Bedingt durch den Klimawandel erschließen sich viele Tierarten neue Lebensräume. Das führt auch dazu, dass es mancherorts zu risikoreichen Zusammenstößen mit Menschen oder anderen Tieren kommt. So auch bei Eichenprozessionsspinnern, die während der warmen und trockenen Sommermonate vielerorts deutlich in Erscheinung treten. In diesem Fall hilft es nur, einen großen Bogen um die Tiere zu machen. Dementsprechend wichtig ist es, Hunde von ihnen fernzuhalten, da mit einer Begegnung ernsthafte Gefahren einhergehen.
Eichenprozessionsspinner sind keine eigene Tierart, sondern die Raupen des Nachtfalters, einer Schmetterlingsart. Dementsprechend sind sie auch nicht per se gefährlich, sondern bilden während eines bestimmten Wachstumsstadiums ein gewisses Risiko. Je nach Wetterbedingungen kann das ab Ende April der Fall sein.
Zwei Faktoren machen sie zu einem Problem. Das sind zum einen ihr Auftreten in einer großen Ansammlung. Zum anderen ihre Brennhaare, die sich ab dem dritten Larvenstadium an den Körpern der Raupen bilden. Sie sind nicht nur giftig, sie bleiben es auch über einen langen Zeitraum hinweg. So sind allergische Reaktionen bei Tieren und Menschen auch Jahre (!) später noch möglich. Deshalb gilt es einen Kontakt jederzeit zu vermeiden, auch dann, wenn die Eichenprozessionsspinner nicht mehr sichtbar aktiv sind.
Inhaltsverzeichnis
Wo tauchen Eichenprozessionsspinner auf?
Nachtfalter legen ihre Larven auf Bäumen ab. Die aus diesen heranwachsenden Eichenprozessionsspinner schließen sich zu großen Gruppen zusammen und wandern in diesen hinauf. Das dient der Nahrungssuche, als Rückzugsort und der späteren Verpuppung der Raupen. Dazu bilden sie an den stabileren Ästen der Bäume größere Nester, aus denen im August die Nachtfalter schlüpfen. Die Nester können sich auf verhältnismäßig niedriger Ebene befinden und im Lauf der Zeit auch aus den Bäumen herunterfallen. Daher ist es verhältnismäßig leicht, mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Berührung zu kommen.
Das Risiko besteht auch deshalb, weil Eichenprozessionsspinner beziehungsweise Nachtfalter sich bei der Auswahl der Bäume nicht nur an bestimmte Orte halten. Es trifft zwar zu, dass sie fast ausschließlich auf Eichen anzutreffen sind. Sie mögen es jedoch überall dort, wo es warm und trocken ist. Das kann dann ebenso mitten im Wald wie auch auf einem stark frequentierten Gelände wie beispielsweise einem Stadtpark oder Schulhof sein.
Warum stellen Eichenprozessionsspinner ein solches Risiko für Hunde dar?
Wie erwähnt, geht die Gefahr beim Eichenprozessionsspinner von dessen Brennhaaren aus. Diese enthalten ein Eiweißgift Thaumetopoein. Die Reaktion auf das Nesselgift erfolgt durch den direkten Kontakt mit der Haut oder den Schleimhäuten. Das geschieht beispielsweise dadurch, dass die in der Luft herumfliegenden Brennhaare auf dem Körper landen oder eingeatmet werden. Hautirritationen, Schleimhautreizungen und Atemprobleme treten als allergische Reaktion auf das Gift auf.
Hundefell bietet zunächst einen gewissen Schutz vor einem direkten Kontakt mit den Brennhaaren. Hunde kommen jedoch über ihre Nase und Schnauze mit dem Gift in Berührung, beispielsweise indem sie ihr Fell ablecken. Besonders gefährlich sind heruntergefallene Nester, wenn Hunde diese aufspüren. Denn hier finden sich die Brennhaare in großer Anzahl. Der Kontakt kann zu schweren Verätzungen führen. Zudem führen Schwellungen in Maul oder Rachen zu einer möglichen Blockade der Atemwege.
