Unter den Begriff Bodenarbeit fallen im Training mit Pferden viele verschiedene Trainingsweisen. Um zu entscheiden, welche Art die richtige für dich und dein Pferd ist, haben wir in diesem Ratgeber neun dieser Arbeitsweisen beleuchtet. Der wichtige Baustein „Bodenarbeit“ soll schließlich Spaß machen, eure Beziehung vertiefen und gleichzeitig die körperliche und geistige Fitness deines Pferdes fördern. Wie das gehen kann, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
Eine gesunde Bindung zum Pferd basiert auf körperlicher & psychischer Balance
Natürlich kann die Liebe zwischen dir und deinem Pferd förmlich vom Himmel fallen und es ist schon im ersten Augenblick klar, ihr gehört zusammen. Doch ist das Pferd eben auch ein Pferd: Um es reiten zu können, was wahrscheinlich in deinem Verlangen liegt, ist es wichtig, dein Pferd auf viele verschiedene Weisen zu unterstützen. Dabei ist die Arbeit am Boden immer der erste Schritt, eben die Basis, von der alles ausgeht. Das kann ganz banal mit dem Aufhalftern beginnen oder noch viel früher, wenn es darum geht, ein Pferd überhaupt erst einmal zu begrüßen. Denn die Bindung, die du mit einem Pferd aufbauen möchtest, geschieht nicht vom Sattel aus. Sie passiert, wenn du deinem Pferd auf Augenhöhe begegnest, mit ihm über deine Körperbewegungen kommunizierst und es selbst verstehen kann, was du von ihm wünschst. Balance in allem, was geschieht und ein Achten des Gegenübers führen also zu einer Harmonie, die dir auch im Sattel hilfreich sein kann.
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Was macht Bodenarbeit für Pferde so wertvoll?
Grundsätzlich macht Bodenarbeit dem Pferd einfach Spaß, denn es findet hier – wenn das Training auf einer harmonischen Basis stattfindet – eine Geist öffnende Abwechslung zum Geritten-werden. Zudem ist es die Bodenarbeit, die, wenn gesundheitsfördernd ausgeführt, dem Pferd hilft, seine Balance im Körper zu finden.
Wichtig ist bei jeglicher Bodenarbeit also, dass ein Pferd dazu befähigt wird, seinen Körper zum eigenen Wohl einsetzen zu können. Hierzu gehört beispielsweise eine gute Aufrichtung, freie Schultern, eine körpereigene Zentrierung, also Balance, und eine aktive Hinterhand, über die dein Pferd Bewusstsein hat. Dabei bereitet die Bodenarbeit das gesunde Reiten mit deinem Pferd überhaupt erst vor. Beispielsweise ist es für Pferde wichtig, Bewegung durch ihre Körper hindurch zu lassen. Halten Pferde aber fest, kompensieren etwas in einer Bewegung, gehen ihre Geschmeidigkeit und der Bewegungsfluss verloren. Daran könnt ihr gemeinsam arbeiten. Um dem Pferd ein gesundes Bewegungsmuster zu ermöglichen, kann es durch Bodenarbeit dabei unterstützt werden, im Training den Rücken zu öffnen und aufzuwölben. Unsere Equiden müssen ihre Körper also nutzen lernen. Gymnastizierende Übungen am Boden sind somit ein wertvoller Teil, in der Arbeit um Balance.
Dazu kommt, dass du dem Pferd mit dem Training am Boden zeigst, dass es dir trauen kann. Du kommunizierst hierbei deine Kompetenz – mit unseren Worten ausgedrückt: „Schau, ich bin die, der du dich anschließen kannst“. Dazu musst du dir bewusst machen, dass du für das Pferd ein Teil seiner Herde werden kannst. Erarbeite es dir während eurer gemeinsamen Bodenarbeit. Das Pferd vertraut sich dir dann gerne an, weil du mental stark bist und auf es aufpassen kannst. Immerhin ist es ein Fluchttier und fühlt sich somit auch als Beute …
Diese Aspekte machen die Bodenarbeit wertvoll:
- Aufbau einer gleichwertigen Partnerschaft – einander trauen können und Sicherheit geben
- schafft körperliche Balance und mentale Fitness
- gesundheitsbewusste Bewegung kann entstehen – Pferde werden gymnastiziert, dabei biegsam und Muskeln werden aufgebaut
- bietet vielseitige Abwechslung zum Reiten – Geschicklichkeit und Koordination wird gefördert, Pferde spielen mit dem Reiter
- aus den Übungen am Boden verstehen Pferde die spätere Hilfengebung beim Reiten leichter
Gibt es eine Basis, die jeder Bodenarbeit zugrunde liegt?
