HINWEIS:
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Pferde beeindrucken den Menschen vor allem durch ihre Größe, Kraft, Willensstärke und Lauffreude. Dass mit diesen Eigenschaften ein ausgeprägter Bewegungsdrang des eigentlich steppenbewohnenden Fluchttieres einhergeht, leuchtet schnell ein. Die Grundbedürfnisse eines Pferdes zu kennen, ist hinsichtlich einer artgerechten Haltung essenziell. Hierüber solltest du dir bewusst sein, wenn du mit dem Gedanken spielst, dir ein Pferd anzuschaffen. Mit welchen Kosten dabei zu rechnen ist, erfährst du im folgenden Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was kostet ein Pferd?
Einmalige & Laufende Kosten im Überblick:
Du denkst darüber nach, dir deinen Traum vom eigenen Pferd zu erfüllen? Das sollst Du auch. Damit du eine ungefähre Idee davon erhältst, worauf du dich in Bezug auf anfallende Kosten einstellen musst, haben wir hier einen Überblick für dich geschaffen. Denn neben den einmaligen Kosten des Pferdekaufs selbst kommen weitere Kosten wie solche für Zubehör, Stallmiete, Fütterung und Ausbildung deines Pferdes auf dich zu.
Zu den Kosten, die hinsichtlich der Haltung eines Pferdes nur einmalig anfallen, zählt fast ausschließlich die Anschaffung des Vierbeiners selbst. Dabei variiert der Anschaffungspreis mitunter stark. So ist ein junges Pony auch schon mal für unter 1.000 Euro zu haben, während du für ein Warmblut-Fohlen meist schon mehrere Tausend Euro zahlst. Ein ausgewachsenes und bereits ausgebildetes Pferd kann, je nach Ausbildungsstand, durchaus 10.000, 20.000, 30.000 Euro oder mehr kosten. Das kommt auf das Alter, die Rasse und den Stammbaum, den Ausbildungsgrad, besonders auch auf das Gangvermögen, sowie die Erfahrung im Wettbewerb an. Reine Freizeitpferde liegen preislich unter den Sportkracks. Wenn du mit einem eigenen Pferd keine sportlichen Ambitionen hast, kannst du auch schon für 10.000 Euro ein sehr gutes Reitpferd bekommen.
BEACHTE:
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Unverzichtbares Reit- und Pferdezubehör
Ist das passende Pferd gefunden, beginnt die Suche nach der Reitausrüstung, von der du glaubst, dass du sie nur einmal anschaffen wirst, wenn du mit deinem neuen Hobby startest. Dazu gehören Sattel, Satteldecke, Trense, Halfter, Pferdedecke, Putzbox und eine Stallapotheke, um nur einige Bestandteile zu nennen. Diese Ausstattung wirst du für dein Pferd immer mal wieder erneuern. Das zeigt die Erfahrung. Nur die Putzbox inklusive Utensilien, welche in gefüllter Ausführung ab etwa 20 Euro erhältlich ist, wirst du vielleicht nur einmal kaufen.
Stallapotheke
Eine gut ausgestattete Stallapotheke kann dir in Notfällen die erste Hilfe ermöglichen und auch sonst unterstützend der Gesundheit deines Pferdes zuträglich sein. Darin enthalten sollten Gegenstände sein wie ein Fieberthermometer, Verbandsmaterial und Verbandswatte, Desinfektionsmittel, Wundsalben, Einmalhandschuhe, Tape um einen Hufverband anlegen zu können, eine Verbandsschere, eine Zeckenzange, selbsthaftende Bandagen und vielleicht auch so etwas wie Tonerde, Kühlgel oder Pferdesalbe. Sicher sollte auch Rivanol enthalten sein, um eine Wundinfektion wie einen Einschuss innerhalb eines Verbandes angießen zu können und die Entzündung mit dieser antiseptischen Lösung zu lindern (kann als Pulver gekauft werden und im Bedarfsfall zu einer Lösung mit Wasser angesetzt werden). In eine gut ausgestattete Stallapotheke investierst du rund 150 Euro. Beachte hierbei, dass du auf die Haltbarkeitsdaten der enthaltenen Produkte achtest, denn diese sollten zu gegebener Zeit, also nach Ablaufdatum, auch ersetzt werden.
UNSER TIPP:
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Zubehör wie Sattel, Zaumzeug, Beinschutz und Decken
Hast du ein Reitpferd, gehören zu den anfallenden Kosten auch Sattel und Zaumzeug wie Halfter und Stricke, Trensen, Gebisse ein adäquater Schutz für die Beine, wenn du beispielsweise mit deinem Pferd springst und Decken gegen Regen, Fliegen oder Kälte.
