Stallbedarf24 beantwortet Dir mit dem folgenden Ratgeber die 10 wichtigsten Fragen zum Thema Pferdesattel.
Inhaltsverzeichnis
Wie ist die Entstehungsgeschichte des Pferdesattels?
Ursprünglich wurde der Sattel nicht zum Reiten, sondern als Packsattel eingesetzt. Diese Art Sattel hatte den Namen „Bocksattel“. Dieser bestand aus zwei Brettern, die seitlich am Pferd anlagen und durch weitere Bretter gestützt wurden. Erst später wurde dieser Bocksattel mit Fellen und Decken ausgepolstert. Nach und nach wurde der Sattel weiter verändert, Sattelgurt und Steigbügel kamen hinzu.
Warum überhaupt mit Sattel reiten?
Zugegeben, es gibt wohl nichts Schöneres für einen Reiter, als ohne Sattel zu reiten. Man spürt jede kleinste Bewegung des Pferdes, jeden Muskel, die Wärme des Tieres. Außerdem verschafft das Reiten ohne Sattel eine hohe Verbindung und großes Vertrauen zu seinem 4-Beiner. Allerdings solltest du nicht ständig ohne Sattel reiten. Vor allem, wenn du noch nicht besonders lange reitest, fällst Du Deinem Pferd –besonders im Trab und im Galopp- ordentlich in den Rücken; das kann zu Verspannungen beim Pferd führen. Der Sattel dient hier als eine Art Puffer und fängt Deine Bewegungen ab. Des Weiteren wird durch einen gut sitzenden Sattel der Druck gleichmäßig auf dem Pferderücken verteilt.
Welche verschiedenen Sättel gibt es?
Mittlerweile gibt es etliche verschiedene Sättel, die in unterschiedlichen Disziplinen zum Einsatz kommen:
Vielseitigkeitssattel
Die meisten Reiter unter uns sind Freizeitreiter. Aus diesem Grund ist der Vielseitigkeitssattel der am weit verbreiteste Sattel. Vielseitigkeitssättel sind eine Kombination aus Dressur- und Springsätteln. Sie vereinen ausgeprägte Knie- und Wadenpauschen mit einem leicht nach vorne geschnittenen und halblangem Sattelblatt. Die Ausprägung der Sitzfläche ist ebenfalls eine Mischung aus Spring- und Dressursattel.
Dressursattel
Die Dressur ist der Grundstein zu jeder Stufe des Reitens und zu jeder Disziplin. In der Dressur erlernt man einen korrekten Sitz und die Erteilung einer präzisen Hilfengebung.
Der Reiter sitzt aufrecht mit langem, nur leicht abgewinkeltem Bein auf dem Pferd, kann somit sehr gut Kreuz- und Gewichtshilfen auslösen. Deshalb haben Dressursättel lange und gerade geschnittene Sattelblätter und eine vertiefte Sitzfläche.
Springsattel
Springsättel sind komplett anders geschnitten als Dressursättel. Sie haben ein weit nach vorne geschnittenes Sattelblatt, welches relativ kurz ist. Die Sitzfläche ist sehr flach, dafür verfügen Springsättel aber über Knie- und noch stärker ausgeprägte Wadenpauschen. Diese halten das Bein des Reiters über dem Sprung in Position. Das Sattelblatt ist kurz, da die Steigbügel beim Springen recht kurz geschnallt sind und der Reiter mit stark angewinkeltem Bein auf dem Pferd sitzt.
Wanderreitsattel
Wanderreitsättel zeichnen sich vor allem durch ihre Passform aus. Ein Sattel, der Stunden- oder gar Tage auf dem Pferderücken aufliegt, muss über eine große, gut gepolsterte Auflagefläche verfügen und zudem ein geringes Gewicht haben. An Wandersätteln findet man oft Schnüre und Ösen, an denen der Reiter Proviant, Werkzeug, Regenkleidung, etc anbringen kann.
Westernsattel
Westernsättel werden im Westernreiten und zunehmend, genau wie Vielseitigkeitssättel, im Freizeitreiten eingesetzt. Der Westernsattel bestand ursprünglich aus einem mit Rohhaut überzogenen Holzbaum und einem Aufbau aus Leder, das häufig zur Verzierung reichlich punziert ist. Neuere, günstige Modelle werden auch mit Kunststoffbäumen und Leder- oder Kunststoffaufbauten gefertigt. Durch seine große Auflagefläche, die das Gewicht gut auf dem Pferderücken verteilt und seine Sitzform für den Reiter, ist der Westernsattel gut geeignet für lang andauernde Ritte. Westernsättel unterscheiden sich je nach Disziplin.
