Pferde beschäftigen sich am liebsten mit Fressen. In freier Wildbahn verbringen sie täglich bis zu 16 Stunden mit der Nahrungsaufnahme – und selbst nachts fressen sie. Allerdings machen die majestätischen Tiere das nicht zum Spaß, sondern aus guten Gründen: Um ihr massives Körpergewicht und ihre Muskulatur zu erhalten, ist es wichtig für sie, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen. Außerdem schützt die häufige Aufnahme von Futter vor Koliken, Magengeschwüren und Verhaltensauffälligkeiten. Zu lange Fresspausen beim Pferd gelten als unnatürlich und ungesund.
Erfahre in unserem umfassenden Ratgeber alles, was du zum Thema Fresspausen beim Pferd wissen musst!
Inhaltsverzeichnis
Was ist das natürliche Fressverhalten von Pferden?
In freier Wildbahn widmen sich Pferde vor allem einer Sache: Dem Fressen! Pferde sind sowohl Dauer- als auch Pflanzenfresser. Die großen Tiere verbringen in der freien Natur bis zu 16 Stunden am Tag mit Fressen. Im Endeffekt fressen Pferde also ständig, wenn sie nicht gerade schlafen. In pflanzlicher Kost sind zwar viele wichtige Nährstoffe enthalten, allerdings nicht in so konzentrierter Form, wie das bei tierischer Kost der Fall ist. Damit Pferde ihr Körpergewicht bei normaler Aktivität halten bzw. erhöhen zu können, benötigen sie deshalb eine große Futtermenge.
Fresspausen beim Pferd – wie lange dürfen sie sein?
Gerade während der Paddockzeit im Herbst und Winter müssen Pferde oft mit langen Fresspausen auskommen. Das widerspricht allerdings ihrer Natur. Pferde verbringen circa 60 bis 70 % des Tages und 30 bis 40 % Nachtzeit mit Nahrungsaufnahme. Dabei gehen die Pferde clever vor: Sie teilen sich ihr Futter in Intervallen von etwa zehn Mahlzeiten auf und kauen alles sehr gründlich und langsam. Der Pferdemagen besitzt ein relativ kleines Fassungsvermögen. Er kann schnell überfordert sein kann. Deshalb sind diese Fressintervalle und die ständige Verfügbarkeit von Nahrung sehr wichtig für das Pferd.
HINWEIS: Möchtest du wissen, wie Pferde es schaffen ausreichend zu schlafen, wenn sie auch nachts fressen? In unserem Ratgeber „Wie schlafen Pferde?“ erfährst du Wissenswertes rund um den Schlafbedarf des Pferdes.
Egal, ob tagsüber oder nachts: Freiwillig würde ein Pferd nie länger als drei oder vier Stunden auf die Nahrungsaufnahme verzichten. Pferde würden auch niemals freiwillig fasten. Eine kontinuierliche Aufnahme von Raufutter hat für Pferde die höchste Priorität.
=> Die Fresspause beim Pferd sollte nie länger als vier Stunden dauern, damit Pferde sich sowohl körperlich als auch psychisch rundum wohlfühlen.
Wie sieht der durchschnittliche Pferdealltag hinsichtlich Fresspausen aus?
Leider wissen einige Pferdehalter nicht, dass eine Futterpause bei der Fütterung von Pferden nicht länger als vier Stunden dauern sollte. Dieses natürliche Grundbedürfnis wird häufig vernachlässigt.
In einer Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie lange die Futteraufnahme bei Boxenpferden durchschnittlich unterbrochen ist. Diese wurden restriktiv gefüttert (Mahlzeiten und Raufutter nur zu festgelegten Zeitpunkten). Die Studienergebnisse waren ernüchternd: Die Fresspause der Pferde, die in Einzelboxen auf nicht fressbarer Einstreu gehalten wurden, betrug im Schnitt neun Stunden. Dies übersteigt eine maximale Fütterungspause von vier Stunden bei Weitem. Solche Fütterungspraktiken wirken sich laut Ansicht der Forscher negativ auf das Wohlbefinden der Pferde aus.
HINWEIS: Auch nach den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) sollten Halter von Pferden bei der Fütterung darauf achten, dass Fresspausen möglichst nicht länger als vier Stunden sind.
Warum schaden zu lange Fresspausen dem Pferdewohl?
Zu lange Futterpausen führen zu einem veränderten Fressverhalten der Pferde. Die Pferde versuchen mehr Nahrung in kürzerer Zeit aufzunehmen, da sie befürchten, wieder für einen längeren Zeitraum ohne Futter auskommen zu müssen. Sie beenden die Heumahlzeit schnell und machen generell weniger Pausen bei der Nahrungsaufnahme. Wie du bereits weißt, ist es für den empfindlichen Pferdemagen jedoch wichtig, dass die Tiere langsam und gründlich kauen und ihr Futter nicht „runterschlingen“.
