Kaninchen sind die drittbeliebtesten Haustiere weltweit. Damit die Tiere in der heimischen Haltung genauso gesund und glücklich wie in freier Wildbahn sind, müssen ihre Grundbedürfnisse befriedigt werden – und das fängt bei der richtigen Stallgestaltung an. In unserem Ratgeber erfährst du, was zwingend zur Kaninchenstall Inneneinrichtung gehört.
Inhaltsverzeichnis
Die Natur zum Vorbild nehmen
In freier Wildbahn leben Kaninchen in Gruppen. Die sozialen Tiere sind vor allem in den frühen Morgenstunden und in der Abenddämmerung aktiv. Auf der Suche nach Nahrung hoppeln, klettern und rennen sie durch ihr Revier oder buddeln und graben weitverzweigte Höhlen- und Tunnel-Systeme. In der Mittagszeit ziehen sie sich in ihren sicheren Bau zurück und widmen sich der gegenseitigen Fellpflege oder dösen. Eine artgerechte Haltung muss den Kaninchen das Ausleben dieser Grundbedürfnisse bestmöglich erlauben.
Neben dem regelmäßigen Auslauf im Zimmer oder Garten, ist vor allem ein abwechslungsreich gestaltetes und geräumiges Gehege für die bewegungsfreudigen Tiere wichtig. Kaninchenstall und Außenauslauf müssen ausbruchsicher sein und Schutz vor unliebsamem Besuch und Feinden wie Greifvögeln, Hunden und Katzen bieten. Der Stall sollte mehrere Beschäftigungs- und Versteckmöglichkeiten bieten sowie Platz für Wasser, Futter und Toilette bereithalten.
Tipp: Die Inneneinrichtung im Kaninchenstall sollte regelmäßig gewechselt und umgestellt werden, damit es für die Tiere interessant bleibt.
Kaninchenlandschaft gestalten: Inneneinrichtung des Kaninchenstalls
In den Kaninchenstall gehören folgende Gegenstände:
Behausung
Wenn du deinen neuen Kaninchenstall einrichtest, darf eine Behausung nicht fehlen. Eine Behausung bietet den Fluchttieren eine Möglichkeit zum Verstecken und Schlafen. Ein Häuschen mit flachem Dach ist ideal, weil Kaninchen es gerne als Aussichtsplattform nutzen. Es ist dringend empfohlen, Kaninchen paarweise zu halten (ein weibliches Tier mit einem kastrierten Bock zusammen). Damit sich ein Tier bei Bedarf vom Partner zurückziehen kann, sollten mehrere Behausungen oder zumindest Versteckmöglichkeiten im Stall verfügbar sein.
Behausungen und Versteckmöglichkeiten gibt es aus unterschiedlichem Material (Heu, Holz, Keramik, Kunststoff und Stoff) sowie in unterschiedlichen Ausführungen (mehrere Eingänge, Fenster, mehrere Abteile etc.). Wenn du eine Inneneinrichtung für deinen Kaninchenstall und weiteres Zubehör kaufst, musst du immer an die Größe der Tiere denken. Werden mehrere Tiere gehalten, sollten möglichst alle in der Behausung Platz haben. Insbesondere große Kaninchenrassen brauchen große Häuschen und eine solide Inneneinrichtung, etwa aus Holz. Holz hat den Nutzen, dass sich die Tiere beim Benagen ihre Zähne abreiben können. Da Kaninchenzähne ständig wachsen, ist das ein großer Vorteil, der Tierarztbesuche verhindern kann. Alle Holzelemente müssen daher unbehandelt sein.
Tränke
Kaninchen wühlen gerne im Stroh und können einen offenen Wassernapf schnell mit Essensresten und Kot verunreinigen. Eine geschlossene Tränke oder Wasserflasche ist ideal, da sie stets sauberes Wasser liefert.
Futternapf
Aus dem Kaninchen-Futternapf frisst dein Kaninchen sein Futter. Damit er nicht umfällt, sollte er schwer sein und einen breiten und flachen Boden haben. Wenn er etwas erhöht steht, wird er nicht sofort verunreinigt.