Halfter und Strick brauchst du nicht in großer Zahl, aber wenn dein Pferd in einem Pensionsstall steht, wirst du dein Halfter inklusive Führstrick manchmal aktuellen Farbtrends anpassen wollen. Dann wirst du mehr als ein Halfter besitzen …
- Preislich beginnen diese als einfache Nylonhalfter bei rund 10 Euro, können als kompetente Lederhalfter aber auch mit 100 Euro ausgezeichnet sein.
- Einfache Gebisse können bei rund 20 Euro (oft mit kurzem Bindungsglied in der Mitte des Gebisses und damit unerwünscht harter Einwirkung auf das Pferdemaul) losgehen und als Spezialgebisse auch bei 350 Euro Kostenaufwand landen.
- Mit den Trensen sieht es ähnlich aus. Je nachdem, wofür dein Herz sich begeistern kann und was deinem Pferd dienlich ist, kann eine Trense bei 50 Euro liegen, oder aber 500 Euro.
Ein Sattel wie beispielsweise ein baumloser Sattel kann dabei ebenfalls um die 500 Euro im Preis betragen, aber meist wirst du deinem Pferd einen Sattel kaufen wollen, der seine Fähigkeiten und deine Vorliebe unterstützt. Ein guter, dem Pferderücken angepasster Dressur-, Vielseitigkeits- oder Springsattel kann dein Konto dann schon leicht um 3.500 bis 5.000 Euro erleichtern. Natürlich kannst du dich auch nach einem gebrauchten Sattel umsehen, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass ein gebrauchter Sattel dem Pferderücken meist weitreichend angepasst werden muss, um Druckstellen zu vermeiden. Das Kissenvolumen muss beispielsweise vom Sattler (oft auch beim neuen Sattel) angepasst werden und eine passende Kammerweite bei einem gebrauchten Sattel genau für dein Pferd zu erhalten, ist wahrscheinlich ein Glücksspiel. Aber gerade auch diese ist für den Erhalt einer gesunden und gut funktionierenden Muskulatur unter dem Sattel wichtig. Willst du Behandlungskosten für Tierarzt, Pferde-Osteopath oder -Physiotherapeut nicht in die Höhe treiben, lässt du einen Sattel genau auf dein Pferd anpassen, ihn halbjährlich auf seine Passform kontrollieren und pflegst ihn gut mit Sattelseife und Lederpflegeprodukten.
WICHTIG:
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In Sachen Beinschutz bieten sich neben Bandagen natürlich Gamaschen und Streichkappen an, doch nicht jedes Pferd benötigt solche oder mag sie an seinen Beinen. Willst du aber springen oder streift sich dein Pferd auch in der Dressur an seinen Beinen, sind Gamaschen von 20 bis mehr als 200 Euro und Streichkappen von um die 10 bis 150 Euro pro Paar möglich.
Und Pferdedecken, das wirst du dann sehen, sind eine beliebte Sache – die meisten Pferdehalter haben weit mehr als nur eine Decke für ihr Pferd, was auch Sinn macht:
- Fliegendecke
- Abschwitzdecke
- Regendecke
- gefütterte Winterdecke
- Stalldecke
… hier gibt es wirklich eine unglaublich große Bandbreite und das schlägt sich auch im jeweiligen Preis nieder. Gut ist, dass du nicht alle Decken auf einmal kaufen musst. Auf die Jahreszeiten abgestimmt, kannst du eine nach der anderen in dein Sortiment aufnehmen. Alles in allem kannst du so gut 1.000 Euro (auch mehr) zusätzlich ausgeben, je nach Material und Qualität.
Monatliche Fixkosten und mehr im Überblick
All das aufgeführte Reit- und Pferdezubehör wirst du nach und nach erneuern wollen. Doch das sind nicht die laufenden Kosten, die kommen jetzt: Denn auf dich als Pferdehalter kommen zusätzlich monatliche Kosten zu, welche die einmaligen Ausgaben in der Summe nicht selten klein erscheinen lassen. Um keine böse Überraschung zu erleben, empfiehlt sich im Vorfeld eine genaue Kostenkalkulation.
