Auf Wanderungen durch ländliche Gebiete hast du sicher schon einmal Kühe mit Glocken gesehen. Das Gebimmel der Schellen ist von Weitem hörbar und besonders intensiv, wenn die ganze Herde in Bewegung ist. Insbesondere Kinder interessiert, warum das Gebimmel ertönt. Dass die Tiere mit einer Kuhglocke versehen werden, hat nämlich bestimmte Gründe.
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Die Glocken dienen dem Wiederfinden
Kühe mit Glocken sind vor allem in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland zu finden. Auch in Ägypten und in Asien halten Bauern ihr Vieh mithilfe des Glockengeläutes zusammen. Auf großen Weideflächen stehen die Rinder mit einer Schelle um den Hals. Bewegt sich die Kuh, ertönt die Glocke. Für den Besitzer ist auf diese Weise ihr Standort einfacher zu identifizieren. Bei Viehhaltungen, die ohne Zaun auskommen, ist die Kuhglocke nützlich. Landwirte können damit ihre Herde besser wiederfinden.
Besonders sinnvoll sind Glocken bei folgenden Gegebenheiten:
- Schlechte Witterung:
Manche Witterungseinflüsse wie Nebel beeinträchtigen die Sicht. Besonders in bergigen Gebieten ist dichter Hochnebel nicht untypisch. Kann der Viehzüchter seine Herde nicht sehen, lassen sich die Kühe wenigstens hören. - Dunkelheit:
Auch bei Dunkelheit ist der Aufenthaltsort der Herde mit Glocke einfacher auszumachen. Der Arbeitstag eines Rinderhalters fängt in der Regel früh an. Bevor die Sonne aufgegangen ist, stehen wichtige Aufgaben auf dem Plan. Zwei bis dreimal am Tag sollte der Landwirt nach seinem Vieh schauen. Muss die Herde im Dunkeln zusammengetrieben werden, ist das Geläut der Kuhglocke hilfreich. - Ausgerissene Tiere:
Zudem gehen Ausreißer dank der Geräuschkulisse nicht so leicht verloren. Steht die von der Herde getrennte Kuh hinter einem dichten Bewuchs oder hinter einem Hügel, lässt sich das Tier gut finden. Die Glocke funktioniert praktisch wie ein akustischer Sender. Bei jedem Schritt erklingt die Schelle.
Eine Vielzahl von Glocken, die zusammen ertönen, erzeugen ein weit hörbares Gebimmel. Da Herden aus einigen Rindern bestehen, kann die Lautstärke dementsprechend hoch sein. In den Bergen wird das Geräusch durch steile, steinige Felswände verstärkt.
Abschrecken von Bären und Wölfe
Die Kuhglocke dient nicht nur zum Wiederfinden der Rinder. Das Gebimmel der Schellen bietet einen gewissen Schutz gegen Raubtiere. Kühe fallen in das Beuteschema von Bären und Wölfen. Ist das Tier panisch und führt rasche Bewegungen aus, kann der Sound der Glocke den Fressfeind in die Flucht schlagen. Eine Herde, die komplett mit Kuhglocken versehen ist, schafft es auf ein sehr lautes Geläut. Manch unerfahrenes Raubtier versetzt dies in Schrecken.
Schutz vor bösen Geistern und Krankheiten
In einigen Gegenden wird der Kuhglocke eine schützende Kraft zugeschrieben. So soll der Klangkörper die Tiere vor bösen Geistern, vor Unwettern, vor Raubtieren und Schlangen, vor Feuer und vor Krankheiten bewahren. Verzierungen mit Heiligen und Segenszeichen sind häufig. Da viele Prägungen den Klang der Kuhglocke beeinflussen, sind gute Modelle wenig verziert.
Im Sommer mit Glocke auf die Weiden
In den Alpen treiben die Bauern ihre Kühe im Sommer auf die Weiden in den Bergen. Bevor es auf die weiten Wiesen geht, statten sie ihre Tiere häufig mit Glocken aus. Bei den typischen Haltungen zwischen 100 und 200 Rindern ist dies eine zeitintensive Arbeit. Wenn der Sommer vorbei ist und das Wetter umschlägt, kommen die Kühe zurück in den geschützten Stall. Ehe die Landwirte das Vieh ins Winterquartier bringen, nehmen sie die Kuhglocken wieder ab.
Die Kuhglocke als Tradition
Die Kuhglocke wird mittlerweile vermehrt durch GPS-Sender ersetzt. Moderne Technik vereinfacht auch die Arbeit in der Landwirtschaft. Um die Herde zu finden, muss der Bauer nur auf sein Handy sehen. Befürworter der neuen Möglichkeiten sind vor allem Tierschützer, die in der technischen Alternative eine Verbesserung für das Leben der Tiere sehen. GPS-Sender erzeugen keinen Lärm, wiegen deutlich weniger und stören die Kuh nur minimal. Für viele Landwirte in den Bergen gilt die Kuhglocke jedoch als wichtige Tradition.
