Bierhefe für Pferde

Der entscheidende Unterschied ist, dass Bierhefe, auch Biertreber, durch die Trocknung und Erhitzung im Herstellungsprozess als Futtermittel inaktiv wird und im Darm des Pferdes nicht mehr aktiviert werden kann. Das macht sie zu einem Präbiotikum, einem unverdaulichen Nahrungsbestandteil, der dem Mikrobiom Darm als lebensnotwendige Nahrung dient. Die Fresszellen im Darm werden also gefüttert und so kann das Immunsystem gestärkt und die Gesundheit des Pferdes verbessert werden.

Dabei gibt es neben echter Bierhefe und Biertreber (BT) auch noch die Mannanoligosaccharide (MOS). Diese werden häufig nur als Bierhefe ausgewiesen. Sie gelten ebenfalls wie echte Bierhefe als Präbiotika, werden aber als Kohlenhydratverbindungen aus Hefezellwänden gewonnen. Ihnen wird zugeschrieben Mykotoxine aus dem Darm zu binden und die Darmschleimhaut zu stärken. Sie unterstützen die Verdauung und bringen Darmbakterien ins Gleichgewicht, was das körpereigene Immunsystem ebenfalls stärkt.

Weil echte Bierhefe also inaktiv ist, werden durch sie auch keine lebenden Hefekulturen wie beispielsweise bei Lebendhefen wie der vollkommen ungeeigneten Backhefe (die vermehrungsfähig ist) in den Dickdarm des Pferdes transportiert. Das hat den Vorteil, dass Blähungen und Koliken aufgrund der von solchen Lebendhefen produzierten CO2-Mengen und des Alkohols ausbleiben.

Lebendhefe kann dennoch als Probiotikum gefüttert werden. Allerdings sind nur wenige Stämme der Hefe „Saccharomyces cerevisiae“ EU-weit als Probiotikum für Pferde zugelassen. Und wissen muss man auch, dass diese Hefen nicht im Mikrobiom des Darms gefunden werden, was den Schluss zulassen könnte, dass sie nicht in ein Pferd hineingehören.

Dennoch werden Lebendhefen probiotische Eigenschaften zugeschrieben, wenn sie vermehrungsunfähig sind. Das ist wichtig. Dann können sie in der Lage sein, die Darmflora zu unterstützen und zu stabilisieren, Verdauungsproblemen entgegenzuwirken und die Anzahl der Mikroorganismen im Darm zu erhöhen – was einer faserreichen Verdauung du natürlich dem Immunsystem dient.

Bierhefe für Pferde birgt einen großen Schatz an Nährstoffen. Neben essenziellen Aminosäuren wie Lysin, Threonin, Methionin, Cystin und Tryptophan – und damit einem hohen Proteingehalt – stecken viele B-Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, Ballaststoffe für eine gute Darmfunktion, ebenso wie Elektrolyte in der Bierhefe. Außerdem sind natürlich Kohlenhydrate, auch in Form von Stärke, und Fette mit gut 50 Prozent ungesättigten Fettsäuren enthalten.

Hier geht es weiter mit der Auflistung, reich an Inhaltsstoffen:

Vitamine

• Vitamin B1 (Thiamin)
• Vitamin B2 (Riboflavin)
• Vitamin B3 (Niacin)
• Vitamin B5 (Pantothensäure)
• Vitamin B6 (Pyridoxin)
• Vitamin B7 (Biotin oder Vitamin H)
• Vitamin B9 (Folsäure)
• Vitamin B12 (Cobalamin)
• Vitamin E

Mineralien/Spurenelemente

• Calcium
• Chlorid
• Cholin
• Chrom (aktiv in seiner Form)
• Fluorid
• Iodid (Jod)
• Kalium
• Kupfer
• Magnesium
• Mangan
• Natrium
• Phosphor
• Selen
• Schwefel (in den Aminosäuren Methionin und Cystein)
• Zink

Aminosäuren

• Alanin
• Arginin
• Asparaginsäure
• Cystein
• Glutaminsäure
• Glycin
• Histidin
• Isoleucin
• Leucin
• Lysin
• Methionin
• Phenylalanin
• Prolin
• Purin
• Serin
• Threonin
• Tryptophan
• Tyrosin
• Valin

Doch beachte bitte: Die Zufuhr von Mineralien und Spurenelementen ist nicht ausreichend, um den täglichen Bedarf deines Pferdes zu decken. Ein gutes Mineralfutter ist deshalb nicht durch die Gabe von Bierhefe zu ersetzen. Das musst du wissen!

Allem voran wird Bierhefe für Pferde dann eingesetzt, wenn es um eine intakte Verdauung gehen soll. Denn 80 Prozent aller Abwehrreaktionen des Körpers finden im Darm statt und auch die Anzahl der Immunzellen eines Körpers liegt mit 70-80 Prozent im Darm. Kein Wunder, dass es so oft heißt: „Darm gut, alles gut“. Deshalb kann Bierhefe sowohl zur Vorbeugung, beispielsweise beim Anweiden im Frühjahr eingesetzt werden, als auch bei Gaben von Antibiotika, Wurmkuren oder grundsätzlichen Problemen wie Durchfall und Kotwasser.

Während der beiden großen, saisonalen Fellwechsel (lese hierzu gerne unseren Ratgeber-Beitrag „Fellwechsel beim Pferd – Wie du dein Ross unterstützen kannst!“) kann Bierhefe ebenso gut gefüttert werden wie zur Unterstützung der Haut, die sich durch in der Bierhefe enthaltenes Zink und Vitamin B7 (Biotin) schneller regenerieren kann. So werden Heilungsprozesse beschleunigt und vorhandene Entzündungen gemindert. Die Inhaltsstoffe der Bierhefe unterstützen aber auch das Fellwachstum, kräftigen jedes einzelne Haar ebenso, wie die Hornstruktur der Hufe.

Das Nervensystem erfährt durch die reichhaltig vorhandenen B-Vitamine eine Beruhigung (Stress wird abgefangen) und das Immunsystem wird gestärkt. Dazu dienen nicht minder die essenziellen Aminosäuren wie Lysin, Threonin, Methionin, Cystin und Tryptophan: Gehirn, Knochen, Knorpel, Bindegewebe und Sehen profitieren von ihnen ebenso, wie der Muskelstoffwechsel. Deshalb kann Bierhefe besonders für ältere Pferde, deren Muskelstoffwechsel vermehrt abbaut, oder Pferde mit PSSM2 interessant sein.

Achtung: An PSSM1 erkranke Pferde sollten keine Bierhefe erhalten. Das liegt an dem hohen Anteil von Phytinsäure. Bei Hufrehe ist eine Gabe sehr gering zu halten. Grundsätzlich solltest du darauf achten, dass Bierhefe im Rahmen der Fütterungsempfehlung bleibt. Zu große Mengen über lange Zeit verabreicht, könnten – wenn Reis- oder Weizenkleie oder Kraftfutter dazu gefüttert werden – eine Aufnahme wichtiger Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Mangan und Zink hemmen.