Stallmiete
Wenn sich dir nicht die Möglichkeit bietet, dein Pferd auf dem eigenen Hof unterzubringen, kannst du es in einen Pensionsstall einstellen, in dem es meist mit vielen anderen Pferden in einer Herde im Offenstall, auf der Weide oder Box an Box im Stalltrakt leben kann. Je nach Region – ländlich beim Bauern untergebracht, oder in Städten (meist am Stadtrand) in Reitvereinen oder Pensionsställen – belaufen sich die mit einer Unterbringung verbundenen monatliche Einstellgebühren angefangen bei 150 Euro bis durchaus 800 Euro und mehr. Denn je nach Ausstattung, zugebuchten Leistungen und einer gewünschten Rundum-Versorgung deines Pferdes kannst du natürlich immer noch mehr zahlen. Hierbei wird dein Ross dann umfangreich von Pferdewirten oder Stallgehilfen versorgt.
Ausgewogene Fütterung
Damit dein geliebter Vierbeiner gesund bleibt, bedarf es auch des richtigen Futters. Zwar erschließt sich ein Pferd über Weidegras wichtige Nährstoffe wie Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine, doch ist eine zusätzliche Fütterung von Heu (besonders, aber nicht nur in den Wintermonaten) unerlässlich, da es als Rauffutter zu einer gesunden Darmflora beiträgt. Heuballen werden meist vom Pensionsstall gestellt, in welchem Dein Pferd untergebracht ist, und sind im Preis der Stallmiete enthalten. Hast du deinen Vierbeiner aber auf einem selbst gepachteten Grundstück stehen oder gar zuhause am Haus, wirst du im Winter alle 10 bis 14 Tage einen Rundballen für zwei Großpferde (eines solltest du nie allein halten, denn es sind Herdentiere) benötigen, sofern sie ad libitum fressen dürfen. Dann kommen die Kosten für das Heu noch hinzu. Ein Rundballen von 125 oder 130 cm Durchmesser kann dich – je nach Region und Ernte – um die 35 bis 90 Euro kosten. Denn gibt es eine schlechte Ernte, steigen die Preise natürlich auch fürs Heu. In ländlichen Regionen wirst du mit Glück 35 Euro pro Ballen bezahlen, wogegen der Preis in Ballungsgebieten, auch durch die Nachfrage und eine eventuelle Anlieferung, schnell steigen kann.
Wird rohfaserreiches Heu durch Pferdefutter wie beispielsweise Hafer, Müsli, Mineralfutter, aber auch Zusatzfutter wie Öle, Bierhefe, Lecksteine und andere Nahrungsergänzungsmittel abgerundet, steigen zwar deine monatlichen Kosten für die Pferdehaltung weiterhin, aber du wirst dein Pferd mit einer ausgewogenen Ernährung auch gesundhalten können – was ihm die Möglichkeit eröffnet, lange an deiner Seite zu sein. Unabhängig von Leckerlis, Äpfeln und Möhren, die du als Naschwerk nebenbei noch kaufst, kann eine gesunde Fütterung (ohne den Kauf von Heuballen) dich monatlich um die 100 Euro, aber auch mehr kosten.
Hufgesundheit
Der Besuch eines Hufschmieds oder -pflegers empfiehlt sich alle sechs bis acht Wochen für dein Pferd. Die Kosten dafür hängen davon ab, ob dein Pferd beschlagen ist oder nicht, und wenn ja, ob es eine besondere Unterstützung, Spezialbeschläge wie Klebebeschläge oder orthopädische Beschläge benötigt. Zu rechnen ist bei einer normalen Hufpflege mit ca. 60-80 Euro pro Termin. Handelt es sich um Spezialbeschläge, schlägt sich das natürlich im Preis nieder. So kann beispielsweise ein Duplobeschlag inklusive Hufbearbeitung auch schon mal 350 Euro kosten.
Willst du Kosten sparen, indem du beginnst, die Hufe deines Pferdes selbst zu bearbeiten, wirst du zuerst mit Hufkursen starten, welche deinen Geldbeutel auch mit circa 300 Euro pro Kurs erleichtern können. Hufbeschlagsartikel wie Hufraspel, Hufmesser oder Hufzange sind da noch nicht enthalten. Dennoch kann es natürlich Sinn machen, dich selbst mit der Hufpflege deines Pferdes zu beschäftigen. So kannst du die Abstände, in denen ein professioneller Hufbearbeiter nach deinem Pferd sieht, verlängern und deine Arbeit von diesem kontrollieren lassen. Sofern du dich mit dieser Arbeit überhaupt auseinandersetzen willst.
