Stellst du dir auch die Frage, ob du deinem Pferd ohne Bedenken Birnen füttern darfst? Dieser Ratgeber klärt dich auf über die süßen Früchte und ihre Wirkung auf die Gesundheit deines Pferdes. Wir beleuchten die gesundheitlichen Vorzüge, aber auch die potenziellen Risiken, die mit dem Verzehr von Birnen verbunden sind, um dir zu helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
Expertenantwort auf die Frage: „Dürfen Pferde Birnen essen?“
Unsere Tierärztin Anni sagt: „Ja, aber nur in kleinen Mengen und nicht regelmäßig. Birnen enthalten ziemlich viel Zucker und sollten an übergewichtige und stoffwechselempfindliche Pferde am besten nicht verfüttert werden. In großen Mengen können sie auch Koliken auslösen. Unsere Empfehlung: maximal 2 Stück pro Tag, aber nicht jeden Tag füttern.“
Sollten Birnen in die Ernährung deines Pferdes integriert werden?
Pferde sind von Natur aus Grasfresser, um genau zu sein Steppenbewohner, und ihre Hauptnahrung besteht aus frischen bis getrockneten Gräsern, also Heu, und heutzutage auch oft speziell formulierten Kraftfuttermischungen. Die Zugabe von Obst in den Ernährungsplan eines Pferdes ist zwar bedingt erlaubt, stellt aber keine artgerechte, rohfaserreiche Ernährung dar. Denn im Obst steckt viel Süße, aber kaum Rohfaser.
Natürlich kann Obst hin und wieder eine willkommene Abwechslung darstellen und als Leckerli dienen: Birnen, auch Äpfel, enthalten direkt unter ihrer Schale ja auch Vitamine und Mineralstoffe. Doch solltest du Birnen nicht füttern, um dein Pferde mit Mineralstoffen versorgen zu wollen. Denn pflückst du die Birnen nicht direkt vom Baum, ist dies zu beachten: je länger sie lagern, desto schneller verflüchtigen sich auch ihre Gesundmacher.
Außerdem müssen beim Füttern von Obst, einschließlich Birnen, bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Der hohe Fruktosegehalt in vielen Obstsorten kann, insbesondere bei zu großer Menge, Verdauungsprobleme wie Koliken oder Durchfall beim Pferd verursachen. Denn in 100 Gramm Birne sind bereits 9,8 Gramm Fruchtzucker enthalten. Dieser Zucker gelangt als Einfachzucker direkt ins Blut deines Pferdes und lässt seinen Blutzuckerspiegel schnell ansteigen. Wenn du Fruktan im Weidegras deines Pferdes fürchtest, solltest du dir klar machen, dass auch Fruktan aus Fruktose besteht. Mit dem durchschnittlichen Gewicht einer Birne von 200 Gramm nimmt dein Pferd also 19,6 Gramm Fruktose auf – 7 Stück Würfelzucker – und insgesamt 25 Gramm Kohlenhydrate.
Zudem ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und gesundheitlichen Einschränkungen jedes Pferdes zu berücksichtigen, da manche Tiere empfindlicher auf bestimmte Nahrungsmittel reagieren – insbesondere Pferde, die Magen-Darm-Probleme haben oder schon an Magengeschwüren leiden. Hier bietet die Birne einen Vorteil: Sie besitzt weniger Säure als der Apfel, was den Pferdemagen etwas schont.
Doch ungeeignetes Futter kann schnell zu einer Dysbiose im Darm deines Pferdes führen: Das bedeutet, das Mikrobiom im Pferdedarm wird gestört. So können Millionen von Mikroorganismen ihren Job nicht mehr erledigen. Ein gestörtes Mikrobiom im Darm hat zudem Einfluss auf das Gehirn, also die Darm-Hirn-Achse, auf die Leber und die Lunge. Erhält dein Pferd zusätzlich zu Heu und Gras, die ihrerseits schon Zucker enthalten, weitere Zucker wie aus Obst (Einfachzucker) und Stärke (Mehrfachzucker) im Getreide, kann dies das Darmmikrobiom nachteilig beeinflussen.
MERKE:
|
Vorteile der Birnenfütterung
Was positiv an der Birne ist:
- Sie enthält wenig Fruchtsäure und quält so den Magen deines Pferdes nicht zu sehr.
