Die Myxomatose, auch unter dem Namen Kaninchenpest bekannt, gehört zu den häufigsten Viruserkrankungen bei Kaninchen. Sie verläuft fast immer tödlich. Glücklicherweise gibt es mittlerweile eine sehr gut wirkende Impfung, die vor den Symptomen schützt bzw. den Krankheitsverlauf deutlich mildert. Für Menschen und andere Haustiere ist diese Krankheit nicht gefährlich.
In unserem Myxomatose-Ratgeber erfährst du alles, was du über diese schlimme Kaninchenseuche wissen solltest.
Inhaltsverzeichnis
Ursache: Woher kommt die Myxomatose beim Kaninchen?
Die Myxomatose wird durch das Virus Leporipox myxomatosis verursacht. Es gehört zur Familie der Pockenviren. Das Virus befällt fast ausschließlich Haus- und Wildkaninchen. Feldhasen sind nur sehr selten davon betroffen. Es stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde bewusst dazu eingesetzt, die Überpopulation an Wildkaninchen in Australien und Europa zu reduzieren. Über Frankreich kam die Krankheit in den 1950er Jahren schließlich auch nach Deutschland.
Empfänglich für das Virus sind Kaninchen jeglichen Alters. Besonders empfindlich sind allerdings junge Tiere, die meistens an einer akuteren Verlaufsform leiden.
Ansteckung: Wie wird Myxomatose übertragen?
Es gibt leider zahlreiche Möglichkeiten, wie das Virus übertragen wird.
Dies sind die Hauptübertragungsarten der Kaninchenpest:
- Stechende oder beißende Insekten, zum Beispiel Stechmücken, Kaninchenflöhe
- Direkter Kontakt zu einem infizierten Kaninchen über Kot, Schleimhäute oder Wundsekret
- Bei der Kaninchenfütterung über verunreinigtes Futter, das mit dem Erreger in Kontakt gekommen ist, zum Beispiel frisch gepflücktes Grünfutter oder Heu
- Kontaminierte Gegenstände
Die Kaninchenpest ist außerdem eine besonders hinterhältige Krankheit, da das Virus lange außerhalb des Wirts überleben kann. Auch wieder genesene Kaninchen können noch bis zu sechs Monate danach ansteckend sein.
Die Krankheit kam früher vorwiegend im Frühjahr, Sommer und Herbst vor. Da die Winter durch die klimatischen Veränderungen milder werden, überleben in den kalten Monaten mehr Insekten, die das Virus übertragen. Deswegen tritt die Krankheit mittlerweile über das gesamte Jahr hinweg auf.
Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Eindringen des Virus in den Körper und ersten Symptomen, beträgt bei der Kaninchenpest circa vier bis zehn Tage.
Symptome: Wie erkennt man Myxomatose?
Bei der Myxomatose unterscheidet man zwischen zwei Verlaufsformen: der ödematösen und der knotigen Form. Die ödematöse Verlaufsform tritt häufiger auf. Mischformen sind möglich.
Symptome bei der ödematösen Verlaufsform der Myxomatose
- Zuerst bekommen die Kaninchen Nasenausfluss und geschwollene und gerötete Lider der Augen.
- Schwellungen breiten sich aus auf Lippen, Ohrgrund, Nase und Anogenitalbereich.
- Bei den männlichen Tieren entzünden sich die Hoden.
- Die Kaninchen entwickeln Beschwerden beim Schlucken und Atmen, da die Schleimhäute im Rachen und oberen Atemtrakt anschwellen. Deswegen fressen sie auch nicht mehr und magern ab.
- Weitere Krankheitserreger können den Zustand des Kaninchens verschlechtern. Sekundärinfektionen wie bakteriell bedingte Lungenentzündungen sind möglich.
Die erkrankten Tiere sterben meist nach einigen Tagen bis wenigen Wochen.
Symptome bei der knotigen Verlaufsform der Kaninchenpest – MEIST MILDER!
- Es bilden sich Haut- und Unterhautverdickungen aus. Diese werden geschwürig, nekrotisieren, verschorfen und heilen mit der Zeit ab.
- Vorwiegend betroffen sind auch hier der Kaninchenkopf und der Anogenitalbereich.
Manchmal verläuft die Viruserkrankung auch perakut. Dann entwickelt sich die Krankheit außergewöhnlich schnell. Die Anzeichen sind weniger ausgeprägt und die Tiere sterben innerhalb weniger Stunden. Das augenscheinlichste Merkmal beim perakuten Verlauf ist eine Schwellung im Augenbereich, die du leicht mit einer harmlosen Bindehautentzündung verwechseln kannst.
