Ziegen sind reine Pflanzenfresser und mögen abwechslungsreiche Nahrung. Wild lebend in der Natur gehen die Tiere dabei auf lange Entdeckungsreisen. Sie legen bei der Nahrungssuche normalerweise weite Strecken zurück, um selektiv leckeres Futter zu finden.
Ziegen gehören zu den Wiederkäuern und haben ein komplexes Verdauungssystem, weswegen sie auf faserreiche Nahrung angewiesen sind. Im Sommer suchen sich die Tiere gerne selbst frisches Grünfutter, Kräuter und Sträucher. In den kargen und kalten Wintermonaten fressen sie überwiegend vorhandenes Raufutter.
Erfahre mehr Wissenswertes rund um die Fütterung von Ziegen in unserem Ratgeber!
Inhaltsverzeichnis
Wie sieht die grundlegende Nahrung für Ziegen aus?
Wenn die Ziegen in einer Freilandhaltung leben, suchen sich die Tiere selbst auf einer Weide ihr Futter. Die Weide sollte ausreichend groß, saftig und abwechslungsreich bewachsen sein. Dazu gehört eine breite Angebotspalette an nährstoffreichen Pflanzenarten, unter anderem Gras, Klee, Kräuter, Blätter von jungen Bäumen und Sträuchern. Die biologische Vielfalt der Weide ist wichtig für die anschließende Qualität der Milch der Milchziegen und des gewonnenen Fleisches.
Auch Rinde und Reisig sind bei den Ziegen sehr beliebt und fördern ihre Gesundheit durch die enthaltenen Mineralstoffe und Spurenelemente.
Damit der Pansen der Wiederkäuer ohne Störungen funktioniert, ist ein hoher Anteil an Raufutter in der täglichen Futterration ausschlaggebend. Dafür reicht im Frühling und im Sommer der Bewuchs auf der Weide normalerweise aus. Du kannst jedoch zusätzlich Heu oder Stroh füttern, da es den Wiederkäuern schmeckt und ihnen guttut.
TIPP:
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Wie fressen Ziegen?
Generell grasen Ziegen nicht, sondern zupfen die rohe und faserhaltige Nahrung mit ihrer beweglichen Oberlippe sowie den unteren Schneidezähnen ab und zerkauen sie. Die Tiere bevorzugen längere und etwas verholzte Pflanzenteile. Im Gegensatz zu ihnen fressen Schafe überwiegend das saftige und kürzere Grünfutter, weswegen du Ziegen und Schafe problemlos zusammen auf der Weide halten kannst. Es entsteht kein Konkurrenzkampf bei der Nahrungssuche.
Sollen Ziegen Kraftfutter bekommen?
Ziegen finden schon seit vielen Jahrhunderten diverse Getreidesorten in der Wildbahn und fressen sie gerne, jedoch nur gelegentlich und in geringen Mengen. Deshalb solltest du auch das Kraftfutter nur gezielt und zurückhaltend anbieten.
Die Zugabe von Kraftfutter solltest du abhängig machen vom jeweiligen Bedarf, der Trächtigkeit und der Milchleistung des Tieres. Wenn die Ziegen keine Milch geben und nicht hochträchtig sind, verzichtest du am besten komplett auf das besonders nährstoffreiche Futter. Dagegen solltest du hochträchtige und milchgebende Muttertiere zufüttern, da diese einen erhöhten Nährstoffbedarf entwickeln.
Wenn der Energie- und Nährstoffbedarf der Ziege im letzten Drittel der Trächtigkeit ansteigt, musst du die Futterration an die Leistung des Tieres anpassen. Am besten stellst du das Futter über einen Zeitraum von zwei Wochen langsam um und gibst zusätzlich zum Grundfutter Kraftfutter. Der Wiederkäuermagen der Ziege muss sich langsam an die neuen Futtermittel gewöhnen.
