Fliegen und verschiedene andere Insekten, wie Bremsen, Mücken, Wespen, Milben oder Ameisen können im Stall von Pferden, landwirtschaftlichen Nutztieren oder Tierställen generell nicht nur lästig und höchst unangenehm, sondern auch gefährlich werden. Insbesondere Stallfliegen diverser Arten sind keine Seltenheit in den Herbergen von Tieren und können aufgrund ihrer schnellen, vielfachen Vermehrung zu einer üblen Plage nahezu biblischen Ausmaßes werden, bliebe man untätig. Stallfliegen sorgen nicht nur belästigend für ein nervenaufreibendes Unwohlsein der Tiere, sondern auch für die Übertragung und/oder Auslösung von Krankheiten. Es gibt jedoch Strategien, Mittel und Wege, schädliche Insekten erfolgreich zu bekämpfen, ihnen gründlich den Garaus zu machen und für ein gesundes, hygienisches, angenehmes und friedliches Stallleben deiner Tiere zu sorgen.
Inhaltsverzeichnis
Probleme und Gefahren durch Stallfliegen und andere Insekten
Insekten im Stall sind weit schlimmer als nur lästige Störenfriede, vor allem für die Tiere, aber auch für den Menschen. Allen voran die Fliegen, die nicht nur eine wahre wiederkehrende Plage darstellen, sondern auch eine ernste Gefahr sind.
Stallfliegen sorgen für massive Unruhe, Nervosität, Unwohlsein, Schmerzen und eine Beeinträchtigung der Leistung der Tiere. In einem massiven Ansturm oder besonders bissig können Fliegen auch eine enorme Panik bei den Stalltieren auslösen. Stechfliegen, wie z. B. der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) oder Bremsen (Tabanidae) beißen oder stechen nicht nur die Tiere höchst unangenehm, sondern haben es auch auf ihr Blut abgesehen. Einige Fliegenarten, wie z. B. Dasselfliegen (Oestridae) nutzen Huftiere, wie z. B. Pferde, Kühe oder Ziegen parasitär als Wirt, wodurch nicht nur Verletzungen entstehen, sondern durch den Madenbefall auch eine Hypodermose verursacht wird.
Fliegen können nicht nur Verletzungen und Krankheiten auslösen, sondern übertragen auch gesundheitsschädliche Krankheitserreger, wie z. B. Bakterien, Viren, Parasiten und andere Keime. Zu den häufigen Infektionen durch Fliegen gehören unter anderem:
- Rotlauf
- Pasteurellose (Septikämie, bakterielle Infektion der Atemwege, Magen-Darm-Infektion)
- Zoonosen
- Maul- und Klauenseuche
- Schweinepest
- Salmonellen-Enteritis
- Escherichia-coli-Infektionen
- Kokzidiose (Protozoeninfektion durch tierische Einzeller)
- Pseudowut (Aujeszkysche Krankheit durch Aujeszky-Virus)
- Dysenterie/Ruhr (bakterielle Infektion des Dickdarms)
- Lyme-Borreliose
- Wurminfektionen
In einem Tierstall kann eine Reihe von weiteren ungebetenen Besuchern und Plagegeistern auftauchen, die ebenfalls gefährlich sind oder sein können, wie z. B. Mücken, Wespen, Hornissen. Ameisen, Läuse, Zecken oder Milben (Spinnentiere), wie z. B. die rote Vogelmilbe in Hühnerställen.
Fliegen im Stall – Arten, Eigenschaften und Vermehrung
Es ist immer gut, seinen Feind zu kennen. Dies gilt auch für Insekten und insbesondere für Fliegen im Stall. Fliege ist nicht gleich Fliege. Die Fliegenart kann relevant sein für die Einschätzung der Gefahr, die Ausbreitung sowie auch für die Art und Wirkstoffe der Mittel, um eine erfolgreiche Bekämpfung sicherzustellen.
Häufig vorkommende Fliegenarten
In puncto Hygieneschädlinge sind es vor allem die Fliegen, die zu den größten Belastungen und Gefahren im Stall gehören. Dabei gibt es einige Arten, die auffallend häufig vorkommen.
Gemeine Stubenfliege (Musca domestica)
Sie ist weltweit die am meist verbreitendste Art unter den Fliegen – die Gemeine Stubenfliege oder die Große Stubenfliege mit einem grauen bis schwarzen Körper. Da sie vor allem gerne in Tierställen lebt, wird sie auch allgemein als „Stallfliege“ bezeichnet. Sie gehört zur Familie der Echten Fliegen (Muscidae) und nimmt im ausgewachsenen Stadium (adulten Stadium) ihrer Entwicklung eine Länge von 4 bis 8 Millimeter ein, wobei die Weibchen größer sind als die Männchen.
