Reiten im Freien macht fast immer mehr Spaß als in einer Halle. Trotzdem ziehen die meisten Reiter*innen bei nasskaltem Wetter die Reithalle vor. Ein zentraler Bestandteil jeder Reithalle ist der Reithallenboden. Dieser muss verschiedene Anforderungen erfüllen und regelmäßig gepflegt werden. Wenn der Boden ungeeignet ist, werden die Knochen oder der Sehnen- und Muskelapparat der Pferde zu stark belastet. Zu viel Staub kann außerdem für die Lungen von Reiter und Pferd gefährlich sein.
Welche Arten von Reithallenböden gibt es und was musst du bei der Pflege beachten? Mit welchen Kosten für einen Reithallenboden musst du rechnen? Antworten auf diese Fragen bekommst du in unserem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Wie sieht der ideale Reithallenboden aus?
Beim Aufbau eines Reithallenbodens unterscheidet man in der Regel zwei grundsätzliche Systeme:
- Schicht-Systeme (zwei- oder dreischichtiger Aufbau)
- Ebbe-Flut-System
Mehrschichtige Reitbodensysteme
Ein zweischichtiges Reitbodensystem besteht aus einer Tret- und Trennschicht. Beim dreischichtigen Reitbodensystem kommt noch eine Tragschicht dazu.
Ebbe-Flut-System
Eine vollautomatische Computersteuerung bewässert die Tretschicht über ein Drainagerohrsystem. Damit schafft man zwölf Monate im Jahr beste Reitbedingungen.
Mögliche Materialien für die Tretschicht:
- Sand, Sandgemische
- Sand-Vlies-Gemische
- Sand-Siebgut-Gemische
- Ebbe-Flut-Sand mit oder ohne Zuschlagsstoffe (siehe unten)
Welchen Sand verwendet man in der Reithalle?
Viele Reiter glauben, dass der Staub beim Reiten ausschließlich von zu trockenem Sand kommt. Dies stimmt in dieser Weise nicht. Der richtige Reitsand ist in der Regel nicht staubig (Quarzsand). Reitböden fangen an zu stauben, wenn der Anteil an organischem Material zu groß wird. Zum organischen Material in der Reithalle gehören insbesondere die verrotteten Pferdeäpfel, auf dem Reitplatz kommt noch Laub hinzu.
Wenn in deiner Halle jedoch kein Quarzsand, sondern eher Sand mit einer kantigen Sandkornform verwendet wird, staubt der Boden auch leichter.
TIPP:
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Muss ein Reithallenboden anders aufgebaut sein als der Boden vom Reitplatz?
Grundsätzlich bestehen kaum Unterschiede in den Anforderungen an Reitböden für den Reitplatz draußen oder für Hallen. Bei Reitböden für den Reitplatz spielen jedoch zusätzlich die Entwässerungseigenschaften der Tretschicht und der Drainageunterbau eine Rolle. Dieser Faktor fällt bei Reithallenböden weg, da sie mit keinen Niederschlägen konfrontiert sind.
Welcher Reithallenboden eignet sich am besten für dich?
Viele Faktoren spielen als Auswahlkriterien für einen Reithallenboden eine Rolle. Folgende Punkte musst du in deine Überlegungen mit einbeziehen:
- Kosten
- Häufigkeit und Intensität der Nutzung
- Zeitaufwand für Pflege
- Häufigste gerittene Disziplin
- Vielfältige Nutzbarkeit
Eine Tretschicht mit hoher Scherfestigkeit ist erforderlich, wenn du die Halle fürs Springen nutzen möchtest. Der Boden muss für die Pferde stabil und gleichzeitig elastisch sein. Nachgiebige Reitböden sind dagegen von Vorteil für bestimmte Disziplinen des Westernreitens. Für das Dressurreiten sollte der Boden federnde Eigenschaften besitzen. Davon unabhängig sollte der Reithallenboden gut Wasser absorbieren und speichern können. Er sollte nicht stauben sowie trittfest und elastisch sein.
Welche Bedeutung haben Zuschlagstoffe für den Boden der Reithalle?
Als Tretschicht wird in der Regel Sand verwendet, der speziell fürs Reiten geeignet ist. Beimischungen durch Zuschlagstoffe können die Elastizität und Scherfestigkeit erhöhen. Oft mengt man Vlies oder Siebgut bei.
Vlieshäcksel
Vlieshäcksel sorgen für eine stabilere Tretschicht, eine höhere Wasserspeicherkapazität und verbesserte Scherfestigkeit. Hierbei musst du beachten, dass du Vlies als synthetisches Material vorschriftsmäßig entsorgst.
