Ziegenhaltung wird in Deutschland seit einigen Jahren immer beliebter. Das ist nicht weiter verwunderlich, da Ziegen an sich einfach und ohne großen Aufwand gehalten werden können. Die Tiere werden zur Milchgewinnung, zur Landschaftspflege oder als Hobby gehalten. Auf was du insbesondere beim Halten von Ziegen achten solltest, damit sie gesund und zufrieden bleiben, erfährst du hier in unserem Ratgeber zur Ziegenhaltung.
Inhaltsverzeichnis
Tierschutz und andere rechtliche Voraussetzungen beim Halten von Ziegen beachten
Als Halter von Ziegen musst du dich an keine speziellen Tierschutzvorschriften für Ziegen halten. Jedoch fordert das Tierschutzgesetz in seinem § 2 für alle Tiere, dass sie ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend ernährt, gepflegt und verhaltensgemäß untergebracht werden. Kein Tierhalter darf die Möglichkeit der artgemäßen Bewegung der Tiere so einschränken, dass ihnen Schmerzen, vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. Auch musst du als Ziegenhalter über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die Tiere angemessen zu ernähren, zu pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen. Nach § 1 Tierschutzgesetz darfst du keinem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Um sich genau über die geeigneten Haltungsformen für Ziegen zu informieren, kannst du in den Haltungsempfehlungen für Schafe und Ziegen von der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft nachlesen. An diesen Empfehlungen orientieren sich viele Veterinärämter, die Ziegenhaltungen zu beurteilen haben.
Für die Haltung von Ziegen benötigst du keine Genehmigung einer Behörde. Allerdings musst du jede Ziegenhaltung – egal, ob hobbymäßig oder gewerblich – nach der Viehverkehrsverordnung beim zuständigen Veterinäramt anmelden und registrieren. Einfach Ziegen im Garten halten, ohne dass sie beim Amt gemeldet sind, ist nicht erlaubt. Markieren musst du deine Ziegen als Tierhalter spätestens, wenn sie neun Monate alt sind oder bevor sie ihren ursprünglichen Betrieb verlassen. Die dafür notwendigen Kennzeichen werdendir auf Antrag zugeschickt.
Welche Ziegenrassen gibt es?
Die Ziege wird schon seit Jahrhunderten vom Menschen als Lieferant für Fleisch, Milch, Wolle (zum Beispiel Kaschmir und Mohair), Fell und Horn genutzt. Der Mitteleuropäer macht sich insbesondere die Milchleistung der Ziege zu Nutze, so dass die hier genutzten Rassen meist auf hohe Milchleistung gezüchtet werden. Wenn du überlegst, dir Ziegen anzuschaffen, solltest du dich genau über die einzelnen Ziegenrassen informieren. Jede Rasse hat ihre besonderen Merkmale, nach denen du deine Tiere aussuchen kannst. Einige der am häufigsten in Deutschland gehaltenen Ziegenrassen werden im Folgenden mit ihren rassenspezifischen Charakteristika aufgeführt:
- Die Weiße Deutsche Edelziege ist mittelgroß bis groß (70 bis 100 cm Widerristhöhe). Ihr weißes Fell ist kurz und glatt. Von dieser langlebigen Rasse gibt es hornlose und gehörnte Tiere. Die Tiere sind widerstandsfähig und geben bis 1.000 kg Milch pro Jahr.
- Die Bunte Deutsche Edelziege unterscheidet sich von der Weißen Deutschen Edelziege nur durch die hellbraune bis schwarzbraune Farbe und den schwarzen Aalstrich auf dem Rücken.
- Die Burenziege ist mittelgroß bis groß (65 bis 95 cm Widerristhöhe) und trägt Hörner. Ihr Hals und ihr Kopf sind rotbraun, während der übrige Körper weiß gefärbt ist. Ihre Nase ist nach außen gewölbt und die langen und breiten Ohren hängen seitlich herunter. Aufgrund ihrer vollen Bemuskelung werden die Burenziegen insbesondere zur Fleischerzeugung genutzt. Außerdem eignen sie sich gut für die Landschaftspflege.
