Das Weidezaungerät ist die wichtigste Komponente des Elektrozauns, weil es den Weidezaun mit dem abschreckenden Strom versorgt und so Hütesicherheit garantiert.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Weidezaungerät, für welche Zäune wird es verwendet?
Das Weidezaungerät ist die wichtigste Komponente des Elektrozauns. Es versorgt den Weidezaun mit abschreckendem Strom und garantiert auf diese Weise Hütesicherheit. Der moderne Elektrozaun muss unbedingt sach- und fachgerecht gebaut sein und mit der richtigen, für die Tiere unschädlichen Stromstärke bestückt werden. Das wird in der EU durch strenge tierschutzrechtliche Vorschriften gesichert und liegt dem verständigen Tierhalter natürlich auch selbst sehr am Herzen.
Wie funktioniert ein Weidezaungerät?
Die funktionstüchtige Umzäunung der Weide entsteht dadurch, dass alle Bestandteile des Zauns so miteinander verbunden werden, dass die elektrischen Impulse vom Weidezaungerät über das Zaunanschlusskabel in die Leitermaterialien gesendet werden. Die Leitermaterialien leiten die elektrischen Impulse über den gesamten Elektro-Weidezaun, so dass der gesamte Weidezaun unter elektrischer Spannung steht.
Wenn eines der gehüteten (und durch den Zaun behüteten) Tiere von innen ausbrechen will oder eine räuberische Spezies von außen eindringen möchte, bekommt das jeweilige Tier einen kurzen, aber gut spürbaren Stromschlag. Dieser wird ausgelöst, weil die ganze Konstruktion einen offenen Stromkreis bildet, den der Aus- oder Einbrecher mit seiner Berührung schließt.
Der elektrische Weidezaun besteht aus folgenden Komponenten:
- Weidezaunpfähle:
Nach Bedarf kannst du dich für feste oder mobile Weidezaunpfähle entscheiden. Es gibt z.B. schnell setzbare und versetzbare T-Pfosten zur Befestigung und als Abstandshalter für den Stromleiter. - Weidezauntore:
Weidezauntore dienen allein oder zu mehreren als geeignete Eintrittspforten zur Weide. Für jede Tierart gibt es geeignete Öffnungsmechanismen. - Weidezaunverbinder bzw. Elektrozaunspanner
- Leitmaterialien/Stromleiter:
Als Leitmaterialien fungieren Weidezaunband, Seil, Draht oder Litze, die den Strom entlang des Zaunes transportieren. - Weidezaunisolatoren:
Die Isolatoren für den Weidezaun isolieren den Strom von den Pfählen und verhindern das Abfließen des Stromes in den Boden. - Weidezaunerdpfähle bzw. Erdstäbe und Erdkabel für die Erdung:
Weidezaunerdpfähle, Erdstäbe und Erdkabel leiten den Strom bei Berührung des Stromleiters wieder zurück zum Weidezaungerät und stellen einen Kreislauf her. - Ggf. Batterien/Akkus, eventuell weiteres Zubehör für das Weidezaungerät und Kontrollgeräte
- Weidezaungerät oder Elektrozaungerät:
Das Weidezaun- oder Elektrozaungerät erzeugt regelmäßig elektrische Impulse und stellt das eigentliche Herzstück des Zauns dar.
Das richtige Weidezaungerät sorgt für tierschutzgerechte Weidehaltung
Wenn Ersthalter ihr Gelände mit elektrischen Weidezäunen strukturieren, um ihren Tieren gute, abwechslungsreiche Weiden zu bieten, gibt es immer wieder Kinder oder unerfahrene Nachbarn, die sich empört über die vermeintliche Tierquälerei äußern.
