Unsere Pferde verdienen ein bestmögliches Leben. Dazu gehören naturnahe Haltungsformen. Der US-Amerikaner Jamie Jackson entwickelte das Konzept des Paddock Trails. Sein Buch „Paddock Paradies – eine Anleitung zur natürlichen Pferdehaltung“ gilt vielerorts als „Grundlagenwerk“. Aber was ist ein Paddock Trail eigentlich, lohnt er sich tatsächlich, und, falls ja, wie lässt er sich umsetzen? Wir versuchen, dir möglichst aussagekräftige Antworten auf diese Fragen zu geben.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Paddock Trail?
Ein Paddock Trail ist ein Rundwanderweg für Pferde, der auf einem Pferdehof als naturnaher Lebensraum gestaltet wurde. Auf diesem Trail können sich die Pferde auf besondere Weise ausleben, die Herde als Familie erfahren und ihrer eigenen Natur als Bewegungstier nachgehen. An verschiedenen Haltepunkten auf dem Trail finden sie Spiel, Spaß, Futter, Wasser, Gefährten, auch Wälzplätze und in der Mitte meist genügend Weidefläche. So wird der Trail häufig um Weiden herumgebaut, um weite Laufstrecken für die Pferde zu ermöglichen.
Jacksons Erkenntnisse zum Paddock Paradies
Über Jahre beobachtete Jackson Wildpferde, um das Konzept des Paddock Trails zu entwickeln. Er zog zwei zentrale Schlussfolgerungen, die Eingang in seine Idee des Paddock Paradises fanden:
1. Pferde sind in Herden unterwegs. Dies sollte für eine natürliche Haltung möglich sein. Ein Offenstall-Konzept (gemeinsame Haltung) ist deshalb notwendig.
2. In der Natur zwingt der Abstand zwischen den Futterstellen und Wasserstationen die Tiere dazu, sich zu bewegen. Dies wirkt sich vorteilhaft auf ihre Gesundheit aus. Dem entsprechend sollten Wanderstrecken zwischen Heuraufen, Heunetzen sowie -säcken und den Tränken auch in einem Offenstall umgesetzt werden.
Jackson bezeichnet diese Schlussfolgerungen in der Einleitung seines Buchs als „vitale Lektionen“, die aufzeigen, wie das natürliche Leben der Wildpferde ein Wegweiser für die Haltung unserer Pferde sein kann. Manche Hofbesitzer definieren einen Paddock Trail deshalb als „Abenteuer-Pfad“, den die Pferde in Gruppen oder allein entlanggehen können (und müssen), um zum Futter und Wasser zu gelangen. Er funktioniert dabei als Rundweg. Am Ende kommen die Tiere also wieder am Stall an.
Moderner Paddock Trail im Video
Im folgenden Video wird ein 1,8 Kilometer langer Paddock Trail für Pferde vorgestellt. Es gibt verschiedene Stationen entlang des Pfades, wie beispielsweise eine Sandbox zum Wälzen, eine Heu-Station und Hindernisse, die den Pferden Abwechslung und Herausforderung bieten…
Wie groß sollte ein Paddock Trail sein?
Der Pfad sollte möglichst lang sein. Pferde können gut und gerne 10-15 Kilometer am Tag zurücklegen, wenn kein Futtermangel droht. Bei akutem Futtermangel sogar bis zu 60 Kilometer. Dies haben GPS-Messungen ergeben. Die Länge, der auf unseren Pferdehöfen angelegten Trails, umfasst deshalb in der Regel wenigstens einige Hundert Meter. Heu sollte an möglichst vielen Stellen ausliegen, um, optisch erkennbar, überall einen Anreiz für das Weitergehen zu geben. Erfahrungen zeigen, dass es allerdings nicht ideal ist, Heu zu nahe an der Wasserstelle zu positionieren.
Was ist bei einem Paddock Trail für zwei Pferde zu berücksichtigen?