Zum Kraftfutter zählen Hülsenfrüchte und Getreide wie Gerste, Hafer und Mais. Pro Tag reicht eine Beigabe von zwei bis drei Handvoll in der Regel vollkommen aus. Fütterst du zu viel, können die Ziegen Durchfall bekommen und schnell verfetten. Wenn du das Kraftfutter in mehreren Portionen und erst nach dem Raufutter anbietest, bleibt die Milchqualität gut und besitzt den nötigen Fettgehalt
Beim Verfüttern von Kraftfutter in der Ziegenhaltung gibt es jedoch unterschiedliche Auffassungen zu Art und Umfang.
Wieviel fressen Ziegen?
Nach Angabe der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen können Ziegen abhängig vom Futter zwei bis drei Kilogramm Trockenmasse am Tag zu sich nehmen. Dabei sollte der Anteil des Kraftfutters nicht über vierzig Prozent betragen, so dass das Futter noch für den Wiederkäuer gerecht ist. Der Rohfaseranteil sollte mindestens 18 Prozent ausmachen.
Was dürfen Ziegen an Obst und Gemüse fressen?
Obst und Gemüse gehören zum Saftfutter, was sich dadurch auszeichnet, dass es einen relativ hohen Wassergehalt besitzt. Wenn das Angebot an Nahrung besonders üppig ist, selektieren die Tiere und wählen gezielt das leckere Saftfutter aus.
Als beliebte Ergänzung ist Saftfutter im begrenzten Umfang als Beigabe möglich. Dazu gehören unter anderem:
- Äpfel
- Birnen
- Futterrüben
- Möhren
Speziell im Spätsommer und im frühen Herbst gibt es zahlreiches Fallobst auf den Wiesen. Statt es verrotten zu lassen, bietet sich die Abgabe an Ziegenhalter an, die das Obst maßvoll an ihre Ziegen verfüttern können.
TIPP:
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Ziegen sind geschickte Kletterer
Ziegen sind sehr geschickt und können sich auf ihre Hinterfüße stellen, um an Früchte von Bäumen und an Gemüse von hohen Stauden zu kommen. Aber auch viele andere hochwachsende Pflanzen sind vor ihnen nicht sicher, weswegen du beim Halten von Ziegen in der Nähe von Nutzgärten diesbezüglich vorsichtig sein musst. Ansonsten können die gefräßigen Ziegen schnell die ganze Ernte vernichten oder Zierpflanzen kaputtmachen.
Wie versorge ich die Ziegen richtig mit Mineralstoffen und Spurenelementen?
Wie wir Menschen haben auch Ziegen einen gewissen Bedarf an Mineralstoffen und Spurenelementen. Um diesen Anspruch ausreichend zu decken, bieten sich Mineral- und Salzlecksteine für die Tiere an. Diese bringst du in der Nähe der Futterstellen im Stall und auf der Weide mit Lecksteinhaltern anbringst.
Darüber hinaus gibt es spezielle Beimischungen für das Futter, in denen Mineralstoffe enthalten sind. Solche Produkte bieten sich vor allem für die Trächtigkeit und die Säugezeit der Ziegen an.
Allerdings kann es vorkommen, dass der Geschmack der Mischungen und Blöcke den Ziegen nicht gefällt. Falls das angebotene Produkt von den Tieren nicht angenommen wird, muss es unbedingt ersetzt werden. Ansonsten drohen Mangelerscheinungen und schwerwiegende Erkrankungen.
Lecksteine und Futterschalen dürfen nicht verschmutzen, da die Ziegen das angebotene Produkt sonst konsequent meiden. Deswegen solltest du Lecksteine und Futterschalen nie auf den Boden stellen, sondern immer erhöht anbringen.
Was fressen Ziegen im Winter?
In den hiesigen Breitengraden zeichnen sich die Winter mit teilweise tiefen Minusgraden und einer spärlichen Vegetation aus. Finden die Ziegen auf einer mit Schnee bedeckten Weide nicht genügend Nahrung, musst du deine Tiere zwingend zusätzlich füttern. Es bietet sich die Gabe von Raufutter wie Heu an, ergänzt durch frisch geschnittene Zweige, Silage und Rüben. Abhängig vom jeweiligen Bedarf kannst du auch Kraftfutter in Form von Getreide und Ölsaatschrot einsetzen.
Was dürfen Ziegen nicht fressen?