Distanzsattel
Ein Distanzsattel ist für extrem lange Ritte um die 100 km ausgerichtet. Eine sehr gute Passform, geringes Gewicht und keinerlei Schnörkel zeichnen diesen Sattel aus.
Töltsattel
Töltsättel sind für Gangpferde geeignet. Gangpferde verfügen neben Schritt, Trab und Galopp über zwei weitere Gangarten: Tölt und Pass. Dieser speziell konzipierte Sattel ermöglicht dem Reiter den für diese Gangart nötigen Sitz.
Rennsattel
Rennsättel sind besonders kleine und leichte Sättel, die bei Pferderennen eingesetzt werden. Sie bieten dem Rennpferd möglichst viel Bewegungsfreiheit und ermöglichen so eine hohe Geschwindigkeit. Rennsättel eignen sich nicht zum bequemen Sitzen, stattdessen ermöglichen sie den Rennsitz, bei dem der Schwerpunkt durch Vorbeugen in der Hocke über den im Renngalopp weit vorverlagerten Schwerpunkt des Pferdes kommt.
Damensattel
Damensättel sind mittlerweile aus der Mode gekommen. Sinn dieses Sattels war, den vornehmen Damen ein Reiten in ihrem kostbaren Kleid zu ermöglichen. In einem Damensattel werden beide Beine der Reiterin auf der linken Seite positioniert. Es war nicht gerne gesehen, wenn adlige Damen anders auf dem Pferd saßen. Damensättel geben der Reiterin nur wenig Stütze, ein Sturz von diesem Sattel ist relativ gefährlich.
Wo finde ich den richtigen Sattel?
Pferdesättel gibt es in verschiedenen Online-shops, in Pferdefachgeschäften, auf Pferdemessen, auf Sattelbörsen.
Nicht am falschen Ende sparen!
Bei Stallbedarf24 findest Du zwar eine Menge Artikel rund um Pferdebedarf und Sattelzubehör wie Sattelgurte, Steigbügel, Sattelpflege, etc. Aber Sättel wirst Du bei uns keine finden. Und das hat einen einfachen Grund: Der Sattel muss Deinem Pferd passen. Wir raten Dir: kaufe Deinen Sattel nicht im Online-Handel. Lass Dich von einem Fachmann (am besten natürlich einem Sattler) beraten.
Wie erkenne ich, ob der Sattel meinem Pferd passt?
Wie oben beschrieben, solltest Du Dir einen Fachmann zur Seite nehmen, der verschiedene Sättel auf den Rücken Deines Pferdes legt und sofort mit geschultem Auge erkennt, ob der Sattel zum Rücken Deinem 4-Beiners passt. Ist der erste Eindruck gut, so probiere den Sattel unbedingt auch in allen Gangarten aus. Je nach Disziplin gibt es verschiedene Anhaltspunkte, wie ein Sattel zu sitzen hat. Es gibt Verfahren, wie der Rücken Deines Pferdes ausgemessen werden sollte. Nicht zuletzt verrät auch das Schwitzbild am Rücken, ob der Sattel gut aufliegt.
Was kostet Dich ein geeigneter Sattel?
Es gibt sowohl gebrauchte als auch neue Sättel.
Gebrauchte Sättel
Gebrauchte Sättel bekommst Du bereits ab 100 Euro. Du findest sie oft am „schwarzem Brett“ in Deinem Reitstall, auf Sattelbörsen, im Internet. Es spricht nichts gegen einen gebrauchten Sattel. Doch wie oben beschrieben, solltest Du nicht am falschen Ende sparen. Probiere den Sattel auf Deinem Pferd aus, gehe nicht nur nach Preis und Aussehen, sondern nach Passform. Ein nicht korrekt sitzender Sattel wird Deinem Pferd schaden und es fallen mit Sicherheit Kosten beim Tierarzt an.
Neue Sättel
Für einen neuen Sattel solltest Du mindestens 1000 Euro ausgeben. Aber dann hast Du noch nichts Besonderes gekauft. Ein guter Sattel in hochwertiger Qualität (gute Verarbeitung, hochwertige Materialien, gute Aufpolsterung, einwandfreie Passform) kostet um die 3000 Euro. Wird der Sattel eigens für Dein Pferd maßangefertigt, sind um die 5.000 Euro realistisch. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt.
Wie pflege ich meinen Sattel?
Damit Du lange Freude an Deinem Sattel hast, solltest Du ihn regelmäßig reinigen.
