Kokzidiose gehört zu den bedeutendsten parasitären Erkrankungen bei Kaninchen. Vor allem für Jungtiere kann die Infektion tödlich enden, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und therapiert wird. Was Kokzidien sind, wie sich die Symptome einer Kokzidiose äußern und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
Erklärung: Was sind Kokzidien beim Kaninchen eigentlich?
Kokzidien sind einzellige Endoparasiten der Gattung Eimeria. Es gibt verschiedene Arten von Kokzidien beim Kaninchen. Die Kaninchen tragen die wirtsspezifischen Parasiten oft unbemerkt in sich, ohne daran zu erkranken.
Die sogenannte Kokzidiose gilt als eine der häufigsten Parasitenerkrankungen beim Kaninchen, die in Zuchtbeständen aber auch in der Privathaltung weit verbreitet ist. Zum Ausbruch kommt es vorwiegend bei jungen oder alten Kaninchen. Die einzelligen Parasiten vermehren sich im Magen-Darm-Trakt des Kaninchens und schädigen mit ihrem Entwicklungszyklus den Darmtrakt.
Viele Kaninchen tragen die Kokzidien in sich und scheiden die Erreger aus, ohne selbst daran zu erkranken. Kokzidien können sich jedoch in Stresssituationen oder in Folge einer Erkrankung des Kaninchens schlagartig vermehren und die Kokzidiose auslösen.
Welche Formen der Kokzidiose beim Kaninchen gibt es?
Grundsätzlich werden zwei Gruppen der Kokzidiose unterschieden:
- Leberkokzidiose
Bei der Leberkokzidiose vermehren sich die Parasiten in den Gallengängen der Leber. Über die Gallenflüssigkeit werden Parasitenstadien in den Darm und von hier in den Kot abgegeben. Betroffene Tiere sind apathisch, magern ab und zeigen in den Blutwerten erhöhte Aktivität der Leberenzyme. Wird diese ernstzunehmende Erkrankung nicht schnell behandelt, kann das Kaninchen innerhalb weniger Tage sterben. Eine Leberkokzidiose trifft meist ältere Kaninchen. - Darmkokzidiose
Bei der Darmkokzidiose entzündet sich die Darm-Schleimhaut der Kaninchen. Die Kaninchen können die Nahrung nicht mehr richtig verarbeiten. Ihr Allgemeinbefinden ist gestört und sie zeigen häufig wässrigen bis blutigen Durchfall. In schlimmen Fällen können sie lebensbedrohlichen austrocknen. Vor allem Jungtiere im Alter von sechs bis acht Wochen erkranken an der Darmkokzidiose. Die Erreger werden über den Kot ausgeschieden.
Übertragung und Risikofaktoren: Wie bekommen Kaninchen Kokzidien?
Vor allem Kaninchen aus Massenzuchten (Kleintiermärkte, Zoohandel) sind häufig von Kokzidien betroffen. Oft infizieren sie sich bereits als Jungtiere bei der Mutter, beim Kontakt mit anderen Kaninchen oder im Zoohandel. Auch infizierte Wildkaninchen können Futter oder gemeinsam genutzte Wiesen kontaminieren.
Es gibt Risikofaktoren, die einen Ausbruch der Kokzidiose begünstigen. Dazu gehören:
- Stress
- Fütterung
- Hygiene
TIPP: Wenn du dir ein neues Kaninchen kaufst, lass vom Tierarzt eine Kotprobe auf Kokzidien untersuchen, bevor es zu den anderen Tieren darf.
Welche Stressfaktoren steigern die Gefahr eines Kokzidiose-Ausbruchs?
Stress kann dazu führen, dass bislang symptomlos infizierte Tiere plötzlich krank werden und sich die Kokzidien stark vermehren. Die Tiere zeigen oben genannten Symptome wie Durchfall und aufgeblähten Bauch.
Zu den Stressfaktoren zählen:
- Umzüge
- Unharmonische Kaninchengruppen
- Kein artgerechter Umgang mit dem Tier (beispielsweise häufiges Hochnehmen und Herumtragen)
- Wenig Kontakte zu Artgenossen (Einzelhaltung)
- Zu wenig Platz (Haltung in Käfig oder Stall)
Warum kann die falsche Ernährung die Kokzidiose-Erkrankung begünstigen?
