Pferde kommunizieren auch mit uns Menschen genauso, wie mit ihren Artgenossen. Um Pferde möglichst gut verstehen zu können, ist es wichtig, auf ihre Körpersprache zu achten, denn ihre Lautsprache verwenden sie nicht vorrangig im menschlichen Kontakt. Grundsätzlich sind Pferde sensibel und feinfühlig. Deshalb bedarf es deiner feinen Auffassungsgabe, um ihre Körpersprache wirklich zu verstehen. Lerne und verstehe die Pferdesprache! Das kann dir helfen, besser auf die Bedürfnisse der Tiere einzugehen und deine Beziehung zu Pferden zu vertiefen.
Inhaltsverzeichnis
Über welche Wege kommunizieren Pferde?
Pferde kommunizieren über zahlreiche Wege. Im Gegensatz zur menschlichen Kommunikation macht ihre Lautsprache hierbei einen relativ kleinen Anteil aus. Ein besonders wichtiges Element der Pferdesprache ist dafür aber ihre Körpersprache. Über ihre Blicke, allerfeinste Mimik und Gestik, kaum wahrnehmbare Bewegungen und sanfte Berührungen vermitteln Pferde zahlreiche Informationen. Zudem bedienen sie sich ihres Geruchssinns.
MERKE:
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Worauf sollte ich bei der Deutung der Pferdesprache achten?
In der Pferdesprache kann es entscheidend sein, die Körperregionen und besonders die Signale dieser nicht isoliert voneinander zu betrachten. Um das Pferd richtig zu verstehen, solltest du den gesamten Körper und alle sichtbaren Signale berücksichtigen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass du das Pferd missverstehst und unangemessen auf sein Verhalten reagierst oder gar etwas ausdrückst – durch eine eigene, missverständliche Körpersprache dem Pferd gegenüber – was du gar nicht sagen wolltest.
Missverständnisse vermeiden
Erinnere dich an einen Urlaub in einem Land mit völlig anderen Sitten, Gebräuchen und einer anderen Sprache als deiner. Sehr leicht können hier Missverständnis entstehen – allein schon, weil ein und dieselbe Geste für dein Gegenüber etwas völlig anderes bedeuten und etwas Missverständliches auslösen könnte.
Als Beispiel hier der tiefe Blick in die Augen deines Kommunikationspartners: Bei uns Menschen steht diese Geste für einen aufrichtigen Kontakt. Man sagt ja auch, die Augen sind das Fenster zur Seele. Schaust du einem Pferd aber direkt und tief in die Augen, wird dies eher als Kampfansage und Konfrontation gewertet werden. Besänftigen kannst du die Situation, indem du den Blick unterbrichst oder deinen Blick nach unten senkst. So kommunizierst du deine Achtung vor dem Pferd. Dein Gesprächspartner Pferd kann sich entspannen und näherkommen.
Nimm auf feinste Weise wahr
Du siehst, in der Pferdesprache sind es Nuancen, die Interaktionen auslösen können. In einer Pferdeherde scannt jedes Mitglied alle Beteiligten und sendet spezifische Signale. So werden Bedürfnisse, Emotionen und Gefühle kommuniziert. Auch Empathie drücken diese sehr sozialen und hoch intelligenten Wesen mit ihrer Körpersprache aus. Wir müssen nur lernen es zu verstehen und adäquat darauf zu antworten.
Wirklich interessant ist es also an dir selbst zu beobachten, was du deinem Pferd an Signalen sendest. Betrachte dazu deine eigene Körperhaltung. Beispielsweise die Art, wie du die Schulter trägst. Gehst du aufrecht und mit hervorgehobenem Brustbein, gibst du in keinem Fall die Erlaubnis, deinen Raum zu betreten. Mit eingefallenem Brustbein und hängenden Schultern nimmt das Pferd aber keine Grenzen bei dir wahr und wird deinen Raum nicht respektieren. Es könnte dich zur Seite drängen, in dich hineinlaufen…
TIPP:
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Wie beteilige ich mich an der vielschichtigen Kommunikation von Pferden?
