Hier in unserem Wildbienen-Ratgeber erfährst du allerlei Wissenswertes über das Leben der Wildbienen. Du erhältst wertvolle Tipps, wie du die fleißigen Helfer, die so wichtig sind für die Artenvielfalt der Pflanzenwelt, in deinem Garten ansiedeln kannst. Welche Voraussetzungen gilt es zu erfüllen, damit sich Wildbienen bei dir wohlfühlen?
Inhaltsverzeichnis
Was sind Wildbienen und was unterscheidet die Wild- von der Honigbiene?
Ist von Bienen die Rede, dann denken wir sofort an die Honigbienen. Noch viel wichtiger für den Erhalt der Artenvielfalt und die Bestäubung unserer Kulturpflanzen sind jedoch die Wildbienen. Ohne ihre Hilfe könnten wir keine Äpfel, Kirschen und Birnen ernten, Sträucher keine Beeren ausbilden. Rund 570 Wildbienenarten gibt es in Deutschland, viele davon sind bedroht.
Wildbienen arbeiten weit effektiver als ihre domestizierten Artgenossen, erreichen einen doppelt so hohen Fruchtansatz, gelten für bestimmte Pflanzen sogar als alleinige Bestäuber.
Wildbienen zählen, im Gegensatz zu den Honigbienen, nicht zu den staatenbildenden Insekten, mit Ausnahme der Hummel. Wildbienen bestreiten ihr Leben also als Einzelgänger. Viele Wildbienenarten starten früh ins Jahr. Während die Honigbienen noch in ihrer Winterruhe verharren, bestäuben ihre wilden Mitstreiter bereits fleißig Blüten. Aber damit nicht genug: Wildbienen vertilgen auch die Larven von Schädlingen, was ihren Nutzwert noch erhöht.
Wie sieht die richtige Wildbienenbehausung aus?
Der Ziergarten mit seinem sorgsam gemähten Rasen, den akribisch gejäteten Beeten und dem unverzüglich entsorgten Baumschnitt bietet so gut wie keine Rückzugsmöglichkeiten für Insekten. Mit einfachen Mitteln kannst du jedoch dafür sorgen, dass sich auch in deinem Garten Wildbienen ansiedeln. Totholz, ob stehend oder liegend, gebündelte Pflanzenstängel, aber auch künstliche Nisthilfen, selbst angefertigt, aus Baumarkt oder Zoofachgeschäft, nehmen die Wildbienen dankbar an. Steinhaufen oder Bruchsteinmauern kommen ebenfalls als Unterschlupf in Betracht.
Mit etwas handwerklichem Geschick kannst du ein artgerechtes Insektenhotel bauen, das du an einem wind- und regengeschützten sowie sonnigen Ort aufstellen solltest. Entsprechende Bauanleitungen findest du in reicher Zahl im Internet.
Die wohl einfachste Bauform eines Bienenhotels besteht aus einem massiven Klotz aus hartem Laubholz, in den du Löcher mit einer Tiefe von mindestens zehn Zentimetern bohrst, immer quer zur Faser des Holzes. Die Lochdurchmesser sollten von vier bis acht Millimetern reichen. Du musst darauf achten, dass du mit wenig Druck arbeitest und dein Bohrer auch wirklich scharf geschliffen ist, damit das Holz nicht aufreißt. Splitter und ausgefranste Bohrlöcher bedeuten Gefahr für die Wildbienen. Sie könnten sich daran ihre empfindlichen Flügel verletzen. Mit feinem Schmirgelpapier kannst du die Eingänge zum Bienenhotel entschärfen. Die späteren Bewohner werden es dir danken.
Welches Nahrungsangebot schätzen Wildbienen?
Während die Honigbienen auf ihrer Suche nach Nahrung bis zu fünf Kilometer zurücklegen, sind die Wildbienen lediglich in einem Radius von maximal 500 Metern aktiv. Du musst also nicht nur für die passende Behausung sorgen. Auch das Futterangebot in deinem Garten ist entscheiden, damit sich Wildbienen ansiedeln. Während die Larven ihren Eiweißbedarf hauptsächlich mit Pollen decken, lebt das ausgewachsene Insekt überwiegend von Nektar.
Durch Züchtung veränderte Blüten sind für Wildbienen nutzlos. Die Rose beispielsweise ist gekennzeichnet durch gefüllte Blüten. Pollen und Nektar sind nicht vorhanden.
Blüten, Blüten und nachmals Blüten: Um einen einzigen Nachkommen zu versorgen, muss das Wildbienenweibchen bis zu 100 Blüten anfliegen. Einige Wildbienenarten haben sich gar auf ganz bestimmte Pflanzengattungen spezialisiert. Werden diese Pflanzen zurückgedrängt oder sterben sie gar aus, dann sterben auch diese Wildbienen.
