Von Natur aus sind Kaninchen reine Pflanzenfresser. Ihr Verdauungstrakt ist auf faserhaltige Nahrung ausgerichtet und kommt bei falschem Futter schnell aus dem Gleichgewicht. Aber auch für die Zahngesundheit ist eine rohfaserreiche Ernährung enorm wichtig: Kaninchenzähne wachsen ein Leben lang und müssen durch artgerechtes Fressen und Nagen regelmäßig abgenutzt werden. In freier Wildbahn ernähren sich Kaninchen hauptsächlich von Gräsern, Wildkräutern und Blättern von Sträuchern oder Bäumen, wobei sie zarte, junge Triebe bevorzugen. Die Tiere fressen viele kleine Mengen über den ganzen Tag verteilt.
Welches Futter du deinem Kaninchen am besten anbietest, liest du in unserem Ratgeber nach.
Inhaltsverzeichnis
Orientiere dich beim Füttern am Futter aus der Natur!
Auch in der Heimtierhaltung solltest du dich für die Ernährung deiner Kaninchen an den Vorlieben der wilden Kaninchen orientieren. Präsentiere deinen Tieren eine reichhaltige Auswahl an frischem Grünzeug, das du auch gut in der Natur sammeln kannst. Am besten ist es, wenn deinen Tieren davon rund um die Uhr eine ausreichende Menge zur Verfügung steht. Dazu gutes Heu und etwas Wasser – fertig.
Je nach Wohnort ist es gegebenenfalls nicht einfach, wie es sich im ersten Moment anhört. Denn du solltest das Grünfutter weder an stark befahrenen Orten noch an der nächsten Hundewiese pflücken. Und im Winter ist die „Selbstversorgung“ noch schwieriger bzw. quasi unmöglich. Dennoch solltest du nicht hauptsächlich auf oftmals als „Alleinfutter“ angepriesene Trockenfutter-Mischungen aus dem Fachhandel zurückgreifen.
Welches Grünfutter für Kaninchen?
Faustregel beim Kaninchenfutter: Bevorzuge frisches, blättriges Grünfutter. Je mehr Grünzeug du in der Natur pflücken kannst, desto besser. Das frische Grün enthält einen höheren Fasergehalt und mehr sekundäre Pflanzenstoffe als Gemüsegrün aus dem Supermarkt.
Natürlich solltest du darauf achten, keine giftigen Pflanzen zu sammeln. Doch du musst dir nicht zu viele Sorgen machen, dass mal ein falsches Kraut dazwischengeraten könnte. Kaninchen sind in der Lage, mit ihrem Geschmacks- und Geruchssinn Pflanzengifte wahrzunehmen. Ansonsten wäre es für Pflanzen völlig sinnlos, Gifte zu produzieren, weil sie sich damit Fressfeinde vom Leib halten wollen. Daher meiden die Kaninchen bestimmte Pflanzen nach einem ungefährlichen Probebiss. Teilweise essen sie sie sogar ganz gezielt, um die darin enthaltenen Pflanzengifte zur Linderung eventueller Krankheiten zu nutzen.
Welches Trockenfutter für Kaninchen?
Am besten ist es, wenn du bei der Kaninchenfütterung Trockenfutter meidest. Selbst getreidefreies Trockenfutter und Premium-Kaninchenfutter-Sorten aus dem Zooladen haben mit artgerechter Ernährung kaum etwas zu tun – erst recht nicht, wenn sie Pellets (längliche Presslinge) oder Extrudate (mit Wärme und Druck aufgeschlossenes Getreide, meist in Form von grünen oder bunten Klumpen und Ringen) enthalten. Gerade letztere werden meist aus stark vermahlenen Abfallprodukten hergestellt und schaden aufgrund des geringen Fasergehalts dem empfindlichen Verdauungstrakt deines Kaninchens.
Aber auch an sich hochwertige getrocknete Kräuter oder Gemüse und sogar Heu sind als Hauptnahrung nicht geeignet. Denn selbst wenn ausreichend Trinkwasser zur Verfügung steht, gleichen Kaninchen den durch das Trockenfutter erhöhten Flüssigkeitsbedarf in der Regel nicht aus. Sie bekommen schneller Probleme mit den Nieren und Harnwegen. Jegliches Trockenfutter sollte daher immer nur in geringen Mengen als Beikost gegeben werden.
TIPP: Heu kannst du deinen Lieblingen bestens in Heuraufen für Kaninchen anbieten.
Was fressen Kaninchen im Winter?
Auch im Winter solltest du dein Kaninchen mit Grünzeug aus der Natur füttern. Ebenfalls kannst du ganze Köpfe von Kohl oder Salat ins Gehege legen. Achte darauf, dass auch im Winter mindestens 70 Prozent der täglichen Frischfuttermenge blättriges Gemüse ausmacht. Festes Gemüse kannst du in geringen Mengen beigeben.
Ergänze das Grünfutter aus der Natur mit blättrigem Gemüsegrün!
Sind in deiner Umgebung oder aufgrund der Jahreszeit nicht genügend frische Wiesenpflanzen verfügbar, kannst du den Speisezettel deines Kaninchens mit blättrigem Gemüsegrün ergänzen.
