Wie zäune ich meine Pferde sicher ein? Welches Elektrozaunsystem eignet sich für Hühner & Gänse? Wie kann ich meine Tiere mit einem Elektrozaun vor Fuchs und Marder schützen? Schweine sicher einzäunen – wie geht das? Dieser Ratgeber gibt euch wertvolle Tipps zum Thema der richtige Elektrozaun für eure Tiere, denn: Jeder elektrische Weidezaun ist durch die Anforderung an Tierart und Gelände anders, es gibt nicht „Den einen richtigen Weidezaun“.
Inhaltsverzeichnis
Wie genau funktioniert ein elektrischer Weidezaun?
Der Elektrozaun ist ein elektrischer Stromkreis, der eigentlich nur am Zaun anliegt, bis er bei Berührung durch ein auf der Erde stehendes Tier, oder aus der Erde wachsenden Bewuchs geschlossen wird und damit einen Stromimpulsschlag auslöst:
– Ein Weidezaungerät gibt taktweise Stromimpulse durch ein Zuleitungskabel in den Zaun.
– Bei Zaunberührung geht der Stromfluss durch das Tier, (den Menschen, oder die Pflanze) in die Erde.
– Die Erdungspfähle leiten den Strom durch das Erdkabel zurück zum Weidezaungerät.
– Der Stromkreis ist geschlossen und das Tier bekommt einen Schlag.
(Mehr zum Thema Elektrozaun erfährst du hier: https://www.stallbedarf24.de/ratgeber/elektrozaun-richtig-installieren/)
Welches Weidezaungerät brauche ich für meine Tiere?
Was ist besser? 9 Volt Batteriegerät, 12 Volt Akku Weidezaungerät oder 230 Volt Weidezaungerät mit Netzanschluss (Steckdose), diese Frage stellt sich oft bei der Auswahl. Sofern eine Steckdose in der Näher ist, empfiehlt sich ein 230 Volt Gerät.
Die Stärke eines Weidezaungerätes sollte den Anforderungen entsprechend gewählt werden.
Entscheidend für die Auswahl sind: Zaunlänge & Leitermaterial, Tierart, Tiercharakter & Fellbeschaffenheit sowie Bewuchs & Bodenverhältnisse. Achtet beim Kauf immer auf die Entladestärke, auch Impulsstärke genannt.
Hier einige Beispiele als Richtlinie.
TIERART | ANFORDERUNG | ZAUNLÄNGE | EMPFEHLUNG |
Geschorene Schafe | bewuchsfreie Weide, neues Leitermaterial |
400m | 1 Joule Impulsstärke |
Wollige Schafe | viel Bewuchs, altes Leitermaterial |
400m | ab 2 – 4 Joule Impulsstärke |
Pferde im Sommerfell | bewuchsfreie Weide, neues Leitermaterial |
600m | 1,5 Joule Entladestärke |
verfressene Ponys & „Ausbrecher“ | viel Bewuchs, altes Leitermaterial |
600m | ab 2 Joule Entladestärke |
Hühner, Elektronetz 112cm hoch | neues Netz, bewuchsfrei, keine Fressfeinde |
100m | 1 Joule Entladestärke |
Hühner, Elektronetz 112cm hoch | altes, gerissenes Netz, viel Bewuchs, viel Feindgefahr (Fuchs, Marder) |
100m | ab 2 Joule Entladestärke |
Tipp zum Kauf eines Gerätes:
Volt:
Ausreichende Hütesicherheit liegt bei 4000 V
Für kleine, zarte Haustiere reichen auch 2000 V
Joule:
Gibt Auskunft über die Impulsstärke. Als Leitlinie könnt ihr euch merken: „je mehr Joule umso mehr Jaul“ Entscheidend für das „Jaul“ ist die Entladestärke (Impulsstärke).
Erdung:
Bei 9 Voltgeräten ist meistens ein kleiner Erdstab anbei, bei allen anderen Geräten werden Erdungspfähle extra benötigt. Es gilt: je stärker das Gerät, desto mehr Erdung ist erforderlich.
Welche Weidezaunpfähle sind die Richtigen für mich?
