Ein kleiner Piecks und die Gesundheit ist gesichert? Ganz so ist es nicht, aber viele Pferdehalter schwören darauf, ihre geliebten Vierbeiner vor gefährlichen Erkrankungen wie beispielsweise Tetanus und Herpes, aber auch der equinen Influenza impfen zu lassen. Welche Impfungen für dein Pferde möglich sind, zudem als äußerst wichtig erachtet werden und was du beim Impfen von Pferden beachten solltest, erfährst du in unserem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Pferdehalter wählen genau aus, was für sie wichtig ist
Es gibt Impfungen für Pferde, die in den letzten 20 Jahren nicht einmal in Pferdekliniken nachgefragt wurden. Zu ihnen gehört die Druse- sowie die Borreliose-Impfung für Pferde. Andere, wie die Herpes-Impfung erfuhren aufgrund von Turnierbestimmungen einen Boom, der nach Erlass gleicher auch wieder abflachte. Um 40 Prozent sind Herpes-Impfungen in manchen Pferdekliniken und Pferdepraxen zurückgegangen seit sie am 15. April 2024 von der Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) als Pflichtimpfung bei Turnierstart wieder aufgehoben wurden. Um für dich wählen zu können, was dir an Impfungen für dein Pferd wichtig ist, solltest du auch wissen, was möglich ist.
Welche Impfungen für Pferde gibt es?
Es gibt eine ganze Reihe an Impfungen, die ein Pferd erhalten kann. Ob diese alle sinnvoll sind, entscheidest du selbst. Doch erst einmal sollst du wissen, was verfügbar ist.
Pferde können geimpft werden gegen:
Tetanus (Wundstarrkrampf)
Equine Influenza (EIV – Pferdegrippe)
Equine Herpesvirus-Infektionen (EHV-1 und EHV-4 – denn EHV-2, -3 und -5 sind wenig relevant)
Tollwut
West-Nil-Virus-Infektion (WNV – West-Nil-Fieber)
Druse
Borreliose (nach Tierarzneimittel-Verordnung (TAM) aus 2019 kann der Borrelien-Impfstoff „Merylym 3“ für Hunde verwendet werden. Ein spezieller Impfstoff für Pferde existiert nicht mehr)
Dermatomykosen wie Trichophytie und Mikrosporie (Hautpilze)
Equine Rotavirus-Infektion
Equine virale Arteritis (EVA – Pferdestaupe/Rotlaufseuche/pinkeye)
Nicht in Deutschland zugelassene, also nicht erhältliche Impfungen:
Botulismus
Milzbrand
Equine monozytäre Ehrlichiose (EME)
Equine eastern, western & venezuelan Encephalomyelitis (EEE, WEE und VEE)
Diese vier Impfungen sind in den USA erhältlich, wenngleich Milzbrand (Anthrax) auch dort kaum mehr als Krankheitserreger auftaucht. Die equine monozytäre Ehrlichiose (Potomac Horse Fever – PHF), Botulismus (Botulism auf Englisch) und die Equine Enzephalitis in ihren drei Formen sind hingegen in bestimmten Gebieten aktiv und mitunter tödlich.
Impfungen für Pferde Infografik
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Werden besondere Impfungen für Pferde empfohlen?
Vom Gesetzgeber ist keine Impfung für Pferde vorgeschrieben, doch werden drei sogenannte Core-Impfungen von der Ständigen Impfkommission Vet (STIKo Vet) in Deutschland besonders empfohlen: Tetanus, Herpes und Influenza. Die equine Infulenza-Impfung gilt dabei bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) als Pflichtimpfung beim Turnierstart. Sie ist also ein Must have, wenn du mit deinem Pferd auf Turnieren starten möchtest. Auch manche Pensionsbetriebe oder Reitvereine verlangen eine Influenza-Impfung, um den Pferdebestand am Hof gemeinschaftlich vor der sich schnell verbreitenden Pferdegrippe zu schützen. In entsprechenden Ausbreitungsgebieten wird des Weiteren auch eine Impfung gegen das West-Nil-Fieber von der STIKo Vet empfohlen.
Warum sind Herpes-, Tetanus- und Influenza-Schutzimpfungen wichtig für Pferde?
Die equine Herpes-Impfung wurde von der FN nur kurzzeitig – von Anfang 2023 bis Mitte April ‘24 – als Pflichtimpfung bei Turnierteilnahme eingeführt. Sie ist also nicht länger notwendig, wenn du an einem Turnier teilnehmen möchtest. Empfohlen wird sie dennoch, weil Pferde die EHV-Viren (1-5; außer 3) über die Nase (Tröpfcheninfektion) ausscheiden und ein einmal infiziertes Pferd zum lebenslangen Virusträger werden kann – denn schulmedizinisch ist kein Weg bekannt, um Viren, Bakterien oder Pilze, die einen Körper einmal befallen haben, auch wieder auszuleiten.