Wir haben Nina Schmitz, die als Pferdetrainerin „PferdVertraut“ ins Leben rief, zum Thema Bodenarbeit mit Pferden befragt. Die Basis, die für alle Bodenarbeitsweisen gleich sein sollte, wird von ihr so beschrieben: „Es ist eine gewisse Grunderziehung am Strick erforderlich, zum Führen eben, auch eine gewisse Basis beim Longieren, damit das Pferd gleich von Anfang an lernt, auf den Meschen zu reagieren. Grundsätzlich arbeite ich am Anfang aber mit einer Übung, die ich Fokus-Übung nenne. Dabei soll das Pferd, egal was um es herum passiert, seinen Fokus auf dem Menschen haben und diesen Menschen spiegeln.“
Auf angesprochenem Fokus baut jegliche Bodenarbeit, wie beispielsweise Freiarbeit, Longieren, Stangenarbeit, Handarbeit … bei Nina Schmitz auf. Denn sie weiß: „Diesen Fokus kennt jedes Pferd von klein auf. Das Fohlen spiegelt die Mutter, das einzelne Tier spiegelt die Herde, …. Diese Art ist also die instinktive und jedem Pferd bekannte Kommunikation.“
Was du dir also bewusst machen musst, ist, dass sobald ein Pferd beginnt mit dem Menschen zu arbeiten, dieser auf natürliche Weise vom Pferd gespiegelt wird. Einfach, weil Pferde die Bewegungen ihres Gegenübers lesen, die Muskelspannung wahrnehmen und darauf reagieren. Besonders ist das natürlich bei Jungpferden der Fall. Sind sich Trainer und Pferdehalter solcher Jungpferde nicht bewusst, was ihre Körper im Kontakt mit dem Pferd alles kommunizieren, wird meist ein Pferdeverhalten korrigiert, welches aufgrund menschlicher Körperbewegungen entstand. „Das Ergebnis ist ein abgestumpftes, desensibilisiertes Pferd. Denn dieses hat gelernt, dass nicht alles relevant ist, was der Mensch mit seinem Köper ausdrückt“, kommentiert Nina Schmitz solche Umstände. Sie hat die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu ihrem Hauptthema gemacht, weil alle anderen Bereiche aus ihrer Sicht damit deutlich leichter werden. Achte deshalb genau auf deine Körpersprache und das, was du wirklich kommunizieren willst.
Neun Beispiele für Bodenarbeitsweisen im Umgang mit Pferden
Hier findest du in alphabetischer Reihenfolge Arbeitsweisen, die auf der Bodenarbeit mit dem Pferd basieren. Je nachdem, welchen Ausbildungsstand dein Pferd hat oder welche Aspekte in eurem Zusammensein gefördert werden sollen, wird dich dein Interesse auf den passenden Weg führen – ganz gleich, ob dich ein Anti-Schreck-Training, das Kappzaum-Training oder das Trainingskonzept „PferdVertraut EquiGT“ lockt.
Anti-Schreck-Training
Ein Anti-Schreck-Training ist besonders für die Pferde wichtig, die sich schnell fürchten beziehungsweise vor allem und jedem erschrecken. Wenn überall Gespenster lauern, kann es sinnvoll sein, diesen mit Gelassenheit zu begegnen. Deshalb haben wird das Anti-Schreck-Training mit dem weiter unten beschriebenen Gelassenheitstraining verknüpft. Aus unserer Sicht macht es wenig Sinn, einem Pferd zuerst das Fürchten zu lehren, es also zu erschrecken, um es letztendlich ungewohnten Geräuschen, bislang unentdeckten Gegenständen und fragwürdigen Berührungen gegenüber zu desensibilisieren. Es geht doch letztlich darum, dass ein Pferd gelassen bleibt und dir als Führung traut.
Das trainierst du beim Anti-Schreck-Training beispielsweise:
- Desensibilisierung gegenüber Geräuschen
- Toleranz gegenüber „Verfolgern“, beispielsweise Dingen, die hinterherschleifen
- Angstfreiheit vor flatternden Gegenständen
- Coolness in Schrecksituationen
- Abgeklärtheit bei ungewohnten Berührungen
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„PferdVertraut EquiGT“ (Equines Gymnastik Training)
„PferdVertraut EquiGT“ ist das eigene Trainingskonzept von Nina Schmitz, welches sie über mehrere Jahre selbst entwickelte. Dabei geht es ihr vor allem um Gymnastizierung und Durchlässigkeit. Mit kreativem Ansatz schuf sie 18 Übungen, mit denen auch der Freizeitreiter sein Pferd gesund arbeiten kann, ohne klassische Dressurarbeit einbauen zu müssen. Hierbei fließen Elemente wie Wendungen, Handwechsel, große und kleine gebogene Linien auf spielerische Art und Weise ein.
Das Training besteht aus drei Pfeilern:
- Intervalltraining (Belastungsintervall und Pausenintervall)
- Stangenarbeit (Koordination, Füße heben und vermehrtes Untertreten)
- und Hütchen-Toren (Pylonen wie beispielsweise die WALDHAUSEN Bahnpylone Zirkelpunkte oder das TRIXIE Pylonen-Hindernis 2er Set aus dem Hundesport entfremdet) als Wendebereiche
„Diese Form entspricht dem Pferd sehr gut, weil es ja ein Zweckläufer ist. Es bewegt sich als Fluchttier nur von A nach B, wenn es einen Grund dazu hat. Über die Stangen und Hütchen setzte ich nun Markierungen, also Ziele.“ Bei „PferdVertraut EquiGT“ beginnen Pferde mitzudenken, weil sie die Abläufe verstehen – „da ist die nächste Stange, das nächste Tor, da muss ich jetzt sicher hin“. Das lässt Pferde mitarbeiten, sie beginnen aufzuwachen. „Aufgrund der wechselnden Folge von Stangen und Toren muss das Pferd mit seiner Aufmerksamkeit anwesend bleiben. Denn ständig wartet eine neue Aufgabe, es besteht ein neuer Anspruch ans Pferd“, erklärt die Erfinderin. Die Kombi aus dem Heben der Füße, einer Koordination, aktiver Bewegung und vermehrten Wendungen, wie großen und kleine Biegungen (entsprechen Volten, Zirkeln …) ermöglicht dem Pferdehalter, sein Pferd sowohl vom Boden als auch aus dem Sattel zu gymnastizieren.
