Mortellaro bei Rindern – Alles zu den Ursachen, Symptomen und Behandlung

Mortellaro – Was ist das für eine Erkrankung?

Mortellaro ist eine bakterielle Erkrankung der Klauen des Rindes. Vorwiegende Erreger der Klauenerkrankung sind schraubenförmige Bakterien aus der Gattung Treponema. Meist werden die Bakterien in einen Bestand eingeschleppt, wenn Rinder zugekauft werden. Aber auch im eigenen Bestand können Rinder an Dermatitis digitalis erkranken und für große Schäden und hohe Kosten sorgen. Denn die Dermatitis digitalis ist nicht nur ansteckend und schmerzhaft für die betroffenen Rinder, sondern die Milchleistung sinkt, Brunstsymptome fehlen und Fruchbarkeitsprobleme nehmen zu.

Es reicht jedoch nicht aus, dass sich der Erreger im Stall befindet, damit das Leiden bei einem deiner Wiederkäuer ausbricht. Erst wenn eine Kuh zum Beispiel während der Hochlaktationsphase körperlich gestresst und ihr Immunsystem geschwächt ist, bricht es aus. Nach der Ansteckung dringen die Erreger in tiefe Hautschichten der Klauenhaut ein und erste Symptome zeigen sich. Je nach Phase der Erkrankung treten dann unterschiedliche Symptome auf.

Ursache für Mortellaro (Ätiologie):  Warum entsteht die Erdbeerkrankheit bei Rindern?

Als Hauptverursacher von Dermatitis digitalis gelten wie weiter oben erwähnt bestimmte bakterielle Erreger. Wie bei vielen anderen Krankheiten gibt es jedoch auch bei der Dermatitis digitalis begünstigende Faktoren, die wesentlich dazu beitragen, dass sie dann auch ausbricht. Dazu zählen:

• Falsche oder mangelhafte Stallhygiene
• Unzureichende Klauenpflege
• Jeglicher Stress, der die Kühe anfällig werden lässt – z. B. die Hochlaktationsphase der Kuh, hohe Besatzdichte
• Falscher Untergrund – z. B. mangelhafter Spaltenboden
• Feuchtwarme Umgebung
• Keine ausgewogene Fütterung

Verschiedene Umgebungsfaktoren kombiniert mit Stress und einem geschwächten Immunsystem führen dazu, dass die Haut aufweicht. Die äußere Hornschicht wird dünner und reißt ein. Jetzt haben die Bakterien leichtes Spiel: Sie dringen in die Läsionen ein und lösen Infektionen aus. Die Dermatitis digitalis bricht aus.

MERKE:

Die Erdbeerkrankheit der Kuh gehört zu den Faktorenerkrankungen. Um zu vermeiden, dass deine Kühe an der Dermatitis digitalis erkranken, kannst du viele Faktoren positiv beeinflussen. Schon eine durchdachte Stall- oder Klauenhygiene kann die Zahlen in deinem Bestand deutlich senken. Wichtig ist, dass die Krankheit erkannt wird.

Symptome bei Mortellaro: Woran erkenne ich die Dermatitis digitalis?

Die klinischen Erscheinungen bei der Dermatitis digitalis des Rindes können sehr unterschiedlich sein. Häufig zeigen die Kühe umschriebene, runde oder ovale geschwürsbildende Entzündungen der Haut. Die Veränderungen treten meistens im Bereich der Fesselbeuge am Übergang zum Ballenhorn auf. Manchmal ist auch der Zwischenklauenspalt betroffen. Wesentlich häufiger als die vorderen Beine erkranken die hinteren Beine der Rinder.

Mit bloßem Auge kannst du die teilweise nur millimetergroßen Hautflächen der Anfangsphase der Erkrankung nicht sofort erkennen. Auffällig sind bereits verstärktes Klauenwachstum oder abstehende Haare, die mit grau-braunem, schmierigem und stinkendem Belag überzogen sind. Auch größere Partien siehst du erst, nachdem du die Beine gereinigt hast. Durch Granulationsgewebe (Gewebe, das bei der Wundheilung der Haut vorübergehend entsteht) sieht der Bereich erdbeerähnlich aus.

Die betroffenen Rinder leiden unter den Entzündungen an den Beinen. Die Kühe fangen an zu lahmen, weil sie beim Auftreten Schmerzen haben. Sie gehen langsamer.

MERKE:

Beim Reinigen und beim Untersuchen der Fesselbeine musst du sehr vorsichtig sein, da die veränderten Hautbereiche schmerzhaft sind.