Infektiös sind erkrankte Pferde zwar nur ungefähr 20 Tage nach Auftreten von Fieber, aber eine Erkrankung kann aufgrund von Stress (zum Beispiel Turnierstress) immer wieder auftreten und muss nicht unbedingt mit Symptomen einhergehen. So kann ein Pferd zum unbemerkten Ausscheider werden und Gegenstände infizieren, die andere Pferde auch nutzen – beispielsweise Tränken und Tröge von Futterautomaten oder Heuraufen … Weitere Pferde werden also leicht angesteckt, wobei die Viren der EHV für uns Menschen nicht ansteckend sind.
Das Erscheinungsbild einer Herpeserkrankung (1-5) scheint häufig altersabhängig zu sein und geht von
EHV-1: Atemwegserkrankungen mit Fieber, Nasenausfluss, Husten und Fressunlust – bei Jungpferden und Pferden mit gutem Immunsystem – über zusätzliche Verluste des Fohlens bei tragenden Stuten (Aborte nur bei EHV-1) bis zumeist erst bei älteren Pferden auftretenden neurologischen Ausfällen (im Allgemeinen auch nur bei EHV-1)
EHV-2 Atemwegssymptome ähnlich wie bei EHV-1, Fieber plus Augenentzündungen
EHV 3: Bläschen im Genitalbereich, die beim Deckakt übertragen werden
EHV-4: etwas milderer Verlauf der Symptome als bei EHV-1
EHV-5: Husten, Fieber, Atemnot, Appetitlosigkeit, Nasenausfluss und es spielt eine Rolle bei der Entwicklung einer multinodulären Lungenfibrose. EHV-5-Viren tauchen vermehrt bei Fohlen im Alter von zwei bis sechs Monaten auf, aber nicht sehr häufig bei erwachsenen Pferden.
Eine Impfung gegen Herpes schützt dein Pferd nicht sicher vor einer Infektion, auch nicht vor einem Abort. Die Impfung zielt vielmehr darauf ab, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, damit dein Pferd diese nicht verbreitet, und den Krankheitsverlauf deines Pferdes zu mildern. Beide Herpes-Impfungen (EHV Typ 1 und als Kombi-Impfung mit EHV Typ 4) halten nach einer durchgeführten Grundimmunisierung bis zu 6 Monate. Eine erneute Auffrischung (Impfung) steht deshalb halbjährlich an.
AUFRUF:
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Die Tetanus-Impfung ist eine Vorsorge gegen Wundstarrkrampf, die für Pferde sehr empfohlen wird. Das Pferd ist das empfänglichste Tier im Tierreich für die Clostridium tetani genannten Bakterien, welche das Toxin Tetanospasmin im Körper freisetzen. Die Bakterien dringen unbemerkt in kleine Wunden ein und vermehren sich besonders gut unter Sauerstoffabschluss, also aneroben Bedingungen. Breitet sich Clostridium tetani einmal aus, bindet es sich an Nervenzellen und verhindert zusätzlich die Ausschüttung von Neurotransmittern in befallenen Zellen. Gelangt es so zum Rückenmark und Gehirn, entstehen die bekannten Spasmen der Muskelgruppen, die dem Wundstarrkrampf ihren Namen gaben. Verhärtete Muskeln, steife Glieder, auch Schwierigkeiten beim Stehen inklusive Geräuschempfindlichkeit und Schreckhaftigkeit sind deutliche Symptome. Sicher verhindert wird die oft tödlich endende Erkrankung durch eine aktive Immunisierung mit einem Tetanus-Impfstoff – also einer Impfung. Mit ihr kann sich das Toxin nicht länger an die Zellen binden und nach einer Grundimmunisierung ist ein Immunschutz von bis zu drei Jahren (je nach Impfstoff) für das Pferd gegeben.
Eine Tetanus-Impfung sollte je nach Impfstoff-Hersteller deshalb alle zwei bis drei Jahre erneuert werden. Um ganz sicher zu gehen, dass eine erneute Impfung deines Pferdes wirklich ansteht, kannst du über den Tierarzt einen Schnelltest veranlassen, welcher die aktuelle Menge vorhandener Antikörper gegen das Tetanustoxin bestimmt. Vom Ergebnis des Antikörperspiegels kannst du den Zeitpunkt einer Impfauffrischung abhängig machen.
