Eigentlich in den schier endlosen Wüsten Asiens, Afrikas und zu Teilen in Osteuropa beheimatet, ist der Gerbil ein unterhaltsamer kleiner Nager, dessen Energie und Aktivitätsdrang sich schon in seinem deutschen Namen „Rennmaus“ widerspiegelt. Das wiederum hat, gepaart mit dem arttypischen Verhalten der Rennmaus, direkte Auswirkungen auf eine artgerechte und tierfreundliche Haltung.
Inhaltsverzeichnis
Wichtiges zur Haltung einer Rennmaus auf einen Blick
- Rennmäuse benötigen dringend den Kontakt zu Artgenossen, müssen also wenigstens zu zweit gehalten werden
- desto größer die Gruppe, umso wahrscheinlicher sind unter Rennmäusen aber auch Streitigkeiten mit blutigem Ende
- gewöhnliche Gitterkäfige mit niedriger Wannenhöhe sind für Rennmäuse ungeeignet
- ihr Gehege muss eine dicke Schicht Einstreu mitbringen, da Rennmäuse gerne graben
- Laufrad, Wasserflasche und Material zum Nestbau gehören in jedes Gehege
Was gilt es bereits vor der Anschaffung zu wissen?
Wer sich ein Tier anschafft, das gilt für einen Hund nicht weniger als kleine Rennmäuse, übernimmt Verantwortung. Dieser sollte man sich frühzeitig bewusstwerden und sich zugleich einen Überblick verschaffen, wie sich das Leben im eigenen Zuhause durch den neuen tierischen Begleiter verändern wird.
Weil Rennmäuse soziale Tiere sind, kommt eine Einzelhaltung überhaupt nicht in Frage. Außer Diskussion steht, dass man sich mit der Anschaffung einer Rennmaus also genau genommen für die Haltung von mindestens zwei Gerbils entscheidet. Eine Einzelhaltung kommt für Rennmäuse Tierquälerei gleich! Für Kinderhaushalte sind die kleinen Nager nur bedingt geeignet, denn sie beißen schnell und angehoben zu werden löst bei ihnen viel Stress aus. Man sollte sich also damit begnügen die Rennmäuse nur zu beobachten, statt anzufassen.
Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von rund drei bis vier Jahren, übernimmt man mit seinen Rennmäusen keine Verantwortung fürs Leben – selbstverständlich sollen die Tiere über diesen Zeitraum aber ein schönes und artgerechtes Leben führen. Deshalb sind ein wenig Vorbereitung und Planung notwendig.
Vergesellschaftung
Wie eingangs schon dargelegt, ist die Einzelhaltung für eine Rennmaus undenkbar. Andererseits aber sind Gerbils ausgesprochen streitlustige Kämpfer, weshalb sich angehende Halter frühzeitig überlegen müssen, wie sie einerseits ein Sozialleben für die kleinen Nager schaffen, andererseits aber möglichst präventiv sicherstellen, dass das nicht in Mord und Totschlag endet.
MERKE:
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Eine Geschlechtertrennung, sobald die Rennmäuse einmal angeschafft worden, ist nicht zu empfehlen. Ebenso aber nicht unbedingt eine gemischte Haltung, denn dann werden die kleinen Gerbil-Babys nicht lange auf sich warten lassen. Du musst deine Gruppe von Rennmäusen in jedem Fall gut im Blick behalten. Rangkämpfe und Streitigkeiten sind bei diesen Tieren nicht selten, oftmals enden sie im Tod des unterlegenen Tieres.
Sobald eine Rennmaus der Gruppe getrennt vom Rest schläft, ist das ein großes Warnzeichen. Die getrennt schlafenden Tieren wurden von der Gruppe ausgegrenzt und sind für diese zur Jagd freigegeben: Nun musst du schnellstens den Angreifer identifizieren und aus dem Gehege entfernen. Die Opfer-Rennmaus solltest du nicht entfernen, weil sich der Angreifer sonst einfach ein anderes schwächeres Tier sucht.
Wenn du nur zwei Rennmäuse hattest und eine davon starb, wird es kompliziert. Dem verbliebenen Tier einfach einen neuen Artgenossen vorzusetzen endet meistens ebenfalls in blutigen Kämpfen. Am besten funktioniert das noch, wenn du ein Jungtier auswählst und beide Rennmäuse zunächst zwar beieinander, aber nicht im selben Käfig hältst.