Ein naturnah angelegter Garten mit heimischen Blumen, Stauden und Gehölzen ist für Wildbienen ideal. Bei der Auswahl der Pflanzen solltest du auf Vielfalt setzen. Das erhöht die Trefferquote und macht zudem optisch eine ganze Menge her.
Mit einer Blumenwiese hast du den Tisch für die Wildbienen reich gedeckt. Auch Schmetterlinge und andere Insekten freuen sich über dieses verlockende Angebot.
Was solltest du unbedingt unterlassen?
Ausgeräumte Kulturlandschaften, der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, der die für Insekten so wichtigen Ackerkräuter bekämpft, und die durch Düngung reduzierte Artenvielfalt befeuern das Insektensterben. Blühstreifen an Ackerrändern sind Mangelware.
Auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln solltest du in deinem Garten unbedingt verzichten. Jäten statt chemisch vernichten, natürliche Pflanzenschutzmittel einsetzen, Nützlinge anlocken: Die Palette der Möglichkeiten ist weit gefächert.
Ein Auszug aus Brennnesseln wirkt hervorragend gegen Blattläuse. Auch warmes Wasser, versehen mit einem Spritzer Neutralseife, hat sich im Kampf gegen diese Schädlinge bewährt.
Schnecken lassen sich leicht absammeln. Als wirkungsvolles Lockmittel eignet sich in geringer Menge ausgelegtes Katzenfutter.
Du sparst dir Arbeit, Zeit und Nerven, wenn du mit dem in deinem Garten anfallenden Lauf gnädig umgehst. Es ist nicht nur eine wichtige Humusquelle, sondern auch Winterquartier für viele Insekten. Stängel von Staudenpflanzen sollten stehen bleiben, sind sie doch besonders wertvoll für Insekten. Dort legen die Wildbienen ihre Eier ab. Fehlen diese Rückzugsräume, nutzt auch ein üppiges Nahrungsangebot im Sommer wenig. Wildbienen werden sich nur gelegentlich in deinen Garten verirren. Ist dein gärtnerischer Putzfimmel zu groß, wird dir eine dauerhafte Ansiedlung von Wildbienen nicht gelingen.
Reicht das Wasserangebot für Wildbienen aus?
Bienen benötigen Wasser, und das nicht nur bei großer Hitze. Insbesondere lange Dürreperioden setzen den Bienen zu. Tau und Pfützen versiegen, die Wildbiene sucht verzweifelt nach Wasser, benötigen viele Arten doch feuchten Lehm, um die Brutzellen zu mauern.
Regentonnen und andere Wasserbehälter sind als Bienentränke ungeeignet. Wenn die Bienen ins Wasser fallen, ertrinken sie unweigerlich. Ein flaches Ufer als sichere Landezone ist daher besonders wichtig. Zwar gibt es spezielle Bienentränken, mit einfachen Mitteln erreichst du jedoch den gleichen Effekt. In deine Vogeltränke kannst du einige Kieselsteine, etwas Moos oder kleine Rindenstücke legen und den Wildbienen so den Zugang zum lebenswichtigen Wasser erleichtern. Auch Schwimmpflanzen auf dem Gartenteich eignen sich als Landeplatz für Insekten. Für Wespen und Hornissen ist Wasser ebenfalls von existenzieller Bedeutung. Sie benötigen es zum Bau ihrer papierähnlichen Nester.
Ist mein Garten groß genug für Wildbienen?
Ganz egal, wie groß dein Garten ist: Bei entsprechender Gestaltung leisten auch kleine Flächen einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, dienen sie doch der Vernetzung von Lebensräumen. Ein naturnahes Refugium lässt sich selbst auf dem Balkon anlegen. Das Insektenhotel findet Platz auf der Fensterbank. Heimische Blühpflanzen fühlen sich auch auf Dachterrasse oder Carport wohl, ein Minimum an Pflege vorausgesetzt.
Geduld zählt nicht zu deinen Stärken?
Du willst die Ansiedlung von Wildbienen in deinem Garten beschleunigen? Dann hast du vielleicht den Kauf einer Starterkultur ins Auge gefasst. Meist handelt es sich um Mauerbienen, geliefert im Karton. Sind die Bienen geschlüpft, sollen sie im Garten ausgesetzt werden. Experten, zum Beispiel von der Deutschen Wildtier Stiftung, sehen diese Starterkulturen jedoch kritisch. Die Mauerbiene sei in Deutschland ohnehin weit verbreitet. Daher bringe die Einfuhr zusätzlicher Tiere keinen Sinn. Zudem bestehe die Gefahr, Krankheiten zu verschleppen und bereits bestehende Populationen in ihrem Gleichgewicht zu stören. Hinsichtlich des Artenschutzes sei der Einsatz von Starterkulturen eher kontraproduktiv, so die Experten.
Quellen:
ndr.de/ratgeber/garten/
wildbiene.org/wildbienenschutz/
bund-naturschutz.de/
deutschewildtierstiftung.de/
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