Etwa seit der Jahrtausendwende gibt es nach 150 Jahren wieder Wölfe in Deutschland. Ein deutlicher Erfolg für den Naturschutz. Anfangs freuten sich die meisten Menschen über diese Entwicklung. Viele Experten gingen davon aus, dass der Wolf zurückgezogen in den Wäldern leben würde. Die Begegnung mit dem Raubtier wurde mit einem Sechser im Lotto verglichen. Zwanzig Jahre nachdem der Wolf sich in Deutschlang wieder angesiedelt hat, sieht die Realität anders aus.
Inhaltsverzeichnis
Wachsende Wolfspopulation – zunehmendes Problem
Da der Wolf nicht bejagt werden darf, vermehren sich die Rudel. Die Zahl der Risse nimmt stetig in den Bundesländern zu, in denen das Raubtier heimisch geworden ist. In Deutschland rissen Wölfe im Jahr 2019 allein knapp 2.500 Schafe.
Die Risse betreffen längst nicht mehr nur Schafe und Ziegen, sondern auch Gatterwild, Rinder und Pferde. Entsprechend rüsten viele Tierhalter Schutzmaßnahmen gegen den Wolf nach, damit ihre Herden besser geschützt sind.
Höhere und bessere Zäune – entscheidend für den Schutz vor Wölfen
Früher war es möglich, Schafe in einfacher Form einzuzäunen oder auch frei grasen zu lassen. Falls du sie nicht im Stall hältst, musst du heute als Schafhalter dafür sorgen, dass deine Tiere gut geschützt sind. Wenn du Herden-Schutzzäune errichtest und weitere Schutzmaßnahmen für die Herden durchführst, reduzierst du Schäden an deinen Nutztieren enorm.
Fachleute meinen, dass du das wilde Tier ausschließlich mit dem Elektrozaun erfolgreich vertreibst. Zur besseren Wolfsabwehr dienen dabei sowohl die Höhe als auch die Qualität der Elektrozäune. Außerdem ist ein höheres Maß an Strom auf den Litzen sinnvoll.
Achte darauf, dass der Weidezaun für deine Schafherde mindestens 90 Zentimeter hoch ist. Besser sind 1,20 Meter oder mehr. Außerdem spielt der Bewuchs rund um die einzuzäunende Wiese eine Rolle. Stehen dort viele Bäume und Hecken, besteht die Gefahr, dass das Raubtier diese als Sprunghilfe nutzt. Du solltest die Einzäunung dann höher und mit Abstand errichten.
Unterste stromführende Litze – knapp über dem Boden
Der zu errichtende Weidezaun sollte nicht nur hoch, sondern auch möglichst dicht sein. Litzen dürfen keinen zu großen Abstand zueinander haben, damit der Wolf nicht zwischen diesen hindurch kommt.
Auch besteht die Gefahr, dass das Raubtier sich unter einem Zaun durchgräbt. Diese Gefahr ist deutlich höher als das Risiko, dass es die Sperre überspringt. Entsprechend bringst du die unterste Litze maximal zwanzig Zentimeter oberhalb des Bodens an. Auf diese Weise erhält ein angreifender Wolf bereits einen Stromschlag, wenn er zum Graben ansetzt.
Nicht zuletzt kommt es auf eine gute Qualität der Litzen an. In einzelnen Fällen kommt es vor, dass Wölfe einfache Litzen durchbeißen.
Wolfs-Abwehrzaun ausreichend mit Strom versorgen
Um Wildtiere wie den Wolf abzuwehren, muss ein Zaun höheren Anforderungen genügen als der einfache „Weglaufschutz“-Zaun von Haustieren. Die Haustiere lernen, wie der Zaun funktioniert und verhalten sich dementsprechend.
Das Raubtier kommt unvorsichtig von außen. Es braucht in der Regel länger, um die Umzäunung zu respektieren und sucht nicht sofort das Weite. Der erste Stromschlag, den das Tier vom Wolfschutzzaun bekommt, muss das Tier abschrecken. Daher ist es entscheidend, dass Zaundrähte optimal leiten und die Erdung der Weidezaungeräte funktioniert.
Neben der Qualität der Litzen ist die Leistungsfähigkeit des Weidezaungeräts für die Weide bedeutsam. Damit du Batterien bei hoher Beanspruchung nicht ständig auswechseln musst, solltest du über eine leistungsstarke Solarlösung für den Betrieb nachdenken.