Eine eher einmalige Anschaffung sind Hufschuhe, die dir die Hufbearbeitung zwar nicht ersparen, die deinem Pferd aber dennoch Erleichterung verschaffen können, wenn es barhuf sehr empfindlich läuft, oder von Hufeisen auf Barhuf umgestellt werden soll. Solche Kosten sind, wie bei allen Nutzungsgegenständen für dein Pferd noch nicht eingerechnet und kommen jeweils – meist nur einmalig – zu den Gesamtkosten der Pferdeanschaffung noch hinzu.
Anreiten und Ausbildung
Hast du vor, dir ein junges Pferd oder Fohlen anzuschaffen, welches mit dir groß werden soll, musst du auch an seine spätere Ausbildung denken. Pferde werden im Allgemeinen im Alter von 3 bis 5 Jahren eingeritten. Vorher kannst du natürlich schon mit vorbereitenden Übungen vom Boden beginnen. Bedenke beim Zeitpunkt des Einreitens aber immer, dass sich die letzten Wachstumsfugen, die des Kreuzbeins, erst 5-6-jährig vollständig geschlossen haben. Das bedeutet, erst dann ist dein Pferd ausgewachsen und kann wirklich belastet werden.
Willst du dein Pferd nicht selbst einreiten, bieten sich Bereiter und Ausbildungsställe dazu an, die dein Pferd meist zu sich in den Stall nehmen. Dabei werden Stallmiete und die Kosten des Beritts auf dich zukommen, die zwischen 500 und 800 Euro monatlich liegen können. Natürlich gibt es nach oben keine Begrenzung… Wie lange so ein Anreiten dauert, liegt dabei an deinem Pferd. Wie aufmerksam und gelehrig ist es? Wie schnell nimmt es die Hilfengebungen des Bereiters an und kann sie umsetzten? Gerechnet wird für das Einreiten meist ein Zeitraum von 3 Monaten – nach denen dein Pferd reitbar ist, aber noch längst nicht komplett ausgebildet.
Bist du allerdings mutig, liebst dein Pferd sehr, weil ihr das perfekte Team seid, und willst es in dieser entscheidenden Entwicklungszeit nicht allein lassen, traust du dich vielleicht es unter Anleitung selbst einzureiten. Dabei kannst du Unterstützung auf vielfältige Weise finden. Online werden Ausbildungen angeboten, die mit Trainingseinheiten vor Ort unterstützt werden oder aber du holst dir einen Ausbilder zu wöchentlichem Training zu dir an den Stall. Ob Kosten für das Einreiten und Ausbilden deines Pferdes dabei sinken, liegt an dir und deinem Pferd. Denn ihr lernt gemeinsam … Welche Variante du auch immer wählst, die Kosten dafür werden wahrscheinlich bei ein paar tausend Euro schon fürs Einreiten liegen. Die Ausbildung selbst kommt dann noch hinzu.
UNSER TIPP:
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Reitunterricht
Reitunterricht ist also ein weiterer Kostenfaktor. Abhängig von Reitdisziplin, Region und der Anfahrt deines Trainers liegen Preise pro Reitstunde zwischen 20 und 60 Euro pro Stunde. Nicht zu vergessen ist die Reitkleidung, welche sich mindestens aus Helm, Stiefeln und Hose zusammensetzt. Einzuplanen sind hierfür etwa 400 Euro.
Impfungen und Wurmkuren
In vielen Ställen herrscht mittlerweile Impfpflicht. Hierdurch soll der Schutz der anderen Stallbewohner gewährleistet werden. Gegen Influenza, Tetanus und Herpes wird zweimal jährlich geimpft, denn solche Impfungen sollten alle 6 Monate nach einer korrekten Grundimmunisierung aufgefrischt werden. So soll der Impfschutz erhalten bleiben. Der Impfstoff selbst kostet je nach Impfung zwischen 30 und 50 Euro, wobei Tetanus und die equine Influenza oft als Kombi-Impfung gegeben werden. Dazu kommt noch die Anfahrt des Tierarztes, welche die Rechnung enorm in die Höhe treiben kann. Seit November 2022 besteht nämlich aufgrund einer neuen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT), die Verpflichtung des Tierarztes Wegegeld zu berechnen. Dieses liegt bei 3,50 pro gefahrenem Doppelkilometer (mit einem Kfz). Bei Gemeinschaftsterminen mit Stallkollegen kannst du zwar sparen, aber 13 Euro Mindestgebühr fallen immer für dich an. Außerdem ist ein Unterschreiten der einfachen Gebührensätze für einen Tierarzt unzulässig, was in § 5 der GOT beschrieben ist.
