Hilfe, mein Pferd hustet – was tun? Husten ist wohl eines der häufigsten Krankheitssymptome bei Pferden und einer der häufigsten Gründe, einen Tierarzt aufzusuchen. In diesem Ratgeberartikel geben wir dir die wichtigsten Informationen zu diesem Thema an die Hand. Unter anderem:
- Ursachen – Unterscheidung infektiös vs. nicht infektiös, allergischer Husten
- Ab wann muss ich den Tierarzt rufen?
- Behandlungsmöglichkeiten – Kräuter & Hausmittel, Schleimlöser
- Vorbeugung – Impfungen, Hygiene, Isolation, Abwehrkräfte
- Management – Allergie, Futtermittelcheck, Pferd mit trockenem Husten bewegen
Inhaltsverzeichnis
Was sind die häufigsten Ursachen für einen Husten bei Pferden?
Zur weiteren Behandlung und zum langfristigen Management ist es wichtig die primäre Ursache für den Husten zu erkennen. Grundsätzlich unterscheidet man bei den Auslösern zwischen infektiös, wie zum Beispiel Infektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze, und nicht-infektiös, wie Allergien oder primären Erkrankungen des Lungengewebes.
Einige Beispiele für Infektionen sind:
- Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken, Pneumokokken, E. coli … (die Liste ist lang)
- Viren wie Influenza und Herpes
- Pilze wie Aspergillose (Pilzerkrankungen sind in unseren mitteleuropäischen Breitengraden eher selten)
Um die potenzielle Ursache für den Husten zu erkennen ist es wichtig, die Symptome genau zu beobachten und sich folgende Fragen zu beantworten:
- Wann tritt der Husten auf? Vor oder nach einer körperlichen Belastung?
- Tritt er verstärkt zu bestimmten Zeiten auf – morgens, abends oder beispielsweise nach dem Weidegang?
- Hustet das Pferd besonders während bestimmter, täglicher Ereignisse – beispielsweise während der Heufütterung oder zu Beginn des Trainings?
- Wie ist die Qualität der Atmung des Pferdes? Wie hoch ist die Atemfrequenz?
- Wie hört sich der Husten an? Trocken und fest (wie ein Reizhusten) oder eher schleimig und sich lösend?
- Hat das Pferd Nasenausfluss? Wenn ja, wie sind Farbe und Konsistenz?
- Wie hoch ist die Körpertemperatur?
Ab wann brauche ich einen Tierarzt?
All diese Informationen sind besonders wichtig, wenn du dein Pferd mit dem Symptom „Husten“ bei deinem Tierarzt vorstellst. Er kann hier bereits wichtige Anhaltspunkte sammeln und entscheiden, wie die weitere Abklärung und Therapie aussehen soll. Bei leichten Formen von Husten ohne erhöhte Körpertemperatur kann eine Behandlung mit Hausmitteln und für Pferde geeigneten Atemwegs- und Hustenkräutern und Kräutersäften ausreichend sein.
Bei folgenden Symptomen in Kombination mit Husten solltest du auf jeden Fall zeitnah deinen Tierarzt rufen:
- Erhöhte Körpertemperatur, das Pferd wirkt apathisch – Achtung akute Infektionsgefahr auch für andere Pferde!
- Erhöhte Atemfrequenz auch in Ruhe (> 16 pro Minute), nach normaler Belastung sinkt die Atemfrequenz nur langsam auf einen Normalwert (8-16 Atemzüge pro Minute), das Pferd atmet angestrengt, mit Bauchpresse und bläht die Nüstern extrem
- Dein Pferd hustet trotz Behandlung mit Hausmitteln und Kräutern über eine Woche nur sehr trocken ab
- Dein Pferd beginnt direkt nach/während der Futteraufnahme stark zu Husten und evtl. kommt Futterbrei wieder aus der Nase (Vorsicht Schlundverstopfung)
Wie wird Husten bei Pferden behandelt?
Zur Behandlung von leichterem, akutem Husten steht eine große Bandbreite an Kräutermischungen, Hustensäften und Ergänzungsfuttermitteln zur Verfügung. Hier solltest du bei der Auswahl grundsätzlich auf die Eignung für Pferde achten. Darreichungsform und Zubereitung, sowie Dosierung sollten ebenfalls zur aktuellen Fütterung des Pferdes passen.
Hier erhältst du Therapieformen im Überblick:
Kräuter & Hausmittel bei Pferdehusten
Diese Kräuter können einen positiven Einfluss auf die Atemwege deines Pferdes nehmen und sind in vielen handelsüblichen Zusatzfuttermitteln zu finden:
- Brennnessel
- Eibischwurzel
- Fenchel
- Kamille
- Salbei
- Süßholzwurzel
- Anis
- Eukalyptus
- Schwarzkümmel
- Spitzwegerich
- Malvenblätter
- Thymian
Einige Kräutermischungen können auch als Tee oder Sud (mit heißem Wasser aufgießen, lange ziehen lassen und dann leicht abgekühlt mit den enthaltenen Kräutern unter das Futter mischen) zubereitet werden und dann ganz besonders gut ihre Wirkung entfalten.