Das kann auch ein gutes Training für ängstliche Pferde beziehungsweise Angstreiter sein. Denn sie sind mit dem, was gerade an Aufgaben auf sie zukommt, einfach viel zu beschäftigt, um sich von eigener Unsicherheit beeinflussen zu lassen. „Mit EquiGT entsteht ein gesunder Fokus, der es sogar ermöglicht, dass die Angst verschwindet“, sagt Nina Schmitz.
Erhalte in diesem Video erste Einblicke in das „PferdVertraut EquiGT“-Programm von Nina Schmitz, welches du in ihrer PferdVertraut Academy vertiefen kannst:
Führtraining
Euer Führtraining startet mit einem gut sitzenden Halfter und einem vielleicht sogar farblich dazu passenden Führstrick. Denn Führtraining ist das A und O in der Arbeit mit dem Pferd. Hier geht es darum, dass du dein Pferd in Bewegung bekommst, es aber auch anhalten kannst und es die Richtung ändert, also wendbar ist, wenn du es wünscht. Im Führtraining soll dir dein Pferd folgen, dich weder umrennen, noch vorauslaufen oder eine andere Richtung wählen als du selbst.
Erinnre dich fürs Führtraining an das, was Frau Schmitz bezüglich des Fokus in der Bodenarbeit sagte. Dein Körperausdruck wird vom Pferd wahrgenommen und gespiegelt. Genau so, wie du dein Pferd mental auf dich einstellen möchtest, solltest du deshalb selbst wach und anwesend mit deiner Wahrnehmung sein, um beste Ergebnisse zu erzielen.
Führen & Gymnastizieren: Erste Übungen mit deinem Pferd am Boden
- Als erstes solltest du einfache Übergänge aus dem Schritt zum Halten üben. Dabei ist es wichtig, dass das Pferd mit der Hinterhand zuerst antritt, um nicht auf die Vorhand zu „fallen“. Tippe mit der Gerte achtsam das innere Hinterbein an und halte am Halfter leicht dagegen, sodass der erste Schritt wirklich aus der Hinterhand kommt und nicht auf der Vorhand stattfindet.
- Klappen Antreten und Übergang vom Halten zum Schritt, können später auch Wendungen eingebaut werden. Auch Tempiwechsel sind im Schritt möglich sowie das Führen in Stellung, beispielsweise durch eine Ecke hindurch. Das sind erste Schritte, um den Pferdekörper zu gymnastizieren.
- Dazu kann zwischen all dem ein Rückwärtsrichten kommen, bei dem das Pferd mehr Gewicht auf die Hinterhand aufnimmt und im Becken kippt. So kannst du beispielsweise auch ein steiferes Pferdebecken schrittweise lösen. Gleichzeitig lernt das Pferd, dass es an deiner Hand genau dann stehen zu bleiben hat, wenn du es dazu aufforderst – deiner Bewegung vorwärts und rückwärts, deinem Muskeltonus und deiner Ausrichtung eben folgt.
- Als nächstes können kreuzende Seitwärtsbewegungen wie beispielsweise Schenkelweichen vom Boden dazu genommen werden. Mobilisiere die Hinterhand deines Pferdes, indem du es in eine 45-Grad-Stellung zur Bande stellst und von hieraus das Weichen langsam einleitest. Langsam ist wichtig, damit die Gelenke warm und elastisch werden. Stelle das Pferd mit dem Kopf leicht entgegen der Richtung in die es laufen soll und beginne es seitlich mit der Bodenarbeitsgerte oder dem Stick im Bereich des Rumpfes (wo sonst deine Unterschenkel liegen) zu tuschieren, damit es der Gerte seitlich und mit überkreuzenden Beinen weicht. Achte dabei darauf, dass der Kopf des Pferdes nicht zu tief hängt, da es sonst auf der Vorhand liegt. Auch mit der Schulter sollte das Pferd nicht ausweichen können. Hier kannst du ebenfalls mit der Gerte leicht tuschieren, damit die 45-Grad-Stellung in der Übung erhalten bleibt. Während solcher Seitwärtsbewegungen wird ein Pferd übrigens mehr als gymnastiziert: Es lernt auch, welche reiterlichen Hilfen zu einem gerittenen Schenkelweichen führen sollen.
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Und bei all dem Training ist natürlich die Entspannung wichtig: „Mit jeder Bewegung sind schließlich Emotionen verbunden, auch ein gewisses Energielevel. Dazu haben wir Übungen, die lösen im Pferd ein Gefühl der Entspannung aus“, ergänzt Pferdemensch Nina zum Thema Führtraining. Eine klassische Übung zur Entspannung ist das „Kopf senken“.