Die Influenza-Impfung soll vor der Pferdegrippe bewahren, die schnell um sich greifen und die equiden Bewohner kompletter Ställe und ganzer Landstriche befallen kann. Sie erfasst die oberen Atemwege, bringt dabei Nasenausfluss mit sich, Atemwegsprobleme und kann mit Husten, auch vermehrten Hustenanfällen, Fieber, Anorexie, und Apathie einhergehen. Das tückische an ihr ist nicht die Grippe selbst, denn vor ihr kannst du dein Pferd auch mit einer Impfung nicht völlig schützen, nur ihren Verlauf mildern: Tückisch wird die equine Influenza, wenn du deinem Pferd nicht die notwendige Ruhe zur Ausheilung seiner Erkrankung gewähren kannst, wie es beispielsweise bei Turnierpferden oder Rennpferden der Fall sein kann. Dann schleichen sich Folgeerkrankungen schnell ein, die durch andere Viren weitere Belastungen wie beispielsweise Druse verursachen können.
Eine weitreichende Eindämmung der Pferdegrippe kann jedoch nur dann funktionieren, wenn die Impfstoffe den aktuell in Umlauf befindlichen Virenstämmen der euqinen Influenza angepasst sind. Denn genau wie bei uns Menschen, zirkulieren auch bei der equinen Influenza immer wieder neue Virusstämme. Das heißt für dich, wogegen dein Pferd geimpft wird, dagegen kann es Antikörper entwickeln, die den Verlauf der Pferdegrippe mildern. Geimpft werden sollte deshalb mit zwei H3N8-Stämmen (Florida Klade 1+2), nicht aber mit H7N7, denn dieses Virus ist seit 30 Jahren nicht mehr im Umlauf. Frage deinen Tierarzt nach entsprechenden Impfungen und den dazugehörigen Herstellerangaben. Nach abgeschlossener Grundimmunisierung wird die Impfung alle 6 Monate bis jährlich aufgefrischt – es kommt darauf an, ob dein Pferd erhöhten Risiken wie Turnieren, Reisen oder Sternritten beispielsweise ausgesetzt ist.
Wie dienen weitere Impfungen deinem Pferd?
Von der STIKo Vet werden die drei oben und sogenannten Core-Impfungen für Pferde besonders empfohlen. Doch werden vermehrt Krankheitsfälle der West-Nil-Virus-Infektion in Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt dokumentiert. Auch aus einigen Nachbarländern Deutschlands sind Fälle mit West-Nil-Fieber beim Pferd bekannt. Das gibt einer Impfung gegen das West-Nil-Virus für Pferde zunehmend mehr Bedeutung.
Hingegen sollen circa 30 Prozent der Pferde Borrelien-Antikörper im Blut haben. Das heißt, sie sind bereits mit Borrelien infiziert, obwohl nur bei wenigen Prozent aller Pferde überhaupt eine schwerwiegende Borreliose diagnostiziert wird. So wird ein Borreliose-Schutz durch Impfung von Pferdehaltern nicht häufig gewünscht, ebenso wie eine Druse-Impfung.
Dennoch sind diese und andere Erkrankungen aktiv und ihnen könnte mit einer Impfung begegnet werden:
Die Equine virale Arteritis (auch Pferdestaupe/Rotlaufseuche/pinkeye genannt) scheint sich – wie das West-Nil-Virus – vermehrt auszubreiten. Übertragungswege sind beispielsweise Nasenausfluss erkrankter Pferde (Tröpfcheninfektion), vor allem das Sperma von Hengsten beim Deckakt oder einer künstlichen Besamung, eine Übertragung der Mutterstute auf das Fohlen und eine Kontaminierung von beispielsweise Abortausscheidungen von Stuten wie Eihaut und Flüssigkeiten, aber auch Gegenständen und Personen wie ein Tierarzt können Überträger des Virus sein.
Erkranken können alle Pferde an der Fieber bringenden, Appetitlosigkeit, grippeähnliche Symptome, auch Hautrötungen, Schwellungen verschiedener Körperteile, Aborte (trächtige Stuten), eingeschränkte Zeugungsfähigkeit (Hengste) und Verdauungsstörungen bis zu Lungenentzündungen sowie Todesfällen (Fohlen) auslösenden Erkrankung. Dabei kann eine Impfung hier wirklich eine Erkrankung verhindern und damit auch die Verbreitung des Virus, beispielsweise durch Hengste, reduzieren. Deshalb ist sie für zur Zucht einzusetzende Hengste von der STIKo Vet empfohlen. Nach der Grundimmunisierung müssen geimpfte Pferde halbjährlich eine Boosterimpfung bekommen, um ihren Immunstatus zu erhalten. Trächtige Stuten dürfen mit dem in Deutschland verfügbaren Impfstoff allerdings nicht geimpft werden. Übrigens ist die Krankheit meldepflichtig, sobald das Virus im Pferdebestand nachgewiesen wurde.