Ziegen können in Notzeiten sehr genügsam sein. Bei einem reichhaltigen Angebot zeigen sie sich jedoch sehr naschhaft und wählerisch. Außerdem mögen sie es, neue Pflanzen auszuprobieren. So kann es vorkommen, dass die Ziegen sich über das Blumenbeet hermachen oder sogar die frisch gewaschene Kleidung an der Wäscheleine anknabbern.
Wenn die Tiere auf einem neuen Feld oder einer unbekannten Wiese gehalten werden, ist eine Analyse des Nahrungsangebotes im Vorfeld zwingend erforderlich. Einige Pflanzenarten sind giftig für die Ziegen und können lebensbedrohend sein. Dazu zählen zum Beispiel die Azaleen und die Rhododendren, bei denen schon ein kleines Blatt zu Vergiftungserscheinungen führt. Aber auch die Blätter von Kohl, Kartoffeln und Tomaten können giftig für die Tiere sein. Deshalb ist es wichtig, dass du giftige Pflanzen von der Weide entfernst, bevor die Ziegen dort nach Nahrung suchen.
Ziegen sollten Folgendes nicht fressen (Liste nicht abschließend):
- Blätter von Rhododendren oder Azaleen
- Mehl- oder Teigwaren
- Kohlarten
- Schalen von Kartoffeln
- Blätter von Tomaten- und Kartoffelpflanzen
- Zitrusfrüchte wie Orangen oder Zitronen
- Schalen von Bananen
Wieviel Wasser brauchen Ziegen?
Neben einer ausgewogenen Fütterung musst du darauf achten, dass deine Tiere immer mit ausreichend frischem Wasser einwandfreier Qualität versorgt sind.
Der tägliche Wasserbedarf einer Ziege ist unter anderem abhängig vom:
- Wassergehalt des Futters
- Leistungsstadium (Trächtigkeit, milchgebend)
- Umgebungstemperatur
- Ziegenrasse
Der Wasserbedarf einer ausgewachsenen Ziege kann bei drei bis zu weit über zehn Litern liegen.
TIPP:
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HINWEIS:
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Quellenangaben:
landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/schafhaltung/fuetterung/futteransprueche.htm
wikifarmer.com/de/ziegenfutterung-alles-was-du-wissen-musst/
berlin.de/special/haustiere/2840688-2840263-ziegen-sind-unterhaltsame-haustiere.html
ziege.ch/ziegenhaltung/ziegenfutter/fuetterung.html
wichteltal.de/zur-f%C3%BCtterung/
Bildnachweis:
© Adobe Stock / Martin Exenberger
dürfen ziegen kapuzinerkresse fresssen ?
Liebe Marina von Bredow,
es freut mich, dass du unseren Artikel über die Ziegen gelesen hast.
Du fragst, ob Ziegen Kapuzinerkresse fressen dürfen. Kapuzinerkresse enthält u. a. Senföle. Man sagt Senfölen sogar medizinische Wirkung nach. Senföle schmecken allerdings scharf. Die Pflanze setzt sie frei, um sich vor Fressfeinden und Insekten zu schützen.
Mir ist kein Grund bekannt, warum Ziegen die Kapuzinerkresse nicht fressen sollten.
Viele Grüße und noch viel Spaß mit deinen Ziegen
Birgit Lorbacher
dürfen Ziegen Kiwizweige fressen, wir haben nämlich jeden Tag ein paar davon
Hallo Roland,
vielen Dank für dein Interesse an unserem Ratgeber.
Du fragst, ob deine Ziegen Kiwizweige fressen dürfen. Da Kiwi-Pflanzen schwach giftig sind, rate ich dir vom Verfüttern der Zweige ab. Auch wenn deine Ziegen wohl sehr viele Zweige fressen müssten, um Vergiftungssymptome zu zeigen, ist es sicherer, sie fressen gar keine.
Frage bei Gelegenheit auch den behandelnden Tierarzt zu diesem Thema. Er wird sich bestens mit Futtermitteln für Ziegen auskennen.
Noch viel Spaß mit deinen Ziegen wünscht
Birgit
Guten Abend.
