Wenn Mäuse und Ratten überhandnehmen, wird in vielen Bereichen gerne Giftweizen ausgebracht. Es handelt sich dabei um einen Getreideköder, der unterschiedliche (giftige) Wirkstoffe – Rodentizide genannt (abgeleitet aus dem Lateinischen von rodentia “Nagetiere” und caedere “töten”) – enthalten kann, in der Regel eine schnelle Wirkung hat und die Schädlinge zuverlässig bekämpft. Allerdings sind die Mittel nicht ganz unumstritten, da sie auch für andere Tiere und im schlimmsten Fall auch für Menschen schädlich sein können. Dennoch soll der Nutzen überwiegen.
Inhaltsverzeichnis
Wo wird Giftweizen üblicherweise eingesetzt?
Typische Einsatzbereiche sind landwirtschaftliche Betriebe, der Ackerbau, der Obst- und Gemüsebau, der Weinbau, aber auch der Zierpflanzenbau. Die meisten Mittel eignen sich sowohl für das Freiland als auch für Gewächshäuser. Leider kommt es auch immer wieder vor, dass Giftweizen öffentlich in Städten ausgelegt wird, um beispielsweise Tauben zu bekämpfen. Dies ist jedoch strikt verboten!
Wie genau wirkt Giftweizen?
Die Wirkung hängt von den enthaltenen Substanzen ab und kann daher je nach Produkt ganz unterschiedlich ausfallen. Meist steckt in Giftweizen entweder Zinkphosphid oder Bromadiolon. Beide Stoffe sind für Nagetiere absolut tödlich und gelten darum als sehr zuverlässig.
Wie wirkt Giftweizen mit Zinkphosphid?
Zinkphosphid ist eine chemische Verbindung und wird als sogenanntes Fraßgift bezeichnet. Das bedeutet, erst wenn Wühlmäuse, Ratten oder andere Nager die Substanz zusammen mit dem Giftweizen aufnehmen, kommt es zu einer tödlichen Wirkung. Verantwortlich dafür ist eine chemische Reaktion. Kommt Zinkphosphid nämlich mit der Magensäure in Kontakt, bildet sich Phosphin, und das ist wiederum extrem giftig. Hat ein Nagetier Giftweizen mit Zinkphosphid aufgenommen, dauert es etwa ein bis drei Stunden bis es verendet. Das Mittel führt unter anderem zu einer Atemlähmung.
Der Vorteil bei diesem Wirkstoff ist, dass eine Sekundärvergiftung für andere Tiere ausgeschlossen werden kann. Würde also beispielsweise eine Katze eine Maus anknabbern, die Giftweizen mit Zinkphosphid aufgenommen hat, müssten bei ihr keine gesundheitlichen Folgen befürchtet werden, denn das giftige Phosphin wird vollständig abgebaut. Anders sieht das Ganze natürlich aus, wenn die Katze selbst den Giftweizen aufnimmt.
Beim Menschen löst Phosphin Erbrechen, Blutdruckabfall sowie Lungenödeme aus. In schlimmeren Fällen fällt der Mensch ins Koma.
Wie wirkt Giftweizen mit Bromadiolon?
Bromadiolon ist ebenfalls ein Fraßgift und ein weißer bis leicht gelblicher Feststoff. In der landwirtschaftlichen und kommunalen Rattenbekämpfung kommt die Substanz recht häufig zum Einsatz. Oft wird Giftweizen mit Bromadiolon zusätzlich mit Aromen versetzt, um die Schädlinge gezielt anzulocken. Im Vergleich zu Mitteln mit Zinkphosphid dauert es auch deutlich länger, bis die Wirkung eintritt: Meist verenden die Nagetiere erst drei bis fünf Tage nach der Aufnahme. Die verzögerte Wirkung wird bei der Schädlingsbekämpfung jedoch besonders geschätzt, denn so erkennen die als ausgesprochen schlau geltenden Tiere keinen Zusammenhang zwischen einem getöteten Artgenossen und dem Köder. Auf diese Weise kommt es auch nicht zu der sogenannten Köderscheu und der Giftweizen wird weiterhin angenommen. Bromadiolon gehört zu den Antigerinnungsmitteln, das heißt, die Blutgerinnung wird durch eine Blockierung von Vitamin K stark gehemmt, so dass es zu massiven inneren Blutungen kommt. Diese können vom Organismus selbst auch nicht mehr gestoppt werden. Das Tier verendet qualvoll.
Wie und wo wird Giftweizen ausgelegt?
Prinzipiell ist das offene Auslegen von Giftweizen gesetzlich verboten. Er darf nur in die Gänge ausgebracht werden, damit auch tatsächlich nur Wühlmäuse, Ratten oder Feldmäuse das Gift aufnehmen und nicht etwa andere Wild- und Haustiere. Dabei bewährt es sich, die Gänge etwas aufzugraben. Dies sollte aber nur mit Handschuhen erfolgen: zum einen wegen der giftigen Substanzen, zum anderen aber auch, damit die Nager nicht von dem menschlichen Geruch abgeschreckt werden. Im Handel gibt es aber auch spezielle Hilfsmittel, die das Auslegen von Giftweizen vereinfachen. Sie werden im Fachjargon Legeflinten genannt. Wichtig: Auf der Oberfläche – also dem Boden – darf kein Giftweizen zurückbleiben, es ist also darauf zu achten, dass jeder einzelne Köder in die Gänge und Schlupflöcher eingebracht wird. Besonders effektiv soll Giftweizen im späten Herbst und Winter sein: nämlich dann, wenn das Nahrungsangebot ohnehin knapp ist und die Nager so hungrig sind, dass sie jeden Köder annehmen. Idealerweise sollte es vor und nach dem Auslegen ein paar Tage trocken sein, da die Wirkung durch eine feuchte oder nasse Witterung beeinträchtigt werden kann.