WICHTIG:
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Eine Borreliose – auch Lyme-Borreliose aufgrund ihres ersten Auftretens in der US-amerikanischen Stadt Lyme genannt – wird von Zecken übertragen, die ihrerseits die Borrelien (Bakterien) von Kleinsäugern wie Mäusen aufnehmen. Beißen Zecken ein Pferd, können die Bakterien, sofern die Zecke selbst von ihnen betroffen ist, in der Regel erst nach 18-24 Stunden das Pferd erreichen. Diese Zeitspanne benötigen Borrelien, um vom Darm der Zecke in deren Speicheldrüse zu gelangen. Deshalb ist es ungemein wichtig, dass du deine Tiere nach einem Spaziergang, ihrer Weidezeit … genau untersuchst und Zecken schnellstmöglich entfernst. So verhinderst du, dass Borrelien dein Pferd überhaupt erreichen.
Willst du impfen lassen, musst du wissen, dass die erhaltenen Antikörper deines Pferdes erst nach dem Blutsaugen in der Zecke wirken können: Die Antikörper verhindern dann, dass die Borrelien aus dem Darm der Zecke in deren Speicheldrüse wandern können. Weil eine Impfung von bereits mit Antikörpern infizierten Pferden von der STIKo Vet nicht empfohlen wird, sollte vor einer möglichen Impfung eine eventuelle Infektion durch einen Antikörpernachweis ausgeschlossen werden.
Wie weiter oben bereits erwähnt, existiert kein spezieller Impfstoff mehr für Pferde. Die Zulassung wurde vom Hersteller zurückgenommen. Nach einer TAM-Verordnung aus dem Jahr 2019 kann aber der Borrelien-Impfstoff „Merylym 3“ für Hunde auch Verwendung bei Pferden finden. Nach der Grundimmunisierung sollte eine Auffrischungsimpfung in jedem Frühjahr vor Beginn der Zeckensaison gegeben werden.
Die Dermatomykosen wie Trichophytie und Mikrosporie werden von Pilzen verursacht, welche sich sowohl auf dem Tier ansiedeln können als auch auf dem Menschen. Mit dieser Eigenschaft werden Dermatophyten (fadenförmige Pilze) als Zoonosen bezeichnet. Deshalb sind Hautpilze beim Pferd auch ansteckende Infektionskrankheiten für dich als Halter.
Hautpilz-Sporen können über Jahre aktiv sein und im Putzzeug, Sattelzeug, in Pferdedecken, Boxen oder auf dem Paddock und der Weide … überleben. Um zu schaden, müssen sie allerdings das Immunsystem der Haut überwinden, was zeigt, dass ein intaktes Immunsystem unglaublich wichtig für den Schutz deines Pferdes ist. Kann die natürliche Flora der Haut überwunden werden – was auch durch kleine Verletzungen der Haut geschehen kann – dauert eine Erkrankung an Hautpilz zwischen vier Wochen und sechs Monaten. Das kann für dich zu einem größeren Problem werden, wenn bei deinem Pferd nicht nur Schweif und Mähne oder die Kruppe, Flanken und der Rücken befallen sind, sondern auch die Sattel-, Gurt- und Trensenlage. Mit kreisrundem Pilzbefall in diesen drei Bereichen solltest du dein Pferd definitiv nicht reiten. Außerdem können durch Bakterien zusätzliche, nässende Infektionen ausgelöst werden, die dein Pferd weiter belasten.
Eine Impfung gegen Hautpilze kann im akuten Fall gegeben werden und eine Heilung beschleunigen sowie später auch zur Prophylaxe dienen. Eine Infektion mit Dermatomykosen wird so zwar nicht verhindert, wie bei so vielen anderen Impfungen aber auch, kann der Verlauf abgeschwächt und die Heilung beschleunigt werden. Ein Impfschutz besteht laut Hersteller mindestens 9 Monate – danach ist eine Impfauffrischung nötig.
Mit Druse ist nicht zu spaßen, denn sie ist eine hoch ansteckende, sehr schmerzhafte, fiebrige, die Schleimhäute und Lymphknoten der oberen Atemwege der Pferde befallende, eitrige Infektionskrankheit. Alle Altersklassen können betroffen sein, wenngleich Pferde bis zu einem Alter von fünf Jahren am anfälligsten zu sein scheinen. Ist ein Pferd einmal infiziert, kann schnell der ganze Stall darunter leiden. Verursacher der Druse ist das Bakterium Streptococcus equi ssp. equi.