Heuraufe
Wenn du den Kaninchenkäfig einrichtest, darf eine Heuraufe nicht fehlen. Eine Heuraufe (zum Einhängen ins Gitter, als Türschließraufe oder Standraufe) hilft, damit Futterheu, aber auch Kräuter und weiteres Grünfutter, sauber bleiben und nicht im ganzen Stall verteilt werden. Für eine gesunde Verdauung brauchen Kaninchen viel von solchem rohfaserreichen Futter, da sie ursprünglich aus kargen Gebieten stammen, in denen energiereiches Futter nicht vorhanden war. Außerdem ermuntert eine höher angebrachte Heuraufe zur Bewegung – die Tiere müssen sich strecken, um ans Futter zu gelangen. Auch frisches Gemüse und Obst sollten nicht nur am Boden verfüttert werden. Dafür bieten sich spezielle Behälter, Futterkörbe oder Futterkugeln an. Zusätzlich zur Raufe kann auch Heu im Stall verteilt werden, da Kaninchen gerne weich liegen. Allerdings verschmutzt frei herumliegendes Heu schnell.
Beschäftigungsmaterial: Buddel-Kiste, Nageholz, Spielzeug usw.
Vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten wie Kleintierspielzeug gehören zur artgerechten Kaninchenhaltung. Im Stall können Kaninchen durch Nageholz gut beschäftigt werden. Das Nagen dient außerdem dem wichtigen Zahnabrieb. Auch Heuballen und weiteres Spielzeug aus Heu sind eine gute Möglichkeit. Viele Kaninchen zeigen verstärktes Interesse an Katzenspielzeug. Eine weitere wichtige Ergänzung ist eine Buddel-Kiste. Sie wird ausdrücklich vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. empfohlen, denn die Kiste erlaubt es Kaninchen, sich artgerecht auszutoben. Holz- und Plastikkisten unterschiedlicher Größen sind geeignet. Als Füllmaterial sind neben Spielzeug- oder Vogelsand auch zerknülltes Zeitungspapier, Küchenrolle oder Stofffetzen geeignet.
Für Kaninchen mit starkem Bewegungsdrang kann ein Laufrad eine willkommene Abwechslung bieten. Das Laufrad muss dem Tier so viel Platz bieten, dass der Kaninchenrücken beim Laufen nicht nach unten durchgebogen ist. Greife lieber zu einem zu großen als zu einem zu kleinen Laufrad.
Tipp: Abwechslung ist wichtig, damit deinem Kaninchen nicht langweilig wird. Tausche Spielzeug von Zeit zu Zeit aus, um dein Tier immer wieder neu zu stimulieren. Nach ein paar Wochen kannst du das herausgenommene Beschäftigungsmaterial wieder anbieten und dein Tier wird sich über die Abwechslung freuen.
Bodengestaltung: Unterlage und Streu
Kaninchen mögen einen weichen und warmen Bodenbelag. Ist das Tier nicht stubenrein (unkastrierte Kaninchen sind schwerer zu trainieren), saugt der Bodenbelag auch den Urin auf. Als Unterlage bietet sich einfaches Zeitungspapier an, da es sich schnell und kostengünstig austauschen lässt. Darauf kommt die Streu, die unabhängig von der Art stets unbehandelt sein sollte.
Um Kaninchen stubenrein zu erziehen, ist ein wenig Geduld nötig. Aber es lohnt sich! Stelle deinen Tieren eine Toilette (typische Katzentoilette oder etwas Vergleichbares) mit etwas Einstreu in eine Ecke des Stalls, damit sie dort Kot und Urin absetzen können. Sind die Tiere stubenrein, bleibt die Einstreu länger sauber.
Wie und wie oft sollte man einen Kaninchenstall reinigen?
Kaninchen halten sich viele Stunden am Tag im Stall auf – manche sogar den ganzen Tag. Deswegen ist eine sorgfältige Hygiene wichtig.
