Ist dein Pferd ist ein echter Dreckspatz? Wälzt es sich gerne im Staub und läuft am liebsten sandfarben getarnt herum? Dann liebt es das angeborene Wälzverhalten und du bist daran gewöhnt, es häufig zu putzen. Während du dein Pferd sauber machst, stärkst du eure Bindung. Die intensive Pflege tut ihm gut. Pferde freuen sich darüber, wenn sich ihre Halter Zeit nehmen und sie mit dem passenden Zubehör sinnvoll putzen.
Gepflegte Pferde duften. Sie riechen nicht staubig oder nach Stall, sondern angenehm aromatisch-fellig und ein bisschen erdig. Außerdem fühlen sie sich sehr wohl und lieben ihr „Pflegepersonal“ über alles. Denn eine intensive Pflege geht mit vielen Streicheleinheiten und Massagen einher. Die meisten Pferde und Ponys genießen das. Aber wie gehst du beim Putzen richtig vor? Immerhin willst du deinem Pferd nicht nur einen Wellness-Moment verschaffen, sondern seiner Gesundheit etwas Gutes tun. In unserem Ratgeber erfährst du, an was du bei der Pferdepflege denken musst.
Inhaltsverzeichnis
Fellpflege auf Pferdeart: Wälzen
Du magst das vermutlich nicht so gerne, aber dein Pferd findet Wälzen im Dreck absolut korrekt. Das hat einen Grund: Für die Huftiere ist das Fellpflege. Wenn dein Pferd nach einem Ausritt stark geschwitzt ist, wälzt es sich auch gerne im Schlamm. Wer schon einmal Wattwandern war, kennt das: Der Modder kühlt stark. Wälzen ist ein angeborenes Verhalten und wichtig für die Tiere.
Beim Wälzen massieren die Tiere ihre Haut. Das fördert die Durchblutung. Gleichzeitig werden sie Mücken und anderes Ungeziefer zuverlässig los. Außerdem verlieren Pferde und Ponys juckenden trockenen Schweiß und lose Fellhaare beim Wälzen im Sand. Wälzen ist also „Entlausen“ und Peeling plus Massage. Wenn dein Tier beim Wälzen wohlig grunzt und beim Aufstehen schnaubt, fühlt es sich im wahrsten Sinne des Wortes „sauwohl“ und ist tiefenentspannt. Ein gutes Zeichen!
Nach dem Wälzen schütteln Pferde und Ponys den losen Staub aus dem Fell. Für den Pferdealltag auf der Wiese sind sie dann sauber genug. Bevor du dein Tier aber sattelst, solltest du es noch einmal gründlich reinigen. Denn so manches pieksiges Stück Dreck bleibt eben doch hängen – und das kann unter dem Sattel unangenehm werden.
HINWEIS:
Wusstest du, dass manche Pferdehöfe spezielle Wälzplätze aus Sand und feiner Erde für die Tiere anlegen? Damit sorgt man für ein entspannendes Herumrollen der Vierbeiner auch außerhalb des Reitplatzes oder der Reithalle.
Was brauchst du, um Pferde richtig zu putzen?
Wir halten also fest: Vor dem Satteln wird dein Pferd „ausgehfein“ gemacht. Fell und Haut unter Sattel und Zaumzeug sollen gesund bleiben.
Folgende Utensilien gehören in den Putzkasten:
- Pferdestriegel
- Kardätsche
- Wurzelbürste
- Zwei verschiedenfarbige Schwämme
- Hufkratzer
- Mähnenkamm und Mähnenbürste
- Weiches Handtuch oder Lammfellhandschuh
- Bürste mit sehr weichen Borsten
Reihenfolge beachten beim Putzen!
Du beginnst das Putzritual immer mit einer angenehmen Massage für dein Pferd. Das erledigst du mit dem Striegel. Der Gummistriegel ist für die runden, muskulösen Körperteile deines Tiers gedacht, wo das Fell dick wächst. Knochige Stellen und Gelenke striegelst du nicht. Bei der Massage lockerst du die Muskulatur unter dem Fell und regst die Durchblutung an. Gleichzeitig lösen sich Staub und Dreck aus dem Unterfell.