Die Symptome von Druse lassen Pferde einen Würgereiz erleben und Schwellungen um die Lymphknoten im Kehlgang sowie den Ganaschen herum, was manches Tier kaum mehr atmen lässt. Fieber kommt hinzu. Dehnen sich eitrige Veränderungen auf andere Organe, auch Brust, Bauchhöhle, Gehirn und Rückenmark aus, kann eine metastatische Druse auch zum Tode führen. Eine prophylaktische Impfung gegen Druse selbst wird von der STIKo Vet allerdings ausdrücklich nicht empfohlen, denn die Nebenwirkungen einer solchen seien bei geringer Schutzwirkung zu hoch. Allerdings wirke sich ein guter Impfschutz der equinen Influenza und von Herpes positiv aus und reduziere das Risiko einer Druse-Infektion.
Eine equine Rotavirus-Infektion betrifft meist Saugfohlen, die aufgrund des equinen Rotavirus eine Durchfallerkrankung erleiden. Damit sind Gestüte mit vielen Fohlen am häufigsten von dieser Infektionskrankheit betroffen. Das Virus ist weltweit verbreitet, doch eine reine Rotavirus-Diarrhoe kann unter normalen Umständen in vier bis zehn Tagen durchgestanden sein. Spontanheilungen innerhalb von 48 Stunden sind möglich, doch es gibt auch das Gegenteil, indem Fohlen zu schwach werden zum Saugen und apathisch mit hohem Fieber einen enormen Flüssigkeitsverlust erleiden. Je jünger ein Fohlen ist, desto schlimmer kann die Infektion ablaufen.
Impfungen sind für die tragende Stute verfügbar, damit das Fohlen durch die Aufnahme des Kolostrums (Biestmilch als wichtiger Immunschutz in den ersten Tagen nach der Geburt) besser geschützt ist. Die Rotavirus-Mutter-Impfstoffe können im 8., 9. oder 10. Monat jeder Stuten-Schwangerschaft verabreicht werden. Das Risiko für ein Fohlen soll damit verringert und der Verlauf einer Infektion gemildert werden. Außerdem sollen Ausbrüche der Durchfälle bei geimpftem Stutenbestand in geringerem Maße vorkommen.
Eine Infektion mit Tollwut wird nahezu tödlich enden und ist eine zoonotische Virusinfektion. Das bedeutet, sie ist vom Tier durch einen Biss oder Lecken beziehungsweise das Eindringen von Speichel in kleine Haut-/Kratzwunden auf den Menschen übertragbar. Durch Tollwut wird das Nervenzentrum angegriffen, es treten also Verhaltensänderungen auf, auch Lähmungserscheinungen, ebenso aber aggressives Verhalten oder im Gegensatz dazu Lethargie – all das allerdings erst nach einer Inkubationszeit von 23 bis 99 Tagen. So lange kann ein Biss schon her sein, bis Symptome auftreten. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass ein Tier mit Tollwut oder Verdacht auf Tollwut laut Gesetz nicht behandelt werden darf. Es kann unter behördliche Beobachtung gestellt werden – eine angeordnete Tötung ist aber ebenfalls möglich (Tollwut-Verordnung).
Eine Impfung gegen Tollwut ist für dein Pferd möglich, allerdings sollte dein Tierarzt vor Ort entscheiden, ob diese wirklich nötig ist. Denn Tollwut ist in Deutschland nicht mehr verbreitet. Der letzte Tollwutfall bei einem Waldtier – einem Fuchs – wurde im Februar 2006 vom Robert-Koch-Institut (RKI) dokumentiert. Und Waldtiere schreiben wir deshalb, weil Fledermäuse wohl noch betroffen sind. Seit 2008 wird Deutschland deshalb als „frei von terrestrischer Tollwut“ geführt. Auch seine europäischen Nachbarländer sind frei von Tollwut. Dennoch – in jedem Jahr engagieren sich Menschen, Institute und Unternehmen gemeinsam am 28. September weltweit gegen die tödliche Tollwut – weil geschätzt immer noch 160 Menschen (davon 50 % Kinder) täglich auf der Erde an Tollwut sterben. Verständlich, dass Tollwut in Deutschland meldepflichtig ist.
Das West-Nil-Fieber entwickelt sich zu einer Erkrankung, die bei 30 Prozent der erkrankten Pferde zum Tode führen kann. Das West-Nil-Virus, welches von Mücken übertragen wird und diese über gestochene Zugvögel erreicht, löst dabei nicht nur Fieber im Pferd aus: Koordinationsprobleme, Krämpfe, Depressionen, Fressunlust, Koliksymptome, Schluckstörungen und Muskelzucken sowie eine Schwäche der Hinterhand sind ernst zu nehmende Symptome. Es können sogar Rückenmark und Gehirn betroffen sein.
