Eine Erkrankung des geliebten Haustiers ist eine große Belastung für Tierfreunde. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sich dein Kaninchen mit dem RHD-Virus infiziert. Die Hämorrhagische Krankheit bereitet Tierliebhabern insbesondere über die Sommermonate hinweg große Sorgen. Schließlich verläuft sie meist tödlich und unerkannt. Doch was genau ist RHD bei Kaninchen? Welche Symptome und Schutzmaßnahmen gibt es, die du kennen musst?
In unserem Kaninchen-Ratgeber erfährst du Wissenswertes über die Kaninchenkrankheit RHD.
Inhaltsverzeichnis
RHD – was ist das?
RHD ist die Abkürzung für Rabbit Hemorrhagic Disease – die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen. Sogenannte Caliciviren verursachen die Infektionskrankheit bei Wild- und Hauskaninchen. Bei der Krankheit kommt es zu Einblutungen in viele Organe wie Lunge, Nieren, Darm, Blase und Haut. Zwischen 80 und 100 Prozent der infizierten Vierbeiner versterben.
Die Hämorrhagische Krankheit beim Kaninchen ist auch als Chinaseuche bekannt, da die Krankheit zum ersten Mal in China beschrieben wurde. Mittlerweile ist sie weltweit verbreitet. Man vermutet, dass das Virus durch Zuchttiere, Kaninchenwolle oder Kaninchenfleisch auch nach Westeuropa und damit auch nach Deutschland eingeschleppt wurde.
Die Krankheit kommt in zwei Varianten vor. Es gibt die klassische Variante RHD, die 1984 zum ersten Mal in Deutschland auftrat. 2010 kam die als RHD-2 bezeichnete Variante des Virus hinzu, die man 2013 erstmalig in Deutschland nachwies. Bei RHD-2 erkranken im Gegensatz zur klassischen Variante auch Jungtiere unter zehn Wochen.
Übertragung: Wie bekommen Kaninchen RHD?
Die Kaninchen können sich auf unterschiedliche Weise mit den beiden Varianten des Erregers infizieren. Sie stecken sich durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren an oder die Krankheit wird durch belebte oder unbelebte Vektoren übertragen. Zu den unbelebten Vektoren gehören zum Beispiel kontaminiertes Grünfutter oder infizierte Einstreu. Belebte Vektoren sind beispielsweise stechende Insekten. Ebenfalls gelten Fliegen als Krankheitsüberträger.
Für Menschen sind beide Varianten ungefährlich. Eine Übertragung des Erregers erfolgt vorwiegend in der warmen Jahreszeit beziehungsweise im Sommer. Sie tritt jedoch das ganze Jahr über auf.
RHD wird zum Beispiel übertragen durch:
- Wasser
- Futter
- Einstreu
- Kleidung
- Hände
- Stechende Insekten
- Fliegen
Krankheitsanzeichen: Was sind Symptome der RHD beim Kaninchen?
Problematisch beim RHD-Virus ist, dass Kaninchen meist bis kurz vor ihrem Tod keine Symptome zeigen. Selbst in den letzten Lebensstunden bemerken Tierhalter häufig nur milde Krankheitszeichen wie zum Beispiel Durchfall oder ein generelles Unwohlsein. Letzteres kann sich dadurch zeigen, dass das Kaninchen teilnahmslos wirkt. Tierfreunde sind durch den plötzlich eintretenden Tod der Tiere entsprechend überrascht und verstört. Schließlich handelte es sich beim verstorbenen Kaninchen um ein scheinbar fittes Tier.
Wichtig zu wissen ist für dich als Kaninchenhalter, dass die Chinaseuche vermutlich auch andere Kaninchen angesteckt hat. Züchter können nach einem Todesfall oft ein regelrechtes Massensterben feststellen. Hierbei beobachten sie in einigen Fällen Symptome wie hohes Fieber oder eine Untertemperatur, die kurz vor dem Sterben der Tieren einsetzt. Auch die Verweigerung der Nahrungsaufnahme, das Ringen nach Luft oder ein Krampfen sind möglich.
Die Verlaufsformen von RHD:
Die Verlaufsformen sind bei der RHD- und RHD-2-Erkrankung etwas unterschiedlich:
- Verlaufsform beim RHD-Virus:
– Meistens erkranken die Tiere an der klassischen Virusvariante perakut. Die Tierbesitzer finden ihre Kaninchen oft bereits tot im Käfig vor.
– Selten erkranken die Tiere akut mit hochgradigen Atemproblemen, blutigem Nasenausfluss und blutigem Kot und Urin.
– Ebenfalls selten tritt beim RHD-Virus die protrahierte (verzögerte) Verlaufsform auf. Hier sind die Tiere apathisch, haben Fieber und keinen Appetit. - Verlaufsform beim RHD 2-Virus:
– Auch bei dieser Virusvariante sind perakute und akute Verlaufsformen der Krankheit möglich.
– Recht häufig tritt hier die protrahierte Form auf. Die Kaninchen sterben in der Regel nach etwa einer Woche infolge von Blutungen und Leberschäden.
Therapie: Wie kann man gegen die Chinaseuche behandeln?
Eine Behandlung erkrankter Tiere gibt es derzeit nicht. Auch wenn die Tiere unter einer protrahierten Verlaufsform leiden, sterben sie in der Regel trotz unterstützender Maßnahmen nach einigen Tagen an Blutungsstörungen und Leberversagen. Deswegen ist eine prophylaktische Impfung wichtig.