Jackson geht in seinem Ursprungskonzept davon aus, dass die Pferde stets in kleinen Herden unterwegs sind. Er bezeichnet diese liebevoll als „Minihaufen“. Die Tiere können dabei hintereinander laufen, nebeneinander oder einzeln unterwegs sein. Wenn zwei Pferde nebeneinander gehen wollen, muss der angelegte Pfad breit genug sein. Fünf bis sechs Meter gelten als empfehlenswert. Nutzen mehr Tiere den Trail, muss er entsprechend angepasst werden.
MERKE: Die Breite des Trails ist von besonderer Bedeutung
Einig sind sich alle Experten, dass der Breite des Pfades eine besondere Bedeutung zukommt. Ausreichender Platz gilt als notwendig, damit die Tiere einander ausweichen und sich wälzen können. Was dies konkret für mehr als zwei Pferde bedeutet, ist allerdings umstritten. In der Literatur reichen die Angaben von drei bis zu zehn Metern. Teilweise wird auf die Bedeutung der Zaungestaltung verwiesen. Handelt es sich um einen Elektrozaun, so seien fünf Meter das Minimum. Für dich gilt: Zu breite Pfade gibt es nicht – nur zu schmale. Orientiere dich deshalb am besten an einem fünf Meter Minimum, wenn dein Grundstück es zulässt.
Wie lässt sich ein Paddock Trail auf kleiner Fläche realisieren?
Von Natur aus sieht das Konzept von Paddock Trails eine gewisse Größe vor. Für einen normalen Paddock gilt: Bis zu zwei Pferde benötigen wenigstens 150 Quadrat Meter Fläche. Für jedes weitere Tier sollten zumindest 40 Quadratmeter hinzukommen. Für einen Trail sollte es idealerweise deutlich mehr sein. Eine Möglichkeit bei relativ kleiner Fläche ist es, einen Kurs direkt um eine Weide herumzulegen – oder diese teilweise miteinzubeziehen. Wichtig ist, dass die Kurven nicht zu eng angelegt sind.
Welche Ideen für einen Paddock Trail haben sich wissenschaftlich als wertvoll erwiesen?
An der Hochschule Neubrandenburg entstand 2017 eine Masterarbeit, die sich mit Planungshinweisen für einen mechanischen Paddock Trail beschäftigte. Als Forschungsort diente ein Hof mit sechs verschiedenen offenen Ställen, in denen insgesamt über 70 Tiere lebten. Eine Gruppe von neun Pferden im Alter von vier bis zu 24 Jahren wurde dabei besonders beobachtet. Die Arbeit beschreibt die folgenden Ideen als empfehlenswert:
Beim Fressen sollten die Tiere Freiraum haben, auch wenn die Herde insgesamt nahe beieinanderbleibt.
Ältere Tiere haben deutlich längere Liegezeiten. Dies ist für die Gestaltung, beispielsweise durch Paddockmatten, zu berücksichtigen.
Der Raum auf dem Trail wird von allen Pferden gleichmäßig ausgenutzt. Dies war in der Untersuchung ein Unterschied zu einer Weide, auf der die Tiere ihre favorisierten Plätze hatten. Die Tiere suchen sich auf ihrem Trail also situationsbedingt ihren Weg. Herausforderungen durch die Einbindung von Hindernissen (z. B. Kletterhügel oder Baumstämme drapiert als Hindernisparcour) bieten sich an.
Weitere Paddock Trail Ideen findest Du hier zum Beispiel bei Pinterest:
Kreative Ideen für die Gestaltung von Paddock/Offenstall und Paddock Trail
Welche bewährten Paddock Trail-Ideen lassen sich ohne viel Aufwand umsetzen?
Wichtig ist immer die Bereitstellung von Futter – in diesem Fall meist Heu – rund um die Uhr, an mehreren Stellen auf dem Trail verteilt. Dazu dienen Heuraufen, aber auch Heunetze und -säcke. Kleine Weidehütten oder Unterstände ermöglichen guten Schutz vor Wind und Wetter, wenn die Tiere wandern. Das Schöne: Sie wählen ihren Standort selbst.