Siebgut
Siebgut erhöht die Elastizität der Tretschicht. Da das Siebgut ökologisch abbaubar ist, muss du dir über das Entsorgen keine Gedanken machen. Allerdings hält die Tretschicht nicht so lange wie beim Verwenden von Vlieshäcksel. Das Siebgut musst du regelmäßig nachfüllen.
Wie aufwendig ist die Pflege eines Reithallenbodens?
Zu einer regelmäßigen Bodenpflege gehören:
- Gründliches Abäppeln (z. B. mit Mistboys)
- Gleichmäßiges Bewässern
- Glätten des Bodens mit einem Bahnplaner
Damit der Reithallenboden funktional bleibt, musst du neben dem Abäppeln den Boden regelmäßig abziehen und bewässern.
Abziehen des Hallenbodens
Für das Abziehen benötigst du einen Reitplatzplaner. Zuerst fährst du über die komplette Fläche spiralförmig im Kreis, den Reitsand am Hufschlag musst du nach innen planieren. Dann fährst du geradeaus.
Wie oft solltest du den Reitboden planieren?
Ältere Reitböden solltest du mindestens einmal in der Woche planieren, wenn du ihn stark nutzt auch täglich. Nach etwa ein bis drei Jahren hilft ein Laserplaniergerät, die Oberfläche wieder absolut glatt zu bekommen.
Wässern des Hallenbodens
Vor dem Wässern solltest du den Hallenboden planieren. Du bewässerst den Boden gleichmäßig, damit er überall gleich dicht und schwer ist. Bei unregelmäßigem Boden kann sich der Reithallenbelag sonst verschieben.
BEACHTE:
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Aufbereitung und Erneuerung des Reithallenbodens
Wenn der Reithallenboden mit der Zeit weniger elastisch wird und Material verliert, solltest du dafür sorgen, dass man den Boden mit einem Laserplaniergerät wieder einebnet. Anschließend füllst du den Boden mit frischem Reitnatursand oder einer Reitsandmischung auf. Manchmal muss der Boden auch komplett saniert werden. Dazu kannst du als Tretschicht auch einmal ein anderes Material ausprobieren. Mit einem Sand-Vlies-Gemisch könntest du beispielsweise für mehr Elastizität sorgen.
Wie lange hält ein Reithallenboden?
Wie lange dein Reithallenboden hält ist davon abhängig, wie gut du ihn pflegst. Wenn du gut auf ihn achtest, kannst du ihn jahrelang nutzen – allerdings musst du die Tretschicht ab und zu nachfüllen. Sie geht durch das Schleppen und Abäppeln mit der Zeit etwas verloren.
Schutz des Reithallenbodens vor Minusgraden
Das „Frostschutzmittel“ für Reithallenböden heißt Magnesiumchlorid. Bei einem Taupunkt unter –20° Celsius kannst du es auch leicht angefrorenem Boden beimischen. Entweder verteilst du das Magnesiumchlorid mit der Hand oder mit dem Bahnplaner. In der Regel empfehlen die Hersteller pro Quadratmeter eine Menge von 200 bis 500 Gramm Magnesiumchlorid. Nachdem du das Mittel ausgebracht hast, solltest du den Boden wieder mit dem Bahnplaner glattziehen.
Was kostet ein Reithallenboden?
Für den Boden einer Reithalle mit Turniermaßen (20 m x 40 m) musst du mit mehreren tausend Euro rechnen. Auch fünfstellige Bereiche werden erreicht. Je nachdem, wie der Reithallenboden ausgestattet ist, können die Preise bei verschiedenen Anbietern günstiger oder teurer ausfallen. Bei spezialisierten Reithallenbauern liegen die Kosten oft höher. Sie verfügen jedoch über ein großes Know-how und bewegen sich bei Komplettangeboten in einem realistischen Rahmen.
Bei allen Angaben zu Preisen musst du immer bedenken, dass sie wegen Lieferengpässen schwanken können.
HINWEIS:
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Quellen:
bernds-reitbodensysteme.de/ratgeber-reithallenboden
st-georg.de/wissen/tipps-fuer-den-winterfesten-reithallenboden/
mein-pferd.de/pferdehaltung/pferdewelt/wie-muss-der-ideale-reitboden-aussehen/
www.landwirtschaft-bw.info › MLR.LEL › rpsPDF
Bildnachweis:
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