Die feinen Interaktionen von Pferden haben zum größten Teil die tiefe Harmonie der gesamten Herde als Ziel. Um zur Herde zu gehören, ist es wichtig, zu erkennen, was deinem Pferd wichtig ist. Sharon Wilsie, die mit ihrer Art, Pferdesprache zu lehren und zu leben, ganz neue Wege beschritten hat, brauchte dazu Rocky – ein Pferd mit Tarpanblut, also Wildpferdewurzeln. Als sie erkannte, was Rocky wichtig war, war „Horse Speak“ geboren. Denn Rocky schätzte Heu für sich und seine Stuten. Doch erst, als die heutige Autorin vieler „Horse Speak“-Bücher einst im Winter Heu für die Pferde vom Schnee befreite, erhielt sie Rockys Zuspruch. Weil sie für ihn sorgte. Er war es, der es als seine Aufgabe ansah, das alle genug Heu hatten. Sharon sorgte damit genau so für Rocky, wie es ihm selbst in dem Moment nicht möglich war.
Also hat Sharon Wilsie „Horse Speak“ entwickelt, eine Methode, in der sie 13 Punkte wahrnahm, über die Pferde miteinander kommunizieren. Beispielsweise gibt es da den „Geh-weg-Punkt“. Der sitzt an den Ganaschen. Zu den Ganaschen eines anderen Pferdes schauen seine Artgenossen, wenn sie um etwas mehr Platz bitten möchten.
Geht es allerdings um eine Begrüßung untereinander, finden wir den „Begrüßungspunkt“ an der Pferde-Oberlippe. Auf die Distanz heben Pferde den Kopf und öffnen die Nüstern, um sich zu begrüßen und zu riechen. Du kannst dies nachahmen: Öffne den Mund zu einem O und atme tief aus. Im direkten Körperkontakt kannst du dann die Hand mit dem Handrücken zu den Nüstern des Pferdes ausstrecken. Deine Hand ersetzt Deine Nüstern, über die sich Pferde zur Begrüßung an der Oberlippe berühren. Interessant ist, dass die 13 Punkte durchaus mit Hauptnervensträngen oder Akkupunkturpunkten korrespondieren. Da siehst du, Pferde wissen genau, was sie tun.
Hier ein paar Buchtipps zu der Methode „Horse Speak“ mit Beobachtungen und Erkenntnissen von Sharon Wilsie:
- Sprachkurs Pferd – Pferdesprache lernen in 12 Schritten, von Autorin Sharon Wilsie. 2018 erschienen im Franckh-Kosmos Verlag, ISBN-10: 3440158586, ISBN-13: 978-3440158586
- Mit Pferden sprechen – Erfahrungen aus dem Alltag mit Pferden, von Autorin Sharon Wilsie. 2019 erschienen im Franckh-Kosmos Verlag, ISBN-10:3440162206, ISBN-13: 978-3440162200
- Eine Ergänzung zum Bestsellerbuch ist der Film mit Fallbeispielen wie Pferde auf eine artgerechte Kommunikation reagieren – Sprachkurs Pferd: Pferdesprache lernen in 12 Schritten (DVD), von Autorin Sharon Wilsie, 2020 erschienen bei Franckh-Kosmos, ASIN: 3440167461
- Horse Speak, Sprachkurs Pferd – Das Trainingsbuch von Autorin Sharon Wilsie, 2023 erschienen im Kosmos Verlag, ISBN-10: 3440170632, ISBN-13: 978-3440170632
Aufgepasst: Bist du schon ganz gespannt auf mehr Infos zu den 13 – von Sharon Wilsie – definierten Punkten in der Pferdesprache? Dann schaue dir dieses aufschlussreiche Video an, in dem die Autorin auf Englisch beschreibt und anhand der Aufnahmen von vier Pferden zeigt, wie sie über feinste Bewegungen miteinander kommunizieren:
Wie unterstütze ich mein Pferd durch das Kommunizieren der Pferdesprache?