Diagnose: Wie erkennt man die Myxomatose bei Kaninchen?
Du erkennst die Kaninchenpest an den oben genannten typischen Symptomen. Wenn du dein Tier dem Tierarzt vorstellst, wird er seinem ersten Verdacht mit der Frage nachgehen, ob das Kaninchen geimpft ist. Ist das Tier ungeimpft, erhärtet sich seine Vermutung. Wenn noch Zweifel bestehen, sichern Blutproben den Befund ab.
Behandlung: Was kann man gegen Myxomatose tun?
Eine Therapie bei der ödematösen Verlaufsform ist nicht möglich. Der Tierarzt kann zwar unterstützende Therapien sowie eine Zwangsfütterung einleiten, die Chancen für die Kaninchen zu überleben sind jedoch gering.
Überlebende Tiere sind in der Regel nachhaltig gesundheitlich schwer angeschlagen. Deswegen ist es aus tierschutzrechtlichen Gründen in der Regel besser, Kaninchen mit einem ödematösen Verlauf einzuschläfern. So müssen die Tiere weniger leiden.
Es ist wahrscheinlicher, dass Tiere mit der knotigen Verlaufsform genesen. Hier sind die Atmung und die Schluckvorgänge meist weniger beeinträchtigt. Der Tierarzt kann mit der Aussicht auf Erfolg gemeinsam mit dir eine symptomatische Therapie bei der knotigen Verlaufsform beginnen.
Mögliche Behandlungsansätze:
- Antibiotika zur Verhinderung von Sekundärinfektionen
- Interferone, Paramunitätsinducer (Wirkstoffe für eine erhöhte Immunabwehr)
- Virostatika (antivirale Medikamente)
- Entzündungshemmende und fiebersenkende Medikamente
- Schmerzmittel
- Infusionen zur Stabilisierung des Kreislaufs
- Sauerstoff bei Atemnot
- Inhalation von Kochsalzlösungen
- Gastrointestinale Stimulanzien
- Augensalben
- Handfütterung/Spritzenfütterung
- Allgemeine Pflege, um das Kaninchen sauber, trocken und warm zu halten (Wärmflasche, Wärmedecke)
- Desinfektion aller Einrichtungsgegenstände sowie tägliche Erneuerung der Einstreu
Prognose: Wie sind die Heilungsaussichten?
Wie oben bereits erwähnt ist die Prognose für die Kaninchen, die unter der ödematösen Form der Myxomatose leiden, sehr schlecht. Die Überlebenschance beim ödematösen Verlauf ist sehr gering.
Die Prognose für die Tiere, die an der knotigen Form der Kaninchenpest erkranken, ist wesentlich besser. Hier kann eine symptomatische Behandlung den erhofften Erfolg bringen.
Prophylaxe: Wie kann man Myxomatose bei Kaninchen verhindern?
- Der beste Schutz gegen Myxomatose ist eine regelmäßige Impfung durch den Tierarzt.
Dafür muss das Kaninchen gesund sein. Obwohl auch die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz garantiert, verläuft die Erkrankung in der Regel harmlos und mitunter sogar unbemerkt. Kaninchen können bereits ab der fünften Lebenswoche geimpft werden. Grundimmunisierung und Widerholungsimpfungen führt der Veterinär nach den Angaben des Impfstoff-Herstellers durch.
TIPP: Wenn du dich vor dem Gespräch mit dem Tierarzt genau die Impfungen informieren möchtest, dann besuche die entsprechenden Internetseiten der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin.
- Weiters ist es sehr wichtig, dass du für die nötige Hygiene und einen ausreichenden Insektenschutz sorgst. Es ist unabdingbar, den Kaninchenstall die unmittelbare Umgebung der Kaninchen regelmäßig zu säubern und zu desinfizieren. Auch das Anbringen eines Fliegengitters an Fenstern ist sinnvoll. Zusätzlich kannst du sogenannte Spot-ons mit Wirkstoffen gegen Stechmücken und andere Insekten verwenden, mit denen du deine Kaninchen regelmäßig behandelst.
- Außerdem solltest du jeglichen Kontakt zu Wildkaninchen vermeiden.
Gib deinen Tieren auf keinen Fall Grünfutter von Flächen, die auch von Wildkaninchen besiedelt werden!