Ein weiterer Risikofaktor, welcher den Ausbruch von Kokzidien begünstigen kann, ist eine falsche Ernährung. Die Fütterung sollte vorwiegend aus Grünfutter (inkl. Heu) und nicht aus Trockenfutter, Leckerlis und zu viel Knollengemüse und Obst bestehen. Das rohfaserreiche Futter ist wichtig für ein gesundes Gebiss, für die Magenentleerung und die mikrobielle Verdauung. Kommerzielle Trockenfuttermischungen weisen häufig zu wenig Rohfaser auf und sind zu energiereich. Die physiologische Darmflora wird gestört, Kokzidien können sich schneller vermehren.
TIPP: In unserem Ratgeber „Was fressen Kaninchen?“ erfährst du, welches Futter du deinen Kaninchen am besten anbietest.
Warum trägt die richtige Hygiene dazu bei, die Kokzidiose zu vermeiden?
Die Hygiene ist ein wichtiger Faktor, um Kokzidien zu bekämpfen. Auf dem Boden liegende Nahrung fördert den Kokzidienbefall deiner Tiere, da sie dort schnell über Kotkontakt kontaminiert wird. Deswegen solltest du regelmäßig den Kaninchenkäfig oder den Kaninchenstall richtig reinigen.
Das tägliche Reinigen von Wasser- und Futtergefäßen ist unerlässlich, um die Gefahr der Kokzidiose so gering wie möglich zu halten.
Heu und Gras bietest du am besten über Kaninchen-Heuraufen und anderes Futter über gereinigte Kaninchen-Futternäpfe an. Wasser präsentierst du deinen Tieren zu jeder Zeit optimal über Kaninchentränken.
Wenn das Kaninchen auf einer gut bewachsenen, grünen Wiese herumtollen darf, sind Kokzidien in der Regel kein Thema. Muss es hingegen mit schlammigen und erdigen Bereichen vorliebnehmen, kann es sich leichter mit Kokzidien anstecken. Überbelegte Weideflächen, schlechte Hygiene und unhygienischer Untergrund des Geheges solltest du unbedingt vermeiden.
TIPP: Wechsele regelmäßig die Wiesenflächen, um schlechte Hygienebedingungen auf der Weide zu vermeiden!
ACHTUNG: Haben Wildkaninchen Zugang zur Wiese, können auch diese das Hauskaninchen mit Kokzidien anstecken.
Auch andere Krankheiten, Medikamente, Narkosen oder eine zu frühe Trennung von der Mutter begünstigen, dass die Kokzidiose ausbricht. Sie schwächen das Immunsystem des Kaninchens und die Kokzidien vermehren sich. Bei Jungtieren ist es nicht selten, dass die Kokzidien völlig grundlos zum Ausbruch kommen.
Weitere Risikofaktoren für die Ausbreitung von Kokzidien sind ein feuchtes und schlechtes Stallklima oder feuchte Einstreu.
Symptome: Wie erkenne ich die Kokzidiose bei meinen Kaninchen?
Um die Kokzidiose zu erkennen, musst du genau hinschauen. Kaninchen tendieren dazu, still vor sich hin zu leiden und ihre Beschwerden zu verheimlichen. Je früher du den Befall bemerkst, desto besser sind die Heilungschancen für die Tiere.
Die folgenden Symptome deuten auf einen Befall mit Kokzidien hin:
- Die Kaninchen werden immer magerer.
- Die Tiere wollen nicht mehr fressen.
- Der Bauch ist aufgebläht.
- Die Kaninchen haben Durchfall und ggf. Verstopfung.
- Im Stall mehr sich Blinddarmkot.
- Die Tiere weisen ein schlechtes Allgemeinbefinden auf.
- Stark betroffene Kaninchen werden apathisch.
- Bei Leberkokzidiose wird das Fell häufig stumpf.
Diagnose: Wie stellt man Kokzidiose beim Kaninchen fest?