Überprüfe immer deine eigene Intention. Dabei sollte deine Frage lauten: Was kann ich dem Pferd geben? Sucht das Pferd in sich nach Balance und kann sie dort nicht länger finden, wird Unterstützung von außen, also von dir, sehr gerne angenommen. Wann immer das Pferd nach Hilfe sucht, sei also wachsam, dass du sie ihm in jedem Moment eures Kontaktes auch gewähren kannst. Das macht eure Beziehung für das Pferd wertvoll.
Wenn du beginnst in der für Pferde natürlichen Weise zu kommunizieren, wirst du deinem Pferd nicht nur alltägliche Schreckgespenste wie beispielsweise die Angst vor einem Ort oder Gegenstand nehmen können, du wirst ihm helfen, sich in deiner Nähe sicherer zu fühlen und dich als Teil seiner Herde anzusehen. Anerkennung und Freundschaft könnten dir gebühren. Denn das ist es, was ein Pferd immer sucht: Es möchte sich sicher und gut fühlen mit seinem Gegenüber, auch Führung erhalten.
Nimm Spannung aus deinem Körper und biete Sicherheit
Pferde sind sehr feinfühlig und nehmen deine Emotionen schon auf die Distanz hin wahr. Sei sensibel, ruhig und gelassen, wenn du auf ein Pferd zugehst. Mach es dir in dir selbst gemütlich, dann strahlst auch du diese Gemütlichkeit nach außen und das Pferd kann entspannen. Achte dabei wirklich auf deine Körperhaltung. Wie steht es um deine Muskulatur, ist sie in Spannung? Kiefer- und Schulterbereich sind bei vielen Menschen angespannt, ohne, dass sie es überhaupt noch wahrnehmen.
Bist du in solch einer Spannung und dein Pferd fürchtet sich an einer Stelle im Gelände oder sonst wo, wirst du ihm nicht die Sicherheit und Führung geben können, die es sucht, um weiterzugehen. Lässt du aber los und kommunizierst dies dem Pferd in seiner Körpersprache, wird es sich beruhigen können und den Spaziergang oder Ausritt entspannt fortsetzen wollen.
Um deinem Pferd Beruhigung, Führung und Sicherheit zu geben, wirst du zuerst selbst ruhig, entspannst deine Körperhaltung, schaust (beim Spaziergang) oder zeigst (wenn du auf dem Pferd sitzt) dorthin, von wo das Pferd eine Bedrohung fürchtet und atmest zweimal normal ein und dann sehr lang und laut aus. Du kannst auch noch abkauen oder schmatzen, wie es Pferde gerne tun, wenn sie entspannen. Das wird deinem Pferd zeigen, dass du seine Besorgnis wahrnimmst, sie aber nicht teilst, sondern ganz im Gegenteil der Meinung bist, dass es deiner Führung trauen kann.
Schaue dir an, was in der Kommunikation mit Pferden möglich ist. In diesem Video beschreibt Sharon Wilsie, wie sie fühlen, was sie brauchen und wie Kommunikation mit Pferden gelingen kann:
Mit welchen Körperteilen kommunizieren Pferde?
Sowohl einzelne Körperteile wie Ohren, Augen, Nüstern, Schweif und Hufe als auch die allgemeine Körper- und Kopfhaltung des Pferdes vermitteln Informationen über dessen Wohlbefinden, Bedürfnisse und Verhalten gegenüber Herdenmitgliedern. Du kannst die Bedeutung einer bestimmten Ohrposition aber erst dann richtig verstehen, wenn du auf den gesamten Pferdekörper schaust. Denn zurückgelegte Ohren können sowohl Angst als auch Aggressivität bedeuten. Um das Signal richtig zu deuten, musst du auch auf andere Körperteile blicken.
Hier ein kleines Pferdesprachen-Lexikon, welche Gesten und Haltungen wie zu verstehen sein können:
Der Kopf
Mithilfe von Kopfbewegungen können Pferde Botschaften an ihre Artgenossen, aber auch an Menschen übermitteln:
- Leichtes Anstupsen mit dem Kopf: Das Pferd fordert zu etwas auf.
