 600 hoch 0,75 = 121,23 kg metabolisches Körpergewicht ergibt 363,69 g an Dünndarm verdaulichem Eiweiß pro Tag
• Der Erhaltungsbedarf bei einem 400-kg-Pony: 400 hoch 0,75 = 89,44 kg metabolisches Körpergewicht ergibt 268,32 g an Dünndarm verdaulichem Eiweiß pro Tag

Wichtig ist, dass du hierbei beachtest, dass eine tragende oder gar laktierende Stute weit mehr Eiweiß und damit dünndarmverdauliche Proteine benötigt. Deshalb lautet die Empfehlung von 0,5 bis 1 g Eiweiß pro kg Körpergewicht am Tag. Ebenso wachsende Fohlen und Youngster bis zu drei Jahren, Sportpferde und Pferde, die in Offenstallhaltung leben, benötigen mehr. Kälte beeinflusst den Bedarf ebenso wie große Hitze. Beobachte dein Pferd und passe deine Fütterung entsprechend seinen Bedürfnissen an.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Erhaltungsbedarf deines Pferdes in Megajoule zu berechnen. Laut Fütterungshinweisen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) von 2014 benötigt ein 600-kg-Pferd (Warmblut) im Erhaltungsbedarf 63 MJ. Beim Englischen Vollblüter liegen die Empfehlungen mit 78 MJ etwas höher, sonstige Pferderassen mit 600 kg Lebendmasse benötigen laut GfE 48-61 MJ und ein Pony mit 500 kg braucht noch 42 MJ.

Für den Erhaltungsbedarf legt die GfE 3 g dünndarmverdauliches Eiweiß zugrunde. Doch bei normalem Training (einer täglichen Reitstunde) und Boxenhaltung wird allgemein auch ein Proteinbedarf von 5 g dünndarmverdaulichem Eiweiß (pcvRP) pro MJ berechnet. Zudem benötigt eine tragende Stute besipielsweise mehr MJ, als ein Pferd im Erhaltungsbedarf. Beachte dies.