Doch geht es Nina S. nicht um das aus dem Horsemanship bekannte Kopf senken durch Handauflegen oder am Halfter ziehen, damit dem Druck nachgegeben wird. „Das löst im Pferd keine Entspannung aus – eher Anspannung. Gestalte ich es aber so, dass der Hals massiert oder geschubbert wird, sodass sich das Pferd wirklich entspannen kann und den Kopf von allein senkt, kann ich das durch eine Belohnung noch positiv verstärken. Im Pferd weckt dies ein gutes Gefühl und die doppelte positive Belegung durch meine zusätzliche Belohnung ermöglicht es ihm, auch im Alltag, in angespannter Haltung, aus eigener Intention heraus loszulassen und zu entspannen. Einfach, weil es sich gut anfühlt. Der Fachbegriff hierzu lautet konditionierte Entspannung.“
Gelassenheitstraining
Ein Gelassenheitstraining – ähnlich und doch anders, als das anfangs erwähnte Anti-Schreck-Training – hilft deinem Pferd in vielen Momenten einen klaren Kopf zu behalten und seine Emotionen zu meistern. Gut, wenn es bereits gelernt hat, aus sich heraus zu entspannen. Doch unterstützt jedes Gelassenheitstraining dein Pferd auch, sich dir noch tiefer anzuvertrauen. Einfach, weil es an deiner Seite lernt. Es lernt, dass du weißt, wann Gefahr droht und wann nicht. Beispielsweise droht keine Gefahr, wenn es mit dir auf unterschiedlichen Untergründen unterwegs ist – trainingsweise in einem speziell von dir gestalteten Parcours beim Überqueren einer Plastikplane, eines Teppichs oder einer Wippe. Hier lernt das Pferd, deiner Kompetenz zu trauen, wenn du es achtsam, selbstsicher und vorausschauend führst.
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Begleitest du es bodenständig, geerdet sozusagen und gelassen in dir ruhend durch ungewohnte Herausforderungen, kannst du auch den wildesten Gefühlsausbrüchen entspannt begegnen. Das hilft deinem Pferd auch dann, wenn es selbst noch nicht so relaxed auf einen aufgespannten Regen- oder Sonnenschirm reagiert. Werte das nicht, denn Übung macht den Meister. Schritt für Schritt lösen so auch weitere Parcours-Elemente, wie beispielsweise Flattertore, die sowohl einen akustischen als auch visuellen Reiz auslösen können, eine Plastiktüte an der Gerte und der federnde Gymnastikball kein Drama mehr aus. Arbeite wenn möglich mit positiver Verstärkung, indem du dein Pferd gleich nach einer gemeisterten Situation mit einem Pferdeleckerli belohnst. Voraussetzung für das Gelassenheitstraining ist – wie bei den anderen Bodenarbeitsweisen natürlich auch – eine gute Halfterführigkeit.
Nutze für dein Gelassenheitstraining Equipment wie:
- KERBL Folien-Absperrband, um Flattertore oder Flatterbälle innerhalb des Parcours zu kreieren
- EQUIMORE SP Schaumstofftonne als umreitbare Elemente, Hindernisse, zur Gestaltung von Toren …
- Weidepanels kannst du beispielsweise einsetzen, um einen engen Gang zu simulieren, durch den du mit deinem Pferd hindurch gehst
- Gymnastikbälle, Futterspielbälle oder der GROWI® Heukegel (kann auch als Hindernisständer dienen) bringen Spiel, Spaß und Naschmomente in eure Bodenarbeit
Handarbeit (klassisch)
Du bist ein Dressurfan, aber willst nicht immer nur auf dem Rücken deines Pferdes sitzen, um deine Dressurlektionen zu verfeinern? In der Handarbeit mit dem Pferd – eigentlich einer gewichtslosen Dressurarbeit – kannst du dies tun. Zudem kannst du deinem Pferd vom Boden aus Lektionen beibringen, die ihr beim Reiten noch nie geübt habt – vorbereitend sozusagen. Für Nina Schmitz ist Handarbeit „die Schule der Langsamkeit. Hier geht es einfach viel um Ruhe, Versammlung und die Aufrichtung des Pferdes“, sagt sie.
Bei der klassischen Handarbeit arbeitest du dein Pferd wahlweise auf Trense oder am Kappzaum. Auf Trense gearbeitet, kannst Du dabei deine Gerte in der äußeren Zügelhand tragen, um die Lektionen zu unterstützen. Die innere Hand hält dabei den Zügel nah am Gebiss, der äußere Zügel wird von deiner Hand auf Schulterhöhe des Pferdes getragen. Ein wichtiger Unterschied zu anderen Bodenarbeitsweisen ist hier die Position, die du selbst am Boden einnimmst: In reiner Vorwärtsbewegung gehst du mit deinem Pferd auf dessen Kopfhöhe in Laufrichtung, drehst dich aber zum Pferd, sobald du stehen bleiben möchtest. Beginnst du Seitengänge zu üben, kann deine Position auch variieren – du kannst dabei auch vor dem Pferd stehen und rückwärts/seitwärts laufen. Dann hast du besonders viel Übersicht über den Pferdkörper, um korrektes Fußen in den Seitengängen zu kontrollieren.
Ganz klassische Bahnfiguren wie Volten, Schulterherein, Traversalen …, aber auch das Rückwärtsrichten, ein Arbeiten in Biegung und Lektionen bis hin zu Pirouetten und dem Piaffieren: Alles ist am Boden möglich, wenn ihr wollt. Bist du fit auf deinen Beinen, kannst du auch Tempiwechsel mit einbauen. Außerdem lernst du in der klassischen Handarbeit natürlich auch, was an deiner Hilfengebung auf dem Pferd noch verbesserungswürdig ist. Die präzise Hilfengebung am Boden kannst du also gut mit in den Sattel nehmen.
