Welcher Pferdezaun ist der Richtige? Holzzaun oder Elektrozaun, was ist besser für Pferde? Muss ich meine Pferdeweide mit Breitband einzäunen? Wie hüte ich meine verfressenen kleinen Ponys sicher ein? Wie hoch muss mein Pferdezaun sein? Diese und andere Fragen beantworten wir euch mit diesem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Rechtliches zum Thema Pferdezaun
Jeder Pferdehalter oder Stallbetreiber hat die Sorgfaltspflicht für die ausbruchssichere Haltung der Pferde Sorge zu tragen. Dazu gehört der fachgerechte Bau und die dauerhafte Überwachung & Wartung der Zaunanlage. An Risikostellen (Autobahnen, Hauptstraßen, Stadtgebieten usw) besteht eine größere Sorgfaltspflicht der hütesicheren Einzäunung für Pferde als in weitläufigen Landschaftsgebieten. In einigen Bezirken ist Breitband immer noch Pflicht und in ausgezeichneten Naturschutzgebieten können wieder ganz andere Regeln gelten. Wer sich unsicher ist, wendet sich am Besten an das zuständige Ordnungsamt oder seine Pferde-Haftpflichtversicherung. Die „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ (Hrsg.: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) besagen: „Die Einzäunung muss so beschaffen sein, dass größtmögliche Sicherheit für Tier und Mensch gewährleistet ist. Dabei sind die arttypischen Verhaltensweisen des Pferdes als Fluchttier und die Besonderheiten seines Sichtfeldes zu berücksichtigen.“
Holzzaun, Elektrozaun, Festzaun oder mobiler Weidezaun für die Pferdekoppel?
Es gibt kein besser oder schlechter, es kommt immer auf die Begebenheiten an und ist letztendlich auch eine Preisfrage. Der Holzzaun für Pferdeweiden eignet sich bei Festzaunanlagen, Festweiden und als Außenumzäunung einer Reitanlage/Gestüt. Holzzäune sind oft sehr kostenintensiv, dafür aber auch stabil, robust und langlebig. Ein Pferdezaun aus Holz muss gut durchgeplant sein, sonst hat man am Ende zu viel Verschnitt.
Einem Stabilzaun aus Holzlatten oder Förderbändern sollte innen ein Elektrozaun (z.B. 3mm Litze in Abstandsisolatoren) vorgelagert werden, denn
- sonst könnten die Pferde den Zaun mit Brust, oder Hintern beim Schubbern umdrücken.
- sonst würden die Pferde die oberste Latte anknabbern und irgendwann durchbrechen.
Der elektrische Weidezaun für Pferde unterteilt sich in 3 Themen: Festzaun, Außenzaun für bleibende Einzäunungen und mobiler Pferdezaun für temporäre oder Abteilweiden.
Der Festzaun, Außenzaun: Für Pferdeweiden-Außenzäune sollte man immer stabile Hartholzpfähle, Metallpfähle (T-Pfosten), Recyclingpfähle oder Anderes nutzen damit eine hohe Belastbarkeit gegeben ist. Die Höhe sollte immer zu den Pferdegrößen ausgewählt werden. Holz & Recycling Eckpfosten sollten immer stärker sein als Streckenpfosten, Bei T-Pfosten bieten sich die Ecklösungen an. Schwierige Ecken in weichen Böden sollten ggf. extra verstärkt werden.
Geeignete Leiter: gut sichtbares Weidezaun-Band, Seil oder MustangWire (Horsewire)
Nicht geeignet: Litze oder gar Stacheldraht.
Der Pfahlabstand richtet sich nach dem Leitermaterial, Band ist wesentlich windempfindlicher als Seil. Bei Band gilt: je weniger Abstand die Pfähle haben, desto länger hält der Zaun!
Richtlinie:
- Bei Seil können die Pfähle gut 5-6 Meter auseinander sein, max. 8 Meter
- Bei 2 cm Breitband sollten 5 Meter nicht überschritten werden.
- Bei 4 cm Breitband maximal 4 Meter Abstand für einen langlebigen Zaun, besser noch weniger Abstand.
Mobile, temporäre Pferdeweiden sind schnell gesetzt & können zu Abteilweiden umgebaut werden. Sie bestehen zu 90% aus Kunststoff Weidezaunpfählen, diese gibt es in vielen Varianten, Höhen & Farben (Steigbügelpfähle, Doppeltrittpfähle, Fiberglaspfähle usw. Die typischen Kunststoffpfähle haben Aufnahmeösen für Seil und Breitband in verschiedenen Höhen, es werden keine Isolatoren benötigt. Soll eine temporäre Kurzweide eingerichtet werden, sind feste Eckpfosten, stabile Torpfosten und je nach Größe auch noch einige Streckenfestpfähle immer sinnvoll, um den Pferdezaun wind und wetterfest zu erhalten.
Geeignete Leiter: gut sichtbares Weidezaunband, 6mm Weidezaunseil oder 3mm Litze (bedingt sinnvoll!)
Nicht geeignet: Horsewire, Draht oder gar Stacheldraht.
Der Pfahlabstand richtet sich nach dem Leitermaterial und Bodenverhältnissen, denn Kunststoffpfähle haben keinen wirklich festen Stand. Breitband ist wesentlich windempfindlicher als Seil. Bei Band gilt: je weniger Abstand die Pfähle haben, desto länger steht der Zaun!
Richtlinie:
- Bei Seil können die Pfähle gut 4 -5 Meter auseinander sein, max. 6 Meter
- Bei 2 cm Breitband sollten 5 Meter nicht überschritten werden.