Reize wie Mineral- und Salzlecksteine sowie kleine Hindernisse (große Steine oder kleine Felsen) lassen sich am einfachsten in einen Paddock Trail integrieren. Auch Kratzbürsten zur Fellpflege oder gegen Plagegeister wie Kriebelmücken und Bremsen (Wie du Kriebelmücken beim Pferden bekämpfen kannst, erfährst du hier: https://www.stallbedarf24.de/ratgeber/kriebelmuecken-beim-pferd-bekaempfen/) können das Trailangebot ergänzen.
Büsche und weitere Pflanzen, die Platz für andere Tiere – beispielsweise durch Vogelkästen und Insektenhotels bieten – bereichern einen Pfad auf gelungene Weise. Sie integrieren weitere naturnahe Erfahrungen in die täglichen Begegnungen der Tiere. Ein weiteres Highlight könnte die Hufschwemme sein. Eine Stelle, an der die Pferde durchs Wasser waten müssen. Dieses Fußbad bietet den Hufen die nötige Feuchtigkeit und ganz nebenbei lernen wasserscheue Pferde durchs kühle Nass zu laufen…
Was sind die Vor- und Nachteile eines Paddock Trails?
Für die Pferde überwiegen die Vorteile:
- Der Freiheitsdrang, das Herdenverhalten und die Bewegungsliebe eines Pferdes werden auf einem Paddock Trail – auch im Winter, wenn die Weiden geschlossen sind – stets bedient.
- Der Gesundheit zuliebe: Die Haltung auf Paddock Trails bietet auch rangniedrigen Tieren genügend Raum und Möglichkeiten der Futteraufnahme. Das reduziert Stress im gesamten Herdenverbund. Auch Krankheiten können hierdurch reduziert werden und die Hufe erfreuen sich nicht selten einer besseren Gesundheit.
- Du selbst kannst dich von deinem schlechten Gewissen befreien, wenn die Tage mal wieder lang waren und der Weg zum Pferd mit Anstrengung verbunden wäre. Entspanne dich. Dein Pferd hat sich im Trail von allein bewegt, inmitten seiner Freunde. Es kommt auch mal ein paar Tage ohne Dich aus.
- Kommt ein Paddock Trail bereits ganz ohne Boxenhaltung aus, verringern sich die Kosten von Einstreu wie Stroh, Späne und deren Abfallbeseitigung enorm.
Die Nachteile betreffen eher den Betreiber eines Paddock Trails:
- Das Wichtigste ist zuerst einmal, dass genügend Land vorhanden sein muss, um den Pferden einen Trail mit ausreichend Bewegungsfläche zu bieten. Dieser Punkt kann das entscheidende Argument für oder gegen einen Trail sein.
- Zu bedenken sind auch die Kosten. Allerdings: Ist Land vorhanden, können mit genügend Zeit ganz wunderbare Trails entstehen. Wichtig ist einfach, Schritt für Schritt einen Trail nach den eigenen Wünschen – und denen der Pferde – entstehen zu lassen. Es muss noch nicht alles perfekt sein, wenn die Vierbeiner beginnen ihre Bahnen zu ziehen. Gibt man sich genügend Raum für Wachstum, sind die Kosten eines solchen Projektes ebenso wie dessen Planung nur halb so wild.
- Das Füttern von Kraftfutter sowie das Auffüllen der Heuraufen und -Netze nimmt täglich Zeit in Anspruch. Ausgezeichnet, wenn hier auf automatische Fütterung durch beispielsweise zeitgesteuerte Heuraufen und Kraftfutter-Automaten umgestellt werden kann.
- Auch das Abäppeln solcher Trails kann zum Nachteil werden. Die Wege sind lang. Doch auch hier hilft die Technik gerne: Motorschubkarren sind dankbare Wegbegleiter.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Paddock Trail
Wie unterscheiden sich Aktivställe und Bewegungsställe vom Paddock Trail?