- Sie enthält nur klitzekleine Kerne, die du nicht entfernen musst. So nimmt dein Pferd kaum Amygdalin mit den Kernen auf, welches zu giftiger Blausäure umgewandelt werden könnte.
- Ihre Ballaststoffe können den Mikroorganismen im Darm immerhin noch als Futter dienen.
- Vitamine (A, verschiedene B-Vitamine, C, E) und Mineralstoffe (Kalium, Phosphor, Eisen, Zink, Magnesium, Mangan, Kupfer und Calcium) sind auch enthalten.
Risiken und Nachteile der Birnenfütterung
Obwohl Birnen Positives haben, gibt es auch potenzielle Risiken, die berücksichtigt werden müssen, insbesondere wenn Birnen vielfach gefüttert werden.
- Hoher Fruktosegehalt
Birnen enthalten relativ viel Fruktose, eine Form von Zucker. Dies kann besonders problematisch sein für Pferde, die zu Stoffwechselstörungen wie dem Equinen Metabolischen Syndrom neigen.
- Verdauungsprobleme
Häufiges Obst im Futterplan stört die empfindliche Darmflora deines Pferdes. Dies führt zu einem Ungleichgewicht, das die Verdauungseffizienz beeinträchtigt und das Risiko für ernsthafte Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Durchfall auslösen kann und Dysbiosen der Darmflora erhöht.
- Kolikgefahr
Die schnelle Fermentation der in Birnen enthaltenen Zuckerarten führt, bei zu großer Aufnahme, zu einer Überproduktion von Gas im Verdauungstrakt, was schmerzhafte und natürlich auch gesundheitsgefährdende Koliken beim Pferd verursachen kann.
Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, die Fütterung von Birnen und anderen Obstsorten sorgfältig zu überwachen.
Hier einige Punkte, die du beachten solltest:
- Bleibe bei kleinen Mengen: Starte mit einem kleinen Stückchen und beobachte, wie dein Pferd darauf reagiert
- Berücksichtige die individuelle Toleranz: Jedes Pferd ist anders. Manche vertragen Fruktose besser als andere. Passe die Fütterungsmenge an die individuelle Verträglichkeit deines Pferdes an
- Konsultiere einen Fachmann: Bei Unsicherheiten ist es immer ratsam, deinen Tierarzt oder einen Pferdeernährungsberater zu konsultieren, um die beste Diät für dein Pferd zu planen
Diese Überlegungen helfen dir dabei, die Fütterung von Birnen so zu gestalten, dass sie dein Pferd bereichert, ohne seine Gesundheit zu gefährden.
Welche Menge an Birnen ist für dein Pferd unbedenklich?
Als allgemeine Richtlinie wird empfohlen, Obst – einschließlich Birnen – als Leckerbissen zu betrachten, der nicht mehr als 10% der täglichen Futteraufnahme ausmachen sollte. Für ein durchschnittliches Pferd, das etwa 500 Kilogramm wiegt, entspricht dies ungefähr 200 bis 300 Gramm Obst pro Tag – dazu gehört alles Obst und Gemüse (Äpfel, Karotten, Birnen, Rote Beete beispielsweise), und was du deinem Pferd sonst noch an Leckerlis zu naschen gibst. Du siehst, eine Birne oder ein Apfel reichen aus, um 10 Prozent der täglichen Futteraufnahme zu decken. Diese Menge sollte außerdem auf mehrere kleine, zeitlich auseinanderliegende Portionen verteilt werden, um die Verdauung zu erleichtern und die Risiken einer Fruktoseüberlastung zu vermeiden.
Es ist auch wichtig, die Birnen vor der Fütterung richtig vorzubereiten. Sie sollten gründlich gewaschen werden, um Rückstände von Pestiziden oder anderen Chemikalien zu entfernen, und in kleine Stücke geschnitten werden, um die Gefahr einer Schlundverstopfung zu reduzieren. Entferne die Kerne, wenn du magst. Birnenkerne enthalten, wie manch andere Obstkerne auch, Amygladin, welches vom Körper in Blausäure (giftig) umgewandelt wird. Allerdings müssten wirklich sehr, sehr viele Birnenkerne von deinem Pferde gefressen werden – da kann die Fruktose mehr Unheil anrichten.
