Pferde können eine ganze Reihe Laute von sich geben, um ihren Gemütszustand auszudrücken. Das Wiehern spielt bei Pferden untereinander und in der Kommunikation mit der Bezugsperson eine zentrale Rolle. In diesem Ratgeber gehen wir gemeinsam dem Wiehern der Pferde auf die Spur. So lernst Du, Dein Pferd verstehen und auf seine Bedürfnisse besser einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenspiel von Körpersprache und Lauten
Genauso wie Menschen oder andere Tiere, drücken auch Pferde ihr Befinden mit ihrem Körper und ihrer Sprache aus. Wenn Du Dich näher mit dem Thema auseinander setzt, wirst Du feststellen, dass Pferde eine sehr vielfältige Körper- und Lautsprache besitzen.
Am eindrucksvollsten, vor allem wegen der Lautstärke, ist für die meisten Menschen das Wiehern. Wiehern kann verschiedene Tonlagen umfassen, also sehr hoch, aber auch eher tief sein, langgezogen oder kurz. Die Tonlagen kannst Du mit der Betonung in der menschlichen Sprache vergleichen. So kann derselbe Satz fröhlich, traurig, angespannt oder belustigt betont werden. Der Inhalt des Satzes bleibt im Grunde gleich, doch durch die unterschiedlichen Tonlagen erhält jede Aussage dennoch eine andere Bedeutung.
Genauso ist es auch bei Pferden, die das Wiehern, abhängig von ihrem momentanen Befinden, unterschiedlich betonen. Pferde, die aufgeregt sind, kommunizieren beispielsweise anders mit ihren Artgenossen, also wenn sie ihren freundlich gesinnten Stallnachbar auf dem Hof antreffen. Um den Gemütszustand eines Pferdes und generell eines Tieres oder Menschen richtig deuten zu können, musst Du das Zusammenspiel der Körpersprache und der Lautsprache beachten.
Wiehern Pferde zur Begrüßung?
Pferde sind gesellige Tiere, die auf den Kontakt mit Artgenossen angewiesen sind und diesen (meistens) genießen. Es liegt aber in der Natur der Dinge, dass auch Pferde manche Artgenossen lieber mögen als andere.
Begegnen Pferde anderen Artgenossen, etwa auf dem Pferdehof, wiehern sie sich zur Begrüßung manchmal zu. Das kannst Du mit „Hey, wie geht es dir?“ oder „Schön dich zu sehen!“ vergleichen, wenn beispielsweise ein Pferd den Kopf aus der Box streckt und es den Stallnachbar begrüßt. Führst Du Dein Pferd auf die Wiese, auf welcher sich bereits andere, bekannte Pferde befinden, kannst Du das Schauspiel oft ebenfalls beobachten. Einander freundlich gesinnte Pferde begrüßen sich hin und wieder und rufen sich mitunter schon aus einiger Entfernung zu.
Auch ihren Reiter und ihre Bezugspersonen begrüßen Pferde durch ein freudiges Wiehern. Diese Menschen sind für das Pferd Teil ihrer Herde und werden somit auch freundlich in Empfang genommen. Sind Pferde glücklich und ist das Wiehern freundlich gesinnt, sind die Ohren gespitzt, der Gesichtsausdruck interessiert. Den Schweif lassen Pferde locker pendeln.
Video eines wiehernden Pferdes im Stall:
Kommunikation zwischen Stute und Fohlen
Pferdemütter erkennen ihre Kinder am Geruch und an der Sprache. So können sie aus einer ganzen Herde ihren Nachwuchs alleine an der Tonlage des Wieherns erkennen. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt: die Fohlen erkennen ihre Mutter bereits kurze Zeit nach der Geburt am Wiehern und am Geruch und finden so zielsicher ihre Mutter wieder. Diese Kommunikation zwischen Mutter und Kind ist in der Natur bei vielen Tieren vorhanden, deren Nachwuchs den Schutz der Mutter benötigen. Zudem sehen viele Tiere eher schlecht, weshalb sie auf andere Erkennungsmerkmale als das Aussehen angewiesen sind. Pferde beispielsweise nehmen ihre Umgebung unscharf und etwas vergrößert wahr. In einer verschwommenen, braunen Herde da das eigene Kind oder die Mutter auf Anhieb zu finden, ist ohne Rufe mitunter schwierig.