- Ruckartiges Hochreißen des Kopfes: Das Pferd ist unzufrieden und geht in Abwehrhaltung.
- Hebt das Pferd seinen Kopf und öffnet seine Nüstern weit, begrüßt es dich schon aus der Ferne.
Die Augen
An den Seiten des Kopfes positioniert, sind selbst weit entfernte und schnelle Bewegungen immer im Blick des Pferdes. Im Grunde nehmen Pferde nahezu alle Bewegungen wahr, denn jedes Auge sieht fast mit einem Winkel von 180 Grad. Nur der Blick auf den eigenen Rücken, der ist Pferden bei gerader Kopfausrichtung verwehrt. Und ja, die Augen sind bekanntlich der Spiegel zur Seele, doch einem Pferd direkt in die Augen zu sehen, ist, wie schon erwähnt, mehr eine Kampfansage als eine Liebeserklärung. Dennoch können dir die Augen einen Einblick in das Befinden deines Pferdes eröffnen:
- Mit wachen, glänzenden und entspannten Augen geht es dem Pferd recht gut.
- Ausdruckslose, trübe Augen könnten darauf hinweisen, dass das Pferd in unglücklichen Umständen lebt, es vielleicht sogar schon resigniert hat. Es könnte aber auch Schmerzen haben oder krank sein.
- Wenn der weiße Augapfel sichtbar ist, ist das Pferd meist sehr ängstlich oder panisch, denn es hat seine Augen weit aufgerissene.
- Blinzeln Pferde mit ihren Augen, kann dies eine Form der Stressreduktion sein.
- Mit den Augen blicken Pferde auch auf die Körperteile ihres Gegenübers, die sie gerne bewegen wollen. Brauchen sie mehr Raum, schauen sie sich zum Beispiel auf die Ganaschen.
TIPP:
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Die Ohren
Pferde nutzen 12 Muskeln pro Ohr, um diese in fast alle Richtungen drehen zu können. So entgeht nichts ihre Aufmerksamkeit. Die verschiedenen Ohrpositionen können in Abhängigkeit anderer Körpersignale unterschiedliche Bedeutungen haben:
- Nach vorne gespitzte Ohren zeigen, dass das Pferd interessiert und offen ist, sich zudem auf ein Geräusch fokussiert.
- Ein Ohr nach vorne gespitzt, ein Ohr nach hinten angelegt offenbart, dass ein Pferd unsicher ist, worauf es sich konzentrieren soll. Denn seine Ohren sind in beide Richtungen auf Empfang gestellt.
- Nach hinten angelegte Ohren bekunden meist schlechte Laune oder beinhalten eine Warnung. Beim Reiten können nach hinten gerichtete Ohren auch eine Konzentration auf den Reiter signalisieren.
- Bis in die Waagerechte zur Seite geneigte Ohren zeigen eine grundlegende Entspannung an. Das Pferd döst mit dieser Ohrhaltung.
Die Nüstern
Das Pferd ist mit einem, dem Menschen weit überlegenen Geruchssinn ausgestattet. Für die Verständigung mit seinen Artgenossen spielt nämlich auch die Kommunikation über Gerüche, also beispielsweise das Aussenden von Pheromonen und Geruchsmarkierungen eine Rolle. Doch nutzt ein Pferd seine Nase, also die Nüstern, nicht nur zum Riechen:
- Weit aufgeblähte Nüstern wittern Gefahren und Feinde – als Beutetier diente das dem Überleben in der freien Natur. Das domestizierte Pferd kann mit weit aufgerissenen Nüstern also ängstlich, sehr aufgeregt oder auch panisch sein. Weitere Infos dazu wirst du an seinen Augen und dem Rest der Körperhaltung erkennen.
- Gleichzeitig können weite Nüstern aber auch bedeutet, dass das Pferd einen Geruch wahrnimmt, den der Mensch vielleicht nicht riechen kann.