Was ist beim Auslegen von Giftweizen zu beachten?
Wie bei allen giftigen Stoffen müssen beim Auslegen von Giftweizen unbedingt verschiedene Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Diese variieren von Produkt zu Produkt, deswegen ist es sehr wichtig, die jeweiligen Anwendungshinweise zu beachten und exakt einzuhalten. Von Kindern und Haustieren sind die Produkte in jedem Fall unbedingt fernzuhalten. Sie dürfen auch nicht in der Nähe von Lebensmitteln aufbewahrt werden. Beim Auslegen ist ein direkter Hautkontakt nach Möglichkeit zu vermeiden. Außerdem sollte Giftweizen tatsächlich nur bei stärkerem Befall mit Schädlingen ausgelegt werden. Erst wenn schonendere Alternativen keinen Erfolg haben, kann über den Einsatz von Giftweizen nachgedacht werden. Viele Produkte werden auch nur gegen Vorlage des Sachkundenachweises Pflanzenschutz abgegeben beziehungsweise verkauft und richten sich somit ausschließlich an berufsmäßige Verwender und nicht an Privatpersonen. Dies gilt insbesondere für Giftweizen mit dem Wirkstoff Bromadiolon. Wird diese Vorschrift missachtet, drohen empfindliche Bußgelder. Die entsprechende gesetzliche Grundlage wurde bereits im Jahre 2013 von der Europäischen Union verabschiedet.
Kann Giftweizen für Haustiere gefährlich sein?
Hunde nehmen Giftweizen nur sehr selten auf, da der Geruch für sie nicht attraktiv ist. Sollte es dennoch zu einer Aufnahme kommen, spielt die Menge eine Rolle. Von einer tödlichen Wirkung kann bei 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht ausgegangen werden. Diese Angabe bezieht sich jedoch auf den reinen Wirkstoff und nicht auf das Gesamtprodukt. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass ein Hund schon eine größere Menge an Giftweizen fressen müsste. Erste Symptome sind meistens Atem- und Kreislaufbeschwerden, (blutiges) Erbrechen und Schleimhautreizungen. Da Katzen ein geringeres Körpergewicht haben, ist die tödliche Dosis bei ihnen natürlich schneller erreicht. Umso wichtiger ist es, den Giftweizen so tief wie möglich in die Gänge zu geben, damit die Katze ihn nicht erreichen kann und möglicherweise aus Neugier etwas davon aufnimmt. Da viele Produkte aus Sicherheitsgründen Bitterstoffe enthalten, die verhindern können, dass Menschen sowie Haus- und Wildtiere den Giftweizen aufnehmen, ist es eher unwahrscheinlich, dass eine Katze freiwillig davon kostet. Auszuschließen ist es – wie auch bei Hunden, Vögeln und allen anderen Tieren – jedoch nicht.
Ist Giftweizen schädlich für die Umwelt?
Wirkstoffe der zweiten Generation, zu denen auch Bromadiolon gehört, werden kaum oder nur sehr schwer abgebaut und belasten daher die Umwelt.
Sanfte Alternativen zu Giftweizen
Wer zur Bekämpfung von Nagern lieber auf Giftweizen verzichten will, kann auf schonendere Alternativen zurückgreifen:
- Wird Buttermilch in die Gänge geschüttet, suchen Wühlmäuse schnell das Weite, denn sie mögen den Geruch nicht.
- Maulwurf und Wühlmaus sind sich ziemlich unsympathisch und vermeiden eine Nachbarschaft. Ist ein Maulwurf auf einer Fläche zu Hause, nehmen Wühlmäuse meist Reißaus.
- Drahtkörbe und Drahtgitter schützen die Wurzeln vor hungrigen Wühlmäusen, denn sie versperren den Nagern den Weg.
- Ratten lassen sich mit einem Kalkanstrich vertreiben. Für eine stärkere Wirkung kann der Kalk mit Essig vermischt werden.
- Auch Minz-, Nelken- und Lavendelöle haben auf Ratten eine abschreckende Wirkung.
- Lebendfallen für Mäuse. Der Vorteil von Lebendfallen ist, dass Mäuse und andere Tiere damit unbeschadet gefangen werden können.
Quellen:
wikipedia.org/wiki/Zinkphosphid#Eigenschaften
wikipedia.org/wiki/Monophosphan#Sicherheitshinweise
wikipedia.org/wiki/Bromadiolon
unkrautvernichter-shop.de/Giftweizen-Bromadiolon-gegen-Ratten-und-Maeuse.html
/regionalheute.de/salzgitter/taubenengel-schlagen-alarm-erneut-etliche-tauben-in-lebenstedt-vergiftet-salzgitter-1673441944/#
/gartenora.de/giftweizen/#Was_ist_Giftweizen
nufarm-produktprogramm.at/PP-Daten/ratron-giftweizen/index.html
rattengifte.net/giftweizen-produkte.html
nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/pflege/giftfrei/behandeln/24787.html#:~:text=Ein%20Hausmittel%20aus%20Omas%20Zeiten,Pflanzen%20sch%C3%BCtzt%20einzelne%20Pflanzen%20gut.
aktiontier.org/artikel/vorsicht-rattengift-rodentizide-unkontrollierbar-und-lebensgefaehrlich
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