Die Aspergillose ist unter Vögeln eine verbreitete Infektion mit Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus. Der Name kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt der Wedel. Unter dem Mikroskop erscheinen die Sporen der Aspergillus-Pilze wie Wedel. Besonders von der Aspergillose betroffen sind die Papageien-Vögel aus tropischen Klimazonen. Der Eintritt der Pilzsporen erfolgt über die Nase und Nasennebenhöhlen. Sie wandern bis in die Lunge. Eine Ausdehnung auf andere Organsysteme kann erfolgen. Haut, Magen-Darm-Trakt, Ohren und Nervensystem können zusätzlich betroffen sein.
Was du zu Symptomen, Ursachen, Behandlung und vor allem Prophylaxe der Aspergillose bei Vögeln wissen solltest, erfährst du in unserem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Ätiologie: Was sind die Ursachen für die Ansteckung mit Aspergillus-Sporen?
Aspergillus-Sporen gelangen durch das Einatmen in die oberen Luftwege, Lungen und Luftsäcke. Die Sporen sind überall in der Umwelt anzutreffen. In der Fachsprache heißt es, sie kommen ubiquitär vor.
Man geht davon aus, dass es sich beim Infizieren eines Papageis mit Aspergillus-Sporen um ein multifaktorielles Geschehen handelt. Das bedeutet, dass viele Momente dazu beitragen, dass die Vögel an Aspergillose erkranken. Folgende Haltungs- und Fütterungsfehler sind dabei besonders bedeutsam:
- Haltung:
Die natürliche Heimat der Papageien sind tropische und subtropische Länder. Dort herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit von oft über achtzig Prozent. Bei uns liegt sie in der Regel viel niedriger. Wenn Papageien in unseren Breiten leben, trocknet das Epithel in ihren Atemwegen aus und sie werden anfälliger für Pilzinfektionen.
Ebenso findet bei vielen Papageien-Haltungen zu wenig Luftaustausch statt. Deswegen verfliegen Schadstoffe wie die Sporen nicht so schnell. - Ernährung:
Nüsse sind häufig mit Sporen belastet und sie sind meist Bestandteil von Papageienfuttermitteln. Insbesondere Erdnüsse sind betroffen. Wenn der Vogel das Futter frisst, atmet er die Sporen ein.
Oft enthält das Futter außerdem zu wenig Vitamine. Ein dauerhafter zu niedriger Vitamin A (Retinol)-Gehalt schadet dem respiratorischen (die Atmung betreffenden) Epithel, wodurch der Vogel schneller an einer Pilzinfektion erkrankt. - Stress:
Stress reduziert generell die Widerstandsfähigkeit des Körpers. Papageien sind beispielsweise gestresst, wenn die Besatzdichte in ihren Vogelkäfigen und Volieren zu hoch ist, wenn sie transportiert werden oder wenn sie sich mit anderen Vögeln nicht verstehen. - Medikamente:
Arzneimittel, die das Immunsystem unterdrücken, oder Antibiotika begünstigen ebenfalls die Aspergillose.
Symptome: Wie erkennst du, dass deine Vögel unter Aspergillose leiden?
Die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen chronisch über mehrere Jahre und kann individuell verschieden sein. Wenn sich dein Vogel angesteckt hat, vermehren sich die Pilzsporen in Nase, Lunge und in den Luftsäcken. Letztere gibt es nur bei Vögeln. Die Luftsäcke sind feine Gewebesäcke, die den Lungen angelagert sind und die die Luft in und durch die Lungen ventilieren. In den Luftsäcken findet kein Gasaustausch statt.
Das Wachstum der Pilze in den Atemwegen wirkt sich auf zwei Arten auf den Körper aus:
- Die Atemwege des Vogels verengen sich durch die Pilze und der Körper reagiert mit Entzündungen.
- Die vom Schimmelpilz gebildeten Giftstoffe schaden unter anderem der Leber, dem Magen-Darm-Trakt und dem Nervensystem.
