HINWEIS:
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Wenn es um die richtige Haltung von Pferden geht, ist Fachwissen zur artgerechten Ernährung unerlässlich. Dabei nimmt die Heu-Fütterung eine zentrale Rolle ein. Grund hierfür ist die sensible Verdauung von Pferden, denn lange Fresspausen, aber auch zu kurzes, ebenso wie zu weiches Heu vertragen diese Equiden nicht. Zudem kommt es auf die richtige Heumenge an. Was du über die Fütterung von Heu beim Pferd wissen solltest, erfährst Du in unserem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Was sind die allgemeinen Grundlagen der Pferdefütterung?
Beim Pferdefutter unterscheidet man rohfaserreiches Raufutter, konzentriertes Kraftfutter, verdauliches Saftfutter wie Äpfel oder Karotten und Ergänzungsfuttermittel wie beispielsweise Mineralfutter, Kräuter, Öle und Zusatzfutter zur Unterstützung etwaiger gesundheitlicher Probleme. Allem voran ist dabei die tägliche Portion an aromatisch duftendem Heu als Rohfaserlieferant der wichtigste Bestandteil der Pferdefütterung.
Zu rohfaserreichem Raufutter zählen insgesamt:
- Stroh (trocken, Trockensubstanz 86 %)
- Heu (trocken, Trockensubstanz 85 %)
- Heulage (angesäuert konserviert, enthält noch Feuchtigkeit, Trockensubstanz 50-70 %)
- Grassilage (milchsauer vergoren und konserviert, Trockensubstanz 30-40 %)
- Weidegras (Frischfutter, Trockensubstanz 20-30 %)
Da all diese Raufutterlieferanten einen unterschiedlichen Gehalt an Rohfaser haben, sind sie auch unterschiedlich gut fürs Pferd geeignet. Heu entspricht mit einem Rohfaseranteil zwischen 25 und 32 % dem, was dein Pferd am meisten benötigt. Stroh sollte nicht mehr als 1 kg pro 100 kg Pferd der täglichen Rohfaserzufuhr ausmachen, denn der Rohfasergehalt liegt mit nahezu 44 % einfach zu hoch. Das kann zu Verstopfungskoliken führen. Die Heulage hat ungefähr einen Rohfasergehalt wie Heu und Grassilage liegt bei 22-25 %.
Allerdings bilden Heulage und Silage eine Sonderstellung: Da sie durch die Art ihrer Herstellung milchsauer ange- beziehungsweise vergoren wurden, sind sie in der Pferdefütterung nur bedingt geeignet. Der Fokus der Pferdefütterung liegt deshalb auf Heu – und Gras: im Frühjahr, Sommer und Herbst. Um dein Pferd achtsam auf die Weidesaison vorzubereiten, sollte es allerdings langsam angeweidet werden. Hierzu findest du unseren Ratgeber „Pferde anweiden – mit viel Köpfchen raus ins Grüne!“
Als Kraftfutter wird meistens verwendet:
- Hafer
- Gerste
- Mais
- Mischfutter
Kraftfutter wird Pferden nach Bedarf gefüttert. Zum Beispiel haben Sportpferde einen höheren Energiebedarf als Freizeitpferde. Sportpferde bekommen deswegen eine größere Portion Kraftfutter. Man unterscheidet es in Einzelfutter- und Mischfuttermittel. Während Einzelfuttermittel nur aus einem Naturprodukt wie beispielsweise Hafer bestehen, setzen sich Mischfuttermittel aus mehreren Produkten zusammen, wie beispielsweise im Pferdemüsli.
Mit Saftfutter wie Äpfeln, Möhren, auch Roter Beete oder Pastinake und Petersilienwurzel bietest du deinem Pferd eine gesunde Abwechslung. Sie liefern Energie und wichtige Nährstoffe. Gleichzeitig ist Saftfutter ein gut verdaulicher Snack.
Außerdem kannst du mit Ergänzungsfuttermitteln die Gesundheit und die Leistungsbereitschaft deines Pferdes fördern. Sie liefern zusätzliche Stoffe wie Vitamine und Spurenelemente. Dabei können sie individuell auf den jeweiligen Bedarf eines Pferdes angepasst werden.
