Der Mensch nutzt bereits seit Beginn der Landwirtschaft Flächen zur Beweidung. Durch die Beweidung mit Schafen bleiben Gras und andere Pflanzen kurz. Schafe gelangen außerdem sehr gut an – für Menschen und Maschinen – schwer zugängliche Stellen, um dort auch Blätter, Blüten, Falllaub und Triebe von jungen Bäumen und Büschen zu fressen. Ihr Fressverhalten – die Auswahl der Pflanzen, die sie essen und die sie meiden oder später verzehren – trägt dazu bei, dass manche Pflanzen weiter wachsen und sich ausbreiten können, mit positiven Effekten auf das Ökosystem.
Inhaltsverzeichnis
Warum sind Schafe die perfekten Landschaftspfleger?
Eine Wiese, die nicht gemäht und gepflegt wird, kann sich schnell zur Buschlandschaft entwickeln. Zwar sind Schafe dafür bekannt, dass sie bei einer zu langen Verweildauer der Herde auf kleinen Flächen die Grasnarbe beschädigen, gleichzeitig aber verhindert die Beweidung mit Schafen, dass Flächen verbuschen. Werden Schafe im Offenland zur Beweidung von Flächen genutzt, unterstützen sie damit die Landschaftspflege. Sehr gut lassen sie sich dazu einsetzen, um Heidelandschaften, Naturschutzflächen, See- und Flussdeiche oder die Schwäbische Alb zu pflegen. Auch junge Baumaustriebe von Espen und Birken fressen sie bei ihrem täglichen Weidegang ab. Dies führt dazu, dass beispielsweise Heidesträucher genug Nahrung, Wasser und Licht bekommen. Zwar werden auch die Heidesträucher von den Schafen angebissen, damit verjüngen sich aber die Sträucher und bilden neue Triebe aus. Kommt es doch dazu, dass die Schafe an manchen Stellen die Vegetation kahl fressen, wird dort Platz für neue Samen geschaffen.
Wichtig ist bei all der Landschaftspflege aber auch, dass die Schafe bestens mit Nährstoffen zu versorgen sind. Dazu gehört eine gute Wasserversorgung. Das Wasser sollte Trinkwasserqualität haben, frisch und sauber der Herde ganzjährig zur Verfügung stehen. Auch an stetig wechselnden Standorten. Dazu bieten sich Weidefässer inklusive Bautränke oder Wasserbehälter wie IBC Container zur Befüllung von Wannen an. An festen Standorten bieten Schaftränken wie Laufstall- und Weidetränken eine gute Lösung.
Ganz besonders, wenn die Schafe neben ihrer Aufgabe als Landschaftspfleger auch zur Fleischproduktion vorgesehen sind, sollte der Futterqualität des Grünlands Rechnung getragen werden: Der zusätzliche Bedarf der Schafe an Kraftfutter steigt, wenn der Nährstoffbedarf durch zu kargen Bewuchs der Böden nicht ausreichend gedeckt ist.
Erhöht die Beweidung mit Schafen die Artenvielfalt?
Bei korrekter Haltung einer Schafherde hält diese die Landschaften offen. Sie gehen bei der Auswahl ihrer Nahrung selektiv vor und fressen zuerst das, was ihnen am besten schmeckt. Deshalb bleiben andere Pflanzen zunächst stehen und werden erst später gefressen. Dies führt dazu, dass die Artenvielfalt erhöht wird. Dort, wo sie fressen, hinterlassen sie außerdem Schafskot und Urin. Diese Verdauungsrückstände wirken wie ein natürlicher Dünger. Sie werden überdies von Insekten verwertet, um sie für Pflanzen verfügbar zu machen. Das führt zu einer Nährstoff-Umverteilung auf der Fläche. Zudem werden Insekten vom Schafskot angelockt. Die Insekten wiederum dienen als Nahrung für Vögel und Fledermäuse, die so ebenfalls vermehrt auf der Weide zu finden sind. In Heidelandschaften ist es Praxis, Schafe dafür zu nutzen, dass diese magere Flächen produzieren. Dabei fressen die Tiere tagsüber auf einer Fläche und setzen den Kot nachts auf einer eingeschlossenen Fläche ab. Der Mist kann dann anschließend mithilfe von Maschinen an andere Orte gebracht und dort als Dünger verwendet werden.
Verbreiten Schafe Samen?
