Die Ornithose, auch als Psittakose oder Papageienkrankheit bezeichnet, ist eine Infektionskrankheit, die vornehmlich Papageien und Sittiche sowie Tauben befällt. Sie lässt sich gut behandeln, ist allerdings auf andere Haustiere sowie auf den Menschen übertragbar.
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Inhaltsverzeichnis
Was ist die Papageienkrankheit bei Vögeln?
Typischerweise erkranken vor allem Papageien und Sittiche an der Papageienkrankheit, weshalb man sie auch als solche bezeichnet. Es sind jedoch auch andere Vogelarten anfällig für den krankmachenden Erreger der Papageienkrankheit. Aus diesem Grund gibt es zwei Begriffe, die die gleiche Krankheit beschreiben:
- „Psittakose“ wird sie genannt, wenn Papageien und Sittiche (z. B. Wellensittiche) befallen sind,
- „Ornithose“ hingegen, wenn andere Vogelarten erkranken.
Die Krankheit kommt weltweit nicht nur bei Papageien und Sittichen vor, sondern auch bei anderen Vögeln. Folgende Vogelarten können sich zum Beispiel anstecken:
- Tauben
- Enten
- Puten (Truthühner)
- Möwen
Auch Tauben infizieren sich häufig mit Ornithose-Erregern – Haustauben, verwilderte Stadttauben und Wildtauben. Laut verschiedener Untersuchungen sind etwa 20 bis 40 Prozent aller Tauben entweder infiziert oder haben die Infektion bereits überstanden.
Ursache: Was löst die Papageienkrankheit aus?
Verursacher der Psittakose oder Ornithose ist das Bakterium Chlamydophila psittaci, das unter geeigneten Bedingungen wochenlang auch außerhalb des Wirtskörpers lebensfähig bleibt. Die Vögel scheiden die Bakterien mit dem Kot aus. Über Kontakt können die Erreger dann auf andere Tiere oder den Menschen übertragen werden. Wie bei allen Chlamydien handelt es sich auch hier um sogenannte Zellparasiten, die in Zellen der inneren Organe eindringen und sich darin vermehren.
Ansteckung: Wie verbreitet sich der Erreger der Papageienkrankheit?
Die Erreger werden meist durch den Kot eines infizierten Vogels, aber auch durch andere Körperflüssigkeiten weitergegeben. Infektiös sind beispielsweise auch Tränenflüssigkeit, Ausflüsse aus Nasen- und Rachenschleimhaut sowie die sogenannte Kropfmilch der Elterntiere.
Die Vögel stecken sich leicht beim Einatmen an, da am Gefieder festhaftender, getrockneter Kot oder andere Körperausscheidungen mit dem Federstaub in die Luft gelangen und dort infektiös bleiben.
Eine Übertragung kann auf folgende Weise stattfinden:
- Beim Einatmen von Kot- oder Federstaub
- Durch die Aufnahme von mit Kot verschmutztem Futter
- Beim Füttern von Jungtieren
- Bei Körperkontakt der Vögel untereinander
Der Kontakt mit infizierten Vögeln erfolgt auf verschiedenen Wegen:
- Häufig tragen infizierte Neuzugänge die Krankheit in Bestände hinein. Deshalb solltest du neue Vögel immer erst einzeln in Quarantäne halten und tierärztlich auf Chlamydien testen lassen. Erst wenn nachgewiesen ist, dass keine Infektion vorliegt, darfst du die Vögel zusammenbringen.
- Die Vögel stecken sich auf Ausstellungen oder bei reisenden Brieftauben an. Ersteres betrifft Zier- und Rassegeflügel, letzteres Sporttauben, die in den Sommermonaten bei Wettflügen eingesetzt werden.
- In Volieren kann eine Infektion auch durch den Kot infizierter Wildvögel erfolgen, der in die Voliere gelangt. Dasselbe gilt für frei fliegende Haustauben, die ebenfalls in Kontakt mit Wildvogelkot kommen können.
Symptome: Wie erkenne ich die Papageienkrankheit bei meinen Vögeln?
Zwischen der Infektion und den ersten Krankheitsanzeichen vergehen meist etwa ein bis zwei Wochen. Welche Symptome sich zeigen und wie stark diese ausgeprägt sind, ist unterschiedlich und kann zwischen einem asymptomatischen bis hin zu einem tödlichen Verlauf reichen.
Mögliche Zeichen der Erkrankung:
- Die Vögel sind apathisch und nicht so lebhaft wie sonst.