Einen geeigneten Käfig finden
Hier gilt eine einfache Faustregel: Umso größer, desto besser. Für zwei Rennmäuse gilt als absolutes Minimum ein Käfig mit Maßen von 100 cm x 50 cm x 50 cm. Das ist aber wirklich das kleinste tolerierbare Minimum. Du musst also sichergehen, dass du auch genügend freien Platz im Zimmer für einen möglichst großen Käfig hast.
Der muss außerdem eine möglichst tiefe Wanne haben, denn Rennmäuse wollen graben und das geht nicht, wenn das Einstreu nur 5 cm tief ist. Wenigstens 40 cm tief muss die Einstreuschicht und Wanne sein, wesentlich tierfreundlicher ist aber eine Tiefe von 70 cm aufwärts. Du siehst also schon, dass das Gehege für die Rennmäuse nicht nur auf der horizontalen, sondern auch der vertikalen Ebene reichlich Platz in deiner Wohnung einnehmen wird.
Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Da Gerbils nur wenig Harn ablassen, musst du das Gehege nur alle paar Monate vollständig reinigen. Das sollte übrigens so stehen, dass die Rennmäuse keinem direkten Durchzug ausgesetzt sind. Auf frische Luft sind sie aber trotzdem angewiesen und Sonne mögen sie auch. Die darf nur nicht zu warm sein, was für die Innentemperatur generell gilt. Gerbils können nicht schwitzen und verkümmern ab einer Temperatur von 30 °C aufwärts. Dann musst du das Gehege indirekt kühlen und ihnen verschiedene Sachen, zum Beispiel kaltnassen Ton, zur Abkühlung bereitstellen.
Eine adäquate Einrichtung für das Gehege
Ist die neue Unterkunft groß und tief genug und hat eine ausreichend dicke Streuschicht, ist es damit noch nicht getan. Nun geht es an die weitere Einrichtung.
In keinem Gehege dürfen fehlen:
- Tränke
- Sandbad
- Äste, Zweige, Steine, Etagen und beispielsweise vollständige Klopapierrollen für den Nestbau
Futternäpfe können sich optional im Gehege befinden. Normalerweise sind sie nicht nötig, da sich deren Trockenfutter einfach im Einstreu verteilen lässt. Nur wenn du bemerkst, dass das nicht funktioniert oder einige Gerbils deiner Gruppe den Kürzeren ziehen, solltest du einen separaten Napf aufstellen.
Das Sandbad ist absolut unverzichtbar, weil sich Rennmäuse darin wälzen, um Feuchtigkeit und Sekrete von sich selbst zu entfernen. Damit der Sand nicht nach dem ersten Tag quer im Gehege verteilt ist, muss die Schale für das Sandbad möglichst tief sein. Große Bonbongläser werden von vielen Rennmaushaltern bevorzugt. Zur Füllung empfehlen sich Quarz- oder Tonmineralsand.
Alles, was sich im Gehege befindet, muss standfest und kippsicher sein. Die Nager halten sich, wenn sie sich gegenseitig jagen oder spielen, kaum zurück, weshalb alles, was keinen festen Stand hat, schon bald umgefallen sein wird. Wenn du statt einer hängenden Tränke einen Trinknapf aufstellst, musst du den täglich unter heißem Wasser reinigen, da sich dort Bakterien ansiedeln.
Röhren, ob nun die Klopapierrolle oder solche aus Holz, sind wichtig, da sich diese auch im natürlichen Lebensraum der Nager befinden. Holzrollen sind langlebiger, aber ersetzen keine Papierrollen. Die werden und sollen nämlich angenagt werden.
Fazit: Kleine Nager mit einigermaßen großem Anforderungsprofil
„Einfach eine kleine Rennmaus anschaffen“ – das ist aus vielerlei Gründen keine gute Idee. Eine soziale Haltung mit Artgenossen ist unabdingbar, aber auch Kämpfe sind da keine Seltenheit. Das Gehege muss weitaus größer und tiefer als beispielsweise bei einem Hamster sein und auf die Hand genommen oder herumgetragen zu werden, das mögen die Nager auch nicht – weshalb sie sich als Haustiere für Kinder eher nicht empfehlen. Mit der richtigen Planung und Vorbereitung kann man Rennmäusen aber auch in den heimischen vier Wänden ein angenehmes Leben für die nächsten zwei bis vier Jahre ermöglichen.
Quellen:
peta.org/living/animal-companions/caring-animal-companions/caring-gerbils-hamsters/
rennmaus.de/rennmaus/haltung/
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