Ich wollte nachfragen ob Ziegen denn generell auch giftige Pflanzen wie Herbstzeitlose fressen oder ob es ihnen durch „ältere“ Artgenossen beigebracht wird. Bedeutet wenn man nur Jungtiere hält sollte man diese dann entfernen bzw wenn man eine Muttertierhaltung ins Auge fasst könnte man diese Pflanzen dann stehen lassen? Denn in freier Wildbahn bzw. Ein Schäfer kann auch nicht immer jeden Winkel absuchen.
Hallo Leon,
es freut mich, dass du dich für unseren Ratgeber „Was fressen Ziegen?“ interessierst.
In der Regel lassen die Ziegen die giftigen Pflanzen links liegen. Viele davon sind bitter, so dass sie den Vierbeinern auch nicht schmecken. Die meisten giftigen Pflanzen schaden den Ziegen erst, wenn die Tiere sie in großen Mengen gefressen haben. Trotzdem musst du aufpassen und die Weide für alle Ziegen regelmäßig überprüfen. Als Tierhalter solltest du versuchen, alle Gefahren von deinen Tieren fernzuhalten. Für die Frage, ob ältere Tiere den Jungtieren beibringen keine giftigen Pflanzen zu fressen, wendest du dich am besten an einen langjährigen Ziegenhalter und -züchter.
Wenn du noch weitere Fragen zum Einstieg in die Ziegenhaltung hast, kannst du auch überlegen, einen Sachkundelehrgang für Ziegenhalter zu besuchen. Es gibt Landwirtschaftskammern, die regelmäßig Lehrgänge anbieten. Zum Beispiel richtet die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in zeitlichen Abständen im Haus Riswick Seminare für Ziegenhalter aus.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Halten deiner Ziegen,
Viele Grüße
Birgit Lorbacher
Dürfen Ziegen Lupinen essen ? Ich lese immer nur widersprüchliches darüber.
Hallo Meike,
herzlichen Dank für Deine Anfrage und Dein Vertrauen. Ich habe versucht, Deine Frage so weitreichend wie möglich für Dich zu klären. Tatsache ist, dass Lupinen – sowohl die Pflanze, aber speziell die Samen – giftig sind und damit auf gewisse Weise toxisch wirken, denn sie enthalten neben Chinolizidinalkaloiden, toxisch sekundären Stoffwechselprodukten, auch Piperidinalkaloide, Mykotoxine und Peptidtoxine wie Phomopsin.
Nun gibt es die Süßlupinen (weiße, blaue und beispielsweise gelbe Lupinen mit stark reduziertem Alkaloidgehalt gezüchtet), die weniger Gifte enthalten als beispielsweise Bitterlupinen, die wilden Lupinen. Und diese werden auch in der Lebensmittel- und Futtermittel-Industrie verarbeitet. Nach einer Verordnung aus 2009 (EG Nr. 1121/2009) dürfen Süßlupinen höchstens 5 Prozent der bitteren Samen enthalten, darum sind sie als Futtermittel zugelassen. Außerdem werden sie – je nach Art – Prozessen zur Entbitterung unterzogen, was Lupinensamen zudem genießbarer macht.
Die Futtermittelindustrie (ebenso wie Lebensmittelindustrie) erhielt sogar eine Förderung (von 2014 bis 2019) durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung für die Nutzung von Lupinen, da sie eine gute Proteinquelle sind. Deshalb werden sie Kühen, Schafen und Ziegen auch gefüttert. Doch schon im Jahr 1967 erschien das Buch „Ernährungsschäden der landwirtschaftlichen Nutztiere“, E. Wiesner E., G. Fischer Verlag. Dieses fand ich unter anderem als Quelle für die Toxizität von Lupinen.
Auf der Seite vetpharm.uzh.ch/giftdb/pflanzen/0045_tox.htm fand ich Informationen zur toxischen (TD) und letalen Dosis (LD) von Pflanzengiften aus Lupinen. Da gelten 60 g getrocknete Bitterlupinen pro Kilogramm Körpergewicht bei einem Rind als toxisch.