An der Wolle der Schafe verheddern sich laufend einzelne Samen, Samenstände und Pflanzenteile, die beim Wechsel der Weide oder mit einer Wanderherde den Standort wechseln. Somit leisten Schafe auch einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung von Saatgut. In der Wolle verstecken sich zudem gerne Insekten und Spinnen. Diese werden an andere Orte gebracht, weshalb Schafe auch aktiv dran beteiligt sind, dass ein genetischer Austausch zwischen den Populationen stattfindet.
Warum werden Schafe so oft zur Beweidung von Küstenregionen eingesetzt?
Schafe sind im Vergleich zu anderen Weidetieren klein und wendig. Sie kommen im unwegsamen Gelände gut zurecht und ersetzen dort die Landschaftspflege mit Maschinen. Der Vorteil von Schafen zur Beweidung von Küstenregionen ist, dass sie den Boden nicht wie Maschinen verdichten. Das spielt vor allem für den Schutz von Deichen eine Rolle. Trotzdem trippeln sie die Böschungen entlang der Schutzwälle fest und sorgen dafür, dass die Grasnarbe schön dicht bleibt. Die Oberfläche bleibt glatt, ohne, dass die Tiere den Boden verdichten. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, dass Erosionen verhindert werden, was besonders in Küstenregionen von Bedeutung ist. Denn lose Böden und Gestein sind an der Küste oft starkem Wind, Wasser und Sonne ausgesetzt und würden sonst schutzlos abgetragen werden.
Schützen Schafe vor Wühlmäusen und anderen nagenden Schädlingen?
Dadurch, dass Schafe die Pflanzen auf einer Fläche stetig kurz halten, tragen Sie auch dazu bei, dass die Population von Nagetieren und Wühlmäusen nicht so stark steigt. Denn diese Tiere werden auf Flächen, auf denen der Aufwuchs kurz ist, leichter von Eulen, Steinkäuzen und anderen Greifvögeln gefangen. Besonders Steinkäuze benötigen kurze Wiesen, um Regenwürmer und kleine Tiere schnappen zu können. Dadurch wird auch die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren gesteigert.
Welchen Beitrag leisten Schafe für den Erhalt von Lebensräumen?
Schafe erhalten auch Lebensräume. Denn während beim Mähen Landschaften schlagartig verändert und Kleinstlebewesen dabei komplett vernichtet werden, werden Flächen durch die Beweidung von Schafen nur langsam verändert. Der Lebensraum vieler kleiner Tiere, wie Spinnen, Grashüpfer und kleine Amphibien, bleibt dabei bestehen und die Tiere kommen nicht zu Schaden. Die Beweidung mit Schafen spielt also auch für die Biodiversität eine wichtige Rolle.
Landschaftspflege mit Schafen Video
Folgendes Video des SWR zeigt wie nützlich Schafe in der Landschaftspflege sein können:
Welche rechtlichen Aspekte sind bei der Beweidung mit Schafen zu beachten?
Schafe benötigen wie alle anderen im Freiland gehaltenen Nutztiere einen ausreichenden Schutz vor Sonne, Sturm, Regen und Frost/Schnee, eben widrigen Witterungseinflüssen. Das sieht die Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung (§ 3 Abs 2 Nr. 3) vor.
Das bedeutet, Schafen muss auf jeder Weide ein Schutz, mindestens in Form von Bäumen, Hecken oder Büschen zur Verfügung stehen, die tatsächlich ganzjährigen Schutz bieten müssen. Ist dem nicht so, eignen sich Unterstände wie bewegliche Schaf-Weidezelte. Als Richtwert werden von der Veterinärmedizinischen Gesellschaft 0,75 qm Platz pro 70 kg-Schaf ohne Lamm empfohlen. Mit Lämmern bei Fuß steigt der Platzbedarf auf 1,75 qm pro Schaf.
Außerdem sieht die Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung vor, dass Schafhalter einen Sachkundenachweis über die fachgerechte Haltung, Pflege, Ernährung und Betreuung der Tiere haben. Dazu dient die Ausbildung zum Schäfer, Landwirt oder ein Studium der Agrarwissenschaft. Aber auch eine langjährige Berufserfahrung oder entsprechende Fortbildungsveranstaltungen werden als Sachkundenachweis anerkannt.