=> Wegen der Schimmelpilz-Wirkungen zeigen die Tiere neben Atembeschwerden häufig andere Krankheitsanzeichen als Atemprobleme. Auch durch bakterielle Sekundärinfektionen können andere Symptome auftreten.
Der Schimmelpilz bildet sich flächig aus zu einem sogenannten Pilzrasen. Die Schleimhäute verdicken sich und es bilden sich kleine Knötchen, sogenannte Granulome. Da die Entwicklung der Aspergillose bis in späte Stadien fast symptomfrei verlaufen kann, wird die Krankheit unter Tiermedizinern auch „Stiller Killer“ genannt.
Bei Aspergillose können Vögel folgende Symptome zeigen
- Schlechter Allgemeinzustand: Schwäche, Apathie, Abmagerung
- Weniger oder kein Fliegen mehr
- Veränderte oder verlorene Stimme
- Hörbare Atemgeräusche bis Atemnot
- Schnabelatmung
- „Backenblasen“: Vorwölben der Haut zwischen Auge und Schnabel wegen verengter Nasengänge
- Struppig verändertes Gefieder
- Bei Schädigung der Nerven: neurologische Anzeichen wie Krämpfe, Zittern und Taumeln, Erbrechen
TIPP:
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HINWEIS:
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Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch den Tierarzt. Im Stadium auffälliger Atemstörungen kann er die Aspergillose gut erkennen, dann ist sie allerdings bereits fortgeschritten. Wenn der Schimmelpilz bereits aus den Nasenöffnungen wächst, weist dies eindeutig auf die Infektion hin.Diagnose: Wie stellt man fest, dass Vögel Aspergillose haben?
In früheren Stadien beurteilt der Tierarzt den Allgemeinzustand und das Verhalten des Vogels.
Eine wichtige Hilfe beim Feststellen der Pilzinfektion ist das Röntgen des kranken Tieres. Auf dem Röntgenbild kann der Tierarzt gegebenenfalls Verdichtungen und Verschattungen an Lunge und Luftsäcken erkennen. Wenn die Infektion fortgeschritten ist, können Leber, Nieren und Herz vergrößert sein.
Ein sicheres Mittel, um die Diagnose Aspergillose zu stellen, ist die Endoskopie. Hier untersucht der Tierarzt mit einer Sonde direkt die Atemorgane. Dafür muss der Veterinär den betroffenen Vogel jedoch narkotisieren, was für das kranke Tier gefährlich sein kann.
Eine Tupferprobe der Luftröhre, um den Erreger nachzuweisen, kann sinnvoll sein. Allerdings können auch gesunde Tiere die Keime beherbergen. Sonstige Befunde muss der Tierarzt beim Beurteilen mitberücksichtigen.
Bei Bedarf bringen Blutwerte weitere Erkenntnisse. Sie helfen insbesondere, etwas darüber auszusagen, wie der Vogel genesen wird – zum Beispiel mittels der Nieren- und Leberparameter.
Behandlung: Wie behandelt man Vögel, die an Aspergillose erkrankt sind?
Die Therapie der Aspergillose beim Papagei ist leider langwierig und auch problematisch. Je früher du den Pilzbefall entdecken konntest, umso besser. Die Behandlung beinhaltet folgende Maßnahmen:
- Medikamente gegen Aspergillose bei Papageien und anderen Vögeln
Der Tierarzt verschreibt deinem Vogel Medikamente gegen den Pilzbefall. Diese sogenannten Antimykotika sind die Mittel der Wahl bei Pilzerkrankungen. Antimykotika verabreicht man in den Schnabel oder per Sonde in den Kropf. Die Therapie kann auch über Inhalieren erfolgen. In extremen Fällen gibt man das Antimykotikum intravenös.