Doch ist die Krankheit unter Pferden nicht ansteckend, auch nicht für Menschen. Beide sind Fehlwirte für das Virus, was bedeutet, es kann sich in ihnen nicht vermehren, noch halten. Dennoch kann dein Pferd erkranken und eine Inkubationszeit beträgt nur sieben bis zehn Tage. Die Heilung der Krankheit kann ein bis sechs Monate in Anspruch nehmen und da es noch keine antivirale Behandlung gegen das West-Nil-Fieber gibt, basiert die tierärztliche Versorgung auf unterstützenden Maßnahmen: Flüssigkeitszufuhr, Entzündungshemmung, das Stillen von Schmerzen. Eine Besserung des Gesundheitszustandes sollte in drei bis sieben Tagen auftreten, dann steigen die Chancen auf eine komplette Gesundung.
Leider müssen wir an dieser Stelle auch schreiben, dass bis 2012 schon 4.300 Pferde in den USA dieser Krankheit erlagen. Eine Impfung ist deshalb möglich und von der STIKo Vet in betroffenen Gebieten mittlerweile auch empfohlen. Nach abgeschlossener Grundimmunisierung erfolgt eine Impfauffrischung ein- bis zweimal jährlich. Übrigens ist auch die West-Nil-Virus-Infektion meldepflichtig, das heißt, schon die Vermutung einer Erkrankung muss vom behandelnden Tierarzt dem Veterinäramt gemeldet werden.
Hier liest du, welche deutschen und europäischen Gebiete (außer Türkei) aktuell, beziehungsweise teilweise und in Einzelfällen schon betroffen sind:
- Berlin
- Brandenburg
- Hamburg
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Thüringen
- Griechenland
- Nord-Italien
- Österreich
- Slowakei
- Südfrankreich
- Tschechien
- Ungarn
- West-Türkei (nicht EU)
Wie wirkt eine Impfung?
Eine Impfung wirkt aufgrund von Antigenen, an welche sich Antikörper des eignen Körpersystems binden können, um gegen einen Krankheitserreger vorzugehen. Mit einer Impfung deines Pferdes werden ihm also Antigene injiziert, die im Grunde seinen Körper dazu auffordern das Immunsystem gegen entsprechende Viren, Bakterien oder Pilze zu aktivieren, um Antikörper gegen die Erkrankung zu bilden. Sowas wird auch Immunantwort genannt. Dabei sorgen die abgeschwächten Krankheitserreger einer Impfung dafür, dass das Immunsystem die entscheidenden Abwehrstoffe gegen die Krankheit bildet und sozusagen ein Gedächtnis für diese entwickelt. Stehen erneut Parasiten ins Haus, kann das Immunsystem schnell seine Abwehr ankurbeln, denn diese Erreger sind ja durch eine erfolge Impfung schon bekannt.
Sind Nebenwirkungen beim Impfen von Pferden zu erwarten?
Nebenwirkungen treten bei Impfungen durchaus auf: Schwellungen um die Einstichstelle, weniger Appetit, auch erhöhte Temperatur, Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit/Erschöpfung, Abszesse und Atemprobleme sind möglich. Sogar ein kleiner Wundstarrkrampf um die Einstichstelle herum kann auftreten, wenn gegen Tetanus geimpft wurde. Alle Symptome sollten allerdings innerhalb von drei bis fünf Tagen wieder verschwunden sein. Kontaktiere in jedem Fall deinen Tierarzt.
Nebenwirkungen können ein Grund sein, um mehrere Impfungen wie beispielsweise Tetanus und Influenza – beide am gleichen Tag geimpft – zu vermeiden. Einzelimpfungen können deinem Pferd helfen mit den Nebenwirkungen besser klarzukommen und die Herausforderungen, die mit Impfungen an das Immunsystem gestellt werden, zu meistern. Außerdem solltest du, wenn es bei früheren Impfungen schon Reaktionen deines Pferdes auf einen bestimmten Impfstoff gegeben hat, diese dem Tierarzt mitteilen. Dann besteht häufig die Möglichkeit, auf den Impfstoff eines anderen Herstellers auszuweichen, um Nebenwirkungen, die durch Inhaltsstoffe neben dem Virusrohstoff selbst entstehen können, zu vermeiden.
Und natürlich geht man mit jeder Impfung ein Risiko ein. Es gibt Tierärzte, die ungern oder weniger impfen als andere, weil sie um eine vermehrte Überempfindlichkeiten der Tiere wissen. In Zahlen ausgedrückt gingen im Jahr 2023 bezüglich unerwünschter Ereignisse – wie Überreaktionen auf Tierarzneimittel im Fachjargon genannt werden – 163 Meldungen zu Pferden im Pharmakovigilanz-System ein. Dazu zählen Ataxien und andere neurologische Symptome, anaphylaktische Schocks und Nesselausschlag/-sucht (Urtikaria) beispielsweise. Auch eine plötzliche Immunschwäche kann als Impfschaden entstehen, ebenso wie beispielsweise Herzleiden. In solchen Fällen sind Pferde oft lebenslang nicht mehr reitbar.