Welches blättrige Gemüsegrün dürfen Kaninchen fressen? (Liste nicht abschließend)
- Karotten-/Möhrengrün
- Stangensellerie-/Knollenselleriegrün
- Blättern von Kohlrabi, Radieschen oder Blumenkohl
- Spinat und anderen Blattgemüse-Sorten
- Küchenkräuter
- verschiedenen Salatsorten (insbesondere Bittersalate wie Endivie, Chicorée, Radicchio oder Zuckerhut)
- Kohlsorten
TIPPS:
- Wenn du Salat und Kohlköpfe im Supermarkt kaufst, entfernst du am besten vor dem Verfüttern die äußeren Blätter, um die eventuelle Schadstoffbelastung zu reduzieren.
- Achte darauf, dass du dein Kaninchen an die verschiedenen Kohlsorten langsam gewöhnst, indem du sie zunächst streifen- und dann blattweise anbietest. Auf diese Weise vertragen sie das faserreiche Gemüse gut. Es stellt gerade im Winter eine gute Alternative zu frischem Grünzeug aus der Natur dar.
Welches Gemüse dürfen Kaninchen essen?
(Liste nicht abschließend)
- Gartenbambus
- Stangensellerie
- Fenchel
- Kapuzinerbart
- Karotte/Möhre
- Senfkohl
- Pastinake
- Petersilienwurzel
- Knollen- und Stangensellerie
- Stängelkohl
- Steckrübe
- Topinambur
- Weiße Rübe (Herbstrübe)
Welches Obst dürfen Kaninchen essen?
Obst solltest du deinem Kaninchen wegen des relativ hohen Zuckergehaltes, aber auch wegen der teilweise beträchtlichen Mengen an Fruchtsäure nur in geringen Mengen als Leckerchen anbieten. Am besten wählst du dabei saisonal die einheimischen Obstarten wie zum Beispiel Äpfel oder Birnen.
Wähle gesunde Leckerlis für die Schleckermäulchen!
Mit den meisten im Fachhandel angebotenen Leckerlis tust du deinem Kaninchen leider gar nichts Gutes. Vor allem Snacks, die Getreide und Zucker enthalten wie etwa Grünrollies, Haferkissen, Knabberstangen oder Joghurtdrops, können seiner Gesundheit massiv schaden.
Wenn du dein Kaninchen trotzdem gelegentlich mit etwas Besonderem verwöhnen möchtest, eignen sich als Leckerchen neben Obst zum Beispiel Erbsenflocken, Kolbenhirse oder Sonnenblumenkerne. Viele Kaninchen nagen zur Abwechslung auch gerne an Zweigen von Obstbäumen. Diese sollten dabei möglichst unbehandelt sein.
Wie oft sollen Kaninchen Futter bekommen?
Wie oben bereits angesprochen nehmen die Tiere über den ganzen Tag hinweg stetig kleine Mengen an Futter zu sich. Deswegen musst du darauf achten, dass ihnen immer frisches Futter (– und natürlich auch frisches Wasser!) zur Verfügung steht.
Mindestens zweimal täglich solltest du ihnen abwechslungsreiches Frischfutter präsentieren. Und zwar immer so große Mengen, dass noch etwas übrigbleibt. Dann kontrollierst du am besten die Heuraufen direkt mit und füllst sie gegebenenfalls nach. Altes und verdrecktes Futter sortierst du aus.
Was dürfen Kaninchen nicht fressen?
- Zwiebeln, Porree oder Schnittlauch:
Zwiebelgewächse führen nicht nur zu Blähungen, sondern sind zum Teil sogar giftig. - Kartoffeln:
Die meisten Bestandteile der Pflanze und Knolle sind schwer verdaulich oder giftig. - Bohnen, Linsen & Co.:
Hülsenfrüchte können Durchfall oder Blähungen verursachen. - Getreide- und zuckerhaltige Futtermischungen und Knabbereien, getrocknetes Brot:
Für diese Nährstoffe ist der Verdauungstrakt des Kaninchens nicht ausgelegt, so dass sie nicht verwertet werden können, sondern allenfalls dick machen. Daher bitte auch kein getrocknetes Brot füttern. Zum Abnutzen der Zähne lieber Zweige anbieten.
Beachte: Die obige Liste ist nicht abschließend!
Wasser: Besser aus dem Napf oder einer Flasche?
Auch wenn Kaninchen von Natur aus und bei richtiger Fütterung eher wenig trinken, sollte immer frisches Wasser zur Verfügung stehen – und zwar am besten aus einem standsicheren Napf.
Damit das Wasser nicht so schnell schmutzig wird, kannst du diesen leicht erhöht platzieren, z. B. auf einem Stein, einer Etage oder dem Dach des Häuschens. Ebenfalls geeignet sind Wassernäpfe aus dem Vogelbedarf, die am Gitter eingehängt werden. Das Wasser solltest du täglich bzw. bei Bedarf auch öfter wechseln.
Achte auf eine langsame Futterumstellung!
Wenn dein Kaninchen bislang hauptsächlich Trockenfutter gefressen hat, musst du es langsam an frisches Grünfutter gewöhnen. Dafür fütterst du das Trockenfutter über ein bis zwei Wochen ausschleichend und vergrößerst die Frischfuttermenge täglich.
Am besten wählst du zunächst besonders gut verträgliche Sorten. Kommt dein Kaninchen damit gut zurecht, kann es einige Wochen später nach entsprechender Anfütterung bedenkenlos auch schwerer verdauliches Futter wie Kohlsorten oder Klee essen.
HINWEIS: Wenn du dich außerdem dafür interessiert, wie du deinen Kaninchenstall passend ausstattest, erfährst du viel Wissenswertes in unserem Ratgeber „Kaninchenstall richtig einrichten – so geht’s!“.
Quellen:
Kaninchenhilfe Deutschland e.V.
Kaninchenwiese.de
kaninchen-haltung.com
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