Je nach Stadium der Aspergillose kann ein Pilzbefall so weit gemindert werden, dass der Vogel gesund erscheint. Manchmal muss man die Behandlungen wiederholen. In manchen Fällen kann das Tier leider nicht geheilt werden. - Medikamente gegen sekundäre Infektionen
Häufig kommt es bei der Aspergillose zu zusätzlichen Ansteckungen mit Bakterien. Diese müssen ebenfalls medikamentös behandelt werden. - Gabe von Vitamin A (Retinol)
Durch eine Futterergänzung mit Vitamin A gleichst du einen Vitamin A-Mangel wieder aus. Vitamin A ist wichtig für gesunde und widerstandsfähige Schleimhäute im Atmungstrakt. - Futter und Haltungsbedingungen optimieren
Damit die Therapie langfristig erfolgreich ist, musst du als Halter bereit sein, die Haltung und die Ernährung der Tiere zu verändern. Dazu zählt unter anderem, die Luftfeuchtigkeit und den Luftaustausch zu verbessern und keine Nüsse mehr zu verfüttern. Lies dazu mehr im folgenden Kapitel Prophylaxe!
Prophylaxe: Welche vorbeugenden Maßnahmen kannst du durchführen?
Konsequenterweise besteht die Prophylaxe für deine Tiere darin, dass du die genannten Hauptursachen der Aspergillose meidest:
- Halte deine Papageien bei hoher Luftfeuchte!
Papageienartige Vögel sollten artgerecht nur in Räumen gehalten werden, die mindestens 60 Prozent Luftfeuchte vorweisen. Entsprechende Geräte zur Luftbefeuchtung schaffen dies leicht. Alternativ hilft häufiges Einsprühen und Duschen, was die befiederten Tiere gerne mögen. Ein Messgerät für die Luftfeuchtigkeit ist ein Muss. - Sorge für eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen!
Es ist besonders wichtig, dass dein Vogel ausreichend Vitamin A erhält, damit die Atemwege gut geschützt sind. Es gibt entsprechende Futterergänzungen. - Achte auf Futter, das frei von (Erd-) Nüssen ist!
Futter für deine Papageien sollte erdnussfrei sein oder der Anteil von Erdnüssen sollte sehr gering sein. Deutlich besser und sicherer als klassisches Vogelstreufutter ist sogenanntes extrudiertes Futter, dass in kleinen Pellets vorliegt und für Sporenbefall weniger anfällig ist. - Minimiere die Gabe von Antibiotika!
Antibiotika sollte man ausschließlich im Notfall nach klarer Diagnose und nur so lange wie notwendig geben. Antibiotika reduzieren nicht nur die krankmachenden Bakterien, sondern verändern die Flora des gesamten Körpers, auch die der Schleimhäute in Luftwegen und des Verdauungstrakts. Es ist dann zu befürchten, dass die Tiere empfänglicher für Erreger wie Pilze werden. - Vermeide Stress für die Tiere!
Stress ist unbedingt von den Vögeln fernzuhalten. Papageien haben beispielsweise Stress bei fehlenden oder nicht passenden Partnern. Gerade Papageien solltest du nur halten, wenn du dich auskennst und die artgerechte Haltung inklusive notwendiger Pflege und Hygiene sicherstellen kannst.
TIPP:
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FAQs – Weitere häufig gestellte Fragen zu Aspergillose bei Vögeln
Gefahr für Halter: Ist die Apergillose beim Papagei ansteckend für den Menschen?
Wenn dein Papagei an Aspergillose erkrankt ist, musst du dir um deine eigene Gesundheit keine Gedanken machen. Die Erkrankung ist in der Regel nicht ansteckend. Die hauptsächlichen Voraussetzungen für die Aspergillose beim Papagei sind für uns Menschen nicht gegeben: Die Schleimhäute unserer Atemwege sind auf die hiesige Luftfeuchtigkeit eingestellt und dementsprechend geschützt. Außerdem werden wir nicht ständig mit Pilzsporen konfrontiert. Allerdings können wir unseren Organismus auch mit Mykotoxinen über die Nahrung belasten – beispielsweise mit dem Essen zu vieler Erdnüsse.
Prognose: Wie hoch ist seine Lebenserwartung, wenn mein Papagei an Aspergillose erkrankt ist?