Kappzaum-Training
Natürlich gibt es nicht nur eine Möglichkeit ein Pferd umfassend zu gymnastizieren. Um höchste Durchlässigkeit zu erreichen, kann das Training am Kappzaum aber auf jeden Fall dazu gehören. Mit ihm gymnastizierst du dein Pferd, biegst es und hilfst ihm, seinen Körper gesundheitsfördernd einzusetzen. Denn der Kappzaum bietet dir eine größere und gleichzeitig feine Einwirkung auf die Stellung des Pferdekopfes: Er wirkt, anders als ein Gebiss im Pferdemaul (hierzu lies gerne unseren Stallbedarf24-Ratgeber „Gebisse für Pferde – Was du über Gebisse und ihre Wirkung wissen musst!“), auf den Nasenrücken des Pferdes ein, was einen anderen Einfluss aufs Genick bedeutet, als mit Trense oder Halfter. Mit dem Kappzaum kannst du deshalb gezielter über Stellung und Biegung arbeiten. Ein zentraler Punkt ist hierbei die Schulter des Pferdes. Denn durch das aus der Kappzaum-Arbeit resultierende Lösen des Pferdes, kann es neue Bewegungsmuster leichter verstehen.
Pferdetrainerin Nina Schmitz beschreibt es so: „Ich muss das Pferd befähigen mit dem inneren Hinterbein Last aufzunehmen, die innere Schulter leicht zu machen und zu verschieben. Wenn das Pferd dies lernt, befähige ich es dazu, seinen Körper bewusster wahrzunehmen und einzelne Körperteile gezielter einzusetzen. Nach dem Führtraining beginnen wir dazu mit der Arbeit am Kappzaum, an der Hand – also das Führen in Stellung und Biegung zum Beispiel. So lernt das Pferd erst einmal Bewegung durch den Körper hindurchzulassen, eine Stellung mit Biegung einzunehmen und diese auch selbst zu halten, sodass ich das Pferd nicht in dieser Form halten muss.“
Ihre Vorgehensweise basiert auf den Gegebenheiten der Pferdenatur: In der Natur würde ein Pferd in einer Außenstellung um die Kurve laufen, weil Pferde von Natur aus für eine gerade Laufstrecke konzipiert sind. In der Arbeit mit diesen Equiden muss also – einfach um deren Gelenke zu schonen und eine Abnutzung zu minimieren – einem Pferd ein neues Bewegungsmuster beigebracht werden. „Fehlt beispielsweise die Kraft, wird ein Pferd nicht seine Tragemuskulatur einsetzen, sondern die Stützmuskulatur benutzen, um eine Aufgabe zu erfüllen. Das ist aber eine Muskulatur, die ich nicht möchte, denn im Zweifelsfall kommt das Pferd so nur durch die Nummer hindurch, schafft dabei aber oft ein kompensatorisches Bewegungsmuster.“ Damit die Tragemuskulatur benutzt werden kann, muss das Pferd in kleinen Schritten lernen, diese aufbauend zu nutzen. Mit der Arbeit am Kappzaum kann ein Pferd in dieser Bewegung geschult werden. Das macht abermals deutlich, dass Bodenarbeit – in diesem Fall das Training am Kappzaum – dem Pferd weitreichend dient, um fürs Reiten überhaupt gerüstet zu sein.
Longenarbeit
„Die Arbeit am Kappzaum ist für mich in der stellenden und biegenden Arbeit zunächst einmal die Basis fürs korrekte Longieren. Was ich in der Nähe zum Pferd erarbeite, kann ich nun auf die Distanz übertragen und erhalte, wenn ich korrekt arbeite, ein Pferd, welches die Biegung an der Longe auch selbst halten kann.“ Und so sieht korrektes Longieren für Nina Schmitz also aus: Ein Pferd in Selbsthaltung, welches eigenständig in Stellung und Biegung laufen kann.
Bestenfalls baut die Longenarbeit deshalb auf einem guten Kappzaum-Training auf. Damit dein Pferd an der Longe aber nicht trübsinnig in Außenstellung um die Kurve (im Kreis) schleudert – „zentrifugiert wird“, wie Nina es nennt – kannst du verschiedene Aspekte aus der Bodenarbeit in eure Longenarbeit mit einfließen lassen. Beispielsweise das Arbeiten über Stangen oder Cavaletti, Zirkel verkleinern und vergrößern oder Handwechsel als „durch den Zirkel wechseln“ auf gebogener Linie. Alles natürlich in den drei Gangarten Schritt, Trab und Galopp, wenn sie dein Pferd hierbei anbieten kann.
So hilfst du deinem Ross, seine Rückenlinie zu formen – seine Muskulatur aufzubauen und die Hinterhand untertreten zu lassen (eben die Tragemuskulatur zu trainieren). Mit Longenarbeit gymnastizierst du ein Pferd, unterstützt es, seine Balance auch im Kreis zu halten, kannst es durch eine Vorwärts-Abwärts-Bewegung aber auch zur körperlichen Entspannung, zum Loslassen bringen. Außerdem unterstützt du dein Pferd dabei, konzentriert und wach deinem Körper und deiner Ausrichtung zu lauschen.
Als aufbauender Schritt kann in eurer Longenarbeit später noch die Doppellonge hinzukommen: „Grundsätzlich kann man an der Doppellonge das Pferd noch mehr gymnastizieren und formen. Ich würde es als Weiterbildung zum Longieren betrachten – eigentlich, wie Reiten ohne draufzusitzen“, schließt die Pferdetrainerin das Thema Longenarbeit.