Bei einigen Präparaten kann es wegen des starken Aromas der Kräuter jedoch bei empfindlichen Pferden zu Akzeptanzproblemen kommen. Um die Akzeptanz zu verbessern, greifen einige Hersteller bei flüssigen Hustensäften zu Zucker- oder Sirupzusätzen. Bei Pferden, die aufgrund von Stoffwechselerkrankungen empfindlich auf Zucker reagieren, sollte man hier besonders vorsichtig sein und zuckerfreie Zusätze vorziehen.
Bei Pferden, die Zucker in normalen Mengen gut vertragen, kann auch hochwertiger Honig als unterstützendes Hausmittel eingesetzt werden. Honig hat eine antibakterielle und das Immunsystem unterstützende Wirkung. Er kann auch in Kombination mit Kräutertee oder -sud sehr gut unter das Futter gemischt werden.
Wenn Hausmittel und Kräuter nicht zu einer Besserung des Hustens führen und das Pferd auch nach maximal einer Woche nicht produktiv abhusten kann, braucht man in aller Regel Medikamente zur weiteren Behandlung vom Tierarzt.
Schleimlöser bei Pferdehusten
Ist das Pferd verschleimt, ist die nächste Therapieoption ein Schleimlöser. Hier gibt es verschiedene Präparate, die für Pferde zugelassen und verschreibungspflichtig sind. Das heißt, man bekommt diese entweder direkt über den Tierarzt oder mit einem vom Tierarzt ausgestellten Rezept in der Apotheke. Das passende Präparat kann der Tierarzt nach einer eingehenden Untersuchung auswählen – entweder als reine Schleimlöser oder eine Kombination mit einem Präparat zur Erweiterung der Bronchien.
Bei einigen Pferden mit verschleimten Atemwegen, oder auch zur Unterstützung von Allergikern mit trockenem Husten, kann eine Inhalationstherapie mit speziellen für das Pferd entwickelten Verneblern sinnvoll sein. Hier kann man zur Inhalation entweder mit Natriumchlorid, Sole-Lösungen, speziellen Zusätzen zur Unterstützung und zum Schutz der Atemwege oder auch mit flüssigen Schleimlösern arbeiten. Neben mobilen Inhalationsgeräten für Pferde zur direkten Anwendung in jedem Stall, bieten immer mehr Anbieter auch Sole-Hänger zur Miete oder direkte Sole-Kammern an. Wichtig ist, das Pferd hier nach der Therapie ausreichend zu bewegen (siehe Management), um die Lösung des Schleims und die Durchlüftung der Lunge zu unterstützen.
Management-Maßnahmen im Überblick
Akuter Husten
Wenn dein Pferd akut hustet und erhöhte Temperatur hat, sollte es möglichst nicht übermäßig bewegt werden, bis die Körpertemperatur wieder normal ist. Bis dahin sollte es nicht frieren aber trotzdem in einer gut durchlüfteten Umgebung ohne Zugluft stehen.
Ab wann kann ich mein Pferd mit Husten wieder bewegen?
Sobald das Pferd keine Temperatur hat und sich der Schleim durch Unterstützung von Kräutern, Hausmitteln und/oder Schleimlöser langsam zu lösen beginnt, solltest du dein Pferd regelmäßig leicht bewegen. Dein Pferd sollte dabei nicht schwitzen, kann aber je nach Trainings- und Fitnessstand gerne über längere Zeit zum Beispiel im Schritt im Gelände an der Hand bewegt werden oder an der Longe im lockeren Trab. Bei freier Kopf- und Halshaltung und möglichst schwingendem Rumpf wird im entspannten Dauertraining die Lunge besonders gut belüftet und Schleim kann sich lösen. Wenn der Trainingsstand bereits vor der Erkrankung so gut war, dass das Pferd ohne großen Stress an der Longe galoppieren kann, ist hier die Belüftung der Lunge meist noch effektiver.
Chronischer Husten
Wenn dein Pferd immer wieder trocken hustet, nicht wirklich verschleimt ist und keine erhöhte Temperatur hat, kann es sich auch um eine chronische Form von Husten handeln. Vor allem, wenn der Husten während der Heufütterung oder nur zu bestimmten Jahres- oder Tageszeiten auftritt, kann auch eine Allergie die mögliche Ursache sein. Hier solltest du auch die gesamte Haltung und das Management durchleuchten und je nach Möglichkeiten Stück für Stück optimieren.