Warum brauchen Pferde Heu?
Früher lebten Pferde in Steppenlandschaften und waren fast den ganzen Tag lang damit beschäftigt Futter zu suchen. Dabei fraßen sie dauerhaft viele kleine Portionen an Gras. Diese waren sehr strukturreich, also voller Rohfaser, auf die sich der Pferdedarm Schritt für Schritt in der Evolution der Pferde eingestellt hat.
Damit schuf sich das Pferd ein Verdauungssystem, welches Energie aus für uns Menschen unverdaulichen Fasern zu gewinnen vermag. Daran beteiligt sind unfassbar viele Mikroorganismen, die sich als Darmmikrobiom gemeinsam an diese tägliche Aufgabe machen. In Form einer Fermentation (Gärungsprozess) im Dickdarm werden die Rohfasern – Cellulose, Hemicellulose, Pektin und Lignin – in Energie umgewandelt, welche den Stoffwechsel fördert, Wärme spendet und das Leben erhält. Um seinen Körper zu erhalten, benötigt das Pferde also Rohfaser: zwischen zwei und drei Kilogramm am Tag. Diese Rohfaser wird von Heu als Raufutterquelle geboten. Denn der Verdauungsapparat vom Pferd ist auch heute noch darauf ausgelegt, fortlaufend rohfaserreiches und energiearmes Futter aufzunehmen. Die Gabe von Raufutter sollte deswegen die Basis jeder Pferdefütterung sein. Wenn dein Pferd nur leicht arbeitet und du es mit hochwertigem Heu fütterst, kann es sogar ganz ohne Kraftfutter auskommen.
WICHTIG:
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Wie viel Heu frisst ein Pferd am Tag?
Da Heu einen Rohfaseranteil von 25-32 % haben sollte (der tatsächliche Wert kommt auf den Erntezeitpunkt und die Gräser- sowie Kräutervielfalt der Mähwiese an und kann in einer Heuanalyse festgestellt werden) wird klar, dass zur Versorgung von Pferden eine ganze Menge Heu gefüttert werden muss, um die benötigten zwei bis drei Kilogramm Rohfaser am Tag zu gewährleisten. Den Heubedarf für dein Pferd ermittelst du am besten anhand des Pferdegewichts.
Folgende Faustformel hat sich dabei bewährt: Pro Tag benötigt dein Pferd je 100 Kilogramm Körpergewicht 1,5 bis 2 Kilogramm Heu.
Bei einer Stute mit einem Gewicht von 600 Kilogramm ergibt sich daraus ein Tagesbedarf von neun bis zwölf Kilogramm Heu, sobald das gefütterte Heu den Rohfaseranteil von 25-32 % enthält. Wurde Heu sehr spät gemäht, kann dieser Wert auch steigen. Dann, und auch, wenn der Wert zu niedrig liegt (beispielsweise bei sehr früh im Jahr geerntetem Heu), kann über ein Zufüttern durch andere Futterquellen nachgedacht werden. Hierzu lies auch unseren Ratgeber „Heuernte 2024“
Und wie schon erwähnt, die 1,5 bis 2 Kilogramm Heu pro 100 Kilo Pferd sind eine Faustformel. Je nach Haltungsform und Jahreszeit kann dieser Wert auch steigen oder sinken. Um einen gezielten Bedarf zu ermitteln, helfen deshalb auch Rationsberechnungen durch Futterberater. Grundsätzlich erhält das Pferd die errechnete Heumenge aber nicht auf einmal. Im Idealfall sollte diese über den Tag auf drei bis vier Heuportionen verteilt werden. Wenn du dein Pferd das erste Mal früh am Morgen und das letzte Mal spät am Abend fütterst, bleiben die Fresspausen in einem für das Tier gut verträglichen Rahmen. In der Nacht steht Pferden, die auf Stroh stehen, auch dieses zum Knabbern zur Verfügung, denn optimalerweise dauern die Fresspausen niemals länger als vier Stunden. Ab da beginnt die Magensäure die Schleimhaut im Magen zu reizen.
Warum ist das regelmäßige Füttern von Pferden so wichtig?