- Begegnen sich Pferde, treten sie über ihre Nüstern miteinander in Kontakt. Sie berühren sich dreimal im Bereich von Maul und Nüstern. Dann atmen sie tief und entspannt ein, auch wieder aus, um das Gegenüber zu riechen.
Der Atem
Es ist so spannend mit den Pferden über den Atem zu kommunizieren. Jedes Mal, wenn ich in den Stall gehe oder die Pferde auf der Koppel aufsuche, begrüße ich sie zuerst, indem ich ihnen meinen Handrücken entgegenstrecke und nutze dann die von Sharon Wilsie beschriebene Ausatmung. Was ich dabei fühle, ist sofort in die Herde aufgenommen zu werden. Angenommen als Teil der Herde schenkt man mir Beachtung in meinem Ausdruck, ohne, dass ich irgendein Pferd kontrollieren müsste. Ich werde mit dieser Begrüßung einfach zum Partner durch eine freie Kommunikation in der Sprache der Pferde.
Dabei kann der Atem des Pferdes eine ganze Menge an weiterer Informationen transportieren. Beispielsweise diese:
- Ein Interesse an etwas wird gerne mit dreimaligem kurzem Ausatmen verkündet. Und natürlich richten sich die Ohren in Richtung des Interesses.
- Ein laut röchelndes oder schnarchendes Geräusch machen Pferde hingegen, wenn Alarm zu verkünden ist – ebenso wie ein schnaubendes schnelles Ausatmen aus dem Bauch heraus. Dies kann die Herde in Aufruhr bringen.
- Was noch spannend ist: alle lauten Atemgeräusche drücken starke Gefühle und Dramatik aus. Im Gegensatz dazu drücken alle leisen und sanften Atemgeräusche auch sanfte und liebvolle Gefühlsregungen aus.
Atemübung: Möchtest du deinem Pferd helfen, sich zu entspannen und ein Stresslevel von Null zu erreichen, kannst du dreimal tief in deine hinteren Rippen einatmen und dann aus dem Mund wieder ausatmen. Ruhig und langsam. Du wirst erstaunt sein, wie dein Pferd diese Unterstützung annehmen kann. Du selbst wirst – ganz nebenbei – auch ruhiger bei dieser Atmung. Aber dreimal genügt, denn eine dreimalige Wiederholung ist in der Sprache der Pferde bedeutsam.
Sharen Wilsie offenbart in diesem Video acht Phänomene über die geheimen Mitteilungen im Atem der Pferde:
Das Maul
Auch die Haltung des Pferdemauls gibt Auskunft über das Befinden des Tieres:
- eine lockere, leicht herunterhängende Lippe gehört fast zu den, zur Seite bis in die Waagerechte hängenden Ohren. Das Pferd ist entspannt oder schläft.
- gähnen zeigt in den wenigsten Situationen allerdings an, dass das Pferd müde ist. Vielmehr wird hier Spannung losgelassen, eine Emotion wie Angst beispielsweise oder eine körperliche Anspannung, die im aktuellen Moment nicht mehr nötig ist. Wenn dein Pferd zum Beispiel zu gähnen beginnt, sobald du kommst, solltest du das in keinem Fall negativ werten – so nach dem Motto „Ich habe kein Bock auf Dich“ oder so. Genau das Gegenteil ist der Fall: Sobald du die Bühne betrittst fühlt sich dein Pferd sicher, wenn es gähnt. Du bist da und es selbst kann Spannung lösen, weil es sich in deiner Gegenwart wohl und geschützt fühlt.
- kaut das Pferde ab oder leckt sich die Lippen mit der Zunge, verarbeitet es Informationen, die im Kontakt mit dem Gegenüber gesammelt wurden. Hier zeigt das Pferd auch, dass es gerade etwas gelernt hat. Beispielsweise im Training. Dann gib ihm etwas Zeit, um zu verarbeiten.
- stark zusammengepresste Lippen deuten auf ein Unwohlsein hin. Das Pferd hat eventuell Schmerzen. Dann sind häufig auch andere Körperteile in Spannung, achte darauf.