Patura gibt als Hersteller von Weidezäunen für den Wolfsabwehr-Zaun folgende Tipps
- Starke Elektrozaungeräte:
Wichtig für die abschreckende Wirkung deines Elektrozauns zum Schutz vor dem Wolf sind starke Elektrozaungeräte. Diese sollten immer am Zaun eine Spannung von 4.000 bis 5.000 Volt aufrechterhalten. - Geräte mit mindestens 3 bis 15 Joule:
Das Weidezaungerät zum Schutz vor dem Raubtier sollte je nach Länge und Bewuchs des Weidezauns mindestens 3 bis 15 Joule Impulsenergie besitzen. - Einsatz von Solarmodulen:
Wenn du die Elektrozaungeräte unabhängig von Steckdosen verwendest, kannst du Solarmodule für Weidezaungeräte Damit sicherst du ab, dass der Zaun mit Strom versorgt ist.
Empfehlung von Patura für Zäune als Nachtpferch bei Wanderschafhaltung:
- 90 cm hoher Pferch aus Metallhorden (besser: 110 cm)
- Mindestens 2 m vor dem Pferch ein 90 cm hoher Elektrozaun aus hochleitfähigen Netzen (besser: 106 cm)
=> Damit schaffst du eine Pufferzone zwischen deinen Tieren und dem Beutegreifer.
=> Die Schafe rennen nicht die Netze um, wenn sie panisch werden.
Wenn du ausschließlich Elektronetze zur Wolfsabwehr verwendest, musst du den Pferch größer planen, damit die Schafe mehr Platz haben.
Empfehlung von Patura für leicht versetzbare, mobile Zäune zur Koppelschafhaltung:
- 4-drähtiger Mobilzaun mit hochleitfähigen Litzen
- 90 cm hoch (Abstände zwischen Drähten: 20 – 40 – 65 – 90 cm)
- Mit Haspeln
- NOCH BESSER: 120 cm hoch mit 5 Litzen
Empfehlung von Patura für stationäre Festzäune zur Koppelschafhaltung:
- 5-drähtiger Festzaun mit 2,5 mm Stahldraht
- 120 cm hoch (Abstände zwischen Drähten: 20 – 40 – 65 – 90 – 120 cm)
Empfehlung von Patura zur Aufrüstung von Zäunen aus Maschendraht oder Knotengeflecht:
- Montieren von 1 – 2 elektrischen Drähten auf Abstands-Isolatoren außen vor dem Zaun
=> verhindert Untergraben des Zauns - Bei niedrigem Weidezaun: Führen eines elektrisch geladenen Drahts auf etwa 120 cm Höhe
=> verhindert Überspringen des Zauns
Hilfen für Schutzzäune bei zuständigen Behörden beantragen
Bei den Abwehrmaßnahmen gegen den Wolf ist es ratsam, eng mit den Behörden zusammenzuarbeiten. In Deutschland sind für das Wolfsmanagement die Bundesländer zuständig. Die Länder helfen den Haltern und Landwirten finanziell. Die Geschädigten müssen nicht allein die Kosten und den Aufwand für den gesetzlich verankerten Artenschutz für das Raubtier tragen. Auch bei den präventiven Maßnahmen unterstützen die Länder die Tierbesitzer.
Die Unterschiede der Bundesländer bei der Hilfe der betroffenen Tierhalter sind teilweise beträchtlich. Oft fördert das Land ausschließlich in den ausgewiesenen Wolfsgebieten und es darf eine Höchst-Förderrate nicht überschreiten.
Stark betroffene Bundesländer besitzen spezielle Herdenschutz-Programme. Auf der Internetpräsenz der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) erfährst du mehr über das Wolfsmanagement in deinem Bundesland.
TIPP:
-
Erkundige dich bei deiner zuständigen Behörde, welche Maßnahmen zur Wolfsabwehr in deinem Bundesland wie hoch gefördert werden.
-
Mit aktuellen Richtlinien sorgen die Länder dafür, dass sie dich nach Wolfsrissen auch bei Tierverlusten, Tierarztkosten oder Medikamentenkosten entschädigen. Auch wenn die Fördergelder nicht die kompletten Ausgaben decken, bekommst du einen Teil deiner Aufwendungen rückerstattet.