Benutz am besten Sattelseife und wenig Wasser sowie einen sauberen Schwamm, um den Sattel gründlich und überall zu reinigen. Zu viel Wasser trocknet das Leder aus! Stellen unter den Sattelblättern, Steigbügelriemen, Unterseite etc. nicht vergessen. Nach der Reinigung das Leder mit einem fusselfreien Tuch trocken reiben. Erst wenn der Sattel gereinigt und trocken ist, fängst Du mit der Pflege an. Hierfür eignen sich Bienenwachs, Lederöl oder Lederfett. Am besten benutzt Du ein fusselfreies, weiches Tuch oder einen Schwamm. Nach ca. 20 Minuten kannst Du Deinen Sattel nachpolieren.
Wie lagere ich meinen Sattel?
Am saubersten und frei von Staub bleibt Dein Sattel, wenn Du vor und nach dem reiten einen passenden Sattelschoner überziehst. Es gibt Sattelwagen, auf denen Du den Sattel ablegen kannst. Diese bieten Stauraum und sind meistens leicht zu bewegen. Am vorteilhaftesten sind jedoch Sattelschränke.
Welches Zubehör muss ich kaufen?
Beim Kauf eines Sattels ist nicht unbedingt alles inclusive. Folgendes Zubehör gehört zu der kompletten Montur eines Sattels dazu:
Sattelgurt
Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, Materialien, Längen.
Schabraken, Pads, Satteldecken, Gelkissen:
Sie haben die Aufgabe, weitere Stöße abzufangen und den Pferderücken zu schonen. Des weiteren schützen sie das Fell und nehmen zuverlässig Feuchtigkeit auf.
Steigbügel und Steigbügelriemen:
Steigbügel gibt es in allen Formen, Farben und Größen. Doch hauptsächlich sollte Dir der Steigbügel genug Stütze und Sicherheit geben. Achte darauf, dass Du nicht mit Deinem Schuh durch den Steigbügel rutschst, sonst kann es bei einem Sturz zu erheblichen Verletzungen kommen.
Welche Alternative gibt es zu einem Sattel?
Vielleicht lässt es Dein Budget einfach nicht zu, Dir einen guten Sattel zu kaufen. Vielleicht hat Dein Pferd aber auch Probleme mit einem Sattel. Es gibt einige Alternativen zu einem herkömmlichen Sattel:
Baumloser Sattel
Der baumlose Sattel wird Reiter, die gerne in Wald und Flur unterwegs sind, besonders ansprechen. Es gilt aber zu beachten, dass auch dieser flexible Sattel unbedingt von einem Fachmann angepasst werden muss. Für Pferde mit starkem Widerrist ist der Sattel laut Herstellerangabe nicht geeignet. Als Zweitsattel oder für Pferde im Wachstum und zur Eingewöhnung kann der Liberty aber gute Dienste leisten.
Bare-Back-Pad
Ein Reitpad ist eine clevere Zwischenlösung von Sattel und Reiten ohne alles: Der Reiter rutscht weniger auf dem Pferderücken und gleichzeitig wird dieser geschützt.
Fellsattel
Der Fellsattel kann nahezu auf jedem Pferd geritten werden, da sich der baumlose Sattel aus Lammfell perfekt der Rückenlinie eines jeden Pferdes anpasst. Besonders geeignet ist das Modell übrigens für Pferde, welche sich noch muskulär verändern.
Fazit
Du weißt jetzt, wie groß das Angebot und wie schwer die Wahl des richtigen Sattels ist. Bevor Du nun auf die Suche nach einem passenden Sattel gehst, beantworte Dir folgende Punkte:
- Welchen Reitstiel habe ich (Dressur, Springen, Freizeit)?
- Wie hoch ist mein Budget?
- Wo finde ich fachmännische Hilfe für die Sattelprobe an meinem Pferd?
- Wo kann ich meinen Sattel lagern?
Du wirst den richtigen Sattel für Dich und Dein Pferd finden. Denke daran, spare nicht am falschen Ende und hole Dir Hilfe, der Rücken Deines Pferdes wird es Dir danken!
Quellen:
https://www.pa-do.de/blog/der-sattel-und-seine-geschichte/
https://de.wikipedia.org/wiki/Reitsattel
http://www.nordic-medica.info/printable/3354609ea40f7af15/index.htm
Ich habe ein junges Pferd und kenne das Problem mit dem passenden Sattel. Schön zu lesen, dass es auch gute gebrauchte Sättel gibt. Ich werde zu einer Reitsport Sattlerei gehen und mich beraten lassen.