Milchfieber gehört zu den wichtigsten Stoffwechselerkrankungen der Milchkuh und ist die häufigste Ursache, wenn eine Kuh rund um den Geburtstermin festliegt. Durch einen gestörten Kalzium-Haushalt kommt es zu Funktionsproblemen in den Muskeln der Kuh.
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Inhaltsverzeichnis
Definition: Was ist das Milchfieber bei der Kuh?
Der Fachbegriff zum Milchfieber lautet Gebärparese oder Hypokalzämie. Das Milchfieber der Kuh entsteht rund um den Abkalbezeitraum und ist Folge eines verminderten Kalziumgehalts des Bluts.
Ursache: Warum entsteht das Milchfieber bei der Kuh?
Um Kolostrum (proteinreiche Milch mit lebenswichtigen Immunglobulinen) für das Kalb zu bilden, nimmt die Kuh vermehrt Kalzium im Verdauungstrakt auf und setzt gleichzeitig Kalzium aus den Skelettknochen frei. Im Normalfall reicht das aus, damit das Tier dem vermehrten Bedarf an Kalzium für die Milchbildung nachkommt. Wenn der Nachschub jedoch nicht genügt, sinkt der Kalziumspiegel im Blut und der Körper sucht sich andere Kalzium-Quellen. Er mobilisiert dann das benötigte Kalzium auch aus der glatten und gestreiften Muskulatur. Schlaffe Lähmungen der Muskeln treten auf.
Symptome: Wie erkenne ich Milchfieber bei Kühen?
Kalzium dient dem Körper des Rinds als wichtiger Mineralstoff und ist an vielen Funktionsabläufen beteiligt. Leiden deine Kühe an einem Kalzium-Mangel, kommt es zu unterschiedlichen und fortschreitenden Störungen.
Mögliche beginnende und fortschreitende Symptome bei Milchfieber sind:
- Die Geburt gerät ins Stocken.
- Die Nachgeburt geht nicht ab.
- Die Pansenmotorik lässt nach.
- Die Darmmotorik hört auf.
- Die Kuh kaut nicht wieder.
- Die Haut des Rinds fühlt sich kalt an.
- Die Kuh rutscht aus („grätscht“) und verletzt sich in Folge.
- Das Rind liegt fest.
- Es besteht die Gefahr, dass der Herzmuskel versagt.
Krankheitsverlauf: Welche Phasen der Krankheit gibt es beim klassischen Milchfieber?
Man unterteilt das klassische klinische Milchfieber in drei Phasen:
- Erste Phase (unter einer Stunde):
Dieses Stadium verpasst du leicht, da es nur kurz andauert. Das betroffene Tier zeigt keinen Appetit mehr, wird nervös und unruhig. Es fängt an, sein Gewicht häufig zu verlagern und schlürft mit den hinteren Klauen. - Zweite Phase (eine bis zwölf Stunden):
Die Kuh wird apathisch, ihre Ohren werden kalt. Sie hat Probleme beim Laufen und Muskeln fangen an zu zittern. Der Verdauungstrakt arbeitet nicht. Die Körpertemperatur steigt und das Herz schlägt bis zu 100mal pro Minute. - Dritte Phase:
Das Tier liegt fest und verliert langsam sein Bewusstsein. Die Herzgeräusche werden leise und die Herzschläge steigen auf bis zu 120 pro Minute. Wenn die Kuh jetzt nicht sofort behandelt wird, stirbt sie.
Milchfieberformen: Welche Formen des Milchfiebers gibt es?
Man unterscheidet drei unterschiedliche Formen des Milchfiebers. Diese sind:
- Typisches klinisches Milchfieber:
Am typischen Milchfieber erkranken Kühe rund um den Zeitpunkt der Geburt – selten während des Trockenstehens oder der Spätlaktation. Die Tiere sind gut zu therapieren. - Hartnäckiges oder untypisches Milchfieber:
Das untypische Milchfieber ist eine Art des klinischen Milchfiebers, bei dem die Kühe schlecht auf die Behandlung reagieren. Das Rind kann nicht laufen, ist aber bei Bewusstsein. Es frisst und gibt Milch. - Subklinisches Milchfieber:
Das subklinische Milchfieber tritt nicht nur in den Tagen um die Kalbung auf, sondern auch bei spätlaktierenden Kühen. Die Kühe sind aufgeregt, ihre Muskeln zittern. Sie liegen viel, fressen schlecht und sind wechselnd warm oder kalt. Die Kuh liegt nicht fest, da der Mangel an Kalzium nicht so hoch ist wie bei der klinisch akuten Form.