Auch hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten für euch. Als Tipp, achtet beim Kauf auf die Höhe über Grund, nicht auf die Gesamthöhe. Denn alle Pfähle werden ja in den Boden getrieben, da geht viel an Höhe schon verloren. Die Höhe der einzelnen Pfosten/Pfähle werden von der Tierart und dem Charakter bestimmt. So braucht ihr für einen Hengstzaun oder für Springpferde von 1,70m Stockmaß höhere Zaunpfähle als für kleine runde Fjordpferde oder Quarterhorses. Für springfreudige Ziegen werden höhere Pfähle benötigt als für tragende Mutterschafe, und zum Auszäunen von Wildtieren reichen bei Wildschweinen schon Zaunhöhen von 70 cm über Grund, während man bei Rehwild sicher 150 cm hohe Weidezaunpfähle benötigt.
Baut ihr einen Außenzaun für eure Anlage, oder einen Festzaun (mehrjährig auf der gleichen Fläche bleibender Zaun) für eure Tiere, dann sind stabile Holzpfähle, die beliebten T Pfosten oder andere Festzaunpfähle das Richtige.
Bei einer mobilen Beweidung innerhalb einer festen Außenanlage oder bei ständig wechselnder Fläche bieten sich Kunststoffweidezaunpfähle, Fiberglaspfähle oder Federstahlpfähle an.
Allerdings solltest du bei mobilen Weiden besonders in den Ecken, an den Toren und bei langer Strecke auch zwischendurch feste Pfähle setzen um Durchhängen zu vermeiden!
Pfahlname | Art/Verwendung | Höhen | Eigenschaften |
T-Post, T Pfosten | Festzaun Außenzaun |
152 – 240cm | Robuste Metallpfähle, stufenlose Anbringung von T Post Clipisolatoren, Ecklösungen und metrische Isolatoren möglich |
Holzpfahl | Festzaun, Außenzaun, Torpfosten Streckenpfahl Mobilweide |
ab 100 – 250cm Durchmesser ab 6 – ca 20cm |
verschiedene Höhen & Stärken, langjährig, stabil können stufenlos mit Isolatoren bestückt werden |
Recyclingpfahl, rund/eckig | Festzaun, Außenzaun, Torpfosten Streckenpfahl Mobilweide |
ab 100 – ca 250cm Durchmesser ab 6 – ca 20cm |
verschiedene Höhen & Stärken, langjährig, stabil können stufenlos mit Isolatoren bestückt werden |
Montagepfahl, Multimetallpfahl | als Eck-, und Torpfahl für Mobilweiden, als Haspelpfahl |
100 & 135cm | mit Aufnahmen für metrische Isolatoren, ideal zur Schafbeweidung |
Winkelstahlpfahl | Allrounder für Mobilweiden als Eck/Streckenpfahl | 100 & 135cm | wird mit Splintisolatoren bestückt, ideal bei Schafen, Ziegen, Rindern auf Mobilweiden |
Federstahlpfahl | Allrounder für Mobilweiden als Streckenpfahl | 65 – 140cm | Kopfisolator oben, kann mit Zusatzisolatoren bestückt werden bewährt in der Rinder & Schafhaltung |
Kunststoffpfahl oder Steigbügelpfahl |
Mobilweide, Abteilweiden | 70 – 156cm | der bekannteste Mobilpfahl für alle Weideformen & Tierarten, verschiedene Farben und Arten, Aufnahmen für Leitermaterial eingebettet |
Fiberglaspfahl | Mobilweide, Abteilweiden | 90 – 160cm | sehr leichter, biegsamer, dünner Pfahl, verschiedene Isolatoren möglich, meist mit Litze genutzt, wenig sinnvoll bei Seil, oder ab 200mm Band |
Welches Leitermaterial für welche Tiere?
Grundsätzlich ist es deine Entscheidung, es gibt aber durchaus Empfehlungen, oder auch No Go´s. Beim Kauf von Leitermaterial solltet ihr auf einige Dinge achten:
- Widerstand (Ohm) – je länger der Zaun wird, desto weniger Widerstand sollte das Leitermaterial haben. es gilt: wenig Widerstand = bessere Leitfähigkeit
- Anzahl der Leiter – Mehr Leiterdrähte im Weidezaunband, Seil, oder Litze bedeuten auch bessere Leitfähigkeit.