Wie du weiter oben schon gelesen hast, sind Pferde Dauerfresser und Fresspausen sollten nie länger als vier Stunden andauern. Das hat sich auch in heutiger Zeit nicht verändert. Darauf hat sich die Physiologie des Verdauungstraktes von Pferden ja ausgerichtet. Anders als Kühe sind Pferde aber keine Wiederkäuer. Sie verfügen über nur einen Magen, dessen Magensäure dafür sorgt, dass die großen Mengen an Heu oder Gras, die das Pferd täglich frisst, zersetzt werden. Entsprechend groß ist die Menge an Magensäure, die der Körper des Pferdes produziert. Ihre Produktion kommt nie zum Erliegen und fließt ununterbrochen dem Magen zu. Deshalb ist es wichtig, sowohl die Fresszeiten für Pferde einzuhalten als auch Fresspausen nicht länger als 4 Stunden werden zu lassen damit dein Pferd keine Verdauungsprobleme bekommt.
Denn sobald ein Pferd wieder Futter zu sich nimmt – in diesem Fall am besten gut gekautes Heu als Raufutter – beginnt der Speichelfluss die Magensäure zu dämpft. Und das ist gut so. Kommt allerdings kein Futter nach, leert sich der Magen des Pferdes nach etwa sechs Stunden komplett. Dabei fängt die Magensäure schon nach vier Stunden an, die Magenwände des Pferdes anzugreifen. Entzündet sich hierdurch die Magenschleimhaut, können Magengeschwüre entstehen und Koliken die Folge sein.
WICHTIG:
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Kann ich das Gewicht der Heuration selbst einschätzen?
Pferde müssen für ihr Wohlergehen also jeden Tag ausreichend Zeit und Ruhe zum Fressen bekommen. Probleme können sich aber ergeben, wenn du dauerhaft zu viel fütterst, oder, wenn du deinem Pferd häufig zu wenig Heu zur Verfügung stellst. Deswegen ist es von Vorteil zuerst einmal das Gewicht deines Pferdes auf der Pferdewaage überprüfen zu lassen. Dann kannst du die Fütterung von Heu dem Gewicht des Pferdes anpassen.
Denn das Füttern „nach Gefühl“ weicht mitunter stark vom eigentlichen Bedarf ab. Viele Pferdebesitzer glauben auch abschätzen zu können, wieviel Heu sie gerade auf dem Arm tragen. Wiegt man jedoch nach, ergeben sich häufig erhebliche Unterschiede zwischen der Schätzung und dem tatsächlichen Gewicht. Deshalb solltest du das Heu, dass du deinem Pferd fütterst, gerade zu Anfang tatsächlich abwiegen. Auf diese Weise bekommst du ein Gefühl dafür, wie voll deine Arme sein müssen, damit dein Ross genügend Raufutter erhält.
Wie wichtig ist die Heuqualität?
Sehr wichtig! Probleme mit der Heufütterung können sich nämlich nicht nur aufgrund falscher Mengen oder schlecht getakteter Fresszeiten ergeben. Mindestens genauso wichtig ist es, auf eine gute Heu-Qualität zu achten. Qualitativ hochwertiges Heu ist mitentscheidend für die Gesundheit der Pferde. Schimmeliges Heu führt zwar selten kurzfristig zu Problemen, wird aber auf die Dauer zu einer gesundheitlichen Belastung für das Pferd.
Wenn die Gesamtbelastung an Schimmelpilzen und Hefepilzen durch belastetes Heu zu sehr steigt, kann dies zu massiven gesundheitlichen Problemen führen. Immer wieder werden Pferde mit Koliken beim Tierarzt vorgestellt, die verdorbenes Heu gefressen haben. Neben dem Verdauungsapparat können durch einen solchen Befall auch die Lunge und Leber deines Pferdes betroffen sein.
Aber nicht nur Pilze sind schädliche Stoffe im Heu. Auch biogene Amine, die durch Bakterien im Heu gebildet werden, können Krankheiten auslösen. Achte deshalb beim Öffnen von Heuballen auf deren Geruch. Ist dieser muffig, solltest du im Zweifel davon absehen, es zu verfüttern. Dies gilt erst recht, wenn du großflächig schwarze Stellen im Ballen findest. Ein gewisses Maß an Schimmelsporen ist im Heu unvermeidlich. Wenn das Heu jedoch stark befallen ist, solltest du es nicht mehr als Futter für dein Pferd verwenden.