Darüber hinaus sollte die Einführung von Birnen in die Ernährung des Pferdes achtsam erfolgen. Beginne mit kleinen Stückchen und beobachte das Pferd auf Anzeichen von Verdauungsstörungen oder Unbehagen. Wenn das Pferd gut reagiert, kann die Menge langsam gesteigert werden, solange sie innerhalb der empfohlenen Grenzen bleibt. Aber Achtung, eine Dysbiose entsteht nicht von jetzt auf gleich. Deshalb sei, was den Pferdedarm angeht, wirklich achtsam mit dem, was du fütterst.
Es ist außerdem ratsam, die Fütterung von Birnen im Kontext der gesamten Ernährung, des Gesundheitszustandes und der Aktivität des Pferdes zu betrachten. Pferde, die fit sind und regelmäßig trainiert werden – also eine höhere Kalorienzufuhr benötigen – können, bezogen auf ihren Energieverbrauch, möglicherweise etwas mehr Obst vertragen als weniger aktive Pferde. Umgekehrt kann es bei Pferden mit Stoffwechselproblemen oder solchen, die zu Übergewicht neigen, eine noch strengere Begrenzung der Obstzufuhr erfordern.
Grundsätzlich macht es für das Mikrobiom im Darm allerdings keinen Unterschied, ob viel oder wenig trainiert wird, ob viel oder wenig Gewicht auf den Rippen ist oder wie groß dein Pferd ist. Der Darm wird – je mehr Zucker ins Pferd kommt – mitunter überfordert sein.
WICHTIG:
|
Zusammenfassung zum Thema „Dürfen Pferde Birnen essen?“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Birnen, wenn sie richtig in die Ernährung eines Pferdes integriert werden, Abwechslung bieten können. Sie bringen ein paar positive Aspekte mit sich, darunter wenig Fruchtsäure und ein paar Ballaststoffe für den Darm. Die Berücksichtigung des individuellen Gesundheitszustands, des Gewichts und der Aktivität deines Pferdes ist allerdings maßgeblich für die Entscheidung, wie viel Birne sicher ist.
Wie bereits erwähnt, sollte Obst nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Futteraufnahme ausmachen, wobei kleine, gut verteilte Portionen bevorzugt werden, um das Risiko von Verdauungsproblemen zu minimieren. Beachte unbedingt auch unseren Ratgeber zu den verbotenen Lebensmitteln für Pferde -> 10 Tabu Lebensmittel für Pferde! Eine Vorort-Beratung durch einen Tierarzt, der dein Pferd genau kennt, könnte zudem sehr nützlich sein, um eine ausgewogene und gesunde Diät für dein Pferd zu gewährleisten.
Medizinische Qualitätsprüfung: Der Inhalt dieses Textes wurde von Anni Weickelt geprüft, um höchste Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Anni ist Tierärztin, Reit- & Pferdertrainerin und begeisterte Besitzerin mehrerer Pferde. Ihre Schwerpunkte sind Trainingscoaching und die faire Ausbildung von Pferden. Neues rund ums Pferd zu lernen war für Sie schon immer genauso spannend wie die direkte Arbeit mit dem Pferd. Im Tiermedizinstudium konnte Sie Ihre Begeisterung für die Medizin mit Ihrer Leidenschaft für Tiere verbinden. Im Laufe der Zeit wuchs auch Ihre eigene kleine Pferdeherde und Sie konnte sich in den Bereichen Haltung, Fütterung und Stallmanagement fortbilden. Ihr umfangreiches fachliches Wissen gibt Sie hier im Ratgeber in verschiedenen Formaten an euch weiter!
Quellen:
reiterrevue.de/ausbildung-und-praxis/fuetterung/welches-obst-duerfen-pferde-fressen-9241279.html
equiflora.de/post/wie-macht-sich-ein-gest%C3%B6rtes-mikrobiom-beim-pferd-bemerkbar
pavo-futter.de/beratung/fruktan-im-gras-wissenswertes-zur-pferdeweide/?srsltid=AfmBOorJOeDs2Z9wzTeZrZh9Cdki9_sOf04ohLo149unfoECZ1RFpEF1
diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_lexikon/zucker#:~:text=Diese%20verschiedenen%20Kohlenhydrate%20wirken%20unterschiedlich,erh%C3%B6ht%20er%20den%20Blutzuckerspiegel%20langsamer.
lag-berlin.de/downloads/Zuckerliste.pdf
Beitragsbilder:
© Stallbedarf24