FAQs – Weitere häufig gestellte Fragen zur Myxomatose beim Kaninchen
Wie oft muss ich meine Kaninchen gegen Myxomatose impfen lassen?
Es gibt unterschiedliche Impfstoffe gegen die Myxomatose. Je nach Impfstoff wird dein Tier mit einer Impfung oder mit zwei Impfungen grundimmunisiert. Die Widerholungsimpfungen folgen halbjährlich oder jährlich. Es gibt kombinierte Impfstoffe, die gleichzeitig einen Schutz gegen RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease, Chinaseuche) bieten.
=> Dein Tierarzt berät dich, wann und mit welchem Impfstoff du deine Kaninchen impfen lassen solltest.
TIPP:
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Wie wird die Myxomatose übertragen?
Das Myxomatose-Virus wird über den direkten Kontakt mit infizierten Tieren und über Vektoren weitergegeben. Dabei sind insbesondere stechende Insekten wie Stechmücken oder Kaninchenflöhe, aber auch kontaminiertes Futter bedeutsam.
Wie viel kostet die Myxomatose Impfung?
Die Kosten für die Impfung gegen die Kaninchenpest können je nach Impfstoff unterschiedlich ausfallen. Außerdem berechnet der Tierarzt Kosten für eine allgemeine Untersuchung und eine Beratung nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) der Bundestierärztekammer e. V. Diese gibt keine Festpreise, sondern einen Gebührenrahmen vom einfachen bis zum dreifachen Satz vor. Medizinische Gründe, besondere Umstände und der zeitliche Aufwand entscheiden hier über anfallende Zahlungen.
=> Wenn du genaue Kosten für die Myxomatose-Impfung deiner Kaninchen brauchst, setzt du dich am besten mit der Tierarztpraxis deiner Wahl in Verbindung.
Kann sich ein Hund beim Kaninchen mit dem Kaninchenpest-Virus anstecken?
Für Hunde – wie auch für die Katze – sind die Myxomatose-Viren ungefährlich.
Kann sich ein Meerschweinchen beim Kaninchen mit Myxomatose anstecken?
Meerschweinchen erkranken nicht an der Kaninchenpest.
Kann der Mensch an Kaninchenpest erkranken?
Für Menschen stellt die Myxomatose keine Gefahr dar.
Was bedeutet Impfmyxomatose?
Die Impfmyxomatose tritt selten auf. Hier entwickelt das Kaninchen etwa sieben bis zehn Tage nach der Impfung vorwiegend die knotige Verlaufsform der Viruserkrankung – meist nur bei erstem Kontakt mit dem Impfstoff. Die knotige Verlaufsform ist wie oben beschrieben die mildere Variante und mit den aufgelisteten Maßnahmen in der Regel gut behandelbar.
Wenn dein Tier mit Symptomen auf die Impfung reagiert, stelle es deinem Tierarzt vor. Besprich mit ihm euer weiteres Vorgehen.
Welche Desinfektionsmittel helfen gegen den Erreger der Myxomatose?
In der Desinfektionsmittelliste für den Tierhaltungsbereich der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) kannst du nach passenden Desinfektionsmitteln suchen.
Bei den Erregern der Kaninchenpest handelt es sich um behüllte Viren. In der genannten Tabelle kannst du für diese geeignete Desinfektionsmittel finden. Dazu gehören unter anderem Produkte mit den Wirkstoffen Peressigsäure, Ameisensäure oder Aldehyden.
Am einfachsten für dich ist es, du fragst deinen Tierarzt nach einem geeigneten Präparat.
HINWEIS:
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Quellen:
Myxomatose. In: Ewringmann A, Hrsg. Leitsymptome beim Kaninchen. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016
Patienteninformation: Myxomatose bei Kaninchen. In: Patienteninformationen. Version 1.0. Thieme; 2020
wikipedia.org/wiki/Myxomatose
kaninchenwiese.de/gesundheit/infektionskrankheiten/myxomatose-2/
diebrain.de/k-myxo.html
koelle-zoo.at/blog/tipps/kleintier-tipps/myxomatose-kaninchenpest-bei-kaninchen
Bildnachweis:
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Vielen Dank für den Beitrag. Interessant zu wissen, dass mytxomatose über Stechmücken oder Kaninchenflöhe weitergegeben werden kann. Ich besitze sie einigen Monaten ein Kaninchen und werde mir eine Beratung für Tierimpfung suchen.