Etwa zwei Prozent aller Katzen sterben infolge einer felinen infektiösen Peritonitis (FIP). Ursächlich ist die Mutation eines primär harmlosen Virus aus der Familie der Corona-Viren bei immungeschwächten Tieren. Meistens verläuft eine Infektion ohne Symptome oder zeigt einen milden Verlauf. Eine Impfung ist möglich, jedoch nicht bei jedem Tier sinnvoll beziehungsweise hat sie eine umstrittene Wirksamkeit. Ein neuer, vielversprechender Wirkstoff zur Behandlung der Erkrankung existiert, ist jedoch bisher in Deutschland nicht zugelassen.
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Inhaltsverzeichnis
Was ist FIP bei der Katze?
FIP ist die Abkürzung für Feline infektiöse Peritonitis, was übersetzt so viel heißt wie ansteckende Bauchfellentzündung bei der Katze. Feline Coronaviren (FCoV) lösen die Erkrankung aus. Sie kommen weltweit und ubiquitär vor. In Katzenpopulationen kann man Antikörper gegen das Virus in fast der Hälfte der Tiere nachweisen, was bedeutet, dass sie Kontakt mit dem Virus haben bzw. hatten. Der Nachwuchs kann sich bereits im Mutterleib anstecken. Das FCoV ist nicht auf andere Spezies übertragbar Eine besonders hohe Durchseuchung gibt es dort, wo viele Katzen auf engem Raum zusammenleben, zum Beispiel in Tierheimen oder -pensionen. Freigänger hingegen sind weniger betroffen.
Erreger-Steckbrief Felines Corona-Virus
- Familie: Corona-Viren
- Infektionsweg: fäkal-oral, im Mutterleib
- Inkubationszeit: bis 4 Monate
- Symptome: meist asymptomatisch, Schnupfen, Durchfall
- Durchseuchung: bis 45 %
- Ansteckungsfähigkeit: lebenslang
- Impfung: ab 16. Woche bei noch nicht infizierten Tieren, Wirksamkeit umstritten
- Komplikationen: FIP
Übertragung: Wie bekommen Katzen FIP?
Infizierte Katzen scheiden die Erreger zeitweilig oder dauerhaft über den Kot aus. Auch über Verunreinigungen werden die Viren übertragen. Andere Katzen kommen dadurch schnell mit den Erregern in Kontakt. Eine Infektion findet also in der Regel über einen fäkal-orale Übertragungsweg statt. Bis zu einer Woche können die Viren in der Umgebung überleben.
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Katzen welchen Alters erkranken am häufigsten an FIP?
Die meisten Katzen infizieren sich im jungen Alter mit dem Virus. In der Regel bleibt die Infektion ohne Symptome, manche Tiere bekommen einen leichten Brechdurchfall mit oder ohne Probleme beim Atmen. In seltenen Fällen entwickelt sich eine erkennbare FIP-Erkrankung. Sie entwickelt sich meisten bei Katzen in einem Alter zwischen sechs und 24 Monaten. Insbesondere Stress spielt für den Ausbruch der Krankheit eine Rolle.
Stressmomente für Katzen sind zum Beispiel folgende:
- Neue Räumlichkeiten
- Neue Besitzer
- Unverträglichkeiten mit weiteren Katzen
- Andere Krankheiten
- Besuche beim Tierarzt
- Kastration
Bei Tieren, die über zehn Jahre alt sind, treten auch wieder mehr Fälle auf.
Symptome: An welchen Anzeichen erkennst du FIP bei deiner Katze?
Die Infektion mit FCoV bleibt wie oben bereits erwähnt oft symptomlos oder verursacht kurzzeitig Schnupfen oder Durchfall. Verantwortlich für manifeste Erkrankungen sind Mutationen des Virus.
Was passiert nach der Mutation im Körper der Katze?
Mit der Mutation ist das Virus in der Lage, sich nicht nur in den Darmzellen, sondern auch in Immunzellen der Katze zu vermehren. Das Virus gelangt mit dem Blut in alle inneren Organe und das Tier erkrankt an der hier besprochenen felinen infektiösen Peritonitis (FIP). Dabei zeigt sich die Katze in einem ersten Stadium der Erkrankung fiebrig, appetitlos und müde. Außerdem kann sie Probleme beim Atmen haben.
Die Symptome sind dementsprechend anfangs unspezifisch. Im weiteren Krankheitsverlauf unterscheidet man verschiedene Formen. Je nachdem welche Form die Katze entwickelt, zeigt sie unterschiedliche Krankheitsanzeichen.
Welche Verlaufsformen der FIP gibt es?
Exsudative (feuchte) Form der FIP
Bei der exsudativen Form kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen insbesondere in der Bauchhöhle, aber auch in der Brusthöhle. Die durch die Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) typische Bauchwassersucht zeigt einen mit Flüssigkeit gefüllten Bauch bei einem ansonsten abgemagerten Körper. Wenn das Brustfell entzündet ist, leidet das Tier an Atemnot, denn es sammelt sich Flüssigkeit im Brustkorb, die die Lungenfunktion beeinträchtigt.
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Trockene Form der FIP
Bei der trockenen Form der FIP kommt es zu Entzündungen und knötchenförmigen Veränderungen der inneren Organe wie Leber, Nieren und Milz. Das Tier leidet unter Fieberschüben und ggf. Problemen beim Atmen.
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Diagnose: Wie erkennt der Tierarzt die FIP bei der Katze?
Für den Tierarzt ist es schwierig, die Diagnose FIP eindeutig zu stellen, denn es gibt kein sicheres und einfaches Testverfahren am lebenden Tier. Verdächtig sind junge Tiere mit Fieber, die nicht auf Antibiotika ansprechen.