Deine Ausrüstung für die Longenarbeit:
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- Longen sollten um die acht Meter Länge haben
- Kappzaum
- Longiergurte, wenn du z. B. Doppellongen wie die HKM Doppellonge Soft nutzen möchtest
- Longierhilfen wie beispielsweise die EQUEST Körperbandage
- Longierpeitsche sowie deine Stimme und eigene Körperbewegungen als treibende, anhaltende oder fördernde Hilfen
- möglicherweise auch Gamaschen oder Bandagen für dein Pferd, gutes Schuhwerk und Reithandschuhe für dich
Stangenarbeit
Fördert die Aufmerksamkeit, die Balance und vor allem auch die Koordination der Pferdebeine. Stangenarbeit wird bei Nina Schmitz als Bewegungsschule eingesetzt. Denn, sobald ein Pferd bestimmte Bewegungen verstärkt ausführen muss, wird auch die Muskulatur stärker trainiert. „Ein Spinning auf der Stelle kostet mich eine höhere muskuläre Anstrengung, als wenn ich normal spazieren gehen. Eine deutlichere Bewegung mit mehr Kniearbeit dient dem Pferd während der Stangenarbeit so auch wunderbar als Krafttraining.“
Die Arbeit mit Hindernisstangen ermöglicht dir unterschiedliche Schwerpunkte:
- Beispielsweise kannst du mit deinem Pferd an einem verbesserten Raumgriff arbeiten.
- Wenn du das mit einem weiteren Aufbau kombinierst, der das Pferd dazu bewegt, die Beine höher zu heben, kombinierst du Raumgriff und Kadenz.
- Auch mehr Kraft in Vor- und Hinterhand aufzubauen ist hiermit möglich.
- Nutze die Stangenarbeit, um die Koordinationsfähigkeit deines Pferde zu verbessern. Nicht immer müssen die Stangen gerade liegen und ein und die gleiche Höhe auf beiden Seiten haben. Lege sie wechselseitig erhöht und fordere dein Pferd ein bisschen. Baue beispielsweise auch Cavaletti mit ein.
Wenn du mit deinem Pferd Stangenarbeit in allen drei Gangarten trainieren möchtest, achte darauf, dass die Abstände der Stangen zueinander zum jeweiligen Tempo des Pferdes passen. Im Schritt sind Abstände von 70 bis 90 cm (je nach Pferdegröße) angemessen, im Trab zwischen 110 und 140 cm und im Galopp sollten die Hindernisstangen zwischen 240 und rund 350 cm auseinander liegen.
In diesem PferdVertraut Academy-Video findest du Inspirationen mit verschiedenen Stangenreihen für dein Training:
Zirzensik (Zirkuslektionen und Tricklektionen)
Als Oberbegriff steht die Zirzensik sowohl für Zirkuslektionen als auch für Tricklektionen. Dabei sind Aufgaben wie Apportieren, Teppich ausrollen, die Lippe zum Lachen anheben, ein Küsschen geben oder das Kopfschütteln für ein Nein natürlich Tricklektionen, die körperlich nicht anstrengend sind und damit keine Belastung für den Bewegungsapparat des Pferdes mit sich bringen. Diese können dem Pferd mit viel Geduld, positiver Verstärkung wie Lob und Pferdeleckerlis, aber auch mit einem Klicker, wie dem KARLIE Double Clicker, beigebracht werden. Sie vertreiben euch zum Beispiel den Winterblues, wenn Nässe und Kälte wenig Spielraum bieten, denn Tricklektionen gehen immer.
Zirkuslektionen hingegen verlangen mehr und dienen dem Pferd, wenn sie gesundheitsfördernd angeleitet werden. Die Bergziege hat beispielsweise einen hohen Nutzen für die Rückenlinie des Pferdes, weil es diese maximal aufdehnen muss. Doch belasten die Bergziege, das Kompliment, der spanische Schritt und als Beispiel auch das Steigen natürlich den Pferdekörper. Um den Bewegungsapparat des Pferdes nicht falsch zu belasten, müssen diese sehr korrekt ausgeführt werden. Denn das Pferd kann sich beim Kompliment durchaus weh tun. „Falsch ausgeführt lassen sich die Pferde in der inneren Schulter also der des Stützbeines, einfach nur runterfallen, stecken den Kopf zwischen die Beine, überdehnen dabei oft das Nackenband und drücken im Streckbein dann auch noch ins Fesselgelenk rein, weil die Last auf der Vorhand liegt statt auf der Hinterhand. Auf die sie eigentlich gehört“, kommentiert die PferdVertraut-Inhaberin ein falsch ausgeführtes Kompliment.
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Frau Schmitz, wie würden Sie das Kompliment gesundheitsbewusst und ohne Belastung für den Bewegungsapparat anleiten? „Das Kompliment würde ich durch eine Vorübung anleiten, indem ich das Pferd zunächst über einen Druckpunkt im Brustbereich rückwärts richte. Sobald das Pferd diese Übung durchlässig meistert, komme ich an den Punkt, ein Bein des Pferdes anzuheben und beginne, über den bereits erwähnten Druckpunkt an der Brust, das Pferd zu wiegen. So gibt es nach hinten raus nach und verlagert sein Gewicht. Hier ist viel Lob nötig, denn es ist ein längerer Prozess, bis das Pferd beginnt ausbalanciert in diese Lektion runterzugehen. Dazu muss ich auch davon wegkommen, dass ich das Bein des Pferdes halte.“
Damit du dir diese Übung auch bildlich vorstellen kannst, schau dieses kurze Video aus der academy.pferdvertraut.de von Nina Schmitz an. In ihm leitet sie ein Kompliment mit dem Pferd an:
Was macht Bodenarbeit mit Pferden für dich als Pferdemensch wertvoll?