Für eine Reaktion gibt es einige sicht-, hör- und fühlbare Symptome, die sofort einen Besuch beim Tierarzt nach sich ziehen sollten. Dazu zählen:
- Juckreiz: Kratzt sich der Hund häufig an bestimmten Stellen?
- Rötungen und sichtbare Hautreizungen, beispielsweise zwischen den Zehen
- Schwellungen, Quaddeln oder Knötchen, insbesondere im Bereich von Nase und Maul
- gerötete Augen und geschwollene Bindehaut
- Entzündung der Nasenschleimhaut oder des Rachens
- erschwerte Atmung
- Husten
- starkes Erbrechen mit blutigem Auswurf
- starke Abgeschlagenheit und Lethargie
- starkes Hecheln
- Fieber
Je nach Art und Schwere der Symptome deuten diese auf eine möglicherweise schwere allergische Reaktion hin. Es empfiehlt sich daher in jedem Fall, einen Tierarzt aufzusuchen, auch um potenzielle andere Erkrankungen und Beschwerden auszuschließen.
Wie kann ich meinem Hund selbst helfen?
Eine erste Maßnahme besteht darin, das Fell mit Wasser auszuspülen. Es ist auch möglich, Kopf und Schnauze vorsichtig abzuspülen. Dabei ist es wichtig, dass Wasser weder in den Rachen noch in die Augen läuft und der Hund keine Gelegenheit erhält, das Wasser zu trinken.
Ergänzend lassen sich spezielle pflegende oder beruhigende Shampoos verwenden. Grundsätzlich ist es aber wichtiger, Fell und Haut nicht zu stark zu reiben. Das birgt das Risiko, Brennhaare weiterzuverteilen. Sorgfältiges Spülen mit lauwarmem Wasser bleibt deshalb der sicherste Weg.
ACHTUNG:
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Was muss ich für mich beachten, wenn mein Hund Kontakt mit den Brennhaaren hatte?
Da in diesem Fall das Risiko des eigenen Kontakts besteht, ist es zunächst wichtig, die Hände von den Augen und damit Schleimhäuten fernzuhalten. Duschen inklusive Haarwäsche und das Waschen der Kleidung, am besten bei 60 Grad, gehört zu den wichtigsten helfenden Maßnahmen. Wie beim Hund gilt anschließend auch hier: Mögliche Symptome beachten. Schwere allergische Reaktionen sind im Gegensatz zu Hunden bei Menschen jedoch glücklicherweise selten.
Was tue ich bei Eichenprozessionsspinnern im eigenen Garten?
Hier empfiehlt es sich, den befallenen Bereich so weit wie möglich für Hunde unzugänglich abzugrenzen. Möglicherweise ist es auch ratsam oder erforderlich, die Nester des Eichenprozessionsspinners professionell (!) entfernen zu lassen. Ein Fällen des betroffenen Baumes ist jedoch nicht erforderlich.
Fazit: Wie lässt sich die Gefahr für Hunde eindämmen?
Der sicherste Weg besteht darin, so viel Abstand wie möglich zum Eichenprozessionsspinner zu halten. In der Nähe befallener Gebiete kann es sinnvoll sein, Hunde anzuleinen. Und auch verstärkt darauf zu achten, womit sie auf ihren Erkundungstouren in Berührung kommen. Zeigt ein Hund potenzielle Symptome, heißt es: sofort zum Tierarzt! Die gute Nachricht: Sollte ein Tierarztbesuch erforderlich werden, stehen dort verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise medikamentöse Behandlungen zur Verfügung, um erfolgreich zu helfen.
Quellen:
peta.de/themen/eichenprozessionsspinner/
nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/schmetterlinge/nachtfalter/28380.html
umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/417/dokumente/leitfaden_eps_nl_deutsch.pdf
bmel.de/DE/themen/wald/wald-in-deutschland/eichenprozessionsspinner.html
nabu.de/imperia/md/content/nabude/wald/130506-nabu-hintergrundpapier-eichenprozessionsspinner-2.pdf
medpets.de/eichenprozessionsraupe-hilfe/#:~:text=Sp%C3%BClen%20Sie%20das%20Fell%20zun%C3%A4chst,Danach%20gut%20aussp%C3%BClen.
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