- Bei 4 cm Breitband maximal 3 Meter Abstand für guten Stand.
Wie hoch muss ein Pferdezaun sein?
Wie hoch eine Pferdekoppel eingezäunt wird, hängt hauptsächlich von der Größe der Pferde oder Ponys ab. Bei ausgemachten Springpferden sollte man ebenfalls etwas höhere Zäune setzen. Patura hat dazu eine Tabelle erstellt, diese kann sehr gut als Richtlinie dienen:
Weidezaunbreitband, Litze oder Seil, was ist besser bei Pferden?
Grundsätzlich ist es deine Entscheidung, es sei denn, es wurde vom Amt, Tierschutzbereich für euren Bezirk, den Stall oder Pferdebetrieb eine bestimmte Haltungsform vorgegeben. Wir zeigen euch alle in Frage kommenden Leiter einmal auf:
Weidezaunband ist sicher das meistgenutzte Leitermaterial an Pferdezäunen. Weidezaunband mit 1cm Breite wird meist für kleine Ponys, Shettys usw. oder als vorgelagerte Zaunreihe an Holzzäunen genutzt. Das 2cm Weidezaunband ist für größere Ponys oder Pferde gut geeignet wenn die Koppel recht windig gelegen ist und die Zaunabstände durch die Größe der Ponys bedingt recht eng zusammen liegen. Das oft als „Breitband“ bezeichnete 4cm Weidezaunband kann sehr gut an windstillen Koppeln für Großpferde genutzt werden, da es gut sichtbar ist und auch eine optische Barriere bietet. Weidezaunband benötigt immer entsprechende Bandisolatoren. Auch für das erste Anweiden von Fohlen ist Weidezaunband eine gute Wahl, da Elektrozaun unerfahrene Fohlen das weiße Band besser wahrnehmen als Seil oder Draht.
Weidezaunseil, gern auch 6mm Rundlitze genannt, kann sowohl für Ponys, Pferde, Springpferde und auch Hengste gut genutzt werden. Weidezaunseil ist robust, stabil, und auch sehr unempfindlich gegen Wind. Weidezaunseil kann an vielen Isolatoren einfach und schnell angebracht werden und die Koppelpfähle können ein wenig weiter auseinander gestellt werden als bei Band.
3mm Weidezaunlitze oder Draht sind nur bedingt bei Pferdezäunen nutzbar, denn Litze ist zu dünn um wirkliche Sicherheit zu bieten und Draht meist zu schlecht sichtbar. Wird ein Elektrozaun vor einer Hecke, einem Knick, oder anderen mechanischen Barrieren gesetzt, kann auch Litze oder Draht verwendet werden. Ebenso lassen sich Weidezaunlitze und Glattdraht gut als vorgelagerte Zaunreihe an Holzzäunen (Verbiss Schutz) nutzen.
Stacheldraht ist absolut ungeeignet und darf in Verbindung mit einem Elektrozaun bitte absolut nicht genutzt werden.
Wieviel Strom muss an einen Pferdezaun?
Kurz gesagt, soviel wie nötig um die Tiere sicher einhüten zu können. Grundsätzlich gilt: Ein Elektrozaun für Pferde sollte immer eine Hütespannung von 4.000 Volt erreichen. Folgendes solltest du beachten:
Pferderasse & Fellbeschaffenheit: Kleinpferde wie Fjord, Haflinger, Tinker und Ponys wie Shetty, Dartmoor und die anderen schlauen, dickfelligen und verfressenen Ausbrecherkugeln, die im Winter aussehen wie Plüschbälle brauchen mehr Strom als Pferde. Das dicke Winterfell und die meist üppige Mähne isolieren gut. Gleiches gilt für Kaltblüter. Großpferde (WB) bekommen im Winter auch dickeres und längeres Fell, aber nicht so wie die Ponies. Die meisten der Pferde bekommen aus verschiedenen Gründen eine Decke auf. Somit wird der Strom an der Decke eher machtlos sein – aber an Hals, Kopf und Beinen bleibt Wirkung. Außerdem sind die Warmblüter doch eher vorsichtig und meist nicht ganz so verfressen.
Zaunlänge, Bewuchs & Bodenbeschaffenheit: Je länger der Zaun ist, um so mehr Fläche muss vom Weidezaungerät versorgt werden können. Bewuchs am Zaun (Gras, Unkraut, Büsche, Äste, Brombeeren, Farn usw.) sind absolute Stromfresser am Weidezaun und können die Stromstärke erheblich bis ganz abschwächen. Trockene, sandige Böden leiten schlechter als weiche und feuchte Böden, hier sollten neben der Gerätestärke auch mehr Erdungspfähle in den Boden geschlagen werden.
Noch ein paar Tipps zum Pferdezaun
- Bitte zäunt eure Pferde nicht in Elektronetzen oder Knotengeflechtzäunen ein, die Verletzungsgefahr ist sehr groß.
- Bringt Isolatoren immer von innen am Weidezaun an, sonst kann es zum Wegschubsen der Pfähle kommen.
- Verwendet keine Metallfedern als Tore bei Pferden, es besteht die Gefahr des Schweif verhedderns und daraufhin unkontrollierten Durchgehens bei einem Stromstoß. Die Verletzungsgefahr ist groß, der Zaun ohne Tor nicht mehr sicher.
Quellen:
patura.info/FTP/Katalog2020/Pf_20_DE_72dpi.pdf
bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/Gutachten-Leitlinien/HaltungPferde.pdf?__blob=publicationFile&v=3)
gzsdw.de/files/1132_2016_sichere_weidezaeune_x000.pdf
Bildnachweis:
© Pixabay / NickyPe