Die Ställe kennen keinen besonderen Pfad. Beim Bewegungsstall befindet sich die Tränke im Paddock, das Futter aber im Stall. Ein Aktivstall ist in unterschiedliche Funktionsbereiche eingeteilt und bietet auf diese Weise Abwechslung. Auch hier sind im Allgemeinen einige Wege zwischen Futter und Wasser zurückzulegen. Grundsätzlich gehören beide Stallarten zu den Offenstallkonzepten. Sie sind aber anpassbar. So gibt es beispielsweise auch die Bewegungsbox, die Raum für die selbstständige Beschäftigung von Pferden bieten soll.
Wie beeinflusst der Paddock Trail die Gesundheit deines Pferdes?
• Auf einem Paddock Trail werden die Hufe deines Pferdes robust, denn die meisten Trails sind mit abwechslungsreichen Böden/Untergründen genau das, was Pferdehufe für ihre Gesundheit benötigen.
• Bewegung wird auf Paddock Trails großgeschrieben: Die Laufwege ermöglichen einige Kilometer Bewegung am Tag. Perfekt für das Bewegungstier Pferd.
• Kommst Du zum Reiten, kannst du dir das Warmreiten deines Pferdes also sparen. Durch die natürliche Bewegung den ganzen Tag im Trail, werden Gelenke, Muskulatur und Bänder nie kalt.
• Zudem gehen die Tiere ihren gewohnten Tätigkeiten wie fressen, ruhen und schlafen in ihrem ganz eigenen Rhythmus nach.
• Spielen, Toben und kleinere Rangkämpfe eignen sich als natürliches Herdenverhalten zum Zeitvertreib.
Was ist für die Pflege eines Paddock Trails zu berücksichtigen?
Die Pflege der Wege und Zäune bedeuten einen zusätzlichen Aufwand. Gleiches gilt für die Mäharbeiten unter den Litzen. Dafür gibt es weniger Stellen, an denen Pferdemist breitgetreten wird. Es muss also weniger Einstreu bewegt und ausgetauscht werden.
Welche Pferde eignen sich nicht für einen 24 Stunden-Paddock Trail?
Ältere und rangniedrigere Tiere sind abends lieber allein in ihrer Box. Pferde, die mehr als eine Kraftfutter-Mahlzeit oder mehr als zwei Kilogramm zusätzliches Futter benötigen, eignen sich ebenfalls nicht. Gleiches gilt für leichtfuttrige und immer hungrige Tiere, da die Futteraufnahme hier nicht kontrollierbar ist.
Fazit: Ein Paddock Trail ist in der passenden Umgebung sinnvoll
Festhalten lässt sich: Ein Paddock Trail als naturnaher Abenteuerpfad für Tiere ist sinnvoll. Allerdings muss er in der richtigen Umgebung entstehen. Ausreichend Platz ist zwingend, ansonsten sind Alternativen wie ein Bewegungsstall möglicherweise angemessen.
Quellen:
digibib.hs-nb.de/file/dbhsnb_thesis_0000001745/dbhsnb_derivate_0000002454/Masterthesis-Grossheim-2017.pdf
equidocs.de/blog/paddock-trail/
tierschutz.com/publikationen/pferde/infothek/mb_pferde_paddock_trail.pdf
de.scribd.com/book/556972408/Paddock-Paradise-A-Guide-to-Natural-Horse-Boarding
google.de/books/edition/Barefoot_Horse_Keeping/PS1IDQAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=paddock+paradise&pg=PT26&printsec=frontcover
pferdefluesterei.de/paddocktrail-interview/
mein-leben-ist-ein-ponyhof.at/pferdehaltung/selbstversorgerstall-paddock-trail-bis-4-pferde/
pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/auslauf-und-weide
offenstallkonzepte.com/english-pages/paddock-trail-english/
paddockparadise.net/lessons/
fundis-reitsport.de/blog/haltung/aktivstall-pferde/
offenstallkonzepte.com/von-idee-zum-paddocktrail/
360gradpferd.de/paddockgestaltung/
st-georg.de/wissen/wandern-wie-ein-wildpferd-im-paradise-paddock-trail/
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