Schafwolle wird durch die jährlich erfolgende Schur gewonnen, bei welcher ein Tier je nach Rasse und Alter um etwa vier Kilogramm erleichtert wird. Pro Jahr liefern die rund 1,5 Millionen in Deutschland registrierten Merinoschafe, Heidschnucken, Rauhwolligen Pommerschen Landschafe und Co. etwa 6.000 Tonnen Wolle.
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Verarbeitung der tierischen Naturfaser
Traditionell findet Schafwolle für die Herstellung von wärmenden Textilien wie Mützen, Socken, Handschuhe, Pullover, Westen oder Mänteln sowie von Teppichen Verwendung. Die vielfältigen Endprodukte entstehen durch verschiedene Techniken der Wollverarbeitung wie dem Stricken, Häkeln, Weben oder Filzen. Im Rohzustand lässt sich die Schurwolle allerdings nicht nutzen, denn sie enthält Lanolin, ein Wollwachs, welches sehr unangenehm riecht und die Wolle sehr fettig macht.
Zunächst bedarf es einer schonenden Wäsche der zumeist weißlichen, aber auch braunen oder schwarzen Rohwolle. Die Wäsche sollte möglichst zeitnah nach dem Scheren erfolgen, da ansonsten das Risiko besteht, dass das Lanolin verharzt und die Wolle gelb wird. Bewegungen der im Wasserbad befindlichen Wolle gilt es hinsichtlich eines nicht gewünschten Verfilzens zu vermeiden. Im Anschluss wird die Wolle vorsichtig ausgespült und der Waschvorgang gegebenenfalls wiederholt.
Auf das Waschen folgt das Zupfen, bei dem die Wolle in kleine Stückchen portioniert wird und zugleich noch vorhandene Verschmutzungen oder kleinere Knoten entfernt werden. Abschließend erfolgt ein Kardieren bzw. Kämmen der Woll-Stückchen, dessen Ergebnis lange, knotenfreie und saubere Wollfasern sind, welche sich später gut verspinnen lassen und in Form dünner Fäden schließlich verstrickt oder verwebt werden.
Weitere Verwendung von Schafwolle
Die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Schafwolle beschränkt sich längst nicht mehr auf die Herstellung von wärmender Kleidung, Filzpantoffeln, Hüten, Teppichen, Decken oder Taschen. Aufgrund seiner guten Eigenschaften in Bezug auf Wärme- und Schalldämmung gilt die Naturfaser als gute Alternative zu synthetischen oder mineralischen Dämmmaterialien. Die gegenüber anderen Dämmstoffen sehr umweltfreundlich erzeugte Schafwolle eignet sich hervorragend für die Innendämmung, denn sie reinigt die Raumluft und bindet Gerüche und Schadstoffe. Da sie viel Feuchtigkeit aufzunehmen vermag, bietet sich Schafwolle als Dämmstoff für Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit an. Damit der zu einem sehr großen Teil aus der Eiweißverbindung Kreatin bestehende Naturdämmstoff wirksam vor Insektenbefall oder Flammen schützt, bedarf es einer Behandlung mit Borsalz, was allerdings eine spätere Kompostierung erschwert.
Das Naturmaterial Schafwolle leistet auch im Garten wertvolle Dienste. Phosphor, Kalium, Schwefel und viel Stickstoff enthaltend, nährt die ungewaschene Wolle Nutz- und Zierpflanzen über einen sehr langen Zeitraum und sorgt für ein gesundes Wachstum. Dank seiner Fähigkeit, viel Wasser aufzunehmen, fungiert der organische Langzeitdünger zugleich als Feuchtigkeitsspeicher. In Form sogenannter Düngepellets ist die unbehandelte und idealerweise mit Mist verschmutzte Schafwolle sowohl in gut sortierten Gartenfachmärkten als auch online erhältlich.
Zu Matten gepresst und auf dem Beet im Garten ausgebreitet, eignet sich die vollständig biologisch abbaubare Schafwolle sehr gut zur Unkrautbekämpfung. Das Unkrautvlies schützt nicht nur vor pflanzlicher Konkurrenz, sondern stellt auch eine wirksame Schneckenbremse dar. Aufgrund der höheren Wärme im Boden trägt die luft- und wasserdurchlässige Matte aus Schafwolle ferner zu einem schnelleren Pflanzenwachstum bei.
Im medizinischen Bereich bzw. dem der Körperpflege findet das Naturprodukt als Heilwolle bei Babys Verwendung. Mit ihrem hohen Restfettanteil sorgt diese für die notwendige Wundheilung infolge des Windel-Tragens. Auch Babypflegecremes enthalten das Wollwachs Lanolin, welches bei der Wäsche von Schafwolle gewonnen wird.
Verkauf von Schafwolle
Mit Schafwolle lässt sich heutzutage in Deutschland kein Geld mehr verdienen. Nicht selten stellt der Verkauf ein Verlustgeschäft dar, denn die Weltmarktpreise für Wolle liegen unter den Kosten, die für das seitens des Tierschutzgesetzes verpflichtende Scheren der Schafe anfallen. Erhielt ein Schäfer beispielsweise im Jahre 2011 noch 1,60 Euro pro abgeliefertem Kilo ungewaschener Wolle, sind es inzwischen weniger als 50 Cent. Für die Schur eines Schafes zahlt der Schäfer zwischen 2,50 Euro und 3 Euro, sodass mit dem Verkauf von vier Kilogramm Wolle pro Tier kein Gewinn bleibt. Abgegeben werden kann die Rohwolle in verschiedenen, über das Land verteilten Annahmestellen, von denen aus sie zu Großhändlern und schließlich in der Regel nach Asien transportiert wird.
Quellen:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/lust_auf_norden/Fuenf-Fakten-Wolle,lustaufnorden2094.html
https://www.moz.de/wirtschaft/regionale-wirtschaft/artikel-ansicht/dg/0/1/293027/
https://www.swp.de/suedwesten/staedte/muensingen/wenig-geld-fuer-viel-wolle-20084739.html
https://www.biogartenreich.de/rund-ums-g%C3%A4rtnern/schafwolle-als-d%C3%BCnger-im-garten-1/