Befinden sich Stute und Fohlen auf der Wiese, kannst Du manchmal ein Wiehern vernehmen. Ist das Fohlen aus dem Blickkontakt der Mutter verschwunden, ruft sie nach ihm. So möchte sie sich vergewissern, dass der Nachwuchs noch in der Nähe ist.
Übrigens kannst Du das Wiehern zwischen Stute und Fohlen nicht mit dem Begrüßungswiehern am Reitstall vergleichen! Wenn Du die Möglichkeit hast, beides miteinander zu vergleichen, wirst Du feststellen, dass sich beide Rufe deutlich voneinander unterscheiden. Die Betonung gibt hier wortwörtlich den Ton an, was das Pferd gerade ausdrücken möchte.
Wiehern Pferde aus Angst?
Dass Pferde aus Angst und in Panik lautstark wiehern, ist nicht immer der Fall. Wiehern wird bei Angst seltener verwendet, stattdessen kommt eher das Schnauben zum Einsatz. Doch auch hier gilt: zusätzlich zu den Lauten sind die Körpersprache und natürlich die gerade vorherrschenden äußerlichen Umstände entscheidend, was ein Pferd ausdrücken möchte. Sind Pferde ängstlich, ist der Ausruf hoch und lang. Der Kopf ist hoch erhoben. Ist das Pferd verunsichert, stampft es zudem oft mit den Hufen auf.
Eine mögliche Situation, warum ängstliche Pferde wiehern ist, wenn sie den Anschluss an ihre Herde verloren haben. Das verlorene Pferd ruft dann nach der Herde. Pferde sind scheu und auf das Gefühl der Geborgenheit einer Gruppe angewiesen. Antwortet die Herde, kann das Pferd die Richtung verorten, in welcher sich die anderen befinden und den Anschluss somit wiederfinden. Auch die Entfernung kann es ungefähr abschätzen und dann rasch zur Gruppe aufschließen.
Hengste unter sich
So gerne Pferde die Gesellschaft von Artgenossen schätzen – auch bei ihnen kann es Konkurrenzkämpfe geben. Es ist zum Beispiel nicht unüblich, dass sich zwei Hengste eher skeptisch gegenüber stehen und zunächst einmal die Fronten klären müssen. Zuerst wird eindringlich mit wiehern gewarnt: „Ich bin hier der Boss!“ Hilft das nichts, wird der Standpunkt mit Nachdruck durchgesetzt, es erfolgen regelrechte Kampfschreie. Das Klären der Hierarchie innerhalb einer Herde ist für Pferde Teil ihres Sozialverhaltens. Früher oder später muss sich ein Hengst unterwerfen, was er mit einem schrillen, unterwürfigen Wiehern zum Ausdruck bringt.
Warum wiehern Pferde? – Zusammenfassung
Pferde besitzen eine komplexe Körper- und Lautsprache und verwenden diese in vielfältigen Situationen. Hier hast Du einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten erhalten, was Dein Pferd mit seinem Wiehern ausdrücken möchte. So kannst Du in Zukunft vielleicht besser auf Dein Pferd eingehen und weißt, wie es sich gerade fühlt.
Quellen:
apassionata.com/de/entdecken/pferdewissen/anatomie/kommunikation-von-pferden-laute/
tiermedizinportal.de/magazin/tierfragen-warum-pferde-wiehern
sattelplatz.com/de-de/pferde/verhalten-koerpersprache
tessloff.com/was-ist-was/natur-und-tiere/pferde/warum-wiehern-pferde-7185.html#:~:text=Pferde%20wiehern%2C%20um%20dadurch%20ihren,einen%20Pfleger%20oder%20Reiter%20begr%C3%BC%C3%9Ft.
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