- Leiterart – Es gibt Niroleiter (gut & bewährt), Aluleiter (besser, aber auch bruchanfälliger), Kupferleiter (sehr gute Leitfähigkeit)
- Bruchlast – je höher die Bruchlast angegeben ist, desto mehr Stabilität bietet euch der Zaun.
Weidezaunband
ist das meistgenutzte Leitermaterial an Pferdezäunen. Aber: Weidezaunband ist auch sehr windanfällig, Weidezaunpfähle werden in geringem Abstand aufgestellt.
- 1cm Weidezaunband eignet sich für kleine Ponys, Alpakas und Rinderweiden. Auch als Verbiss Schutz (innen vorgelagerte Zaunreihe an Holzzäunen) oder auch für das erste Anweiden von jungen Weidetieren (Fohlen, Kälber, Eselchen usw.) ist Weidezaunband eine gute Wahl, da Elektrozaun unerfahrene Tiere das weiße Band besser wahrnehmen als Seil oder Draht.
- 2cm Weidezaunband eignet sich bei größeren Ponys oder Pferden, wenn die Koppel recht windig gelegen ist und die Zaunreihenabstände durch die Größe der Ponys recht eng zusammen liegen. Weitere Einsatzgebiete: Rinderweiden, Alpakas und Esel.
- 4cm Weidezaun Breitband, der Klassiker auf Pferdeweiden, da es gut sichtbar ist und auch eine optische Barriere bietet. Weidezaunband benötigt immer entsprechende Bandisolatoren.
Weidezaunseil
gern auch 6mm Rundlitze oder Kordel genannt, kann sowohl für Ponys, Pferde, Rinder, Bullen, Robusttiere gut genutzt werden. Weidezaunseil ist robust, stabil, und auch sehr unempfindlich gegen Wind. Weidezaunseil kann an vielen Isolatoren einfach und schnell angebracht werden und die Weidezaunpfähle können ein wenig weiter auseinander gestellt werden als bei Band.
3mm Weidezaunlitze
ist geeignet für Schafe, Ziegen, mobile Rinderweiden, zur Abwehr von Wildschweinen, Wölfen (bitte vorher Rat einholen!) und anderen kleinen Tieren wie Dachs, Fuchs, Marder usw. Auch zur Einzäunung von Schweinen ist Litze bedingt geeignet – weil Schweine immer zwei Einzäunungen haben müssen. Habt ihr also einen festen Außenzaun für eure Schweinchen, dürft ihr gern einen innneren Elektrozaun mit Litze verwenden.
Draht
der Klassiker an festen Rinderweiden, an Naturschutzweiden, als Außenzaun bei Schweinen oder auch stromlos an Wanderwegen. Wer einen Drahtzaun baut, sollte sich vorher informieren, denn Drahtzaunbau ist harte Arbeit und benötigt spezielle Werkzeuge und Know How. Dafür ist ein Drahtzaun auch extrem langjährig und sehr stabil. Draht gibt es in den Stärken 1,6 – 3mm und als Stahldraht oder Aludraht.
Elektronetze, Hütenetze
der Klassiker in der Hobby Schafhaltung und bei Geflügelhaltern. Elektronetze gibt es in verschiedenen Höhen (ab 65 – 145cm) und Ausführungen:
Schafnetze: meist 90cm hoch bis 108cm hoch, das sind einfache Hütenetze für Schafe. Dann gibt es noch Schafnetze mit kleineren Maschen im unteren Bereich, diese sind ideal, wenn du Lämmer dabei hast. Spezielle Wolfschutznetze geben Sicherheit, sind dann meist 120cm hoch und besonders ausgerüstet. Wir empfehlen vorab Informationen einzuholen.
Geflügelnetze sind meist 112cm hoch und unten enger in den Maschen, so kommen Fressfeinde wie Fuchs oder Marder nicht hinein, und Küken nicht durch die Netze nach draußen.
Wildschutznetze, Wolfnetze sind speziell abgestimmte Elektronetze, um Wildschweine oder auch Wölfe abzuhalten.