Bundesländer: Standards für Zauntypen erarbeitet
Die Bundesländer haben für „Feste Weidezäune“ und „Mobile Weidezäune“ Standards festgelegt. Du kannst die Standards in den oben bereits erwähnten Wolfsmanagement-Plänen der Länder nachlesen. Wenn du dich an diese Standards hältst, hast du Anspruch auf Förderung beziehungsweise Entschädigungszahlungen.
Grundsätzliche Anforderungen an einen Schutzzaun, der den Wolf abweist
- Der Zaun ist lückenlos und bodenbündig.
- Der Abstand zu Sprunghilfen für das Raubtier wie Böschungen ist ausreichend.
- Du kontrollierst den Weidezaun täglich – wenn nötig, reparierst du ihn zeitnah.
- Du sorgst dafür, dass die eingezäunte Fläche ausreichend groß ist. Auf diese Weise vermeidest du, dass die Herde in Panik gerät und jede Sperre zerstört, wenn der Wolf auftaucht.
Spezielle Anforderungen an feste Weidezäunen:
- Höhe eines Zauns aus Maschendraht oder Drahtknotengeflecht: 120 bis 140 cm
- Schutz vor Unterwühlen oder Untergraben:
– fest verspannter, elektrifizierbarer Bodenabschluss,
– Eingraben des Zauns oder
– ausgelegtes und fixiertes Drahtgeflecht vor dem Weidezaun - Schutz vor Überspringen des Zauns (beispielsweise Flatterband, Breitbandlitze)
Spezielle Anforderungen an mobile Weidezäune:
- elektrifizierte Draht- oder Netzzäune: 90 bis 110 cm hoch (Wolfsnetz oder Wolfnet)
- Elektrozaun mit mindestens 2.000 Volt Strom und mindestens 1 Joule Entladeenergie
- Unterste stromführende Litze: maximal 20 cm von Untergrund entfernt
=> macht Untergraben unmöglich - Kunststoffstreben senkrecht ins Geflecht des Netzzauns ziehen
=> macht das Wolfsnetz sichtbarer und abschreckender für den Wolf
BEACHTE: In deinem Bundesland gelten besondere Anforderungen als Schutzmaßnahmen und ermöglichen dir Förderungen. Diese solltest du im Einzelnen genau bei den zuständigen behördlichen Stellen klären.
Bundesländer fördern Herdenschutzhunde
Einige Bundesländer unterstützen Nutztierhalter dabei, sich einen Herdenschutzhund anzuschaffen. Herdenschutzhunde treiben Schafe oder Ziegen nicht zusammen, sondern sie schützen sie effektiv vor Wölfen. Geeignete Rassen sind zum Beispiel der Pyrenäenberghund oder der Kangal-Hirtenhund.
Lernvermögen und Charakter des einzelnen Hundes entscheiden darüber, ob er seine Aufgabe bei der Wolfsabwehr gut ausfüllt. Fachleute empfehlen, ältere und jüngere Hütehunde zusammenzuhalten. Die jüngeren lernen von den älteren und keiner trägt allein die Verantwortung für die gesamte Herde. Eindringlinge wie Wölfe wehren die Herdenschutzhunde mit kräftigem Bellen ab. Wenn das nicht hilft, greifen sie innerhalb der Herden-Einzäunung an.
Fazit zur Wolfsabwehr
Wenn du in einem Wolfsgebiet wohnst, sind deine Tiere auf der Koppel einer erhöhten Gefahr ausgesetzt. Wölfe reißen deine Tiere, verletzen oder töten sie. Deine Tiere leiden und du hast den Schaden in mehrerlei Hinsicht: Mitleid, Kosten, Zusatzaufwand. Mit Wolfsabwehr-Maßnahmen schaffst du Abhilfe. Effektive Elektrozäune zur Wolfsabwehr und sogenannte Herdenschutzhunde halten die Wildtiere wirkungsvoll von deinen Nutztieren fern. Die Bundesländer fördern und zahlen Entschädigungen unterschiedlich. Über Ausgleichszahlungen informierst du dich am besten in dem Wolfsmanagementplan deines Bundeslandes.
Möchtest du mehr erfahren über das Aufbauen eines Elektrozauns? Du findest Wissenswertes in unserem Ratgeber „Elektrozaun richtig installieren – so geht’s!“.
Quellen:
patura.info/FTP/Flyer/Fly_PATURA_Wolfsabwehr.pdf
praxis-agrar.de/tier/schafe-und-ziegen/nutztiere-wirksam-vor-woelfen-schuetzen/
nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/19712.html
Bildnachweis:
© Wildpix imagery / Adobe Stock