GUT ZU WISSEN:
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Was ist vor einer Impfung zu beachten?
Dein Pferd sollte vor einer Impfung vom Tierarzt auf seinen Gesundheitszustand hin untersucht werden, denn es sollte fit sein, um eine Impfung verkraften zu können. So können Nasenausfluss, geschwollene Lymphknoten, auch tränende Augen beispielsweise dazu führen, dass ein geplanter Impftermin nicht wie vorgesehen stattfinden kann. Und das ist auch gut so, denn mangelt es deinem Pferd an Gesundheit, können viel schneller Impfnebenwirkungen entstehen.
Um den Gesundheitszustand zu dokumentieren und beispielsweise eine aufkeimende Infektion auszuschließen, kannst du schon 14 Tage vor Impftermin beginnen die tägliche Temperatur deines Pferds mit einem Fieberthermometer zu messen. So siehst du, ob es stabil ist, oder eventuell etwas ausbrütet.
Außerdem solltest du eine Impfung nicht in den Fellwechsel deines Pferdes legen. In dieser Zeit werden alle Kräfte für das neue Haarkleid benötigt. Wann der Fellwechsel stattfindet und wie lange er tatsächlich dauert, kannst du in unserem Stallbedarf24-Ratgeber „Fellwechsel beim Pferd – Wie du dein Ross unterstützen kannst“ nachlesen. Und Wurmkuren gehören weder in den Fellwechsel, noch sollten sie unmittelbar vor einer Impfung gegeben werden. Achte deshalb darauf, dass dein Pferd schon mehrere Wochen vor der Impfung frei von Darmparasiten ist.
Auch Stress sollte dein Pferd nicht haben, wenn eine Impfung bevorsteht. Stallwechsel oder die Integration neuer Pferde in eine Herde sollten deshalb nicht mit einer Impfung zusammenfallen. Ebenso sind Turnierstarts oder anstehende Reisen oft mit Stress für Pferde verbunden. Bedenke dies.
Was ist nach einer Impfung zu beachten?
Dein Pferd sollte einige Tage nicht gearbeitet werden. Das ist wirklich wichtig. Gönne deinem Pferd Ruhe, damit es sich mit den Impfstoffen innerhalb seines Körpersystems auseinandersetzten kann. Zudem achte darauf, ob sich Schwellungen um die Einstichstelle der Spritze herum bilden. Diese kannst du kühlen. Kontaktiere deinen Tierarzt, sobald weitere Symptome auftauchen.
Dein Pferd könnte auch etwas schlapp sein, denn es muss sich mit den injizierten Erregern auseinandersetzen. Deshalb solltest du am Tag der Impfung definitiv keine Wurmkur geben. Hast du es verpasst, eine eventuell anstehende Wurmkur Wochen vor der Impfung zu geben, warte nach der Impfung mindestens drei Wochen, damit sich dein Pferd erst der Impfung annehmen kann und anschließend der Wurmkur ausgesetzt wird.
Unterstütze dein Pferd mit Hygienemaßnahmen und artgerechter Haltung
Grundsätzlich liegt es am Immunsystem deines Pferdes, ob eine Krankheit ausbricht oder nicht. Ist dieses intakt und hält Viren im Körper in Schach, kann ein Pferd fit bleiben, ohne dass eine Erkrankung aus dem Vorhandensein von Viren entstehen muss. Deshalb ist ein wichtiger Schutz gegen jegliche Erkrankungen immer ein gutes Immunsystem. Und dieses hängt auch an der physischen und psychischen Gesundheit deines Pferdes.
Du kannst Dein Pferd mit Zusatzfutter wie Vitaminen und Mineralien/Spurenelementen unterstützen, einer gesunden Fütterung und natürlich einer artgerechten Haltung sowie genügend Sozialkontakten, die der Lebensweise eines Pferdes entsprechen, denn Pferde sind ja Herdentiere.