Zwar habe ich Interessantes nur fürs Schaf gefunden, aber von der Größe könnte es zumindest hinkommen:
• Anagyrin, Ammodendrin und N-Methylammodendrin wirken teratogen. Vermutet wird eine Inhibition der fetalen Bewegung durch Stimulation gefolgt von einer Desensibilisierung der nikotinischer Acetylcholinrezeptoren (nAChR) der Skelettmuskulatur. Ammodendrin wirkt als nAChR-Agonist.Anagyrin ist nur teratogen bei Rindern, jedoch nicht bei Schafen, Ziegen oder Hamstern (Green et al., 2010; Keeler & Panter, 1989; Panter et al., 1998).
• Phomopsin A ist ein potenter Hemmer der Mikrotubuli, primär der Hepatozyten. Durch die Beeinträchtigung des Selen- und Vitamin E-Metabolismus kann es zu einer Myopathie kommen (Allen, 2004; Liebenow & Liebenow, 1993; Teuscher & Lindequist, 2010; Schloss et al., 2015).
TD Schaf p.o.: 2.5 µg Phomopsin/kg Körpergewicht (Teuscher & Lindequist, 2010).
LD50 Schaf p.o.: 40 µg Phomopsin/kg Körpergewicht (Teuscher & Lindequist, 2010), 1000-1350 µg Phomopsin A/kg Körpergewicht (Allen, 2004)
LD50 Schaf i.p., s.c.: 10-27 µg Phomopsin A/kg Körpergewicht (Allen, 2004).
Als einige Symptome der Alkaloide in Lupinen werden Unruhe, Erbrechen, auch Schwitzen, Lähmungen des Atemmuskels mit anschließendem Atem-/Herzstillstand in dessen Folge auch der Tod eintreten kann, beschrieben.
Wie hoch nun die Dosen sind, die Ziegen im Speziellen vertragen, habe ich leider nicht herausfinden können, aber ganz ehrlich, ich persönlich würde allein mit diesen Informationen auf die Fütterung von Lupinen und deren Samen verzichten. Es gibt ja genügend andere Futtermittel. Wenn Ziegenfutter eiweiß-/proteinreich sein soll, dienen Sojaprodukte wie Sojaextrationsschrot auf gleich Weise. Auch Stallbedarf24 wird in Zukunft Ziegenfutter anbieten können. Schau doch mal wieder vorbei:)
Liebe Grüße,
Anja
Wie können Burenziegen gegen Wurmbefall resistent gemacht werden?
Ich denke, dass eine Entwurmkur mit Medikamenten,das Immunsystem dauerhaft schädigen könnte!
Was kann futtertechnisch, z.B. durch Heu vorbeugend getan werden?
Hallo Herr Vögele,
Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen. Ja, die Entwurmung ist ein wichtiges Thema und gerne gehe ich auf Ihre Frage ein. Bedeutsam scheint mir als erstes, dass eine überschaubare und damit kleine Anzahl an Würmern im Darm gesund ist, denn ohne sie würden andere Parasiten ungehindert Ihre Ziegen befallen können, was in letzter Konsequenz auch zum Tode führen könnte.
Deshalb ist eine Entwurmung zwar enorm wichtig, aber eine Resistenz unangebracht. Es geht darum, den Wurmbefall unterhalb der schädlichen Grenze zu halten, damit weder eine Anämie entsteht noch gegebenenfalls die Milchleistung nachlässt oder die Ziege durch einen erhöhten Wurmbefall die aufgenommenen Nährstoffe nicht länger für sich selbst zur Verfügung hat, weil sich die Parasiten davon ernähren, und abmagert.
Wichtig ist es deshalb, Kotproben zu entnehmen. Am besten vor dem ersten Weidegang im Frühjahr, einmal in den Sommermonaten und natürlich vor dem wieder Ausstallen im Herbst. Sollen neue Tiere in die Herde kommen, ist es natürlich auch hier wichtig, ihren Kot vor der Eingliederung im Labor untersuchen zu lassen.