Im besten Fall kannst du mit deinem Tierarzt gemeinsam auf Ursachenforschung gehen und wenn ein oder mehrere Allergene als Auslöser gefunden werden, diese in der Haltungsumgebung deines Pferdes abstellen. Bei Umweltallergenen wie Gräsern oder Pollen ist das leider nur bedingt möglich. Hier kann manchmal eine Desensibilisierung eine Verbesserung bringen, die jedoch in vielen Fällen bei den Patienten regelmäßig wiederholt werden muss. Die Belastung der Lunge durch bestimmte Futtermittel und Schimmelpilze im Futter lässt sich je nach Stall mehr oder weniger gut abstellen.
Folgende Fragen solltest du dir stellen, um die Haltungsbereiche zu finden, die du für deinen Allergiker vielleicht noch optimieren kannst:
- Wie viel frische Luft bekommt mein Pferd über den ganzen Tag verteilt? Hat es je nach Haltungsform und Jahreszeit nur eingeschränkt Zugang zu frischer Luft?
- Wenn es über Nacht im Stall steht, wie gut ist dieser belüftet?
- Wie ist die Qualität von Heu und Einstreu (vor allem Stroh kann teilweise viele Schimmelsporen enthalten)?
- Wie hoch ist der Ammoniakgehalt in der Luft? (Geruchsprobe direkt über der Einstreu kann viel aussagen!)
- Gibt es vielleicht direkt über dem Stall ein Heulager und Heustaub kommt durch die Decke?
- Wie staubig oder trocken sind die Böden von Reitplatz oder Reithalle?
Je nachdem, wie du diese Fragen beantwortet hast, kannst du überprüfen, welche Verbesserungen für dein Pferd vor Ort möglich sind, oder ob du nach einem Stall mit insgesamt besseren Haltungsbedingungen für Allergiker Ausschau halten solltest. Wenn ein Stallwechsel schwierig ist, kann auch die Bedampfung des Heus deutlich die Schimmelpilz- und Staubbelastung im Heu und Stroh reduzieren. Auch eine regelmäßige Inhalation mit einem Vernebler für Pferde kann hier die Schleimlösung und die Schutzbarriere der Lunge gegen Allergene unterstützen. Besonders für Allergiker ist regelmäßige Bewegung und Training in der Dauermethode zur Unterstützung und Reinigung der Lunge wichtig.
Wie kann einem Husten bei Pferden vorgebeugt werden?
Um die Lunge deines Pferdes optimal zu unterstützen und Husten im besten Fall komplett zu vermeiden, kannst du selbst aktiv einiges dafür tun. Die wichtigste Grundlage dabei sind die Haltungsbedingungen für dein Pferd. Achte hier vor allem auf folgende Punkte:
- möglichst viel frische Luft ohne Zugluft, am besten Tag und Nacht und 365 Tage im Jahr
- gutes Stallklima mit viel frischer Luft und niedrigen Ammoniakgehalten
- staubarme und regelmäßig gereinigte Einstreu
- staubarme Fütterung von Heu
- keine Schimmelpilzbelastung in Heu oder Stroh
- Ausmisten und Einstreuen von Boxen sowie fegen findet statt, wenn die Pferde nicht im Stall sind
Beim Training mit erhöhter Atemfrequenz, zum Beispiel nach längeren Trabphasen oder Galoppaden, wird die sehr große Lunge des Pferdes besser belüftet und kann sich so auch besser reinigen. Staub, Pilze und Schleim werden dabei meist abgehustet.
Gegen einige Viren die Husten verursachen können, kannst du dein Pferd auch durch den Tierarzt impfen lassen. Für Influenza und Herpes gibt es für das Pferd zugelassene Impfstoffe, die die Erkrankung vielleicht nicht komplett verhindern können, aber zumindest die Symptome stark abschwächen. Lese hierzu gerne unseren Ratgebertext „Impfungen für Pferde – Alles, was du zum optimalen Impfschutz wissen musst!“
Wenn bereits Pferde im Bestand Husten kann auch eine Isolation der betroffenen Pferde unter Umständen mehr Sicherheit vor einer Ansteckung bieten.
Fazit zum Thema Husten bei Pferden
Husten beim Pferd ist ein häufiges Symptom von unterschiedlichen Grunderkrankungen. Zur Behandlung ist es wichtig, dass man zwischen infektiösen und nicht infektiösen Ursachen unterscheidet und die passende Therapiestrategie gemeinsam mit dem Tierarzt auswählen kann. Akute und chronische Hustenpatienten kann man durch verschiedene Maßnahmen in Fütterung, Haltungsbedingungen und Training unterstützen und die Schleimlösung und Belüftung der Lunge fördern. Auch präventiv kannst du dein Pferd unterstützen und so vor einigen Hustenerkrankungen schützen oder zumindest für einen schwächeren Verlauf sorgen.
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