Es gibt eine Vielzahl an Aspekten, die die Bodenarbeit für dich selbst besonders wertvoll machen. Beispielsweise lernst du sehr viel über die Bewegungsabläufe deines Pferdes: Auf dem Pferd musst du dieses fühlen, am Boden kannst du das Pferd aber beobachten, es mit deinen Blicken erforschen. Hierbei kannst du seine körperlichen Defizite leichter erkennen. Außerdem baust du am Boden eine echte Bindung zu deinem Pferd auf – ihr begegnet euch auf Augenhöhe.
Nina Schmitz sieht sich oft als Dolmetscher zwischen Pferd und Mensch. „Ich muss den Menschen befähigen, sich dem Pferd verständlich zu machen und ihn gleichzeitig auch schulen, das Pferd korrekt zu arbeiten.“ Dabei beginnt die Arbeit für den Menschen eigentlich zuhause vor dem Spiegel. Hierbei geht es dann um die Wahrnehmung des eigenen Körpers und seiner Bewegungen. Auch dieser Aspekt macht Bodenarbeit mit dem Pferd sehr wertvoll für dich.
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„Oft stimmen bei solchen Versuchen die Körperwahrnehmung und die Realität nicht überein, was aber geschult werden kann, damit es zur Übereinstimmung kommt“, beruhigt Nina Schmitz. Mit deiner Selbstwahrnehmung und infolgedessen auch einer Kontrolle deiner Körperbewegungen kannst du Schritt für Schritt beginnen in einen bewussten Kontakt mit deinem Pferd zu treten. Hast du diesbezüglich eine Vorstellung davon, wie sich dein Pferd bewegen soll? Nina Schmitz hat dazu klare Ideen: „Das sollte nicht nur das Tempo betreffen, sondern auch die Bewegungsform, -energie und den Bewegungsausdruck. Der Mensch kann das alles mit seinem Körper vormachen und seinen Körper entsprechend formen.“ Hat dein Pferd bereits während eurer ersten Bodenarbeitsphasen gelernt, dich zu spiegeln, wird es nun auch deine Bewegungen gut adaptieren können. Deine eigene Körperwahrnehmung wird hier zu einem besonderes Mehrwert aus der gemeinsamen Bodenarbeit.
Doch mach dir keine Sorgen, wenn du das ein oder andere körperliche Defizit hast. Beispielsweise kann ein Mensch, der nicht neben seinem Pferd „galoppieren“ kann, ihm durch andere Körperbewegungen zeigen, was gewünscht ist. „Wichtig ist zu überlegen, welche Bewegung des Pferdes nachgeahmt beziehungsweise vorgemacht werden kann. Für den Galopp ist beispielsweise die rollende Schulter sehr prägnant. So kann ich anstatt nebenher zu galoppieren auch mit meiner Schulter rollen. Mit dem richtigen Energielevel kann auch das zum Galopp führen“, ermutigt die Halterin von sechs Pferden. Und da das Pferd natürlich weiß, dass du kein Pferd bist, erwartet es keine perfekte Adaption seiner Bewegungen.
Synchrone Körper durch Energie, die bewegt
Je nach Gegenüber kann es deshalb ausreichen, eine Spannung, also Energie, in die richtige Richtung zu schicken. „Jedes Pferd hat sein eigenes Energiediagramm. Eines braucht für den Schritt vielleicht mehr Energie, weil es etwas fauler ist, ein anderes dafür weniger Energie, weil es ein fleißiger, bewegungsfreudiger Typ ist. Genau wie der Schritt, sehen Trab und Galopp vom Energielevel bei jedem Pferd unterschiedlich aus. Erhöhe ich meine Körperspannung, wirkt sich das auf den Rhythmus und die Gangart des Pferdes aus.“ Erforsche, wieviel Energie „braucht“ dein Pferd über deinen Körperausdruck, um in welcher Gangart zu landen. Komm dabei erst einmal weg von den treibenden Hilfen und versuch es mit mehr Druck beim Abfußen deiner Füße vom Boden oder lass dein Brustbein wachsen und in die richtige Richtung zeigen, indem du beispielsweise zusätzlich tief einatmest. Dein Körper gibt dem Sauerstoff Raum und ganz automatisch richtest du dich auf – erhöhst deine Energie. Sie zu reduzieren kannst du hingegen mit einziehendem Bauchnabel erreichen. Das Pferd nimmt solche Veränderungen sofort wahr und reagiert auf feinste Weise. Das macht Bodenarbeit für dich und dein Pferd zu einem lebendigen Tanz, bei dem du genauso viel Spaß wie beim Reiten haben kannst. In jedem Fall hilft dir die Bodenarbeit achtsam mit deinem Pferd umzugehen und auch dieses hat dann einen Mehrwert aus eurem Kontakt.
Kann man mit Bodenarbeit auch reiterliche Fehler korrigieren?
Ja und nein. Du kannst mit vielen Übungen aus der Bodenarbeit deinem Pferd dabei helfen, seinen Körper gesünder zu bewegen. Das kann auch bedeuten, dass es mit dem möglicherweise unausbalancierten Gewicht des Reiters auf seinem Rücken besser zurecht kommt. Nein aber deshalb, weil du deine reiterlichen Fehler mit der Bodenarbeit natürlich nicht korrigierst. Dazu hole dir fachliche Unterstützung in Form von qualifizierten Trainern.