Das bedeutet für dich, dass Impfkosten von ungefähr 150 Euro – mit einer Grundgebühr (allgemeine Untersuchung 36,63 Euro, Dokumentation aufgrund gesetzlicher Vorgaben 13,33 Euro, allgemeine Besuchsgebühr 34,50 Euro, ebenso wie das Wegegeld verpflichtend, mit mindestens 13 Euro Wegegeld plus die Injektion von 13,69 Euro bei einfachem Satz), zuzüglich Impfstoff, Verbrauchsmaterial wie Spritzen und die Mehrwertsteuer – auf dich zukommen. Die Impfbescheinigung kommt dann laut GOT mit 7,33 Euro obendrauf. Und all das zweimal jährlich pro Impfung.
GUT ZU WISSEN:
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Zusätzlich zu den Impfungen solltest du dein Pferd regelmäßigen Kotprobenuntersuchungen und gegebenenfalls, wenn die Untersuchungen positiv sind, auch Wurmkuren unterziehen. Heutzutage ist das Geben von Wurmkuren ohne vorherige Kotprobenuntersuchung auf vorhandenen Wurmbefall längst nicht mehr gängig. Deshalb kann eine selektive Entwurmung für dich im besten Fall bedeuten, dass du keine Wurmkur geben musst, wenn dein Pferd ein niedriger Eiausscheider ist und zweimal jährlich ohne Befund untersucht wird. Wird dein Pferd aufgrund mehrerer Untersuchungen aber als hoher Eiausscheider eingestuft, musst du es manchmal auch viermal jährlich beproben lassen. Eine solche Kotprobenuntersuchung kostet je nach Labor um die 20-30 Euro. Wurden dabei Wurmeier in hoher Zahl gefunden oder gar ein Bandwurm- oder Dassellarven-Befall diagnostiziert, muss eine Wurmkur gegeben werden (bei Bandwurm und Dassellarve muss sogar der gesamte Pferdebestand eines Hofs entwurmt werden). Kommt die Wurmkur zum Tragen, kann sie preislich mit 20 bis 40 Euro zu Buche schlagen. Alles in allem kannst du bei gutem Immunsystem und niedriger Eiausscheidung deines Pferdes mit nur 60 Euro jährlich für die Kotprobenuntersuchung rechnen oder aber, wenn dein Pferd instabil ist und als hoher Eiausscheider gilt, eher mit 200 Euro für Kotprobenuntersuchungen inklusive eventueller Wurmkuren.
Tierärztliche Behandlung
Tierarztkosten können einen enormen Kostenfaktor ausmachen, wenn dein Pferd einmal erkranken sollte oder sich verletzt. So kann eine Lahmheitsuntersuchung mit einfachem GOT-Satz von 61,06 Euro zusätzlich zu den Grundgebühren (siehe Impfungen und Wurmkuren) abgerechnet werden. Sind anschließend Röntgenaufnahmen nötig, kosten die erste und zweite Aufnahme jeweils 31,57 Euro, wozu ein Aufschlag für ambulantes Röntgen pro Besuch von 36,63 Euro hinzukommt. Muss dein Pferd dazu sediert werden, kommen weitere 19,64 Euro hinzu. Steht nach einer Diagnose die Verschreibung eines Fütterungsarzneimittels an, kostet die Verschreibung – ohne den Kaufpreis des Arzneimittels selbst – 21,77 Euro. Du siehst, wir haben hier noch keine komplette Behandlung beschrieben, sondern nur eine bildgebende Diagnosemöglichkeit und die Kosten steigen schnell.
Wenn dies alles nun zwischen 8 und 18 Uhr an Wochentagen geschieht, wird der einfache Gebührensatz berechnet. Von freitags ab 18 Uhr, bis montags um 8 Uhr oder an Feiertagen (außerhalb einer normalen Sprechstunde), kann der Gebührensatz auf das Dreifache steigen. Und klar, sowas wird nicht mit allgemeinen Behandlungen geschehen, aber bei einem Notfall nach einem Unfall, einer Verletzung oder während einer Kolik beispielsweise schon … Im Rahmen eines tierärztlichen Notdienstes können die Gebühren dann auf das Zwei- bis Vierfache plus zusätzlicher Notdienstgebühr von 50 Euro steigen.
All dies soll dich nicht abschrecken und wir hoffen, dass dein Pferd sich lange bester Gesundheit erfreut und kein Grund für einen ausgedehnten Tierarztbesuch besteht, aber sollte es doch einmal dazu kommen, tust du gut daran, ein paar tausend Euro auf der hohen Kante oder den Versicherungsschein einer Pferde-Krankenversicherung in der Tasche zu haben.