Beim Striegeln arbeitest du dich am Pferd oder Pony von vorne nach hinten durch. Du massierst dein Tier mit ruhigen, kreisenden Bewegungen. Das genießt dein Tier auf jeden Fall.
Nach dem Striegel kommt die Kardätsche an die Reihe. Der Striegel hat schon Staub und Haare aus dem Unterfell gelöst, die Kardätsche bürstet diese Verunreinigungen nun zuverlässig aus dem Fell. Du kannst beidhändig arbeiten: Nimm den Striegel in die eine und die Kardätsche in die andere Hand. Bürste dein Pferd mit der Kardätsche in ruhigen und festen Strichen vom Hals aus bis zu Kruppe gründlich ab. Das nach dem Striegeln etwas struppige Fell wird nun wieder glatt. Die Kardätsche streichst du zwischendurch immer wieder am Striegel aus, um sie zu reinigen.
WICHTIG:
Folge mit der Kardätsche immer der Wuchsrichtung des Fells und bürste auch am Wirbel über der Flanke niemals gegen den Strich!
Kopf der Pferde richtig putzen: Bitte ganz sanft!
Für die Kopfpflege brauchst du weiche Bürsten. Bevor du das dünne, empfindliche Fell am Kopf ausbürstest, entfernst du mit einem sauberen, weichen Handtuch den Sand vom letzten Wälzen aus dem Gesicht. Vor allem in der Augenregion ist das wichtig.
Nicht jedes Pferd oder Pony mag es, wenn das dünne Fell am Kopf, das direkt auf dem Knochen liegt, mit der Bürste gereinigt wird. Trotzdem solltest du das sanft und liebevoll tun. Denn wenn hier Sand oder Staub hängenbleibt, holt sich das Tier unter den Trensen Scheuerstellen. Gewöhne dein Pferd langsam an das Abbürsten im Gesicht. Bewege dich dabei ruhig und vorsichtig.
TIPP:
Du erreichst alle Stellen des Pferdekopfes, wenn du das Halfter vorsichtig bewegst. Denn auch darunter können sich Staub und Sand ansammeln.
Maul und Nüstern sauber machen
Zum Kopf gehören auch Maul und Nüstern – und dafür kommen die Schwämme ins Spiel. Einer der Schwämme ist für Maul und Nüstern gedacht, den anderen benutzt du, um deinem Pferd oder Pony den After zu putzen. Deshalb haben die Schwämme auch zwei verschiedene Farben: Bitte nie verwechseln! Bevor du Nüstern und Maul reinigst, feuchtest du den Schwamm mit frischem Wasser an. Die Nase putzt du vorsichtig, denn manche Pferde mögen das gar nicht. Zwinge dein Pferd nicht! Vielleicht lässt es dich beim nächsten Mal ran.
After reinigen
Bist du am Kopf fertig, ist die Hinterseite an der Reihe. Befeuchte den Schwamm mit frischem, klarem Wasser. Stell dich seitlich neben dein Pferd und greife den Schweif fest. Zieh ihn mit Nachdruck zur Seite und wische die empfindlichen Stellen von oben nach unten mit sanften, aber festen Strichen. Sei nicht irritiert, wenn du etwas Kraft brauchst: Dein Pferd hat eine ausgeprägte Schweifmuskulatur.
Ohren putzen
Nun fehlen noch die Ohren. Pferdeohren sind bei einem gesunden Tier selbst reinigend. Bitte pule niemals in den Ohren herum, sondern lass sie innen einfach in Ruhe. Sowohl die kleinen Höcker in den Ohrmuscheln (eine Mischung aus Schmalz und Staub) als auch die Haare gehören da hinein. Mit einem weichen Tuch entfernst du den Dreck an der äußeren Ohrmuschel. Was du bei der Pflege durchaus machen solltest, ist kraulen. Denn das lieben viele Pferde. Manche bevorzugen ein Kraulen zwischen den Ohren und am Schopf, andere wiederum lieben ein Streicheln außen an den Ohren hin zur Ohrenspitze.