- eine hochgezogene, gekräuselte Oberlippe mit nach vorne und oben geneigtem Kopf bezeichnet man als „Flehmen“. Wenn Pferde flehmen, liegt in der Regel ein interessanter Geruch in der Luft, den das Pferd besser riechen will. Es kann aber auch ein Zeichen für Schmerzen sein, besonders bei Bauchweh und beginnenden Koliken. Betrachte immer die Gesamtsituation. Bei Kolik Anzeichen schauen Pferde auch gerne auf ihren Bauch, der ja weh tut…
INTERESSANT:
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Die Schulter
Die Schulter nutzt das Pferd ebenso wie viele andere Körperteile zur Kommunikation, aber auch zur Richtungsweisung von seinem Gegenüber:
- Drängt das Pferd sein Gegenüber mit der Schulter ab, bedeutet dies ganz klar „Ich dominiere dich“. Das kann beispielsweise beim gemeinsamen Spaziergang zwischen euch passieren, wenn du nicht achtsam bist und die Rangfolge zwischen euch nicht eindeutig geklärt ist.
- Mit der Schulter dirigiert ein Pferd sein Gegenüber aber auch und kann ihm damit ansagen: Bis hier und nicht weiter. Geht dann noch der Kopf hoch, wird eine deutliche Spannung aufgebaut, die klare Grenzen aufzeigt. Damit sind oft allerfeinste Bewegungen der Hufe/Beine verbunden. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung kann einem anderen Pferd – oder auch dir – den Weg verweigern.
Die Hufe
Die Hufe dienen dem Pferd also nicht nur zur Fortbewegung, sondern werden auch zur Übermittlung von Botschaften eingesetzt. Pferde nutzen beispielsweise auch Schritte/Hufbewegungen, um sich gegenseitig zu führen und zu leiten:
- eine gezielte Hufbewegung (ein Schritt) zur Seite oder in den Weg, Wirkungskreis seines Gegenübers schneidet diesem den Weg ab und heißt so viel wie hier geht es für dich nicht weiter.
- Scharrende Hufe: Das Pferd wartet ungeduldig auf etwas.
- Stampfen mit einem Bein: Das Pferd ist gelangweilt, ungeduldig oder unzufrieden. Gegebenenfalls kann es auch eine Warnung bedeuten und signalisieren, dass das Tier in Ruhe gelassen werden will.
- Scharren und Stampfen bei Hengsten: Häufig will das Pferd einer Stute imponieren.
Der Schweif
Mit dem Schweif können Pferde ebenso viel ausdrücken, wie mit ihren anderen Körperteilen:
- Schlagen mit dem Schweif kann den Unmut über die aktuelle Situation mitteilen.
- Es sagt aber auch, ich bin mitten in einem Prozess oder ich habe gerade etwas abgeschlossen.
- Leicht angehobener, pendelnder Schweif: Das Pferd ist entspannt.
- Eingeklemmter Schweif: Das Pferd ist ängstlich oder verunsichert.
- Peitschender Schweif: Das Pferd will Fliegen loswerden oder ist verärgert. Beim Reiten oder bei der Bodenarbeit und im Herdenverbund kann ein schlagender Schweif auf Überforderung oder Unzufriedenheit hindeuten.
Wie kommunizieren Pferde mithilfe ihrer Stimme?
Pferde kommunizieren sowohl mit ihren Artgenossen als auch mit Menschen über verschiedene Laute. Obwohl die Lautsprache von Pferden bei weitem nicht so umfangreich ist wie die menschliche, können die Tiere mithilfe von akustischen Signalen einige Botschaften übermitteln.
Was bedeuten Wiehern und Quietschen?
Wiehern ist die mit Abstand bekannteste Ausdrucksform des Pferdes. Je nach Klang und Situation kann es verschiedene Bedeutungen haben:
- Sanftes, entspanntes Wiehern bedeutet meist, dass das Pferd einen Artgenossen begrüßt.