Versicherungen
Glücklicherweise zählen Haftpflichtversicherungen für Pferde nicht zu Pflichtversicherungen, wie beispielweise – in einigen Bundesländern – für Hunde. Doch sollte es vorkommen, dass dein Pferd am Transportfahrzeug, in der Box, am Stallgebäude, … einen Sachschaden oder aber auf andere Weise, beim Reiten beispielsweise, einen Personenschaden verursacht, ist es sicher hilfreich eine Pferdehaftpflicht zu haben, die die entstandenen Kosten übernimmt. Denn nach § 833 BGB musst du als Tierhalter für alle Schäden haften, wenn dein Pferd etwas anrichtet. Ganz gleich, ob du daran beteiligt warst oder dir persönlich ein Verschulden angelastet werden kann. Es nennt sich Gefährdungshaftung und bezieht sich darauf, dass ein grundsätzliches Halten von Tieren risikobehaftet sein kann und Gefahrenquellen birgt.
Bei einer Haftpflichtversicherung für Pferde hast du meist verschiedene Möglichkeiten, die deine Versicherung im Preis steigen oder fallen lassen. Beispiele hierfür:
- ein Gast- und Fremdreiterrisiko
- die Teilnahme an Turnieren oder anderen Pferdeveranstaltungen
- ein gebissloses Reiten
- auch das Reiten ohne Sattel
Ob Du dein Pferd als Reitpferd, Kutschpferd, Therapiepferd oder es ganz ohne es zu reiten hältst, spielt ebenso eine Rolle beim Preis der Versicherung. Wählst du dazu eine Selbstbeteiligung zwischen 100 und 300 Euro bei einer jährlichen Deckungssumme der Versicherung von circa 5 Mio. Euro, kannst du bereits eine Versicherung für etwa 10 Euro im Monat abschließen, bei der auch das Risiko auf der Weide mitversichert ist – ein zerstörter Koppelzaun oder zertretene Saat/Ernte eines Feldes (Flurschäden) durch einen Ausbruch beispielsweise.
Über eine Pferdehaftpflicht hinaus ist es oft sinnvoll, den Abschluss einer Pferde-Krankenversicherung, einer OP-Versicherung oder zumindest einer Kolikversicherung zu durchdenken. Mit diesen kannst du dir hohe Kosten ersparen, die aufgrund einer kostspieligen Behandlung bei Krankheit (ambulant und stationär) oder einer Verletzung/eines Unfalls, aber eben auch einer Kolik (Not-OP) oder eines anderen Klinikaufenthaltes zum Beispiel inklusive Operation deines Pferdes entstehen könnten. Selbst die jährliche Impfung deines Pferdes kann in einer Krankenversicherung mit einem Betrag von 100 Euro beispielsweise erstattungsfähig sein.
Die entsprechenden Tarife einer jeden Versicherung variieren je nach Vertragslaufzeit, deines Selbstbeteiligungsbetrags, des Erstattungslimits pro Versicherungsjahr, nach Rasse und Alter deines Pferdes, abzuschließender Versicherung und sogar aufgrund deines Wohnorts enorm. Eine reine Kolikversicherung kann unter geringstem Versicherungsrisiko um die 60 Euro kosten, eine OP-Versicherung zwischen 60 und 70 Euro, eine Krankenversicherung inklusive OP-Versicherung aber schon 400 Euro monatlich. Dabei sind ländlich Tarife berücksichtig. Wohnst du beispielsweise in Berlin oder München, kann die Versicherungssumme pro Monat nochmals steigen.
Pferdesteuer
Die Pferdesteuer ist bisher nur in wenigen Gemeinden in Deutschland gängige Praxis und erhöht in diesen die Kosten für ein Pferd pro Jahr um 90 bis 300 Euro. Da es aber möglich ist, dass sich in Zukunft weitere Gemeinden für die Einführung einer solchen Steuer entscheiden, sollte bei der Kostenkalkulation eine Summe von bis zu 750 Euro jährlich von dir berücksichtigt werden. Das ist die Höchstgrenze, die von Verwaltungsgerichten als adäquat angesehen wurde.