Meisten kann man die betroffenen Tiere nicht mehr vollständig heilen. Das heißt, dass der ursprünglich gesunde Zustand nicht mehr hergestellt werden kann. Mit Hilfe der Therapie und der begleitenden Maßnahmen gehen jedoch die klinischen Symptome zurück oder verschwinden komplett. Die Belastung mit den Pilzen wird gesenkt. Je früher die Aspergillose erkannt wird, desto besser sind die Chancen, dass sich die Vögel gut erholen.
Quellen:
Pees M, Hrsg. Leitsymptome bei Papageien und Sittichen, Schimmelpilzmykose („Aspergillose“), 2. Auflage, Stuttgart: Thieme, 2010
tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/vogelkrankheiten/aspergillose-beim-vogel
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Es ist so schade , das sich viele Leute einen Papagei anschaffen , aber keinerlei Ahnung von der Haltung und Ernährung haben . Manche sind sogar zu bequem sich schlau zu machen .Sie sind der Meinung , Papageien sind wie Hüner oder Tauben .Manche geben sogar Taubenfutter um Kosten zu sparen . Wenn das Tier dann krank ist , sind sie sogar zu geizig , denn der Tierarzt kostet ja was . Jeder der einen Papagei anschaffen möchte , sollte sich vorher gut informieren oder ein Buch über Haltung und Ernährung lesen . Manchmal kauft man auch ein krankes Tier vom Züchter . Wenn man viel Geld bezahlt hat , und nach einigen Wochen feststellen muss , das das Tier schwer atmet, ist es meist zu spät . Dann beginnt die ganze Geschichte und der Züchter ist es wie immer nicht gewesen . Manch holen einen gesunden Vogel , und machen ihn dann zu Hause richtig krank . Jeder Züchter sollte beim Kauf eines Papageien seine Kunden aufklären über Ernährung und Haltung um solche Dramen zu vermeiden .
Hallo Frau Wünsche,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie sprechen ein sehr relevantes Thema an. Es ist in der Tat bedauerlich, dass sich einige Menschen einen Papagei anschaffen, ohne sich vorher ausreichend über die spezifischen Bedürfnisse dieser faszinierenden Vögel zu informieren. Papageien sind komplexe und intelligente Tiere, die eine spezielle Pflege, Ernährung und Aufmerksamkeit benötigen. Es ist wichtig, dass potenzielle Papageienbesitzer sich bewusst sind, dass diese Vögel eine langfristige Verpflichtung darstellen und spezielle Anforderungen an ihre Haltung und Ernährung haben.
Ihr Hinweis auf die Wichtigkeit von Aufklärung und Bildung vor dem Kauf eines Papageis ist sehr wertvoll. Züchter und Tierhandlungen sollten in der Tat eine aktive Rolle in der Aufklärung neuer Besitzer übernehmen, um das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten. Bücher und vertrauenswürdige Informationsquellen zu lesen, kann dabei eine enorme Hilfe sein.
Es ist auch wichtig, dass Menschen erkennen, dass Tierarztkosten ein wesentlicher Bestandteil der Haustierhaltung sind und dass man bereit sein sollte, diese zu tragen, um das Wohlergehen des Tieres zu sichern.
Nochmals vielen Dank für das Ansprechen dieses wichtigen Themas. Ihre Botschaft trägt dazu bei, das Bewusstsein für die richtige Pflege und Haltung von Papageien zu schärfen.
Liebe Grüße,
Birgit Lorbacher
Ich bin 22Jahre mit diesen Tieren aufgewachsen und nie hatten wir Probleme mit diesem Pilz… Ich musste es auf die harte Tour lernen. Mein Hahn ist leider daran verstorben. Jetzt bin ich schlauer und behandele meine Henne und meinen neuen Hahn vorbeugend… er war der erste von insgesamt 8 Amazonen und bisher auch der einzige. Ich werde es mir nie verzeihen. Gut wäre es, wenn Beispielsweise die Tierärzte sowas profilaxisch mitteilen würden. Allerdings muss ich auch anmerken, dass ich meinen Hahn schon mit dieser und anderen Krankheiten übernommen haben muss 🙁