Holz, Kunststoff oder Metall, mit stromführendem Kabel oder Stacheldraht: Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, eine Weide zu umzäunen. Nicht jede Variante des Weidezauns ist für jede Tierart geeignet. Jedes Tier verhält sich anders im Fall von Gefahr und Stress. Die Weidezäune müssen so aufgebaut sein, dass sich die Tiere nicht verletzen. Außerdem musst du gesetzliche Vorgaben beachten und den Bedürfnissen von Menschen Rechnung tragen.
In unserem Ratgeber haben wir zusammengestellt, was du zum Thema Rechtslage bei Elektrozäunen wissen musst!
Inhaltsverzeichnis
Definition: Was ist ein Weidezaun?
Als Weidezäune gelten alle Zäune, die Tiere daran hindern, eine Weide selbstständig zu verlassen. Dazu sind unterschiedliche Materialien geeignet: Die Zäune können aus Metall, Kunststoff oder sogar aus Holz bestehen. Der Elektrozaun ist ebenfalls ein Weidezaun. Außerdem unterscheidet man zwischen ortsfesten Zäunen und mobilen Zäunen. Die tierschutzrechtlichen Vorgaben für Weidezäune sind streng.
Ortsfeste Zäune
Ortsfeste Zäune sind Zäune, die einmal fest installiert werden und dann an ihrem Ort bleiben. Diese Zäune sind auf Haltbarkeit und Stabilität ausgelegt. Sie sollen im Idealfall die Vierbeiner viele Jahre auf der Weide sichern und Gefahren von der Weide fernhalten. Ein Versetzen dieser Zäune ist nicht vorgesehen.
- Holzzaun:
In der Regel bestehen die Pfosten aus robusten Hölzern wie Eiche oder Robinie, die günstigeren Fichten- und Kieferhölzer sind weniger lange haltbar. Querlatten werden aus Rund- oder Halbrundhölzern gefertigt und bestehen meist aus Fichte. Sie werden an der Innenseite des Zauns festgemacht. Dort kann auch noch ein Elektrodraht angebracht sein. Dieser soll die Tiere daran hindern, am Zaun zu nagen oder sich daran zu schubbern. - Kunststoffzaun:
PVC (Polyvinylchlorid)-Zäune verrotten nicht und sind auch noch pflegeleicht im Vergleich zu Holz. Allerdings enthalten die Kunststoffe Weichmacher und altern ebenfalls. Inzwischen gibt es diese Variante auch aus aufbereitetem Altmaterial, das gilt als umweltschonender. Kunststoffzäune werden aufgebaut wie Holzzäune. Du kannst sie ebenfalls mit einem Elektrodraht versehen. - Metallzäune:
Metall musst du weniger warten als Holz. In der Regel verwendet man feuerverzinkte Versionen, die nicht verrotten. Allerdings sind nicht alle Arten von Metallzaun wirklich gut für Weidetiere geeignet, denn diese Zäune stellen eine Gefahr für die Vierbeiner dar – nicht nur für die Weidetiere, sondern auch für die Wildtiere.
Innerhalb der Metallzäune unterscheidet man zwischen Glattdraht und Stacheldraht:
- Glattdraht ist für Rinder gut geeignet, für Pferde dagegen nicht. Denn Pferde sind Fluchttiere. Wenn sie mit hoher Geschwindigkeit in den Zaun laufen, verletzen sie sich.
- Stacheldrahtzäune sind generell umstritten, denn sie stellen für alle Weidetiere und sogar für Wildtiere eine hohe Verletzungsgefahr dar.
Eine weitere Unterart des Zauns stellt das Knotengitter dar. Knotengitterzäune sind besser bekannt unter der Bezeichnung Schafzaun, denn sie werden in erster Linie genutzt, um Schaf- und Ziegenweiden zu umzäunen. Wildernde Hunde halten sie ebenfalls ab. Allerdings sollten diese Zäune nicht für Pferdeweiden genutzt werden, denn die Pferde können sich mit dem Huf leicht im Netz verfangen. In einigen deutschen Bundesländern gelten Knotengitterzäune für Pferde als tierschutzwidrig und nicht zulässig.
Mobile Zäune
Einen mobilen Zaun stellst du immer nur für einen kurzen Zeitraum auf. Das ist in der extensiven Schafhaltung der Fall. Auch wenn du Pferde saisonal auf der Weide hältst, sind versetzbare Zäune eine gute Wahl. Für Rinder, Geflügel, Schafe und Ziegen gilt das in der saisonalen Weidehaltung genauso.
Mobile Zäune kommen also bei wechselnden Weiden zum Einsatz und werden als Abteil-Abtrennung bei Portionsweiden aufgebaut. Welche Art von Zaun man genau verwendet, hängt von der Tierart ab. Bei Schafen und Ziegen sind Schafnetze beliebt. Diese sind aufgebaut wie Knotengitterzäune, bestehen aber aus Plastikschnüren mit feinen Metalldrähten. In der Geflügelhaltung muss man deutlich engmaschigere Gitternetze wählen. Und für Rinder spannt man oft nur einen gut leitenden Draht zwischen den Pfählen, der in regelmäßigen Abständen mit Absperrband oder etwas Ähnlichem kenntlich gemacht ist. So nehmen die Tiere ihn besser wahr. Bei Pferden darfst du weder Stacheldraht- noch Knotengitterzäune nutzen, beide sind tierschutzwidrig. Als temporärer Zaun ist ein weißes oder farbiges Breitband üblich. Es ist sichtbarer für die Tiere und reißt, wenn sich ein Tier darin verfängt.