Wenn dein Pferd also kein Arbeitspferd wie beispielsweise ein Holzrückepferd für Waldarbeiten oder ein aktives Polizeipferd ist und auch sonst nicht zu deinem Haupterwerb eingesetzt wird, wird es von einer potenziellen Pferdesteuer auch nicht befreit werden können. Nicht einmal Schulpferde aus Reitvereinen werden befreit, allerdings gibt es individuelle Ausnahmen von vereinzelten Gemeinden, die zumindest Gnadenbrotpferde von der Pferdesteuer befreit haben. Aber solche sind ja auch nicht mehr reitbar …
Fazit
Willst du ein Pferd als Freund und Hobby in dein Leben einladen, wisse, dass du deinen eigenen Gürtel eventuell enger schnallen wirst, um deinem Pferd Gutes zu tun. Denn unwiderruflich ist die artgerechte Haltung eines Pferdes kein günstiges Hobby.
Während sich die einmaligen Kosten bezogen auf die Anschaffung eines Pferdes schon auf viele Tausend Euro belaufen können, sind für die grundsätzlichen, monatlichen Ausgaben je nach Wohnort und Pensionsstall nochmals zwischen 300 und 1000 Euro einzuplanen. Wenn du zudem noch extra Futter, Tierheilpraktikerkosten und Medikationen von Homöopathika beispielsweise, aber auch mal eine neue Schabracke mit einer trendigen Farbe oder eine wasserdichte neue Regendecke einrechnest, können jährliche Zusatzkosten – je nach Kauffreude – bei gut 2.000 Euro und mehr liegen. Da sind Tierversicherungen oder anfallende Tierarztkosten, wenn sie ohne Versicherung getragen werden, noch nicht eingerechnet, ebenso wie Sattel, Trense, Stallapotheke oder ein Beinschutz in Form von Gamaschen beispielsweise. Auch deine eigene Reitbekleidung, Reithose, Helm, Reitstiefel … kommen noch hinzu.
HINWEIS:
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Quellen:
pferd-aktuell.de/pferdesteuer/pferdesteuer—haeufig-gestellte-fragen#:~:text=Welche%20Kommunen%20haben%20die%20Pferdesteuer,seit%202023%20auf%20die%20Pferdesteuer.
uelzener.de/pferd/pferde-haftpflichtversicherung/?agt=00044601&sem=true&gad_source=1&gclid=Cj0KCQjwv7O0BhDwARIsAC0sjWMk0xWFf_XUiR3VZqd9rbvrIK9hY4ltl6VFoVdZzDp1QWLhOj1_jo8aAgPDEALw_wcB
versicherungsvergleiche.de/fragen/wie-viel-kostet-impfen-beim-pferd/
vergleichen-und-sparen.de/tierversicherung/gebuehrenordnung/
pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/impfung#:~:text=Welche%20Impfungen%20m%C3%BCssen%20gem%C3%A4%C3%9F%20StIKo,gegen%20Tetanus%2C%20Influenza%20und%20Herpes.st-georg.de/news/pferde-und-leute/neue-tierarzt-gebuehrenordnung-got-ab-22-november/
st-georg.de/news/pferde-und-leute/neue-tierarzt-gebuehrenordnung-got-ab-22-november/
pferde-praxis.com/kotproben/kotproben-labor-fuer-pferde
youtube.com/watch?v=HoFY9LxG-LQ
ninashufpflege.de/preise/
pferde-gesund-bewegen.de/warum-ein-zu-fruehes-anreiten-des-pferdes-schaedlich-ist-die-wachstumsfugen-des-pferdes/
bayerns-pferde.de/ausbildungszentrum/angebot/preise/
pferderecht-beratung.de/pferdekauf-die-ankaufsuntersuchung#:~:text=Umfang%20der%20gro%C3%9Fen%20Ankaufsuntersuchung&text=Ein%20Spat%20(Verkn%C3%B6cherung%20des%20Sprunggelenks,R%C3%B6ntgenaufnahmen%20von%20Knien%20und%20Dornforts%C3%A4tzen
Ich finde diesen Artikel eigentlich gut, aber das mit den Kosten stimm so garnicht. Das man ein gutes Pony für unter 1000€ kriegt ist schon längst nicht mehr so und ich kann mir nicht vorstellen dass es 2018 noch so war. Die Preise für Sättel sind ebenfalls zu niedrig, ein guter neuer Sattel kann schnell mal 1500€ kosten. Auch das mit der Rücklage von 1000€ ist egt zu wenig. Ich kenne jemand der 10.000€ in einem Jahr zahlen muste weil ein Pferd eine Kolikop brauche und ein anders Hilfe bei der Geburt brauchte.
Hallo Lisa,
es freut mich, dass Du meinen Artikel gelesen und Dich mit seinen Aussagen beschäftigt hast.