Während du den Stall reinigst, sollte das Kaninchen Auslauf haben oder in einem weiteren Stall untergebracht sein. Auf diese Weise kannst du ruhig arbeiten und die Tiere sind keinem Stress ausgesetzt. Du entfernst die Einstreu und löst festsitzenden Schmutz mit heißem Wasser. Bei Außenställen müssen Holzteile komplett trocknen, bevor du neu einstreust. Es darf sich kein Schimmel bilden.
Wie oft du den Stall reinigen solltest, hängt von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich ist es von Vorteil, die Kaninchentoilette täglich zu reinigen. Viele Kaninchen nutzen immer die gleiche Ecke für ihren Toilettengang. Diese ist ebenfalls einfach und schnell täglich sauber gemacht.
Wenn du mehr über das Reinigen von Kaninchenställen erfahren möchtest, informiere dich in unserem Ratgeber „Kaninchenstall richtig reinigen“.
Freigang! Was gehört in ein Außengehege?
Kaninchen genießen es, draußen in der Natur zu sein. Wenn du dein Kaninchengehege außen einrichtest, musst du bedenken, dass Kaninchen Fluchttiere sind. Als Fluchttiere brauchen sie auch genügend Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten. Äste, Baumstämme, Erdhügel, Röhren und Wurzelstöcke verwandeln das Areal in ein abwechslungsreiches und spannendes Sommerdomizil. Damit die Tiere vor Sonne und Regen geschützt sind, sollte die Wassertränke und Futterstelle im Außengehege überdacht sein. Falls die Tiere auch bei kühlen Temperaturen draußen sein sollen, brauchen sie neben einer isolierten Hütte, die allen Tieren Platz bietet, auch Heu und Stroh, mit dem sie sich aufwärmen können.
Wie und ab wann Kaninchenstall winterfest machen?
Wenn du deine Kaninchen auch im Winter draußen halten möchtest, solltest du den Kaninchenstall ab Ende September für die frostige Jahreszeit kältefest herrichten. Dein Kaninchen übersteht auch erste frühe Frostnächte gesund und munter, wenn du folgende Maßnahmen durchführst:
- Damit die Bodenplatte nicht von Nässe und Kälte angegriffen wird, stelle sie am besten auf große Steine oder auf Stelzen.
- Dichte die Bodenplatte von unten mit einer dicken Folie ab. So verhinderst du, dass das Holz feucht wird.
- Im Zoohandel gibt es Einlageisolierungen. Diese legst du in den Stall.
- Eine Schicht von mind. 8 cm Einstreu schützt die Tiere gut vor Kälte. Über die Einstreu verteilst du großzügig Heu oder Stroh. Viel Heu und Stroh sorgen zusätzlich dafür, dass die Tiere nicht frieren. Gib deinen Tieren damit die Möglichkeit, sich selbst ein warmes Nest zu bauen.
- Die Wände kannst du dämmen, indem du Decken und Planen über den Stall legst und befestigst. Auch die Luftkammern in Noppenfolie isolieren sehr gut die Stallwände. Achte immer darauf, dass die Tiere auf jeden Fall ausreichend Luftzufuhr haben.
Mit welchen Kosten muss man bei der Einrichtung des Stalls ca. rechnen?
- Holz-Häuschen: ca. 20 Euro
- Vorratstränke zum Einhängen: ca. 10 Euro
- Verzinkte Heuraufe zum Einhängen: ca. 2 Euro
- Buddelkiste aus Holz: ca. 30 Euro
- Nageholz und Spielzeug: ca. 15 Euro
- Katzentoilette: ca. 10 Euro
- Einstreu: aus naturbelassenen Weichholzsspänen ca. 0,05 Euro/l oder Hanfstreu ca. 0,3 Euro/l
Je nach Größe und Ausführung der Einrichtungsgegenstände können die Kosten günstiger oder intensiver ausfallen.
Quellen:
tieraerzteverband.de/smile/smile-tiergesundheit/kaninchen/aktivprogramm-fuer-kaninchen.php
tierschutzbund.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Broschueren/Die_Haltung_von_Zwergkaninchen.pdf
kaninchenstallwelt.de/kaninchenstall-winterfest-machen
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