So erkennst du die Heuqualität
Farbe:
✔️ Gut: olivgrün bis hellgrün
❌Schlecht: ausgeblichene Stängel, schwärzlich bis silbrig überzoge
Geruch:
✔️ Gut: aromatisch und wohlriechend
❌Schlecht: muffig und faulig
Verunreinigung:
✔️ Gut: wenig Staubentwicklung und wenig Erdreste
❌Schlecht: viel Staubentwicklung und viele Erdreste
Gefüge:
✔️Gut: blattreich
❌Schlecht: wenig Blätter, viele holzige Stängel
GUT ZU WISSEN:
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Soll das Heu für die Pferdefütterung vom ersten oder zweiten Schnitt stammen?
Ein weiterer Aspekt bei der Heufütterung ist die Art des Heu, die du deinem Pferd geben solltest. Neben der Vegetation auf der Weide und damit der Zusammensetzung des Heus aus beispielsweise Gräsern, Kräutern und Kleegewächsen, kommt es dabei auch auf den Zeitpunkt des Schnitts an.
Meist ist der erste Schnitt als Futter für Pferde besser geeignet als der zweite. Dies gilt zumindest dann, wenn der erste Schnitt nicht zu früh im Jahr, also schon im Frühjahr vorgenommen wurde. Ab dem Sommer hat das Heu die richtige Balance aus ausreichend Rohfaser mit guter Struktur bei gleichzeitig vielen Nährstoffen und balanciertem Proteingehalt. Der erste Schnitt wird im Allgemeinen zum Ende der Gräserblüte hin gemacht. Beim zweiten Schnitt ist das Gras zum nahenden Herbst meist noch nicht so lang gewachsen, ist noch weicher und vor allem proteinhaltiger. Man spricht hier von Grummet (der Begriff kommt vom Wort Grün-Mahd) oder Öhmd, auch Emd. Dieses Heu ist nicht ideal für Pferde, denn meist fehlt ihm die nötige Struktur.
Ähnlich sieht es bei einem zu frühen ersten Schnitt aus: Der Anteil an Rohfaser ist noch gering und das Heu sehr proteinreich. Obwohl die Menge stimmt, kann der Verzehr des Heus in solchen Fällen zu gesundheitlichen Problemen der Pferde führen. Sie erkranken zum Beispiel häufiger an Hufrehe. Hierzu findest du unseren Stallbedarf24-Ratgeber „Hufrehe bei Pferden – Ursachen, Symptome und Behandlung!“
Fazit zum Thema Heumenge für Pferde
Die Fütterung von Heu ist unerlässlich für dein Pferd. Damit es seine tägliche Heuration genießen kann, sollte das Heu bestimmte Kriterien erfüllen: schimmel- und staubfrei muss es sein, gut duften und am besten aus dem ersten Schnitt des Jahres stammen. Achte darauf, dass dein Pferd viele kleine Mahlzeiten erhält, um den Magen zu schonen, und sorge zudem dafür, dass es entspannt sein Heu genießen kann. Mit einer, dem Pferdegewicht angepassten Heufütterung, steht seine Ernährung auf einer guten Basis.
Quellen:
cavallo.de/medizin/wer-zu-wenig-heu-fuettert-riskiert-magengeschwuere/
dr-susanne-weyrauch.de/aktuell/aktuell-2016/heu-in-massen-11-2016
pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/pferdefuetterung
propferd.at/
bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/Gutachten-Leitlinien/HaltungPferde.pdf
dr-susanne-weyrauch.de/gesundheit/allgemeine-grundlagen/heu-die-basis-guter-pferdefuetterung
lufa-nord-west.de/index.cfm/action/downloadcenter.html?n=9
pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/pferdefuetterung#:~:text=Zu%20den%20g%C3%A4ngigen%20Kraftfuttern%20z%C3%A4hlen,frisches%20Weidegras%20zur%20Verf%C3%BCgung%20steht.
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