Folgen: Was sind Folgeerkrankungen des Milchfiebers?
Da Kalzium im Organismus des Rinds eine zentrale Rolle spielt, kann ein niedriger Kalziumspiegel den Weg für weitere Erkrankungen bereiten. Dazu gehören:
- Euterentzündungen
- Ketose (auch Acetonämie)
- Nachgeburtsverhalten
- Uterusprolaps
- Labmagenverlagerung
- Fehlgeburten
- Gebärmutterentzündungen
Damit beeinträchtigt das Milchfieber direkt und indirekt die Gesundheit und das Wohlbefinden des betroffenen Tiers erheblich und stellt eine tierschutzrelevante Problematik dar.
Neben den Kosten, die durch klinisches Milchfieber einzelner Kühe entstehen, kommt es zu wirtschaftlichen Verlusten des Betriebs durch subklinisches Milchfieber infolge von:
- Tierarzt- und Medikamentenkosten
- Verminderte Milchleistung
- Rückfälle
- Verstorbene Tiere
- Folgeerkrankungen
Therapie: Wie wird die Kuh bei Hypokalzämie behandelt?
Wenn der Tierarzt die Diagnose „Gebärparese“ stellt, leitet er schnell eine Behandlung ein und versorgt das erkrankte Tier insbesondere mit Kalziumlösungen. Es gibt gewebeverträgliche Präparate. Steht das Rind nach sechs bis acht Stunden nicht auf, wird der Tierarzt es nachbehandeln.
Es kann sinnvoll sein, dass der Veterinär vor dem Beginn der Therapie eine Blutprobe entnimmt. Auf diese Weise kann man auf Mengen- oder Spurenelemente oder andere Parameter untersuchen, wenn das Tier auf die Behandlung nicht anspricht.
TIPP:
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Prophylaxe: Wie kann man Milchfieber bei Kühen vorbeugen?
Da du als Halter von Milchvieh die Gesundheit deiner Tiere schützen musst und dein Betrieb keine wirtschaftlichen Einbußen durch das Milchfieber erleiden soll, ist Milchfieber-Prophylaxe in deinem Bestand wichtig.
Mit prophylaktischen Maßnahmen erhöhst du gezielt die Kalziumkonzentration im Blut um den Geburtszeitraum herum, und bereitest die Kuh bestens auf den erhöhten Kalziumbedarf vor.
Eine Möglichkeit der Milchfieber-Prophylaxe stellt die Gabe von Kalzium in Bolusform dar.
Es gibt jedoch auch andere Verfahren, um Milchfieber vorzubeugen. Dazu gehört zum Beispiel, das Angebot von Kalzium bei der Fütterung während des Trockenstehens zu verringern oder Vitamin D gezielt in der Trockenstehzeit zu ergänzen.
Sprich mit deinem Tierarzt und lass dich beraten, welche prophylaktische Methode für deinen Bestand die beste ist!
HINWEIS:
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Prognose: Wie sind die Aussichten bei Milchfieber?
Wenn die festliegende Kuh rechtzeitig behandelt wird, ist die Prognose gut.
Es ist dabei für das betroffene Tier vorteilhaft, wenn du es in einem ausreichend großen und rutschfesten Bereich des Stalls unterbringst. Auf diese Weise vermeidest du, dass es sich beim Ausgrätschen verletzt.
Fazit: Milchfieber Kuh
Die hypokalzämische Gebärparese ist eine häufig auftretende Erkrankung des Stoffwechsels bei Milchkühen. Oft sind weitere Krankheiten die Folge. Die Infusion von Kalzium hilft den akut erkrankten Tieren in der Regel schnell gesund zu werden. Damit die Kühe gar nicht erst am Milchfieber erkranken und es zu keinen wirtschaftlichen Verlusten kommt, stellt die Prophylaxe eine wichtige Säule im Kampf gegen die Krankheit dar.
Quellenangaben:
Festliegen im peripartalen Zeitraum. In: Buer H, Palzer A, Hrsg. NutztierSkills. 2., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Schattauer GmbH; 2016.
Khol J, Moser K, Miklis A et al. Wesen, Ursachen, Therapie und Prophylaxe der hypokalzämischen Gebärparese beim Rind. Tierärztliche Praxis Ausgabe G: Großtiere / Nutztiere 2020; 48(03): 173 – 182. doi:10.1055/a-1177-2401
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