Wenn alle einschlägigen Bestimmungen (siehe Quellenangabe unten) eingehalten werden, ist ein elektrischer Weidezaun jedoch aus vielen Gründen mehr als tierschutzgerecht:
Der elektrische Weidezaun grenzt die Tiere nicht mittels massiver, unüberwindbarer Schranken ein, sondern setzt zusätzlich zur sichtbaren Barriere eine unsichtbare Grenze von höchster Wirksamkeit. Der Kontakt mit dem Strom ist nicht gefährlich, aber so unangenehm und so konsequent spürbar, dass jedes „vernünftige“ Tier ihn auch in einer Paniksituation mehr meidet als einen festen Zaun, der dann schon mal umgerannt oder übersprungen wird. Ein Elektro-Weidezaun lässt sich aus eigens dafür entwickelten, lange haltbaren, aber leichten Konstruktionsmodulen schnell und einfach erstellen. Auf diese Weise kann den Tieren schnell in einem sicheren Umfeld Auslauf gewährt werden. Sonst müssten sie im Stall unruhig darauf warten, bis ein Festzaun endlich fertiggestellt ist.
Wenn ein elektrischer Weidezaun korrekt dimensioniert wird und zuverlässig arbeitet, sendet er sehr kurze, intensive elektrische Impulse von etwa 0,1 bis 0,3 Millisekunden (in einem Abstand von etwa 1 bis 1,4 Sekunden). Gewöhnlich bleibt es aber bei einem einzigen Impuls, auf den das Tier zurückschreckt und dadurch den Stromkreis unterbricht, denn es lernt sehr schnell, dass es die Stöße vermeiden kann.
„Sichtbar, sicher, stabil“ heißen die Zauberworte für die sichere Eingrenzung, die durch einen elektrischen Weidezaun häufig schneller und besser verwirklicht werden können als durch ein kompliziertes, festes Zaun-Bauwerk.
Was sind die entscheidenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Weidezaungeräten?
Weidezaungeräte werden immer von fachkundigen Profis hergestellt. Unterschiede im Design sind also entweder zu vernachlässigen oder äußern sich in kleinen Unterschieden in der Bedienbarkeit, die in einem bestimmten Umfeld einen kleinen Vorteil bringen können.
Die entscheidenden Unterschiede betreffen nur die eigentlichen Kernfunktionen: Die Versorgung des Zauns mit elektrischer Energie und genau der Spannung, die zum Hüten der beherbergten Tierart gebraucht wird. Umgangssprachlich ausgedrückt geht es hier darum, wie „stark“ das Weidezaungerät ist.
Dabei werden Ladeenergie (die elektrische Energie, die im Weidezaungerät selbst anliegt) und Impulsenergie unterschieden. Die Impulsenergie beschreibt die tatsächlich ausgehende Leistung, die Stärke der abgegebenen elektrischen Impulse. Die auf dem Weidezaungerät aufgedruckte Joule-Zahl gibt an, wie stark der elektrische Impuls ist, den die Tiere bei Zaun-Kontakt zu spüren bekommen. Dabei sorgt jedes Weidezaungerät durch die sehr kurze Dauer der Impulse von 0,1 bis 0,3 Millisekunden dafür, dass die Energie immer auf den in der EU vorgeschriebenen Maximalwert von 5 Joule begrenzt bleibt und somit für Mensch und Tier ungefährlich ist. Auch Dauer und Rhythmus der Impulse ist geregelt: Laut DIN EN 60335-2-76 (Anhang E) und VDE0131 muss die Pause zwischen den einzelnen Impulsen mindestens eine Sekunde lang sein. Die Pulsdauer muss unter 10 Millisekunden bleiben.
Mit der Impulsenergie korrelieren die Spannung des Weidezaungeräts und der aufgebrachte Widerstand. Der Widerstand wird sowohl im Weidezaungerät als auch in den Leitermaterialien möglichst gering gehalten (sonst würden diese Komponenten zu viel Strom für „sich selbst“ verbrauchen, um den Zaun mit gleichmäßiger Leistung zu versorgen).