Ein adultes Weibchen kann bis zu 800 perlweiße Eier legen, die insbesondere in Mist, Exkrementen, Kompost oder faulenden organischen Substanzen brüten. Nach circa 10 Stunden schlüpfen die Larven, die sich von den Substanzen ernähren, auf denen sie geschlüpft sind. Nach einer Woche ist die Entwicklung bis zur adulten Fliege abgeschlossen. Nach drei Tagen kann von einem Weibchen die nächste Eiablage erfolgen. Die Lebenserwartung einer Stubenfliege beträgt bis zu 6 Wochen. Die Stubenfliege ist keine stechende Fliege, jedoch Überträger von zahlreichen Fäulnis- und Krankheitserregern.
Taufliege (Drosophila melanogaster)
Die Taufliege ist auch als Essigfliege bekannt, die mit einer Länge von 2 bis 3 mm eine gelbbraune Körperfärbung und rote Augen aufweist. Die Weibchen legen ihre Eier vorzugsweise in faulenden Pflanzenresten und verrottenden, vergärenden Früchten ab. Die Taufliege vermehrt sich das ganze Jahr über, wenn entsprechend warme Umweltbedingungen vorherrschen. Sie gilt als ein eher lästiges Insekt.
Wadenstecher (Stomoxys calcitrans)
Der Stubenfliege nicht unähnlich, besitzt die Wadenstecher-Fliege, jedoch einen auffallenden Stechrüssel, der selbst mit bloßem Auge erkennbar ist. Ebenso wie die Stubenfliege stammt auch die Fliege Stomoxys calcitrans aus der Familie der Muscidae (Echte Fliegen) und wird mit einer Länge von 6 bis 7 mm im ausgewachsenen Stadium ähnlich groß. Ein Weibchen produziert 600 bis 800 Eier, die in Tierkot oder faulendem organischen Material zum Brüten abgelegt werden. Die Wadenstecher sind gefährliche Blutsauger, die Weibchen ebenso wie die Männchen. Der Saugprozess dauert mehrere Minuten. Der Biss dieser Fliegenart ist sehr schmerzhaft. Besonders betroffen sind Pferde und Nutztiere. Diese Fliegenart kann gefährliche Krankheiten übertragen. Bei Pferden kann es zu einer Virusinfektion namens „Equine Infektiöse Anämie“ (ansteckende Blutarmut der Einhufer) führen.
Bremsen (Tabanidae)
Die Familie der Bremsen gehört zu den blutsaugenden Fliegen, wobei bei den meisten der verschiedenen Arten nur die Weibchen zubeißen. Zu den Arten von Bremsen gehören beispielsweise die Pferdebremse ( Tabanus sudeticus), die Rinderbremse (Tabanus bovinus) oder die Gemeine Viehbremse (Tabanus bromius). Die Bisse sind schmerzhaft und können Tiere in Panik versetzen. Bremsen sind ebenfalls Überträger von einer Reihe von Krankheitserregern (Viren, Bakterien, Pilze) und gefährlich für Mensch und Tier.
Dasselfliegen (Oestridae)
Dasselfliegen sind mittelgroße, pelzartig dicht behaarte Fliegen, die in mehreren Arten vorkommen. Besonders gefährlich sind diese Fliegen durch ihre Maden, die als „Endoparasiten“ einen großen Schaden anrichten können. Insbesondere bei Huftieren, wie z. B. Pferden. Ihre Eier werfen die Dasselfliegen im Flug ab, wodurch sie auf ihren Wirt gelangen und z. B. über die Zunge und das Maul eines Tieres ins Innere gelangen. Bereits auf ihrem Weg zum Magen als Hauptzielort können sie verschiedene schwere Schäden beim Tier anrichten. An der Magenschleimhaut blutsaugend festgehakt, entwickeln die Dassellarven ihr Endstadium mit einer Verpuppung und lassen sich schließlich über den Kot ausscheiden. Aus der Puppe entwickelt sich das Insekt. Die Hypodermose als Tierseuche wird bei Huftieren vor allem von Hautdasselfliegen (Hypoderminae) verursacht.
Maßnahmen einer erfolgreichen Bekämpfung von Stallfliegen
Stallfliegen können sich in einem Jahr massenhaft in Millionenhöhe exponentiell vermehren und ausbreiten. Fliegen sind insbesondere in großen Mengen nicht zu übersehen. Sie schwirren im Stall herum, haften an den Tieren, Wänden und Einrichtungen. Allerdings ist das nur die Spitze des Eisberges. Die sichtbaren ausgewachsenen Fliegen machen gerade einmal nur circa 15 % der tatsächlichen Plage aus.