- Die Afrikanische Zwergziege ist gehörnt und wird nur 40 bis 50 Zentimeter groß. Die meisten Tiere sind gescheckt in den Farben braun, grau, weiß oder schwarz. In den Ursprungsländern ist das Halten von Zwergziegen zur Fleischproduktion üblich. Ihre Milchleistung ist nur gering.
- Die Thüringer Waldziege hat kurzes glattes Fell und ist mittelgroß bis groß (65 bis 90 cm Widerristhöhe). Die Farbe des Fells reicht von hell bis dunkelbraun. Vereinzelt gibt es sogar schwarze Ziegen dieser Rasse. Charakteristisch für die Thüringer Waldziege sind der beidseitige weiße Strich von der oberen Augenregion zur Nase und die weißumrandeten Ohren sowie das weißumrandete Maul. Außerdem ist das Fell rund um den After sowie an den Beinen weiß. Diese Ziegenrasse wird sowohl zur Fleischerzeugung als auch zur Milchproduktion genutzt. Sie eignet sich ebenfalls gut für die Landschaftspflege.
- Die Walliser Schwarzhalsziege ist eine kräftige und mittelgroße (70 bis 85 cm Widerristhöhe) Hochgebirgsziege. Sie ist nicht nur am Körper lang behaart, sondern auch an der Brust, an den Wangen und am Kopf wächst das Fell lang. Rassetypisch ist die vordere Körperhälfte schwarz und die hintere weiß. Sie wird wegen ihrer Milchleistung und zur Landschaftspflege gehalten.
- Die Toggenburgerziege ist braun bis mausgrau mit kurzem oder langem Fell. Ihre Widerristhöhe beträgt 70 bis 90 Zentimeter. Es gibt behornte und hornlose Tiere. Typisch für diese Rasse sind von den Ohren bis zum Maul ziehende helle Streifen. Das Fell an den unteren Beinen und rund um den After ist ebenfalls weiß. Charakteristisch ist außerdem ein herunterhängendes Hautläppchen am Hals („Glöckchen“) sowie der Bart. Diese widerstandsfähige und langlebige Rasse wird insbesondere wegen ihrer Milchleistung gehalten.
- Die Kaschmirziege ist eine kleine bis mittelgroße (50 bis 70 cm Widerristhöhe) gehörnte Ziege. Das lange Fell ist weiß, grau, schwarz oder braun gefärbt. Die Kaschmirziegen werden vorwiegend als Wolllieferanten gehalten, können aber auch bestens in der Landschaftspflege eingesetzt werden.
Was ist bei der Ziegenhaltung zu beachten?
Auch wenn es viele verschiedene Rassen von Ziegen gibt, haben sie doch alle ähnliche Wesenszüge. Um die Tiere ihrer Art und ihren Bedürfnisse entsprechend zu halten, ist es wichtig, die Merkmale ihres Wesens zu kennen. Ziegen sind neugierig und intelligent und lernen gerne ihre Umgebung genau kennen. Deswegen solltest du als Ziegenhalter unbedingt für ausreichend Beschäftigungsmaterial im Stall wie täglich frisches Stroh oder fest installierte Bürsten zur Fellpflege sorgen. Der ursprüngliche Lebensraum der Hausziege ist das Gebirge. Daher sind Ziegen begeisterte und behände Kletterer. Biete deinen Ziegen unbedingt Klettermöglichkeiten wie zum Beispiel Strohballen, hölzerne Bänke oder auch Tische an. Achte dabei darauf, dass deine Tiere elektrische Leitungen oder Lampen nicht erreichen können. Ziegen lieben es, erhöht zu liegen. Gönne deinen Tieren an der Stallwand befestigte Regalbretter, auf denen sie in Ruhe liegen und die Umgebung beobachten können. Fressgitter sollten die Lauffläche vom Futtertisch trennen. Da Ziegen große Futterneider sind, kommt es gerne zu Rangeleien am Fressplatz. Deswegen sollte das Tier-Fressplatz-Verhältnis 1:1 betragen. Wenn alle Tiere gleichzeitig fressen können, wird Stress bei der Futteraufnahme vermieden.