Die Spannung des Weidezaungeräts wird in Volt angegeben. Als Mindestspannung für einen hütesicheren Elektrozaun werden 2.000 – 3.000 Volt (2 – 3 kV, an jeder Stelle des Zauns) empfohlen. Als obere Grenze der Hütespannung werden 10.000 – 12.000 Volt = 10 – 12 kV angegeben. Die meisten angebotenen Weidezaungeräte arbeiten im Bereich zwischen 8.000 – 12.000 Volt. Weidezaungeräte für Sonderanwendungen mit reduzierter Abgabe zwischen 2.000 und 4.000 Volt sind auch erhältlich.
Welches Weidezaungerät für welche Tiere?
Die entscheidendste Kenngröße bei der Auswahl des Weidezaungeräts für eine bestimmte Tierart ist die Stärke des kurzen elektrischen Impulses. Die vorgeschriebene Obergrenze von 5 Joule wurde bereits erwähnt. Darunter gilt es für dich als Tierhalter, aus Impulsstärken zwischen 0,1 bis 4,9 Joule zu wählen.
Die Spannung/Hütespannung des Weidezaungeräts muss zunächst passend zur Tierart bzw. Impulsstärke und der Länge des Zauns gewählt werden: Je mehr Volt, desto leistungsstärker das Gerät, um so besser der Schutz über die gesamte Länge des Hütezauns.
Bei den einzelnen Tierarten sind dabei einige spezifische Besonderheiten zu berücksichtigen:
a) Rinder und Kühe:
Zu unterscheiden sind hier die „normalen Kühe“, die eher leicht zu hüten sind, und der Bereich der robust gehaltenen Rinder bis hin zu den Wildrindern, die etwas schwerer zu hüten sind. Auch Mutterkühe zeigen ein instinktives Verhalten, das sie eher in die schwer zu hütende Gruppe einreiht.
b) Pferde:
Pferde sind groß, kurzhaarig, elegant oder klein, dickfellig und robust und überwinden als Springpferde oft erstaunliche Höhen. Wenn du ein Weidezaungerät für Pferde kaufen möchtest, musst du diese Faktoren bei der Auswahl des passenden Weidezaungeräts berücksichtigen. Die obere Reihe des stromleitenden Materials sollte hier nicht mehr als 10 % unter Widerristhöhe des größten Pferds installiert werden, vor allem nicht, wenn Hengste beweidet werden. Für Fohlen können dagegen Anpassungen im unteren/mittleren Bereich empfehlenswert sein.
c) Ponys:
Ponys stehen oft zusammen mit Pferden auf der Weide. Und auch wenn sie ein exklusives Grüppchen bilden dürfen, findet sich das passende Weidezaungerät in der für Pferde aufgezeigten Auswahl. Lasse dich aber bitte nicht verleiten, für die kleinen Ponys von vornherein geringere Leistungsstärken zu wählen: Ponys sind in jeder Beziehung clever und hart im Nehmen. Sie stecken häufig einen Schlag mehr Power fröhlich wiehernd weg – also eher das nächst stärkere Gerät wählen als das „zu zarte Streicheln“.
d) Schafe:
Schafe tragen die meiste Zeit des Jahres dicke Wolle. Die Klauenhufe führen außerdem die elektrischen Impulse nur schlecht zurück. Dies und den leichteren Hautkontakt nach der Schur musst du bei der Wahl des Weidezaungeräts für Schafe berücksichtigen.
e) Ziegen:
Ziegen können klettern, sind furchtbar schlau und brechen sehr gerne aus, um selbstständig das Umfeld zu entdecken. Bei diesen „Frechdachsen“ könnte Rücksichtnahme und Zartheit schnell gefährlich werden, weshalb Weidezaungeräte mit einer Impulsstärke empfohlen werden, die den Ziegen von Anfang an Respekt vor dem Zaun einflößen.
f) Geflügel (Hühner, Enten, Gänse, etc.):
Geflügel wirkt häufig sehr zart, aber Gefieder leitet schlecht, während die dünnen, mit einer Hornschicht belegten Beinchen eine schlechte Rückführung der elektronischen Impulse verursachen.