Das wahre Hauptproblem liegt in den im Stall verborgenen Eiern, Larven und Puppen, die 85 % ausmachen. Für eine erfolgreiche Bekämpfung und Eindämmung der Plage ist es deshalb notwendig, das Problem von Grund auf anzugehen. Es reicht nicht aus, nur die sichtbaren adulten Fliegen einzufangen und zu töten, sondern vor allem ihre brütende Nachkommenschaft im Stadium von Larven oder gar Eiern gründlich zu beseitigen.
Wo befinden sich die Brutplätze von Fliegen im Stall?
Fliegen bevorzugen ein feuchtes, warmes Klima sowie eine nahrhafte Umgebung für die Ablage und Ausbrütung ihrer Eier und Larven. Da sich die meisten Fliegen von Exkrementen und faulenden organischen Substanzen ernähren, sind typische Brutplätze Mist, Dung, Futterreste und Gülle (insbesondere Schwimmschichten auf Güllekanälen). Des Weiteren sind auch feuchte Bereiche mit Nahrungsangeboten unter Futtertrögen, Tränken und Buchtenabtrennungen bei Fliegen sehr beliebt.
Wann ist die beste Zeit zur Fliegenbekämpfung?
Für die gründliche, erfolgreiche Bekämpfung von Fliegen im Stall ist ebenso wie für das Wohlbefinden der Tiere eine regelmäßige, kontinuierliche hygienische Stallreinigung nötig. Eine saisonale Grundreinigung in puncto Fliegenbekämpfung im Stall sollte in jedem Fall zum Ende des Winters bzw. am Beginn des Frühjahrs erfolgen. Ideale Zeitpunkte zur Bekämpfung von Fliegen mit entsprechenden Mitteln sind während ihrer aktiven Nahrungsaufnahme. Dies wäre vor allem morgens zum Sonnenaufgang zwischen 6 und 9 Uhr oder am Abend nach Sonnenuntergang.
Welche Maßnahmen sind für eine erfolgreiche Fliegenbekämpfung notwendig?
In erster Linie sollte im Stall auf Sauberkeit und Hygiene geachtet werden. Dies betrifft z. B. das Ausmisten, die Behandlung von Güllebereichen, die gründliche Entfernung von Futterresten und die Reinigung von Anlagen. Um Fliegen nicht den geringsten Brutplatz und Nährboden zu bieten, sollte dabei auch auf noch so kleine verunreinigte Ecken, Spalten, Boxen oder andere Hohlräume mit Futterresten, Streu, Kotresten, Mistresten oder sonstigen organischen Substanzen äußerst penibel geachtet werden.
Ein gründliches, regelmäßiges oder dauerhaftes Lüften des Stalls trägt ebenfalls stark dazu bei, Fliegen zu vertreiben oder gar nicht erst einzuladen. Fliegen mögen Zugluft und gut durchlüftete Räume ganz und gar nicht. Darüber hinaus hat eine gute Durchlüftung einen entscheidenden positiven Einfluss auf das Klima und den Feuchtigkeitshaushalt im Stall, was wiederum die Lebens- und Umweltbedingungen für die Fliegen samt Brut wirkungsvoll beeinträchtigt.
Mit verschiedenen Schädlingsbekämpfungsmitteln können Fliegen eliminiert werden. Diese differenzieren sich unter anderem nach den Entwicklungsstadien. Für ausgewachsene Fliegen gibt es die sogenannten „Adultizide“. Diese Mittel töten Fliegen zügig ab, indem sie in das zentrale Nervensystem dieser adulten Insekten eingreifen. Hier ist es wichtig, auf einen regelmäßigen Wirkstoffwechsel (anderes Produkt) zu achten, da Fliegen sonst durch den schnellen Generationswechsel auf einen Wirkstoff resistent oder immun reagieren können. Für die Beseitigung von Fliegenlarven werden „Larvizide“ eingesetzt. Diese wirken auf die Häutung der Fliegenlarven zwischen ihren verschiedenen Entwicklungsstadien ein, wodurch die Larven vor ihrem Schlüpfen abgetötet werden.