Du schreibst, dass das mit den Anschaffungskosten so nicht stimmt. Die Anschaffungskosten variieren natürlich nach Alter, Gesundheit, Abstammung, Rasse und Ausbildung des Tiers. Ein wirklich gutes Pony kostet sicher mehr als ein paar hundert Euro. Die genannten Anschaffungskosten im Text für ein Pferd oder Pony sind jedoch als Mindestkosten zu verstehen. Weiter im Text steht auch, dass ausgebildete Tiere mehrere tausend Euro kosten können. Das entspricht wohl eher auch Deinen Erfahrungen.
Du hast recht, dass qualitativ hochwertigere Sättel in der Regel teurer sind als 500 Euro. Nach meinen Erfahrungen gibt es aber durchaus ein großes Angebot an Sätteln um die 500 Euro. Der Text beschreibt hier ebenfalls ein Minimum an Ausgabekosten. Wenn Du nach einem Sattel einer namhaften Marke suchst und nicht so viel Geld ausgeben möchtest, kannst Du auch nach einem gebrauchten Sattel schauen (z. B. auf eBay). Manche sind gut erhalten und günstig.
Bei den Rücklagen gilt, dass es immer besser ist, noch mehr zurückzulegen. Man weiß nie, was kommen wird und die genannten 1.000 Euro sind sicher knapp bemessen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen waren sie jedoch immer ausreichend. Als Grundlage für die Höhe der Rücklage habe ich nicht die Kosten für eine Kolik-OP miteingerechnet. Wenn man sich für eine solche OP entscheiden würde, sollte man im Vorfeld eine entsprechende Versicherung abschließen.
Die Rücklagenhöhe ist grundsätzlich abhängig von Deinem persönlichen Sicherheitsbedürfnis. Wer Bedenken hat, dass 1.000 Euro als Rücklage nicht reichen, muss mehr zurücklegen. Außerdem sollte man immer über den Abschluss einer Pferdekranken- und/oder Pferdehaftpflichtversicherung nachdenken. Dann sind die anfallenden Kosten besser kalkulierbar.
Viele Grüße und noch viel Spaß mit Deinen Pferden!
Ann-Cathrin
Vielen Dank für diesen Artikel zu den Kosten eines Pferdes. Gut zu wissen, dass man besonders die Miete für den Pferdestall einkalkulieren sollte. Ich werde mal bei einem Pferdestall bei mir in der Nähe anfragen.
Um München herum gehen die Preise – wenn es kein Selbstversorgerstall ohne Halle ist – bei 600 Euro erst los. Hier mal beispielhafte Preise in Aying: mtl. 720 € pro Außenbox mtl. 760 € pro Paddockbox. Da bist du bei guter Verkehrslage dann aber 30 Min. von der Innenstadt entfernt, und musst natürlich auch noch erhebliche Fahrtkosten dazurechnen. Weitere Kosten könnten ebenfalls anfallen:
Zusatzleistungen:
Führmaschine: mtl. 75 € pro Pferd
Führmaschine (ohne Service, nur Nutzung, mind. 3 Pferde) 2ter Führservice „Paddock und zurück“ mtl. 25 € pro Pferd
Winterkoppelgebühr (inkl. Führservice) Anhänger-Stellplatzmtl. 50 € pro Pferd Saison 500 € pro Pferd mtl.
LKW-Stellplatz (Stromanschluss nicht für Kühlschrank….) mtl. 15
Fliegenhaubenservice 50
Spezialfuttergabe gratis
Deckenservice: gratis
Gamaschenservice (nur bei Notwendigkeit) bedampftes Heu 30
Medikamentengabe (nicht über Futter) 30 pro Mal 1 Euro
Dann reden wir hier von ganz anderen Summen. Und wenn du bezahlten Beritt durch einen Bereiter machen lässt, kommen da auch nochmal mehrere hundert Euro im Monat zusammen…
Hallo Christina,
vielen lieben Dank für deinen wertvollen Beitrag und die detaillierte Aufstellung der Kosten, die rund um München für die Pferdehaltung anfallen. Es ist sehr hilfreich, solch konkrete Beispiele zu haben, die ein realistisches Bild der finanziellen Aufwendungen zeichnen, mit denen Pferdebesitzer und Pferdebesitzerinnen in dieser Region rechnen müssen.
Danke, dass du diese Details mit uns und unserer Community teilst. Dein Input ist für uns und sicherlich auch für viele Pferdebesitzer und Pferdebesitzerinnen und Interessierte von großem Wert.
Liebe Grüße,
Ann-Cathrin