Wenn du den Verdacht hegst, dass einer deiner Lieblinge unter einer Kokzidiose leiden, musst du schnellstmöglich mit ihnen zum Tierarzt. Ob dein Tier Kokzidien hat, stellt der Veterinär fest, indem er Oozysten im Kot unter dem Mikroskop nachweist. Oft reicht dafür ein Nativausstrich. Manchmal kommt auch ein Flotationsverfahren zum Einsatz, für das man Sammelkotproben untersucht.
Eine Leberkokzidiose diagnostiziert der Tierarzt anhand einer körperlichen Untersuchung sowie eines Ultraschalls der Leber und Gallengänge. Der Kot wird ebenfalls untersucht. Nimmt der Tierarzt auch eine Blutprobe, kann er ggf. erhöhte Leber- und Entzündungswerte feststellen.
Behandlung (Medikamente): Was kann ich tun bei Kokzidien bei meinem Kaninchen?
Wenn dein Kaninchen die Diagnose Kokzidiose erhält, ergreift der Tierarzt die notwendigen Maßnahmen für eine Therapie und verabreicht verschiedene Medikamente. Selbst wenn dein Tier symptomlos ist, aber Parasiten im Kot nachgewiesen wurden, musst du es behandeln. Die Therapie setzt auf unterschiedlichen Ebenen an.
Was sind Mittel gegen Kokzidien?
In einem ersten wichtigen Schritt der Behandlung wird dein Vierbeiner vom Tierarzt ein Medikament gegen die Parasiten über ein paar Tagen erhalten. Toltrazuril ist beispielsweise ein Wirkstoff, der erfolgreich gegen einen Befall mit Kokzidien eingesetzt werden kann.
Weist dein Kaninchen zusätzlich Infektionen durch Bakterien oder Hefepilze auf, bekommt es noch andere Medikamente wie Antibiotika bzw. Antimykotika verabreicht.
Um einem Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch den Durchfall entgegenzuwirken, erhält das Tier außerdem entsprechende Infusionen.
Dein Tierarzt wird dich bei einem Kokzidiose-Fall ausführlich hinsichtlich hygienischer Maßnahmen beraten. Wenn dein Kaninchen mit Kokzidien infiziert ist, solltest du Folgendes tun:
- Gehege oder Gehege-Elemente aus Holz musst du entsorgen, da du sie nicht ausreichend desinfizieren kannst.
- Glatte Flächen im Kaninchenstall oder Gehege solltest du mit kochend heißem Wasser oder mit Desinfektionsmittel reinigen.
- Wenn du dein Kaninchen draußen hältst, solltest du mit Platten verlegten Bodenbelag abflämmen.
- Eine Desinfektion eines Erdbodens im Freilaufgehege ist nicht möglich. Diesen müsstest du ausheben und entsorgen. Um die Parasitenlast in diesem Fall so gering wie möglich zu halten, empfiehlt es sich, dass du die Kaninchen regelmäßig behandelst und konsequent vorbeugende Maßnahmen durchführst.
Vorbeugung: Wie vermeide ich die Kokzidiose bei meinen Kaninchen?
Zum Schluss haben wir dir Tipps zusammengestellt, wie du Kokzidien generell vermeiden kannst:
- Prinzipiell solltest du vor einer Vergesellschaftung immer den Kot des neuen Haustiers auf Kokzidien untersuchen lassen und es ggf. behandeln.
- Achte außerdem darauf, dass deine Hauskaninchen keinen Kontakt zu Wildkaninchen haben.
- Halte dein Kaninchen nicht auf Flächen, die du nicht desinfizieren kannst (z. B. Holz).
- Reinige den Kaninchenstall oder -käfig regelmäßig gründlich.
- Du solltest Wasser- und Futternäpfe täglich reinigen. Kotbeschmutzte Futterraufen musst du säubern, um den Entwicklungszyklus der Kokzidien zu unterbrechen.
- Dein Kaninchen liebt Frischfutter von Grünflächen. Doch Vorsicht! Achte darauf, dass dieses Frischfutter nicht von Grünflächen stammt, zu denen auch wilde Kaninchen Zugang haben.