Im Winter sollten Ziegen unbedingt im Stall gehalten werden, da sie empfindlicher kalter Witterung gegenüber sind als andere Weidetiere wie zum Beispiel Schafe. Wenn deine Ziegen bei milden Temperaturen Auslauf auf der Weide haben, muss das Freigelände besonders gut eingezäunt werden. Ziegen besitzen ein hohes Springvermögen und sind wahre Ausbruchskünstler. Mindestens 1,1 Meter hohe elektrifizierbare Netze, die kleinmaschig verknotet sind, eignen sich besonders gut zur Einzäunung. Sie sollten am besten aus fünf stromführenden Litzen bestehen und täglich auf Schäden überprüft werden. Eine Raufe für Ziegen zur Futtervorlage ist bestens zur Versorgung von Ziegen auf der Weide geeignet.
Als soziale Wesen sind Ziegen es gewohnt, in einer Herde zu leben. Halte deswegen eine Ziege nie allein, sondern mindestens zwei Tiere gemeinsam. Durch das soziale Miteinander der Tiere vermeidest du, das sie Verhaltensstörungen entwickeln. Die Tiere fühlen sich wohl und bleiben gesund. Leben Ziegen in einer Herde, bildet sich eine Rangordnung aus. Ziegen sind durchsetzungsstark und ausdauernd. Rangkämpfe innerhalb des Herdengefüges sind deswegen nichts Besonderes. Insbesondere kommt es zu Rangeleien, wenn es durch Zukauf neuer Ziegen zu Bestandsveränderungen kommt. Eine neue Rangordnung muss wieder hergestellt werden. Entspannter verläuft es für die Herde, wenn der Bestand nicht durch fremde Tiere ergänzt wird, sondern die eigene Nachzucht im Bestand bleibt.
Achte bei der Planung deines Ziegenstalls darauf, dass Futterplätze und Laufstall baulich auf eine Art und Weise gestaltet sind, dass rangniedrigere Tiere den ranghöheren Tieren aus dem Weg gehen können. Sackgassen sollten vermieden werden. Auch rangniedrige Ziegen müssen entspannt fressen und sich zurückziehen können. Um nach Fertigstellung des Stalls nicht feststellen zu müssen, etwas Entscheidendes vergessen zu haben, ist es ratsam, wenn du dir andere Ställe vorher anschaust und dich ausführlich beraten lässt.
Ziegenfutter und Einstreu sind wichtig für die Gesundheit deiner Ziegen
Um deine Ziegen richtig zu füttern, ist es wichtig, ein paar grundlegende Fakten über die Ziegenfütterung zu wissen. Wie Rinder und Schafe gehören Ziegen zur Gruppe der Wiederkäuer und sind damit reine Pflanzenfresser. Der Magentrakt der Wiederkäuer besteht aus dem Pansen, dem Netzmagen, dem Blättermagen und dem Labmagen, dem eigentlichen Drüsenmagen. Der Pansen ist der größte der Vormägen. Er stellt eine große Gärkammer dar, in der organische Stoffe wie Zellulose durch Mikroorganismen abgebaut werden, damit Energie gewonnen wird. Die entstehenden Verbindungen werden von der Pansenwand resorbiert. Gemeinsam mit dem Netzmagen ist der Pansen verantwortlich für das Hochwürgen grober Futterteile zurück in die Maulhöhle der Ziege zum Wiederkäuen. Der Netzmagen sorgt außerdem dafür, dass kleinere Futterpartikel in den Blättermagen weitergeleitet werden. Im Blättermagen wird der Futterbrei zusammengedrückt und das Wasser resorbiert. Der dadurch fester gewordene Nahrungsbrei gelangt dann in den Labmagen, wo sein pH-Wert durch Salzsäure gesenkt wird und die Verdauung durch körpereigene Enzyme beginnt.
Wenn die Ziegen auch im Sommer im Stall und nicht auf der Weide gehalten werden, musst du ihnen stets frisches Grünfutter vorlegen, damit die Vergärung des Futters im Pansen funktioniert. Du darfst deinen Ziegen nie verdorbenes oder schimmeliges Futter anbieten. Im Winter stellt Heu das Hauptfutter dar. Die Tiere können aber auch mit einwandfreier Silage gefüttert werden. Milchgebende Ziegen haben einen großen Nährstoffbedarf. Füttere sie deswegen zusätzlich mit Kraftfutter wie Getreide, Melasseschnitzel oder Ölschrot. Achte aber darauf, dass Heu, Silage oder Grünfutter in größeren Anteilen gefüttert wird als Kraftfutter. Außerdem freuen sich die Tiere über Rüben und Äpfel sowie Zweige und Rinde von Nadelbäumen.