Sonderfall Elektrozaun
Unter einem elektrischen Weidezaun versteht man einen Weidezaun, an dessen Zaunpfähle man elektrische Leiter mit Isolatoren befestigt hat. Das Weidezaungerät gilt als wichtigster Bestandteil des Elektrozauns. Er versorgt den Zaun mit abschreckendem Strom und verspricht auf diese Weise Hütesicherheit. Als Leitermaterialien verwendet man Draht, Litze, Seil oder Weidezaunband. Die Isolatoren verhindern das Abfließen des Stroms in den Boden. An bestimmten Pfählen kann man auch auf die Isolatoren verzichten, zum Beispiel bei Kunststoffpfählen oder Pfählen aus Tannenholz.
Der Elektrozaun gewährleistet, dass Vierbeiner hütesicher untergebracht sind. Im Vergleich zu Stabilzäunen braucht man weniger Material und kann Weideflächen als offenes Gelände belassen.
TIPP:
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Rechtsgrundlagen in der Weidesicherheit – die Vorgaben für den Elektrozaun sind vielfältig
Es gibt nicht das eine Regelwerk für die sichere Weidehaltung. Vielmehr musst du als Tierhalter einzelne Vorschriften zur Weidesicherheit miteinander verknüpfen. Dazu gehören:
- Gesetze und Verordnungen
- DIN-Vorschriften
- Anerkannte Empfehlungen
- Technische Regeln
BEACHTE:
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Haftungsvorschriften
Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) regelt in seinen Paragrafen 833 und 834 die Haftung des Tierhalters und des Tieraufsehers, wenn durch ein Tier ein Mensch getötet oder Körper oder Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt wird.
Verordnungen für Nutztierhalter
Nach der Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – TierSchNutztV) sollen Nutztierhalter unter anderem dafür Sorge tragen, dass das Befinden ihrer Tiere mindestens einmal täglich durch direkte Inaugenscheinnahme von einer für die Fütterung und Pflege verantwortlichen Person überprüft wird. Außerdem müssen Nutztierhalter sicherstellen, dass alle Tiere täglich entsprechend ihrem Bedarf mit Futter und Wasser in ausreichender Menge und Qualität versorgt sind. Sie müssen unverzüglich Aufzeichnungen über das Ergebnis der täglichen Überprüfung des Bestandes tätigen.
DIN-Vorschriften und technische Regeln
Spezielle technische Regeln sind in DIN-Vorschriften zum Beispiel in DIN VDE 0131 „Errichtung und Betrieb von Elektrozaunanlagen für Tiere“ vorgegeben. Für jeden Weidezaun müssen Tierhalter abhängig von Materialien und zu hütenden Tierarten bestimmte technische Regeln beachten. Dazu gehören Empfehlungen zum Beispiel zu notwendigen Stromspannungen und Prüfmöglichkeiten oder zu notwendigen Drahthöhen, Pfählen und Weidedrähte abhängig von der Tierart.
Ausgewählte wichtige Regeln auf einen Blick:
- Für jeden Zaun darf nur ein Weidezaungerät im Einsatz sein.
- Zwischen der Erdung des Weidezaungeräts und der Erdung der Netzspannung vom nächstgelegenen Gebäude müssen wenigstens 10 Meter Abstand eingehalten werden.
- Elektrische Zaundrähte dürfen nicht unter oder parallel zu Hochspannungskabeln oder Telefonkabeln in der Luft verlaufen. Müssen sich die beiden Stromleiter (mit Abstand) kreuzen, sollte das idealerweise im rechten Winkel geschehen.
- Die Elektrozäune sind mit deutlich sicht- und lesbaren Warnschildern zu kennzeichnen.
- Die Zäune müssen an jedem Tor und an jedem öffentlichen Zugangspunkt gekennzeichnet werden.
- Für die Schilder gelten die Mindestmaße 100 Millimeter mal 200 Millimeter, die Schriftgröße muss mindestens 25 Millimeter betragen.
- Als Wortlaut der Kennzeichnungen kannst du wählen zwischen „Achtung Elektrozaun“ und „Vorsicht Elektrozaun“.
- Zwischen zwei Elektrozäunen mit verschiedenen Weidezaungeräten muss wenigstens 3 Meter Abstand sein.
- Ein Stacheldraht oder Nato-Draht darf auf keinen Fall als Elektrozaun verwendet werden.
- In feuergefährdeten Betriebsstätten (beispielsweise Scheunen oder Ställe) dürfen keine Elektrozäune eingebaut sein.
- Die Gebrauchshinweise des Herstellers für das einzelne Gerät sind zu beachten.
- Die Weidesicherheit des Elektrozauns muss durch den Tierhalter täglich überprüft werden.
- Um das Ausbruchrisiko zu minimieren, müssen immer ausreichend Futter und Frischwasser vorhanden sein.
Abschließender Hinweis für den Tierhalter
Wie oben bereits angesprochen gibt es kein allumfassendes Gesetz für die Regelungen rund um den Weidezaun. Als Tierhalter musst du einzelne Vorschriften im Zusammenhang berücksichtigen, um zu gewährleisten, dass deine Weidezäune sicher sind. Du musst dementsprechend im Sinne der allgemeinen Gefahrenabwehr den „Stand der Technik“ verfolgen und beachten.
WICHTIG:
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Quellenangaben und weitere Informationen:
wikipedia.org/wiki/Weidezaun
gallagher.eu/de_de/gesetzliche-richtlinien-zaeune
cavallo.de/reitsportausruestung/recht-weidezaun-ohne-strom-wer-haftet/
gzsdw.de/files/1132_2016_sichere_weidezaeune_x000_1.pdf
agrarheute.com/tier/rind/weidezaeune-landwirt-beachten-572783
weidezaun.info/info/ratgeber/gesetzliche-bestimmungen
agrargiganten.de/blogs/rund-um-den-weidezaun/gesetzliche-richtlinien-fuer-weidezaeune/
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