Das Timbre einer Kuhglocke gibt Informationen über das Tier, das sie trägt. Hör doch mal genauer hin, wenn du in den Alpen unterwegs bist. Die größte Kuhglocke der Gruppe hat ein dominantes Alphatier. Der Landwirt stattet seine Lieblingskuh häufig mit einer besonders schönen Schelle und einem reich verzierten Band aus. Motive aus der Familie des Besitzers sind gängig.
Die Kuhglocke vermittelt Heimatgefühl und kann als Wiedererkennungsmerkmal genutzt werden. Das Gebimmel der Herde kann zudem beruhigend wirken und Wohlbefinden auslösen.
Unterscheidung in Glocken und Treicheln
Kuhglocken werden je nach Bauart in Glocken und Treicheln unterschieden:
- Glocken:
Die Kuhglocke ähnelt vom Aussehen her Kirchenglocken und wird nach dem gleichen Verfahren hergestellt. Die Bronzeglocken in Miniform bestehen aus einer Zinn-Kupfer-Legierung und bringen die Klänge Halbhoch, Hochton, Bass und Übertöner mit sich. - Treicheln:
Treicheln sind herzförmig und aus Eisen geschmiedet. Sie klingen eher blechern. Kleine Weidtreicheln erzeugen einen hellen Schall, bauchige Fahrtreicheln einen dumpfen Ton.
In einer Kuhherde können beide Arten vertreten sein. Bei einer gegossenen Glocke setzt sich der Klang aus diversen Naturtönen zusammen. Den Grundton samt Oktaven darunter und darüber sowie die Quint und eine verminderte Terz kannst du bei genauerem Zuhören wahrnehmen. Während die Kuhglocke erklingt, bringt die Treichel einen scheppernden Laut mit sich.
Die Herstellung von Kuhglocken ist ein altes Handwerk, dessen Arbeitsweise sich seit dem Mittelalter kaum verändert hat. Während eine Treichel erst durch Feuer, Hämmern und Schweißen in Form gebracht werden muss, wird eine Glocke einfach in Form gegossen. Dazu wird die Metalllegierung aus Kupfer und Zinn auf etwa 1200 Grad erhitzt und in die sogenannte Glockenspeise gefüllt. Nach dem Abkühlen löst der Gießer die Glocke aus der Sandform und entfernt hervorstehende Stellen.
Kuhglocken in verschiedenen Designs
Die Optik der akustischen Accessoires für Rinder ist variabel. Kuhglocken gibt es in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen Legierungen. In Gold-, Silber- und Bronzetönen hängen sie an den Hälsen der Kühe. Die Kuhglocke ist auch ein beliebtes Mitbringsel aus Urlauben in Alpenregionen. Die Souvenirläden der Touristenorte haben in der Regel zumindest eine kleine Auswahl im Angebot.
Nachteile der Kuhglocke
Für die Kühe können die Glocken Nachteile bringen. Das Gehänge am Hals stört beim Fressen. Auch wenn viele Tiere mit Glocke friedlich grasen können, so wäre es ohne den Klangkörper einfacher. Zudem kann das Gebimmel das empfindliche Gehör der Rinder beeinträchtigen. Große Glocken sind nicht gerade leicht. Die Last der Schelle kann unangenehm für die Kuh sein. Besonders junge Tiere sollten nicht mit einer schweren Kuhglocke ausgestattet werden, da dies unnötig an den Energiereserven zehrt.
Quellen:
kinderfragen.swaa.ch/warum-haben-kuumlhe-glocken.html
pagewizz.com/drei-dinge-die-sie-ueber-kuhglocken-wissen-sollten/
ufarevue.ch/landleben/glocken-und-treicheln
Bildnachweis:
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Müssen Kühe in einem eingezäunten Feld an der ortsgrenze eine schelle tragen
Liebe Sebralla, vielen Dank für deine Frage. In Deutschland gibt es keine allgemeine gesetzliche Pflicht, dass Kühe in einem eingezäunten Feld an der Ortsgrenze eine Schelle (Glocke) tragen müssen. Allerdings können lokale Regelungen, Gepflogenheiten oder landwirtschaftliche Praktiken dies beeinflussen. Die konkrete Entscheidung, ob Kühe eine Glocke tragen sollen, liegt normalerweise beim Landwirt. Es gibt jedoch auch Diskussionen über das Wohlbefinden der Tiere, da Glocken für manche Kühe belastend sein können. Sollten spezifische lokale Regelungen oder besondere Umstände (z.B. in der Nähe von Verkehrswegen) bestehen, könnten diese Einfluss darauf haben, ob und wann Kuhglocken verwendet werden. Für präzise Informationen empfiehlt es sich, bei lokalen landwirtschaftlichen Behörden oder Bauernverbänden nachzufragen. Liebe Grüße, Birgit