Um deine Tiere ausreichend mit Mineralstoffen wie Natrium zu versorgen, stelle ihnen am besten Minerallecksteine zur Verfügung. Bei milchgebenden Ziegen ist eine Einmischung von drei Prozent eines Mineralfutters in das Kraftfutter die beste Lösung, um einen Mangel an Mineralstoffen zu vermeiden.
Ziegen sind sehr wählerisch beim Fressen und lassen beispielsweise Stengel gerne übrig. Die Futterplätze sollten deswegen täglich gereinigt werden. Der Wasserbedarf einer ausgewachsenen Ziege liegt je nach Außentemperatur und Laktation bei drei bis zehn Litern.
Als beste Einstreu eignet sich weiches Stroh. Der harte Boden wird für die Tiere bequemer und die Kälte von unten wird abgemildert. Etwa ein halbes Kilogramm Stroh pro Tier sollte täglich eingestreut werden. Verunreinigtes Stroh musst du regelmäßig entfernen.
Pflege der Ziege und Verhalten zum Menschen
Wenn deine Ziegen von klein auf den Umgang mit dir gewöhnt sind, können sie sehr zutraulich und anhänglich werden. Dabei musst du aufpassen, dass du nicht angesprungen wirst, da sich Ziegen im Umgang mit dem Menschen genauso verhalten wie mit ihren Artgenossen. Generell solltest du dich, wenn du in der Nähe der Ziegen bist, nicht hektisch bewegen oder Lärm verursachen. Das kann den Tieren Angst machen und sie die Flucht ergreifen lassen. Richtig pflegen im Sinne von Waschen, Bürsten oder Scheren musst du deine Ziegen nicht. Einzig um die Klauen musst du dich kümmern. In der freien Natur wird das wachsende Horn der Hufe von allein auf felsigem Untergrund gestutzt. Bei der Stall- und Weidehaltung muss das wachsende Horn der Klauen wie beim Schaf regelmäßig (etwa zweimal pro Jahr) mit der Klauenschere oder dem sogenannten Klauenmesser entfernt werden. Bevor du selbst zum ersten Mal das Horn schneidest, lasse es dir von einem erfahrenen Ziegenhalter zeigen. Verletzungen an den Klauen müssen unbedingt vermieden werden.
Fazit zur Ziegenhaltung
Es ist keine Wissenschaft, Ziegen selbst zu halten, da die Tiere robust und anspruchslos sind. Sie werden meistens zur Milchgewinnung, zur Landschaftspflege oder als Hobby gehalten. Je nach favorisiertem Haltungszweck entscheidest du dich für eine bestimmte Rasse. Vom Wesen her sind sich alle Ziegenrassen ähnlich. Sie sind intelligent, neugierig und durchsetzungsstark. Außerdem sind Ziegen soziale Herdentiere und geschickte Kletterer. Als Tierhalter musst du darauf achten, Ziegen nach ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend zu halten. Wenn die Tiere im Sommer nicht auf der Weide gehalten werden, müssen sie mit frischem Grünfutter gefüttert werden, damit sie keine Verdauungsprobleme bekommen. Im Winter wird vorwiegend mit Heu gefüttert. Bedarfsgerecht werden insbesondere Milchziegen mit Kraftfutter versorgt. Mineralfutter oder Minerallecksteine können zusätzlich angeboten werden. Bei der Pflege von Ziegen sind speziell die Klauen zu beachten. Sie müssen etwa zweimal im Jahre beschnitten werden.
Quellen:
file:///C:/Users/bl/Downloads/TVT-MB_93_Nutztiere__Ziegen_August_2017.pdf
https://www.ziegenzucht-bayern.de
https://herz-fuer-tiere.de/ratgeber-tier/bauernhoftiere/ziegen/haltung-von-ziegen
https://www.selbstversorger.de/ziegen-halten/
http://www.weidewelt.de/nav/winterweide.pdf
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