Bitte beachte zum Wohl deiner Tiere:
Elektronetze sind nicht zum Einhüten für Pferde gedacht, auch bei Schafen oder Ziegen mit Hörnern sollten Elektronetze eher nicht genutzt werden, es besteht Gefahr durch Verheddern in den Maschen.
Stacheldraht an einem Elektrozaun ist absolut ungeeignet und darf nicht genutzt werden.
Was ist die richtige Zaunhöhe für meine Tiere?
Die richtige Zaunhöhe wird bestimmt durch Tierart, Tiergröße und den Charakter. So benötigt ein Springpferd oder eine Hengstweide sicher einen höheren Zaun als ein Westernpferdchen, oder ein kleines, gemütliches Fjordpferd. Bullen sollten höher eingezäunt werden als Färsen, und Ziegen sind definitiv springfreudiger als dicke Mutterschafe. Deswegen geben wir euch hier nur Richtlinien an die Hand – Patura hat dazu sehr schöne Grafiken erstellt:
Allgemeine Tipps, Gerätecheckliste & Fehlerquellen am elektrischen Weidezaun
- Ein Elektrozaun muss nicht zwingend geschlossen aufgestellt sein, es darf auch eine gerade Strecke sein, denn der Stromkreis wird erst bei Zaunberührung geschlossen
- Der Anschluss vom Weidezaungerät mit dem Zaunzuleitungskabel kann überall im Zaun erfolgen, es muss nicht am Zaunanfang, oder Ende sein
- Gleiche Stromstärke bei unterschiedlichen Tieren, nicht immer ist die Stärke alles
1. „Hühnchen“ sind zwar klein und zierlich, haben aber eine schlechte Leitfähigkeit durch sehr viel Horn im Gefieder und an den Beinen, Horn leitet schlecht.
2. Schafe bleiben brav im Gehege, dennoch: Wolle ist auch ein schlechter Leiter, deswegen darf zur sicheren Einhütung gern genau so viel Stromstärke eingesetzt werden wie gegen den Wolf. - Hühner, oder anderes Geflügel & Kleintiere mit bis zu 5 Reihen Litze einzuzäunen ist kompliziert (5 Torgriffe im Abstand von 15cm untereinander zu öffnen ist schon eine Kunst für sich!), hier bietet sich ein Elektronetz an.
Gerätecheck, ist mein Weidezaungerät wirklich defekt?
- 230 V Weidezaungerät: Trennt das Gerät (ausgeschaltet!) von Zaun-, und Erdungskabel und schaltet es wieder ein. Taktet das Gerät und blinkt dabei, ist es heil.
- 12 V Gerät & 9 V Gerät: Gleiches Vorgehen wie beim 230 V Gerät, bitte tauscht auch ggf. Batterie und Akku, denn meist ist hier die Ursache zu finden, weil diese leer sind.
Takten die Geräte bei dieser Prüfung nicht und liegt ggf. ein leichtes Klappern bei Bewegen des Gerätes vor, ist ein Defekt vorhanden. - das Weidezaungerät taktet, aber es ist kein Strom am Zaun: bitte prüft das Gerät inkl. der beiden Anschlusskabel – aber ohne Zaun – mit dem Zaunprüfer auf Spannung. Kommt Strom an den unteren Kabelenden an, sind auch diese beiden Kabel in Ordnung. Kommt nichts an, bitte Zaun und Erdungskabel austauschen.
- Weidezaungerät taktet, die Anschlusskabel sind auch heil – aber kein Strom am Zaun: Bitte prüft die Erdung (Erdpfähle ganz in den Boden versenken, den Bewuchs vom gesamten Zaun entfernen, Isolatoren auf Durchschlagen prüfen (sehr gut zu erkennen durch: Knacken an den Pfosten, blaue kleine Blitze), das Leitermaterial prüfen (durchgeschmort durch Knoten, gerissene Metalldrähte, total vermoost und splissig ggf. erneuern.) So habt ihr lange Freude an einem richtig guten und vor allem hütesicheren Weidezaun.
Quellen:
http://www.patura.info/FTP/Katalog2020/WZ_20_DE_72dpi.pdf
Beitragsbild:
© Patura