- Generell ist es wichtig, dass du die Tiere geeignet ernährst, um die Darmflora deines Kaninchens zu unterstützen. Verfütterst du zu viel Kohlenhydrate (z. B. in Mischfutter und Pellets) und zu wenig Grünfutter und Heu, wirkt sich das negativ auf die gesunde Zusammensetzung der Bakterien im Darm aus und fördert die Ausbreitung von Kokzidien.
- Kaninchen brauchen überdachte und trockene Rückzugsorte.
- Außerdem benötigen die Tiere genügend Auslauf und Bewegung, um eine gesunde Verdauung zu sichern und so der Kokzidiose vorzubeugen.
Weitere häufig gestellte Fragen zu Kokzidien beim Kaninchen
Impfung: Kann ich meine Kaninchen gegen Kokzidien impfen lassen?
Leider kann man Kaninchen bisher nicht gegen Kokzidien impfen. Bei Hühnern ist dies bereits möglich. Für Kaninchen ist hingegen noch kein Impfstoff gegen Kokzidien zugelassen. Doch eine gute Nachricht gibt es: Wenn dein Kaninchen eine Kokzidiose überstanden hat, führt dies zu einer natürlichen Immunität der Kaninchen gegen die Kokzidien.
Was füttere ich, wenn mein Kaninchen Kokzidien hat?
Wenn dein Kaninchen an Kokzidiose erkrankt ist, solltest du es unbedingt ausschließlich bedürfnis- und artgerecht ernähren, um eine gesunde Darmflora zu fördern und es widerstandsfähiger zu machen. Kaninchenfutter sollte aus energiearmen und rohfaserreichem Frischfutter wie Kräutern, Blättern und Gräsern zusammengesetzt sein. Alternativ dazu kannst du uneingeschränkt Heu von guter Qualität und rohfaserreiches Blattgrün anbieten. Gemüse sollte nur etwa ein Viertel des gesamten Futters ausmachen.
INFO: In einer wissenschaftlichen Studie wurde festgestellt, dass sich Knoblauch- und Oregano-Futterzusatzstoffe bei infizierten jungen Kaninchen günstig auf die Anzahl der Kokzidien-Oozysten im Kot und auf die Gewichtszunahme auswirken. Es wird vermutet, dass die Stoffe potenziell wertvoll sind, die Kokzidiose prophylaktisch zu bekämpfen.
Welche Mittel wende ich zur Desinfektion bei Kokzidien meines Kaninchens an?
Kochendes Wasser bei der Käfigreinigung tötet die Oozysten zuverlässig ab. Es ist günstig und du kannst es ohne Risiken für die Tiere einsetzen.
In der DVG (Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft) -Desinfektionsmittelliste für den Tierhaltungsbereich werden Kresole als Wirkstoffe gegen parasitäre Einzeller wie Kokzidien genannt. Am besten fragst du deinen Tierarzt, wie du sie anwendest, da sie für die Tiere gefährlich sein können.
Quellen:
esccap.de/parasiten/einzeller/kokzidien-bei-kaninchen/
zooplus.de/magazin/kleintiere/kleintiergesundheit-pflege/kokzidien-kaninchen#symptome-wie-erkenne-ich-eine-kokzidiose-beim-kaninchen
kaninchenwiese.de/gesundheit/verdauung-magen-darm/kokzidien-beim-kaninchen/#Vorbeugen
tieraerzteverband.de/smile/smile-tiergesundheit/kaninchen/kokzidiose.php
tiermedizinportal.de/medikamente/baycox
wikipedia.org/wiki/Kokzidiose_der_Kaninchen
Hein J. Durchfall beim Kaninchen – Ursachen und Therapie. kleintier konkret 2016; 19(S01): 2 – 9. doi:10.1055/s-0042-101999
Ewringmann, Leitsymptome beim Kaninchen, Diagnostischer Leitfaden und Therapie, ISBN: 9783830410904, 2. Aufl., überarb. 2010, S. 46-47
Herbal formulations as feed additives in the course of rabbit subclinical coccidiosis. Ann Parasitol 2014; 60(1): 65 – 9
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