Hufe säubern
Die Beine deines Pferdes oder Ponys reinigst du mit der Wurzelbürste. Die Bürste ist viel weicher als der Striegel, holt aber den Dreck zuverlässiger aus dem Fell als die Kardätsche. Du bürstest die Beine immer mit dem Strich, bewegst dich also von oben nach unten. Sei vorsichtig beim Putzen und beuge dich nicht unter dem Pferd durch. Seitlich stehst du besser. Solltest du den Schmutz mit der Bürste nicht lösen, kannst du deinem Pferd nach dem Reiten einfach eine kühle Dusche mit dem Gartenschlauch gönnen.
Du putzt dein Pferd von vorne nach hinten und von oben nach unten. Sind die Beine sauber, musst du noch die Hufe reinigen. Es ist wichtig, dass du das regelmäßig machst. Die Hufpflege sorgt dafür, dass dein Pferd gesund ist und gut laufen kann. Hufe werden täglich gepflegt. Kontrolliere die Unterseite und die Außenseite jedes Hufs und reinige den Strahl in den Hufen.
Folgendes über die Hufpflege solltest du wissen:
- Schmutz und Steinchen dürfen sich nicht unter den Hufen festsetzen. Reinige täglich die Hufe!
- Überprüfe Hufe und Beine täglich auf Verletzungen und Druckstellen!
- Die Hufe sollten alle vier bis spätestens acht Wochen getrimmt, geraspelt und/oder ausgeschnitten werden. Fachpersonal zeigt dir, wie die Hufe geraspelt und ausgeschnitten werden.
- Lass dich von einem Hufbearbeiter beraten. Dieser kann dir den individuellen Zeitpunkt fürs Bearbeiten der Hufe am besten erklären.
- Reinige die Box täglich, denn der Schmutz der Box führt zu Infektionen der Hufe. Das gilt auch für das Paddock.
Wie genau du die Hufe reinigst hängt davon ab, ob dein Tier beschlagen ist oder nicht. Mit dem Hufkratzer entfernst du den groben Dreck und Steine aus den seitlichen Strahlfurchen und der mittleren Strahlfurche. Gehe dabei gründlich vor. Anschließend säuberst du die Tragwand. Mit der Bürste bekommst du auch den feinen Schmutz vom Huf. Festsitzenden Dreck kannst du mit Seifenwasser lösen.
HINWEIS:
In unserem Ratgeber „Pferdeställe richtig ausmisten – alles gar nicht so viel Mist!“ liest du nach, an was du beim Pferdestall ausmisten alles denken solltest.
Schweif und Mähne pflegen
Schweif und Mähne deines Pferdes zu pflegen, macht dir vermutlich am meisten Spaß. Du bürstest den Schweif aber nur, wenn es wirklich nötig ist. Die Haare sind empfindlich, sie brechen leicht. Und sie wachsen nur sehr langsam nach. Bevor du zur Bürste greifst, solltest du deshalb den Schweif von Hand reinigen. Heu und Stroh zupfst du einzeln aus dem Schweif heraus und glättest die Strähnen mit den Fingern. Das reicht meist aus.
Möchtest du dein Pferd oder Pony vor einem Turnier richtig aufpolieren, kannst du den Schweif auch mit einem speziellen Schweif-Shampoo waschen oder ein Spray benutzen. Die Haare werden dadurch glatter. Bei der Mähne gehst du genauso vor. Aber hier darfst du auch etwas häufiger beim Putzen bürsten. Knoten löst du vorsichtig mit den Fingern.
Pferde richtig putzen zu jeder Jahreszeit
Je nach Jahreszeit verändern sich einige Punkte in der Pferdepflege. Im Frühjahr und im Herbst steht der Fellwechsel an, den du deinem Pferd durch regelmäßiges Bürsten und Striegeln erleichterst. Aus einer gesunden Haut wächst das neue Fell problemlos und schützt dein Pferd vor den Witterungsbedingungen, die mit der jeweiligen Jahreszeit einhergehen.