Diese Faktoren können auf einen Wurmbefall bei Ziegen deuten:
• Abmagerung
• struppiges, brüchiges Haarkleid
• schlecht durchblutete, sehr hell wirkende Lidbindehaut zeigt eine Anamie an (rund 50 µl pro Wurm und Tag an Blutverlust)
• abnehmende Milchleistung beim Melken
Deshalb sollten Kotproben auf jeden Fall von eben mageren Ziegen, oder solchen mit blassen Schleimhäuten, laktierenden Ziegen, Zicklein und Jungziegen genommen werden.
Aber nun zur Entwurmung: Eine „Wurmfreiheit“ erreichen Ziegen oft schon selbst, wenn sie in den Sommermonaten auf den Weiden sind und ungehindert beispielsweise Kräuter, Rinden und Blätter fressen können. Tannenrinde soll von Ziegen gefressen werden, um sich zu entwurmen. Auch Rainfarn wird genommen, der als wurmtreibend gilt, aber in zu großen Mengen auch giftig wirkt.
Wermut ist ebenso ein Wurm-Kraut: Als Empfehlung liest man eine Hand voll Wermut in gut 700 ml Wasser aufzubrühen, mit einem Esslöffel Honig zu süßen und zweimal täglich eine Kappe (ca. 20 ml) zu verabreichen. Da Wermut bei zu langer Fütterung Leber und Nieren von Ziegen schädigen kann, wird empfohlen, alle 6-8 Wochen über 3 Tage lang (nicht auf vollen Pansen, sondern nach einer mehrstündigen Fastenzeit) dieses Gebräu zu füttern. Weiter steht im Buch „Complete Herbal handbook for Farm and Stable“ (1952) von Juliette de Bairacli Levy beispielsweise, dass täglich eine Hand voll Buschbohnenblätter oder eine tägliche Hand voll Schnittlauch, aber auch 2 Hand voll Fenchelkraut zweimal täglich roh verfüttert einem erhöhten Wurmbefall von Ziegen entgegenwirken. Ebenso wie Senfkraut und -körner: zweimal täglich 2 Hand voll des Krauts oder der Samen roh den Ziegen füttern.
Knoblauch wird an verschiedenen Stellen in der Literatur erwähnt: Die ganze Pflanze kann gefüttert werden oder zwei Zwiebeln zweimal täglich (4 gr pro kg Körpergewicht). Zudem kann Knoblauch auch in größeren Mengen gekocht werden und dann erhält die Ziege gut 20 ml vom Sud ins Maul gespritzt. Knoblauch erreicht den ganzen Körper der Ziege, auch die Lunge, falls z. B. Lungenwürmer vorhanden sind und eine Ziege infolge von Wurmbefall hustet.
Gut sind zudem Blätter und Äste/Baumrinden. Wichtig ist, dass die Rinde der Bäume nicht vertrocknet, sondern noch „grün“ ist. Dann sind auch wichtige Nährstoffe wie Tannine noch enthalten. Auch Beeren, die Tannin enthalten, dienen den Ziegen. Denn mit Tanninen schützen sich die Pflanzen vor eigenem Schädlingsbefall: Eichen (10% Tannin) – getrocknete Eichenblätter sind im Winter immer eine gute Abwechslung – Kiefern, auch Brombeeren sowie deren Blätter und Äste, Nussbäume und natürlich deren Blätter, Birken- sowie Kastanien- und Weinrebenblätter/-rinden sind gern gefressene Entwurmer. Auch Traubenkerne werden aufgrund ihrer hochwertigen Tannine zur Fütterung bei Wurmbefall empfohlen.
Gut zu wissen: Mit Tanninen kann die Eisenaufnahme im Körper reduziert werden. Da aber bei Kleinwiederkäuern mitunter ein Eisenüberschuss durchs Grundfutter entstehen könnte, werden hier Zink und Kupfer, die durch einen Eisenüberschuss (ebenso wie einen Calciumüberschuss) in einen Mangelzustand geraten, nicht zu sehr reduziert. Grundsätzlich sollten Ziegen, egal ob mit Tannin-haltigen Entwurmern gefüttert oder nicht, immer ausreichend mineralisiert werden!
https://www.ufa.ch/fachartikel/mangelerscheinungen-bei-schafen-und-ziegen
https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/news/15490_Mangelerkrankungen_bei_Schafen_und_Ziegen