Fazit zum Thema Beweidung mit Schafen
Das Beweiden von Flächen mit Schafen hat viele Vorteile. Schafe sind sehr effektive Landschaftspfleger, da sie in der Lage sind, Gras und andere Pflanzen kurz zu halten und schwierig zugängliche Stellen erreichen. Ihr selektives Fressverhalten erhöht die Artenvielfalt, während ihre Verdauungsrückstände als natürlicher Dünger wirken. Schafe können auch dazu beitragen, Saatgut und genetische Vielfalt zu verbreiten. Aufgrund ihrer Größe und Wendigkeit eignen sie sich perfekt zur Beweidung von unwegsamem Gelände. Deshalb spielen Schafe bei der Landschaftspflege eine wichtige Rolle. Wichtig ist dabei, dass sie fach- und artgerecht und zum Wohl der Tiere selbst gehalten werden.
Zusammenfassung der Vorteile durch die Beweidung mit Schafen:
- Erhaltung des Lebensraums für Kleinstlebewesen
- Schafe fördern die Verbreitung von Samen und Insekten durch ihre Wolle
- Bodenverdichtung und Minimierung von Erosionen durch ihre Klauen
- natürliche Düngung ohne künstliche Düngemittel
- Entgegenwirkung der Verbuschung
- Schafe gelangen auch an schwierig zugängliche Stellen
Quellen:
nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/artenvielfalt/lebensraum/23771.html
nutztierhaltung.de/schaf/management/beweidung-mit-schafen-foerdert-die-biodiversitaet/
landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/schafhaltung/haltung/gruenlandmanagement-2019.htm
landwirtschaftskammer.de/riswick/pdf/gruenlandmanagement_schafe.pdf
Bildnachweis:
© Pixabay / Uschi_Du
Im Auftrag meiner Nachbarn, sie sind Schafzüchter in der zweiten Generation, schreibe ich Ihnen.
Auf dem Hof und in der Umgebung haben sie einen Bestand von 2.000 (in Worten zweitausend) Merinoschafe. Die Schärung der Tiere fängt jetzt an. Was kann man mit dieser ungewaschene Wolle anfangen. Gibt es Adresse oder Email-Adressen von Händlern, welche diese Wolle verwenden können.
Vielleicht können Sie uns Tipps geben.
MIt freundlichen Grüßen
i. A. der Familie Hunds
Edith Kriescher
Hallo Frau Kriescher,
vielen Dank für Ihre Anfrage im Namen der Familie Hunds! Mit einem Bestand von rund 2.000 Merinoschafen fällt bei der Schur natürlich eine große Menge Rohwolle an – ein wertvoller Naturstoff, der vielseitig genutzt werden kann. Auch wenn die Nachfrage nach ungewaschener Wolle in Deutschland in den letzten Jahrzehnten gesunken ist, gibt es durchaus noch Verwertungsmöglichkeiten. Hier sind einige Optionen:
1. Verkauf an Wollhändler oder Wollverwertungsbetriebe
Es gibt spezialisierte Wollhändler und Verwertungsstellen, die Rohwolle annehmen, weiterverarbeiten oder exportieren. Einige Abnehmer, die mit Rohwolle arbeiten, sind:
https://nordwolle.com/pages/rohwolle-sammelstelle
https://www.pelletsheep.de/?page_id=111
https://www.eifel-felle.de/rohwolle-bringen/
etc.
2. Direktvermarktung oder Kooperation mit Handwerksbetrieben
Viele kleinere Handwerksbetriebe oder Filzer*innen sind auf der Suche nach hochwertiger Rohwolle – besonders von Merinoschafen. Möglichkeiten:
Märkte und Messen (z. B. Bauernmärkte, Woll- und Handwerkermärkte)
Internetplattformen wie Kleinanzeigen, Etsy oder Wollbörsen
Kooperation mit Spinnkreisen, Filzgruppen oder Wollwerkstätten
3. Alternative Nutzung
Wenn die Wolle nicht verkäuflich ist, kann sie trotzdem sinnvoll eingesetzt werden, z. B.:
Als Dämmmaterial in der Landwirtschaft oder im Bau
Als Mulch im Gartenbau (Unkrautunterdrückung, Feuchtigkeitsspeicherung)
Für Tiere (Nester für Vögel oder Einlage in Hundekörben)
Tipp: Es lohnt sich, die Wolle vor dem Verkauf grob nach Qualität (sauber vs. stark verschmutzt, Bauch-/Beinwolle getrennt) zu sortieren – das erhöht die Chancen auf einen guten Preis.
Wir hoffen, diese Hinweise helfen der Familie Hunds weiter – und wünschen eine erfolgreiche Schursaison!