Restriktive Fütterungspraktiken führen außerdem dazu, dass Pferde weitaus weniger Speichel produzieren, als das sonst der Fall wäre. Gerade der Speichel hat die Aufgabe, aggressive Magensäure abzumildern. Kommt es nun zu einer längeren Fresspause und das Pferd bildet weniger Speichel, kann es passieren, dass der Pferdemagen übersäuert und die Magensäure die Magenschleimhaut angreift.
Was sind die Folgen zu langer Fütterungspausen?
- Magengeschwüre
- Koliken
- Verhaltensauffälligkeiten
- Beeinträchtigtes körperliches und psychisches Wohlbefinden
Was sind die besten Strategien gegen lange Fresspausen deines Pferds?
- Heu aus engmaschigem Heusack oder Futtersparnetz:
Um zu lange Fütterungspausen zu vermeiden, gibt es eine einfache Vorgehensweise: Da das Pferd viel Raufaser braucht, ist das Anbieten von Heu aus Säcken oder engmaschigen Netzen eine gute Lösung. Das zieht die Fressdauer in die Länge. Wenn du bei deinem Pferd die Heunetze morgens und abends wieder befüllst, kannst du die Fresspausen um einiges geringer halten. - Zeitgesteuerte Fütterungssysteme:
Gut lassen sich ungesunde Fresspausen vermeiden, indem du die Gesamtfuttermenge des Pferdes auf viele kleine Portionen aufteilst. Damit du dein Pferd jetzt nicht alle zwei Stunden füttern musst, kannst du auf zeitgesteuerte Fütterungssysteme zurückgreifen. Zeitgesteuerte Heuraufen sowie chipgesteuerte Futterautomaten sind sinnvolle Möglichkeiten. Eine automatische Heuraufe geht alle paar Stunden auf und bietet deinen Lieblingen Zugang zum Raufutter. - Automatische Weidetore:
Manche Pferdehalter entwickeln mit Hilfe von automatischen Weidetoren kreative Lösungen, damit Fresspausen nicht zu lange ausfallen. Auf diese Weise kannst du auch versuchen, deinem Pferd mehrmals am Tag Zugang zu Nahrung zu ermöglichen.
Fazit: Versuche zu lange Fresspausen beim Pferd zu vermeiden!
Damit sich dein Pferd rundum wohlfühlt und keine Verdauungsprobleme oder psychische Beschwerden entwickelt, solltest du die Grundbedürfnisse von Pferden zu kennen. Im Gegensatz zu uns Menschen sind Pferde Dauerfresser. Dabei fressen sie ausschließlich Futter pflanzlicher Herkunft. Außerdem verfügen Pferde über ein hohes Körpergewicht, das sie mit Hilfe von Pflanzennahrung halten müssen. Da verwundert es nicht, dass Pferde eine große Menge an Nahrung aufnehmen müssen, um zu sichern, dass sie gesund bleiben. Eine Fresspause sollte nie länger als vier Stunden dauern. Pferde fressen auch nachts, weshalb die Tiere auch in diesem Zeitraum ein Futterangebot bekommen sollten.
Wissenschaftler konnten in Studien zeigen, dass es in vielen Ställen für die Tiere zu ungesunden und langen Fresspausen von bis zu neun Stunden kommt. Die Pferde müssen viel zu lange ohne Nahrung auskommen und entwickeln dadurch ein ungesundes Fressverhalten.
Es gibt einige Strategien, wie du als Pferdebesitzer gegen zu lange Fütterungspausen vorgehen kannst. So kannst du z. B. automatische Fütterungssysteme einrichten oder deinem Pferd Heu in engmaschigen Heunetzen anbieten.
TIPP: Erfahre noch mehr zu dem wichtigen Thema Pferdefütterung in folgenden Ratgebern:
Quellen:
propferd.at/main.asp?VID=1&kat1=87&kat2=644&NID=7232#:~:text
pferderevue.at/aktuelles/haltung/2021/4-strategien-gegen-lange-fresspausen-und-ueberfuetterte-pferde.html
360gradpferd.de/fresspausen/#Idee_1_mehrere_Fresszeiten_mit_automatischen_Weidetoren
natural-horse-care.com/pferdekrankheiten/wie-lange-fressen-pferde.html
pavo-futter.de/beratung/naturliches-fressverhalten-des-pferdes/
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