Die Weidezaungeräte für alle weiteren Tiere, die auf einer Weide mit Elektrozaun gesichert werden sollen, können in Anlehnung an diese Vorgaben ausgewählt werden. Dabei gilt grundsätzlich, dass für kurze Zäune und kleine, nicht unbedingt ständig ausbruchgeneigte Tiere geringe Voltzahlen ab 2000 Volt ausreichen und die erforderliche Voltzahlen mit der Größe und der Wildheit der Tiere steigt.
Bei der Auswahl der Stärke des Weidezaungeräts spielen außer der Tierart noch weitere Faktoren eine Rolle:
- Zaunlänge
- Bodenbeschaffenheit
- Zaunbewuchs
- Komplexität des Zaun-Aufbaus (Anzahl Isolatoren und Verbinder)
- Leitermaterial
- Art der Stromversorgung (Festanschluss, Batterie, Solar-Technik)
In den Beschreibungen der von uns angebotenen Weidezaungeräte findest du bereits die meisten Hinweise, um auch für ungewöhnliche Tierarten und/oder ungewöhnlich lange oder kurze Zäune das passende Weidezaungerät auszuwählen. Wenn du dich umfassend mit dem Thema beschäftigen möchtest, findest du unten einige (offizielle) Quellen.
Nützliches Zubehör, Installation und Wartung
Ein wichtiges Element bei jedem Weidezaun ist die Stromversorgung des Weidezaungeräts, die immer dann über das normale Stromnetz erfolgen sollte, wenn in einem Abstand von bis zu ca. 200 m ein 230-Volt-Anschluss zur Verfügung steht. Die passenden Weidezaun-Erdkabel findest du im Bereich Zubehör für Weidezaungeräte ebenso wie die Weidezaun-Batteriegeräte, die du benötigst, wenn die direkte Stromversorgung nicht möglich ist.
Außerdem wird dort alles angeboten, was du zur Installation des Weidezaungeräts brauchst – bis hin zu den Warnschildern, die in regelmäßigen Abständen befestigt werden müssen. Diese Installation muss fachgerecht und nach Bedienungsanleitung vorgenommen werden (bei den FAQ unter den Weidezaungeräten findest du eine Übersicht der wichtigsten Punkte).
Dazu gibt es heute zahlreiche Artikel im Zubehör, die über die Geräte-Funktionen hinaus bei der Kontrolle und Wartung des Weidezauns helfen können, z. B. Alarmgeräte, Zaunprüfer und spezielle Sicherheitsboxen. Die gesetzlich vorgeschriebene regelmäßige Überprüfung der Zaunanlage, die immer auch die persönliche Sichtung der Tiere umfasst, kann zwar auch das neueste Solar-Modul nicht ersetzen. Wenn du jedoch nicht mehr zu tun hast, als einen vorbildlich hütesicheren Zaun abzugehen, bei dem nur selten etwas zu tun ist, macht diese Überprüfung nicht nur sehr viel mehr Freude, sondern du kannst deinen Tieren auch entsprechend mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen.
Wenn du dich außerdem über die richtige Installation eines Weidezauns informieren möchtest, dann lies auch unseren Ratgeberartikel „Elektrozaun richtig installieren“. Hier bekommst du Wissenswertes zur Leitfähigkeit von Zaundrähten, zur Erdung und zum Elektrozaungerät präsentiert.
Quellen:
landwirtschaft.sachsen.de/download/Weidezaeune.pdf
landwirtschaft-bw.info/pb/site/pbs-bw-new/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/rps/Pferdetage/Pferdetag_013/H%C3%BCtesichere%20Elektroz%C3%A4une.pdf
agrargiganten.de/blogs/rund-um-den-weidezaun/gesetzliche-richtlinien-fuer-weidezaeune/
agrar.horizont.com/cms/de/service/normen-vorschriften.html lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/1/nav/2064/article/28065.html
barnboox.de/pferdewissen/haltung/weidemanagement/ausbrecher-pferde-auf-der-flucht-wie-kann-man-vorbeugen/
Bildnachweis:
© Pixabay / Antranias
© Patura