Über die Auswertung der klinischen Untersuchung und weiterer diagnostischer Untersuchungsergebnisse kann der Veterinär zumindest eine relativ gesicherte Diagnose äußern.
Zu den diagnostischen Möglichkeiten gehören:
- Klinische Untersuchung
- Bildgebende Verfahren wie Sonografie oder Röntgen
- Labordiagnostik mit einem sogenannten FIP-Screening (Blutuntersuchung auf bestimmte Parameter)
- Untersuchung eines Punktats:
– aus Körperhöhlen bei der exsudativen Form
– von Zerebrospinalflüssigkeit bei neurologischen Symptome
– von Augenklammerwasser bei einer Augensymptomatik
Der Tierarzt untersucht zum Beispiel das Blut und die Flüssigkeit aus dem Bauch- oder Brustraum. In der Zusammenschau mit der Symptomatik kann er eine mehr oder weniger verlässliche Verdachtsdiagnose stellen.
Wenn man eine eindeutige Diagnose haben möchte, muss man eine Gewebeprobe aus den befallenen Organen der Katze mikroskopisch untersuchen. Der Nachweis von Corona-Viren in bestimmten Immunzellen gilt als beweisend für eine FIP-Erkrankung. Andere Untersuchungsergebnisse sind weniger aussagekräftig.
Therapie/Behandlung: Was tun bei FIP bei der Katze? Gibt es ein Medikament gegen FIP?
Eine spezifische antivirale Behandlung mit einem zugelassenen Medikament gegen FIP gibt es noch nicht. Wenn FIP einmal ausgebrochen ist, führt sie zum Tod des Tieres. Eine vielversprechende Studie zu einem oralen Virostatikum (Medikament gegen virale Erkrankungen) lässt Katzenliebhaber jedoch hoffen, dass erkrankte Katzen bald geheilt werden können.
Derzeit verabreicht der Tierarzt dem kranken Tier unterstützende und symptomatische Therapeutika. Bei begleitenden bakteriellen Infektionen hilft zum Beispiel ein Antibiotikum. Andere Medikamente können Einfluss auf das Immunsystem nehmen und die Krankheit ggf. etwas aufhalten.
BEACHTE:
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Impfung/Prophylaxe: Kannst du vorbeugen?
Es gibt eine Impfung gegen FIP. Diese Impfung ist aber nur sinnvoll, solange die Katze noch nicht mit FCoV infiziert ist. Deswegen ist es hilfreich, vorher einen Test auf Antikörper im Blut zu machen. Der Tierarzt verabreicht den Impfstoff nasal, also in die Nase. Dort soll das Medikament eine Immunität auslösen und verhindern, dass die Katze das Virus aufnimmt. Eine Impfung ist ab der 16. Woche möglich.
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Welche schützenden Maßnahmen kannst du neben der Impfung ergreifen?
- Soweit es möglich ist, solltest du deine Jungtiere vor FCoV-infizierten Tieren fernhalten.
- Generell kannst du deine Katzen schützen, indem du die Population klein hältst. In einer Wohnung solltest du maximal drei Tiere halten.
- Jede Katze sollte ihr eigene Katzentoilette haben, um die Gefahr einer Infektion und Reinfektion einzuschränken.
- Auch allgemeine Hygienemaßnahmen wie die regelmäßige Reinigung der Katzennäpfe und -tränken sowie des Katzenklos schützen.
- Außerdem sorgt eine artgerechte Haltung für ein potentes Immunsystem deiner Tiere.
- Durch Impfungen gegen andere Katzenkrankheiten wie Katzenschnupfen oder Katzenseuche und eine konsequente Parasitenbehandlung kannst du der Krankheit FIP ebenfalls entgegenwirken.
- Deine Katze sollte so wenig Stress wie möglich ausgesetzt sein.
FAQ – weitere häufig gestellte Fragen zur Katzenkrankheit FIP
Kann FIP der Katze auf uns Menschen übertragen werden?
Nein, du musst dir keine Sorgen um deine Gesundheit machen, wenn deine Katze an FIP erkrankt ist. Menschen stecken sich nicht an.
Wie hoch ist die Lebenserwartung einer Katze, die an FIP erkrankt ist?
95 % der erkrankten Katzen versterben innerhalb des ersten Jahres nach Ausbruch der Krankheit. Insbesondere jüngere Katzen, die an der feuchten Form leiden, zeigen eine geringe Überlebenszeit. Insgesamt beträgt die mittlere Überlebenszeit neun Tage.
Mit welcher Katzenkrankheit wird FIP oft verwechselt?
Oft wird FIP mit der Katzenkrankheit FIV verwechselt, weil es so ähnlich klingt. Dabei steht FIV für Feline Immunschwäche Virus. Diese Krankheit entsteht durch die Ansteckung mit dem Immundefizienz-Virus. Sie bezeichnet man auch als Katzen-Aids.
Quellen:
wikipedia.org/wiki/Feline_infekti%C3%B6se_Peritonitis
msd-tiergesundheit.de/fokusthemen/impfempfehlungen-fuer-hund-und-katze/chlamydiose/feline-infektioese-peritonitis-fip/
anicura.de/wissensbank/katzen/fip-bei-katzen/
Kremendahl Jürgen: Feline infektiöse Peritonitis – ein aktueller Überblick, Enke Verlag kleintier.konkret, 2014
Baumgärtner W, Gruber A, Hrsg. Spezielle Pathologie für die Tiermedizin, „Feline Infektiöse Peritonitis“, 2. aktualisierte Auflage, Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2020
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