- Sie zeigen mangelnden Appetit und magern ab.
- Ihr Gefieder ist gesträubt sowie vor allem im Kloakenbereich häufig verklebt und verschmutzt.
- Sie haben Durchfall und wässrigen Kot.
- Die Augenbindehaut, die Schleimhaut der Nase und der Nasennebenhöhlen sind entzündet und zeigen Ausfluss.
- Die Atmung kann durch eine Lungenentzündung erschwert sein (Atemgeräusche wie Schnarchen, Keuchen).
- Die Tiere leiden ggf. unter neurologischen Störungen (Krämpfe, Zittern, Lähmungen).
Wie die Krankheit verläuft, ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
- Alter:
Bei jungen Tieren verläuft die Krankheit akuter als bei älteren. - Stress:
Latent Infizierte erkranken häufig erst klinisch manifest, wenn sie besonders stressigen Situationen ausgesetzt sind – wie zum Beispiel Ausstellungen oder Änderungen in ihrer Umgebung. - Gesundheitsstatus:
Je nachdem wie der Immunstatus des einzelnen Tieres ist und ob es noch unter weiteren Infektionen leidet, erkrankt es heftiger oder weniger stark. - Erregerdosis
Doch ob asymptomatisch oder symptomatisch: Infizierte Tiere scheiden immer Krankheitserreger aus, die gesunde ebenfalls infizieren.
=> In manchen Fällen zeigen die Vögel also selbst keine Krankheitszeichen, können aber jahrelang als Träger die Chlamydien ausscheiden.
HINWEIS: Die Papageienkrankheit gehört zu den meldepflichtigen Krankheiten. Wenn dein Tierarzt feststellt, dass dein Vogel an der Papageienkrankheit erkrankt ist, muss er unverzüglich an die nach Landesrecht zuständige Behörde folgende Angaben machen:
- Datum
- Betroffene Tierart
- Betroffener Bestand
- Betroffener Kreis/betroffene Stadt
Auf diese Weise erhalten die zuständigen Behörden einen Überblick zur epidemiologischen Situation in Deutschland.
INFO: Bis vor gut zehn Jahren war die Psittakose sogar anzeigepflichtig. Da sie jedoch wirtschaftlich keine große Bedeutung hat und Deutschland das einzige Land in der Europäischen Union war, das die Psittakose in dieser Form bekämpfte, wurde die Psittakose-Verordnung aufgehoben. Hier war Genaues zur Anzeigepflicht und entsprechenden Maßnahmen geregelt.
Diagnostik: Wie weist man die Papageienkrankheit nach?
Wenn du bei deinen Vögeln eine Ansteckung mit dem Ornithoseerreger vermutest, solltest du schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen. Die klinischen Symptome erlauben nur eine Verdachtsdiagnose, die durch die Ergebnisse bei einer Röntgen- oder endoskopischen Untersuchung erhärtet wird. Hier zeigen sich die für eine Ornithose typischen Veränderungen wie eine vergrößerte Milz und/oder Leber.
Sicher diagnostiziert der Tierarzt die Chlamydien im Labor, wo frischer Kot untersucht wird.
Behandlung: Wie therapiert man die Psittakose/Ornithose?
Grundsätzlich wird die Papageienkrankheit mit Antibiotika behandelt. Meist verschreibt der Tierarzt sogenannte Tetracycline. Man behandelt nicht nur die nachweislich erkrankten Tiere, sondern man sollte stets den gesamten Bestand miteinbeziehen. Chlamydien sind sehr hartnäckig, weshalb du die Medikamente über einen längeren Zeitraum verabreichen musst. Zudem wirken die verwendeten Antibiotika auf die Erreger nicht abtötend, sondern lediglich vermehrungshemmend. In der Regel behandelt man die Patienten mit den Medikamenten über das Trinkwasser oder das Futter.
Wichtig sind in dieser Zeit verstärkte hygienische Maßnahmen. Zum Beispiel solltest du Käfig oder Voliere täglich säubern und mit einem geeigneten (d. h. gegen Chlamydien wirksamen) Desinfektionsmittel reinigen.
TIPP: Chlamydophila psittaci ist sehr widerstandsfähig gegenüber vielen handelsüblichen Desinfektionsmitteln. Da Stall- und Käfighygiene für eine erfolgreiche Bekämpfung unverzichtbar sind, solltest du ausschließlich Präparate verwenden, die gegen Chlamydien wirksam sind. Frage diesbezüglich deinen Tierarzt oder informiere dich auf der Internetseite der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft.