- Durch Wiehern können sich Stute und Fohlen schneller finden und dabei wird auch das bekannte Brummeln eingesetzt. Die Stute brummelt zum Fohlen „Komm mal zu mir, mein Schatz“. Auch zum Menschen ist von manchen Pferden ein begrüßendes Brummeln zu hören. Dies ist immer wohlwollend.
- Je nachdem, wie weit entfernt die Herde auseinander steht, kann ein Wiehern ein anderes Herdenmitglieder auch auffordern näher zu kommen.
- Pferde quietschen, wenn sie besonders wild und übermütig sind. Häufig tritt das Geräusch auf, wenn die Tiere sich austoben und bocken, oder im ersten Kontakt von einander noch unbekannten Pferden.
- Schrilles Wiehern oder Quietschen signalisiert dagegen, dass sich das Pferd von einem Artgenossen bedrängt fühlt oder einen Angriff auf ein anderes Pferd ankündigt. Alternativ kann es ein Anzeichen von Angst sein oder eine Gefahr den Herdenmitgliedern ankündigen. Mehr dazu erfährst du in unserem Stallbedarf24 Ratgeber: Warum wiehern Pferde?.
Fazit zum Thema Pferdesprache
Um die Pferdesprache zu lernen und zu verstehen, ist nicht viel Aufwand erforderlich. Wenn du lernst, die Körpersprache deines Pferdes zu deuten, kannst du es nicht nur besser verstehen, sondern auch gezielt auf seine Bedürfnisse eingehen und pferdisch mit ihm kommunizieren. Damit bei der Deutung keine Missverständnisse aufkommen, solltest du die Signale jedoch nie isoliert voneinander betrachten, sondern immer auf den gesamten Körper des Pferdes eingehen.
Von Natur aus neugierig ist das Pferd dann gerne bereit, sich mit dir und allen erdenklichen Spielen und Trainings zu beschäftigen. Aber in der Essenz sucht das Pferd nach Erdung, Sicherheit und Balance in seinem Körper. Hat es diese verloren, wirst du es sofort wahrnehmen können, im Ausdruck, in der Bewegung, auch in Übersprungshandlungen. Dann werde ruhig. Anstatt dein Pferd zu bewerten, helfe ihm zurück in seine Balance zu kommen, indem du zum friedlichen, bewussten und in der Pferdesprache kommunizierenden Führer wirst.
Und ja, Freunde sind dem Pferd besonders wichtig, so auch du als Mensch, aber sei dir bewusst, dass dein Pferd auch Artgenossen braucht, um glücklich zu sein. Da Pferde Herdentiere sind, ist es besonders wichtig, sie nicht allein zu halten. Der soziale Kontakt unter Artgenossen dient zum Beispiel zur Körperpflege, dem Schutz vor Fliegen und, um sich geborgen zu fühlen.
Quellen:
youtube.com/watch?app=desktop&v=Oke56wBFgFw
cavallo.de/pferdeverhalten/interview-sharon-wilsie-ueber-horse-speak/
youtube.com/watch?v=aFpLS68MghM
youtube.com/watch?v=2S_89DneBRw
pferdefluesterei.de/pferdesprache-lernen-eins-werden/
reiterrevue.de/ausbildung-und-praxis/gesundheit/fuenf-fragen-zum-flehmen-10158468.html
youtube.com/watch?app=desktop&v=Oke56wBFgFw
youtube.com/watch?v=uPkbeVvtCJE
mein-pferd.de/pferdehaltung/pferdewelt/lautaeusserungen-des-pferdes/#:~:text=Sind%20die%20Tiere%20gut%20miteinander,das%20Schnauben%20h%C3%A4ufig%20zu%20h%C3%B6ren.
pferde.de/magazin/von-liebe-bis-aerger-die-sprache-der-pferde/
praxistipps.focus.de/pferdesprache-lernen-das-bedeutet-die-koerpersprache-des-tiers_128278
zooplus.de/magazin/pferd/pferdeerziehung/pferdesprache-verstehen
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