Du kannst mit der Arbeit am Boden aber eine gesunde Basis legen, die muskulär, koordinativ und natürlich auch kräftemäßig unterstützt, sodass das Pferd körperlich in der Lage ist, dich als Reiter gut zu tragen. Frau Schmitz weiß aus Erfahrung: „Damit schafft man auch die Möglichkeit, dass das Pferd in der Lage ist, sich selbst gut auszubalancieren, auch mit einem Reiter obendrauf. Hierfür können gute Weichen, am besten schon vor jedem Anreiten, gelegt werden. So befähigt man das Pferd zu einem Reitpferd.“
Und das ist wichtig, denn ist ein Pferd beim Reiten beispielsweise sehr vorhandlastig, kann dies zu Halswirbel-Arthrosen führen. Allein durch falsches Training und unkorrigierte Haltungen. Während der Bodenarbeit kannst du dies aber korrigieren. Zeige dem Pferd durch Gymnastizierung ebenso wie im Bodenarbeitstraining selbst, wie es Gewicht auf die Hinterhand aufnehmen kann, dabei die Vorhand entlastet, und Muskulatur aufgebaut wird. Einer Trageerschöpfung der Rückenmuskulatur kann also auch vorgebeugt werden. „Doch kann ich allein mit Bodenarbeit die Muskulatur, die mich selbst trägt, wenn ich auf dem Pferd sitze, natürlich nicht ausreichend trainieren. Vorbereitung ja, auch eine Stärkung der Tragemuskulatur ist möglich, doch erst, wenn der Reiter auf dem Pferd sitzt, kann diese Muskulatur trainiert werden,“ führt die, seit dem sechsten Lebensjahr im Sattel sitzende Pferdenärrin, weiter aus.
Abschließend sagt PferdVertraut-Trainerin Nina Schmitz zu allem, was Bodenarbeit und die Arbeit mit dem Pferd angeht: „Mein Credo ist das Pferd mental und körperlich auf die gestellte Aufgabe vorzubereiten, damit es daraus einen Nutzen ziehen kann.“
Fazit
Bodenarbeit solltest du nicht nur als Reitersatz, Gehorsamstraining oder zur Gymnastizierung deines Pferdes sehen: Die Arbeit mit dem Pferd am Boden unterstützt dich, eine echte Bindung zum Pferd aufzubauen. Und das geht weit über eine Beziehung hinaus, die automatisch entsteht, sobald man sich mit dem Pferd beschäftigt. Bodenarbeit kann euch ein Bewusstsein für den eigenen Körper bescheren – eure Ausdrucksweise, Bewegung und Haltung. Mit passenden Übungen kannst du die Muskulatur deines Pferdes sogar trainieren, auch ohne auf ihm zu sitzen. So kann euch die Arbeit am Boden dabei unterstützen, ein echtes Team zu werden.
Fachliche Qualitätsprüfung: Der Inhalt dieses Textes wurde von der Pferde-Expertin Nina Schmitz geprüft, um höchste Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Nina Schmitz
Nina Schmitz landete bereits mit sechs Jahren zum ersten Mal im Sattel und schnell war klar: durch und durch Pferdemensch. Die reiterliche Ausbildung erfolgte in erster Linie auf unzähligen Wanderritt-Kilometern und erst dann als klassische Reitschullaufbahn. Dabei gab es für sie nie die eine Reitweise – es gibt ja auch nicht nur das eine Pferd. Von dieser Ausbildungs-Vielfalt profitieren bis heute Menschen und Pferde gleichermaßen, denn mit einem Händchen für sensible Problemfälle und einer Vorliebe zum Unterrichten, stolperte Nina auf Umwegen in den Trainer-Beruf. Und das ist für die Pferdeliebhaberin mehr als nur ein Job: Es ist Berufung. Es ist Leben.
Was allerdings wie bei den meisten mit Kraft, Druck und Zwang gegenüber dem Pferd begann, wurde aufgrund eigener körperlicher Handicaps zu feiner Kommunikation, Verständnis, Vertrauen und Bindung. So ist die Vergangenheit zum Glück weit von der Gegenwart entfernt. Denn ohne körperliche Kraft zu dominieren, wuchs Ninas Gefühl für echtes Miteinander – und ihre Dankbarkeit für diese Lektion des Lebens ist groß. Sie sagt: „Meine Gedanken rund ums Thema Pferdetraining, mit denen ich so oft angeeckt bin, weil ich alte ausgetretene Pfade nur allzu gern verließ, um meine Vorstellung von einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Mensch und Pferd zu schaffen, haben mein Training und meinen Unterricht maßgeblich beeinflusst“.
Zu Nina gehört eine bunte Mischung an Pferden und Ponys, jedes mit einer Geschichte, keines wie das andere. So ist das auch bei ihren Schülern – es sind alle Reitweisen, Altersgruppen und Leistungsklassen vorhanden. Mit genau so unterschiedlichen Pferden. Frei nach dem Motto: Gutes Training ist keine Frage der Reitweise, sondern nur eine Frage der Einstellung gegenüber dem Pferd. Ihr Ziel ist es mündige Pferdemenschen auszubilden, über die sich jedes Pferd als Teampartner freuen kann.
Quellen:
pferdvertraut.de
pferdefluesterei.de
sandrafencl.com
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