Verschiedene Mittel zur Bekämpfung von Stallfliegen und Insekten
Fliegen können auf verschiedenste Art und mit unterschiedlichen Mitteln und Methoden effektiv bekämpft werden. In der Art und Anwendung werden unter anderem Folgende unterschieden:
- Ködermittel für adulte Fliegen und andere Insekten
- Fliegensprays
- chemische Fliegen- und Insektenbekämpfungsmittel und diverse Spezialmittel
- Streich- und Spritzmittel
- elektrische Fliegenbekämpfung (zum Beispiel mit elektrischen Fliegenvernichter)
- Stallfliegenfängerband und Stallfliegenrollen
Adulte Fliegen lassen sich auch gut verführen und ködern. Nebst chemischen Fliegen- und Insektenvernichtern, gibt es alternative Fliegen- und Insektenfallen mit diversen Lockstoffen, wie beispielsweise Klebefallen, Fraßköder oder Streuköder. Streichmittel sind ebenfalls ein ergänzender wirkungsvoller Weg, um einem Fliegenbefall Einhalt zu gebieten. Es handelt sich dabei um ein Ködermittel, das auf bestimmte Bereiche im Stall aufgepinselt wird. Einige Bekämpfungsmittel wirken nicht nur auf Fliegen, sondern auch auf andere unangenehme oder gefährliche Insekten.
Vollkommen ohne Chemie oder auch diverse verführerische Lockstoffe stellt auch die elektrische Insektenbekämpfung eine sehr wirkungsvolle und bewährte Methode dar, um Fliegen zu bekämpfen. Ebenso wie die allseits bekannte Motte zieht es auch Fliegen unwiderstehlich ins Licht. Als Lichtquelle ziehen elektrische Insektenvernichter die Fliegen an, wobei sie in Berührung mit einem elektrisch geladenen Metallgitter kommen, dass unter Stromspannung steht. Der elektrische Strom tötet schließlich sofort die erwachsenen Fliegen, die in einer integrierten Schale aufgefangen werden. Elektrische Insektenbekämpfungsgeräte mit Ultraschalltechnik sind ebenfalls eine Alternative, da sich diese schädlich auf das Nervensystem der Fliege auswirkt und diese vertreibt.
Je nach Art und Umfang des Fliegenbefalls kann es nützlich und effektiv sein, verschiedene Bekämpfungsmethoden und Mittel in Kombination anzuwenden. Es gilt jedoch immer, vor allem die Brut und Brutstätten von Fliegen zu finden und zu eliminieren.
Fazit & Tipps zur Bekämpfung von Stallfliegen und Co.
Fliegen im Stall oder generell in der Nähe von Tieren sind nahezu unvermeidbar, denn es gibt sie überall und sie tauchen immer wieder auf. Einige Vertreter sind wahrhaft bösartig und gefährlich. Allerdings kann ein starker, übler Befall oder gar eine verheerende Plage im Stall sehr wohl präventiv vermieden und ebenso erfolgreich bekämpft werden.
Praktische Tipps:
- Regelmäßige, umfassende Stallreinigung, gute Stallhygiene und optimal durchlüftetes Stallklima
- Bekämpfung und Vorbeugung von Fliegen im Stall zu Beginn des Frühjahrs starten
- Fokus der Bekämpfung auf die Brut und Brutstätten legen (Fliegenlarven, Maden und Eier)
- Brutplätze suchen und finden: Mist, Futterreste, Tröge, Tränken, Streu, Gülle, Anlagen mit Resten
- Wirkstoffwechsel möglicher Mittel bei adulten Fliegen beachten
- Mittel und Methoden der Fliegen- und Schädlingsbekämpfung kombiniert nutzen
Pferde, Nutztiere oder Hobby-Tierhaltung, mit einer aufmerksamen, gründlichen, vorbeugenden Fliegen- und Insektenbekämpfung unterstützt du das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung deiner Tiere.
Quellenangaben:
katalog.kerbl.com/de/fliegenfibel-2020/2/
lw-heute.de/?redid=18010#:~:text=Stallfliegen%20sind%20Gefahrenquellen.,die%20Gesundheit%20der%20Schweine%20beeintr%C3%A4chtigen.
praxis-gerdemann.de/info-pferde/magendassel.html
umweltbundesamt.de/stubenfliege#aussehen
badische-bauern-zeitung.de/damit-die-fliegen-nicht-zur-plage-werden
lgl.bayern.de/tiergesundheit/tierkrankheiten/bakterielle_pilzinfektionen/pasteurellose/index.htm
bauernzeitung.ch/artikel/stallfliegen-sie-fliegen-wieder
pferderevue.at/aktuelles/gesundheit/2016/07/was_sticht_denn_dapferdeparasitenimueberblick.html
atm.de/blog/redaktionelles/quaelgeister-im-anflug-erfolgreiche-insektenabwehr-beim-pferd
de.wikipedia.org/wiki/Hypodermose
de.wikipedia.org/wiki/Hautdasseln
rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Brucellose.html
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