Fellpflege für Pferde im Sommer
Heiße Sommertage sind eine Herausforderung für das Pferd. Es schwitzt auf der Koppel, was Fliegen und Mücken sowie andere Stechinsekten anzieht. Im Sommer spielt die richtige Fellpflege vor allem wegen der Vermeidung von Insektenstichen und Ekzemen eine wichtige Rolle. Nach einem Tag auf der Weide solltest du deinem Pferd Erleichterung verschaffen und es mit kühlem Wasser absprühen. Du nutzt das Schweißmesser und entfernst den im Fell und auf der Haut angesammelten und mit Staub versetzten Schweiß. Wenn die Temperaturen über 30 °C steigen, kann ein Tag im Stall die bessere Alternative zum Freilauf auf der Koppel sein.
TIPP:
Statte dein Pferd mit Artikeln rund um den Fliegenschutz aus. Dann ist es bestens gegen die kleinen Lästlinge geschützt.
Pflege des Pferdefells im Winter
Dein Pferd entwickelt im Herbst ein dichtes Winterfell. Das Fell schützt dein Tier vor der Kälte. Der dicke Pelz führt aber auch dazu, dass es beim Training schneller schwitzt. Mit Wasser solltest du in der kalten Jahreszeit nicht oder nur sehr sparsam putzen. Am besten verwendest du im Winter einen guten Zackenstriegel als wichtigstes Werkzeug in der Fellpflege. Bei sehr stark verschmutzten und verklebten Fellstellen eignet sich ein Waschhandschuh, mit dem du wenig lauwarmes Wasser auf die betroffene Stelle aufträgst und den Schmutz mit reibenden Bewegungen entfernst. Um das Fell wieder zu trocknen, streichst du das überschüssige Wasser mit dem Schweißmesser aus dem Fell und reibst das Areal anschließend mit einem Handtuch trocken.
Pflegemaßnahmen in den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen
Die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten – herausgegeben vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – äußern sich ebenfalls zu Pflegemaßnahmen beim Pferd.
Folgende wichtige Punkte stellen die Leitlinien heraus:
- Man soll das arteigene Pflegeverhalten des Vierbeiners durch die Art seiner Haltung nicht einschränken.
- Für das Wohl deines Pferdes ist es unerlässlich, dass du es sinnvoll pflegst. Die Pflege des Pferdes ist förderlich für das Vertrauen zwischen Menschen und Tier.
- Junge Pferde kannst du mit dem richtigen Pflegen an den Umgang mit Menschen gewöhnen.
- Du sollst dein Pferd nur eindecken oder scheren, wenn es tatsächlich notwendig ist. Die physiologische Funktion des Haarkleids darf nicht gestört sein.
- Haare mit Schutzfunktionen (wie Haare in Ohrmuscheln) oder Haare, die funktionale Teile von Organen sind (wie Tasthaare), darfst du nicht manipulieren.
- Wenn du dein Pferd wäschst, musst du geeignete Produkte verwenden. Die natürliche Schutzfunktion von Haut und Fell muss erhalten bleiben.
Fazit: Pferde richtig putzen
Mit der richtigen und regelmäßigen Fell-, Huf und Hautpflege beugst du Erkrankungen beim Pferd vor und schaffst eine enge Bindung zu deinem Tier. Es geht beim Putzen des Vierbeiners nicht nur um einen glänzenden Auftritt und gesund aussehendes Fell, sondern darum, die Fell- und Hautgesundheit zu fördern. Mit der sorgfältigen Fellpflege siehst du eventuelle Verletzungen, vermeidest Scheuerstellen unter Trense und Sattel und machst dir ein Bild über den Hautzustand des Tieres. Außerdem fühlt sich das Bürsten und Striegeln für ein Pferd wie eine Massage ein. Pferde richtig zu putzen fördert ihr Wohlbefinden und das Vertrauen zwischen Menschen und Tier.
Quellen:
cavalluna.com/backstage-more/pferdewissen/tipps-tricks/wenn-pferde-sich-waelzen-und-was-es-bedeutet
reiterrevue.de/ausbildung-und-praxis/gesundheit/warum-das-pferd-die-rolle-im-dreck-liebt-9154144.html
vergleichen-und-sparen.de/blog/wieso-ist-fellpflege-beim-pferd-wichtig/
vergleichen-und-sparen.de/blog/pferd-hufpflege/
cavallo.de/medizin/so-funktionieren-pferdeohren/
kultreiter.de/pferde-pflegen/
bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/Gutachten-Leitlinien/HaltungPferde.pdf
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