Wie sieht akute Hilfe bei einer RHD-Erkrankung beim Kaninchen aus?
Wenn dein Kaninchen am RHD-Virus erkrankt ist und sich die protrahierte Verlaufsform zeigt, braucht es schnelle und professionelle Hilfe. Infusionen sollen deinen vierbeinigen Freund stärken und intensive Behandlung und Pflege soll seinen Organismus stabilisieren. Die Gabe von Antibiotika beugt bakteriellen Sekundärinfektionen vor und erhöht die Überlebenschance.
Bei einer weit fortgeschrittenen Infektion ist diese medizinische Versorgung meist nicht ausreichend. Auch wenn es die schlimmste denkbare Nachricht ist: Tierhalter sollten in Absprache mit dem behandelnden Veterinär überlegen, das Tier schnell einzuschläfern. Das erspart ihm unnötiges Leiden und lässt es friedlich versterben, was sich letztlich jeder Halter für sein Kaninchen wünscht.
MERKE:
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Prophylaxe: Lass dein Kaninchen mit dem RHD-Impfstoff impfen!
Der wirksamste Schutz vor einer RHD- oder RHD-2-Infektion deiner Kaninchen ist nach wie vor eine frühzeitige Impfung. Die Impfung wappnet dein kleines Tier, wenn die Krankheit sich lokal ausbreitet. Da sich die Chinaseuche äußerst schnell überträgt, solltest du diese Impfung unbedingt frühzeitig durchführen lassen. Ihre volle Wirkung entfaltet sie nämlich erst nach einigen Tagen.
Welche Impfstoffe gegen RHD beim Kaninchen gibt es?
Es gibt Impfstoffe gegen RHD und RHD-2 und einen Impfstoff, der zusätzlich gegen Myxomatose bei Kaninchen schützt. Gemäß der Zulassung wehren die Impfstoffe beide Varianten des RHD-Virus ab. Tierärzte sprechen sich für eine regelmäßige Impfung der Kaninchen gemäß der Impfempfehlungen aus. Jedes Kaninchen sollte durch die Impfung zu jeder Zeit gegen die Krankheit geschützt sein.
TIPP:
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FAQ – weitere häufig gestellte Fragen zu RHD beim Kaninchen
Wie viele Tage dauert die Inkubationszeit bei RHD?
Unter Inkubationszeit versteht man die Zeit zwischen der Ansteckung mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen. Die Inkubationszeit bei RHD beträgt ein bis drei Tage, das heißt 24 bis 72 Stunden.
Welche Maßnahmen kannst du zum Schutz vor RHD deines Kaninchens durchführen?
Neben der Impfung kannst du versuchen, deine Tiere vor stechenden Insekten zu schützen. Dabei kannst du Fenster mit Insektengittern versehen oder Freilaufgehege mit Moskitonetzen überziehen, um die Insekten fernzuhalten. Achte darauf, dass du deinen Tieren kein Wiesen-Grünfutter gibst, wenn Wildkaninchen auf diesen Wiesen herumlaufen. Außengehege solltest du auf eine Weise sichern, dass Kontakte zu Wildkaninchen nicht möglich sind.
Können Hunde auch an RHD erkranken?
Nein, Hunde erkranken genau wie wir Menschen nicht an der Chinaseuche, da das RHD-Virus ausschließlich Kaninchen befällt.
Kannst du ein an RHD verstorbene Kaninchen im Garten vergraben?
Nein, du solltest dein an der Chinaseuche verstorbenes Kaninchen auf keinen Fall im Garten vergraben, weil das Virus viele Jahre überdauern kann und es im schlimmsten Fall durch Zugriff wilder Tiere wieder andere Kaninchen ansteckt.
Quellen:
Ewringmann A, Hrsg. (2016): Rabbit hemorrhagic disease (RHD), Leitsymptome beim Kaninchen. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag.
wir-sind-tierarzt.de/2016/04/stiko-vet-kaninchen-rhdv-2-impfempfehlung/#:~:text=Krankheitsbild%20der%20Rabbit%20Haemorrhagic%20Disease%20(RHD)&text=Die%20Erkrankung%20ist%20durch%20einen,der%20Tiere%20zu%20blutigem%20Nasenausfluss.
openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00034757/Impfleitlinie-Kleintiere2021-01-01-bf.pdf
wikipedia.org/wiki/Inkubationszeit
tierarzt-rodgau.de/index.php/aktuelles/4-neues-zu-rhd-2
tierdirekt.de/blog/rhd/
ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/haemorrhagische-krankheit-der-kaninchen-rhd
kaninchenwiese.de/gesundheit/infektionskrankheiten/chinaseuche-rhd/
Bildnachweis:
© Pixabay / Alois_Wonaschuetz
Hallo liebe Mitkaninchenfreunde,
ich finde es super, dass jemand über diese furchtbaren Krankheiten aufklärt!
Ein großes Dankeschön geht an Birgit Lorbacher!
Fühlt euch von meinen Hasen fest angestupst!
Klara
Liebe Klara,
vielen lieben Dank für deine netten Worte und das Lob.
Es ist mir ein großes Anliegen, stets qualitativ hochwertige und informative Ratgeber zu verfassen. Mein Ziel ist es, umfassend und korrekt über verschiedene (Krankheits-)Themen zu informieren und dabei die Tierhalter und Tierhalterinnen zu unterstützen. Daher freut es mich sehr, wenn meine Bemühungen anerkannt werden.
Liebe Grüße,
Birgit Lorbacher