Unterstütze das Immunsystem deines Pferdes beispielsweise so:
- Eine gute Hygiene im Stall, beim Putzzeug wie Pferdebürsten und Kardätschen sowie allem, was dein Pferd betrifft, ist eine wichtige Grundvoraussetzung, um vor Viren, Bakterien und Pilzen zu schützen
- artgerechte Haltung in einer Gruppe oder mit Boxennachbarn fördert die Immunabwehr – viel Licht, Luft, Bewegung und Unterstellmöglichkeiten wie Weidezelte und Weidehütten helfen dabei
- gesunde Fütterung mit viel Raufutter, Mineralfutter und entsprechend der Leistung des Pferdes auch Kraftfuttergaben ohne lange Fresspausen (nicht mehr als 3 Stunden), um Magengeschwüre aufgrund der steten Säureproduktion im Magen zu vermeiden, fördern Verdauung und Wohlbefinden
- eine eventuelle Übersäuerung vermeiden (beispielsweise durch eine Silagefütterung), die erste Lücken im Stoffwechsel des Pferdes eröffnen könnte
- Hufgesundheit erhalten durch regelmäßige Hufbearbeitung/-pflege welche die Bewegungsfreude des Pferdes und damit seine Gesundheit maßgeblich beeinflussen kann
- Zahngesundheit erhalten durch die Kontrolle der Zähne, um Haken der Backenzähne und damit Verletzungen und Wunden im Pferdemaul inklusive der Infektionsrisiken dieser zu vermeiden
- eine selektive Entwurmung ist angebracht, welcher Kotprobenuntersuchungen voraus gegangen sind. Diese haben die Notwendigkeit einer Wurmkur entweder bestätigt oder machen sie überflüssig, um dein Pferd bei seiner Gesunderhaltung zu unterstützen
Fazit zum Thema Impfungen für Pferde
Wichtig ist für dein Pferd ein gutes Impfmanagement in dem du auf seine Gesundheit achtest und den Zeitpunkt der Impfung gut wählst. Du kannst selbst aktiv werden, indem du zeitig mit dem „Fieber“ messen beginnst, um anbahnende Infektionen auszuschließen. Auch solltest du mit deinem Tierarzt genau besprechen, welche Impfung tatsächlich auf aktuellem Stand ist, um einen Impfstoff zu verwenden – wie beispielsweise bei der equinen Influenza – der Antigene von sich im Umlauf befindlichen Erregern enthält.
Entscheide für dich auch, welche Impfungen du für notwendig erachtest und welche nicht. Nimm zudem lieber ein bisschen mehr Geld in die Hand und lass den Tierarzt für jede Impfung einzeln kommen, anstatt zwei Präparate am gleichen Tag spritzen zu lassen. Das vermindert auf jeden Fall die Anfälligkeit deines Pferdes auf Nebenwirkungen und mögliche Impfschäden.
Quellen:
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pferd-aktuell.de/news/aktuelle-meldungen/fei—fn—dokr/herpes-impfpflicht-aufgehoben#:~:text=Die%20Herpes%2DImpfpflicht%20f%C3%BCr%20Turnierpferde,gegen%20EHV%2D1%20geimpft%20sein.
pferd-aktuell.de/news/aktuelle-meldungen/fei—fn—dokr/herpes-impfpflicht-aufgehoben#:~:text=Die%20Herpes%2DImpfpflicht%20f%C3%BCr%20Turnierpferde,gegen%20EHV%2D1%20geimpft%20sein.
uelzener.de/magazin/pferd/tiergesundheit/herpes-pferd/msd-tiergesundheit.de/fokusthemen/equines-herpesvirus-ehv/besitzerinformationen/
tsk-sachsen.de/tiergesundheitsdienste/pferdegesundheit/veroeffentlichungenpferde/191-die-borreliose-eine-bedrohung-fuer-pferde
bi-animalhealth.com/equine/vaccines/potomavac
aaep.org/resource/anthrax-vaccination-guidelines/
biocontrol.de/media/10482/equines-herpesvirus_21_04.pdf
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tsk-sachsen.de/index.php/tiergesundheitsdienste/pferdegesundheit/veroeffentlichungenpferde/352-west-nil-virus-infektion
zoetis.de/fur-tiere/pferde/equine-virus-arteritis
Tierseucheninfo Niedersachsen, Merkblatt_Equine_Virus_Arteritis.pdf
boehringer-ingelheim.com/de/was-ist-tollwut#:~:text=Die%20Viruserkrankung%20greift%20das%20Nervensystem,beim%20Menschen%20fast%20immer%20t%C3%B6dlich.
bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/05_Tierarzneimittel/uaw/UE2023.pdf?__blob=publicationFile&v=2
stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/wie-funktioniert-impfen
Impfleitlinie-Pferd-2023-03-01.pdf
Bildnachweis:
© Adobe Stock / chelle129
Liebe Anja,
ein sehr interessanter und vor allem hervorragend recherchierter Artikel von Dir!
Vielen Dank für das kompakt zusammengefasste Wissen.
Alles Liebe, Berit