Achte zudem unbedingt darauf, die vom Tierarzt empfohlene Dosierung und die Behandlungsdauer einzuhalten. Sonst kann es zu Resistenzen kommen – das bedeutet, dass der Erreger unempfindlich gegen das Antibiotikum wird. Vermutlich wird dir der Veterinär auch ein Vitaminkonzentrat verschreiben, welches die Immunabwehr stärken soll.
=> Du bist sicher, dass deine Vögel wieder gesund sind, wenn man nach der Behandlung beim Überprüfen von Kotproben keine Chlamydien mehr nachweist.
HINWEIS: Eine einmal durchgestandene Ornithose garantiert nicht, dass die Genesenen nicht noch einmal erkranken können. Die durch die Infektion erworbene Immunität ist nur von kurzer Dauer.
Zoonose: Können Menschen auch an der Ornithose erkranken?
Ja, auch der Mensch kann sich mit den Erregern der Ornithose infizieren. Die Papageienkrankheit ist als Zoonose bekannt. Als Zoonosen gelten Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen oder Viren verursacht und im Wechsel zwischen Tier und Mensch übertragen werden können.
Symptome Mensch: Welche Symptome zeigt der Mensch, wenn er die Papageienkrankheit hat?
In der Regel stecken sich Menschen an, die engen Kontakt zu infizierten Vögeln haben. Dazu gehören beispielsweise Mitarbeiter in Tierhandlungen und Zoos sowie private Taubenzüchter. Nicht alle Infektionen verlaufen mit Symptomen.
Meist zeigen Erkrankte ein bis zwei Wochen nach der Infektion grippale Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Betroffene können unter Halsschmerzen und geschwollenen Halslymphknoten leiden. Hautausschläge, Herz-Kreislauf-Probleme oder Lungenentzündungen können auftreten. Möglicherweise entwickeln sich zusätzliche Komplikationen wie Bewusstseinsstörungen oder eine Herzmuskelentzündung.
TIPP: Solltest du selbst bei dir den Verdacht auf Ornithose hegen, suche unbedingt deinen Hausarzt auf und sprich diesen darauf an. Zwar ist die Krankheit beim Menschen selten, sie kann aber unangenehme und sogar gefährliche Folgen haben.
Prophylaxe: Wie beuge ich einer Psittakose/Ornithose vor?
Eine Vorbeugung ist durch Vorsichtsmaßnahmen bei Kontakten und durch Hygiene in Käfig und Voliere möglich.
Folgende Maßnahmen helfen beim Vorbeugen der Papageienkrankheit:
- Reinige die Vogelkäfige und Volieren häufig!
- Nachdem du gereinigt hast, desinfiziere!
- Entferne kotverschmiertes Futter!
- Biete deinen Vögeln über Näpfe und Tränken täglich frisches Wasser!
- Halte neue Vögel zunächst in Quarantäne und teste sie auf Chlamydien! Verfahre ebenso mit deinen Ausstellungstieren!
- Beobachte sorgfältig und regelmäßig auf eventuelle Krankheitsanzeichen!
- Minimiere den Kontakt deiner Tiere zu Wildvögeln (z. B. indem du die Voliere überdachst)!
- Sorge für einen möglichst geringen Staubgehalt der Luft!
TIPP: Damit du dich selbst nicht ansteckst, ist es wichtig, dass du beim Reinigen des Käfigs eine Schutzmaske trägst (z. B. FFP2-Maske). Auf diese Weise vermeidest du ein Einatmen von eventuell infektiösem Staub und schützt dich vor der Erkrankung. Am besten trägst du außerdem Handschuhe und lange Kleidung, die du nur nutzt, wenn du die Voliere betrittst.
Quellen:
Luft, Stefan: Das 1 x 1 der Papageienhaltung. Alles über Unterbringung, Ernährung, Zucht und Krankheiten. Dinslaken, 2011. 2. Auflage.
Dr. Lüthgen, Werner: Taubenkrankheiten. Reutlingen, 2006. 3. Auflage.
Dr. Schrag, Ludwig: Gesunde Tauben. Erkennung, Vorbeuge und Behandlung der wichtigsten Taubenkrankheiten. Hengersberg, 1980. 4. Auflage.
Psittakose (Papageienkrankheit) [Zoonose]. In: Pees M, Hrsg. Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2010.
Patienteninformation: Psittakose beim Vogel. In: Patienteninformationen. Version 1.0. Thieme; 2020.
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