Kennzeichen der Mortellaro beim Rind auf einen Blick

• Begrenzte oberflächliche Entzündung der Haut am Übergang zum Ballenhorn
• Hintere Beine mehr betroffen als die vorderen Beine
• Feuchte Bereiche mit aufgestellten Haaren, die grau-braun belegt sind und stinken
• Offene Hautstellen mit erdbeerartigem Aussehen (nach Reinigung sichtbar)
• Vereinzelt auch Zwischenklauenspalten betroffen
• Kühe haben Schmerzen und gehen lahm

Stadien der Erdbeerkrankheit bei Kühen

Mortellaro wird in verschiedene Stadien eingeteilt. Je nach Schweregrad ist die klinische Erscheinung unterschiedlich ausgeprägt und wirkt sich verschieden auf das Tier aus. Bei der Bezeichnung der Stadien steht der Buchstabe M für Mortellaro und die Zahl verrät den Schweregrad:

• Stadium MO:
  M0 bedeutet, dass äußerlich keine Anzeichen erkennbar sind. Das Tier wirkt gesund.
• Stadium M1:
  Bei M1 sind kleine Hautveränderungen von 0,5 cm bis zu 4 cm im Durchmesser zu sehen. In diesem frühen Stadium hat das Tier keine bis minimale Schmerzen.
• Stadium M2:
  Die Phase M2 ist akut und schmerzhaft. Sie wird auch ulzeratives Stadium genannt. Das Tier lahmt meistens.
• Stadium M3:
  In der heilenden Phase M3 bildet sich dunkler Schorf.
• Stadium M4:
  Das Stadium M4 zeigt wuchernde Hautveränderungen. Dem Rind geht es anscheinend gut und es hat nur noch wenige bis keine Schmerzen. Diese Phase wird bereits als chronisch Die Bakterien sitzen noch immer in der Tiefe.
• Stadium M4.1:
  Die Phase M4 kann wieder in eine erneute aktive Phase übergehen. Dies kann unterschiedliche Ursachen haben. Diese Kühe sind vermutlich dafür verantwortlich, dass die Infektion durch Kontakt zu den anderen Rindern im Bestand immer wieder ausbricht.

MERKE:

Ein Tier, das einmal betroffen war, kann immer wieder Symptome entwickeln. Das Leiden kann also wellenförmig verlaufen. Wenn bei einem Rind der Verdacht auf Dermatitis digitalis besteht, solltest du das Tier umgehend untersuchen bzw. vom Tierarzt untersuchen lassen. Denn je weiter das Leiden fortschreitet, desto mehr Schmerzen hat das Tier, desto teurer wird die Behandlung und desto mehr Kühe können sich anstecken.

Die Mortellaro Behandlung: Was hilft gegen die Mortellaro Krankheit?

Wenn die Erkrankung in deiner Herde ausgebrochen ist, musst du zeitnah handeln. Die Dermatitis digitalis verbreitet sich schnell und binnen weniger Tage können sich mehrere Rinder anstecken. Je früher du die kranken Wiederkäuer entdeckst und behandelst, desto schneller hast du das Problem im Griff.

=> WICHTIG: Als erstes therapierst du die offensichtlich erkrankten Tiere!

Am besten du behandelst die akut erkrankten Rinder lokal oder systemisch mit Antibiotika oder lokal mit Desinfektionsmitteln, die dein Tierarzt den Kühen verschreibt. Dafür reinigst und trocknest du die entzündeten Hautstellen und trägst die Medikamente auf. Chronische Stadien, die immer wieder aufbrechen können, lassen sich nur schwer erfolgreich therapieren.

Ist dein Bestand dauerhaft oder regelmäßig von Dermatitis digitalis betroffen, reicht es für die Therapie nicht aus, bei den betroffenen Wiederkäuern Antibiotika aufzutragen (meist als Spray) oder regelmäßig zu desinfizieren. Du musst auf zweierlei Weise vorgehen:

1. Ergreife Maßnahmen, um deinen Betrieb zu sanieren!
2. Führe Maßnahmen durch, um erfolgreich gegen Mortellaro vorzubeugen!

Diese Maßnahmen ergänzen sich teilweise gegenseitig.

Maßnahmen zur Sanierung und Prophylaxe

Häufig sind nicht nur einzelne Rinder in einem Bestand erkrankt, sondern viele Tiere leiden unter der Mortellaroschen Krankheit. Du musst dafür sorgen, dass sie im gesamten Bestand keine Chance mehr hat.

Optimale Haltungsbedingungen der Rinder sind eine wichtige Voraussetzung, um die Dermatitis digitalis in deinem Rinderbestand einzudämmen und gegen das Leiden vorzubeugen. Schlechte Haltung begünstigt den Ausbruch.

Folgende gezielte Maßnahmen können die Dermatitis digitalis enorm eindämmen:

• Rinder optimal mit Nährstoffen versorgen:
  Unausgewogene Ernährung bedeutet einen unausgeglichenen Nährstoffhaushalt der Tiere. Er macht sie für Krankheiten anfälliger. Wenn du das Futter umstellst oder ergänzt, kann das erste Erfolge bedeuten.
• Klauen und Beine von allen Rindern reinigen und pflegen:
  Regelmäßiges Reinigen und Pflegen der Beine sorgt dafür, dass die Haut weniger anfällig für Dermatitis digitalis ist.
• Laufflächen gründlich säubern:
  Die Laufflächen solltest du bewusst sauber halten. Sind auf Laufwegen der Rinder Rutschspuren, solltest du hier besser abschieben oder die Stelle entsprechend sanieren.
• Komfort der Liegeflächen optimieren:
  Genügende Liegeflächen, die ausreichend groß sind und mit viel sauberer Einstreu ausgestattet sind, müssen vorhanden sein.
• „Sauberen“ Weidegang ermöglichen:
  Wenn du die Möglichkeit hast, solltest du deinen Kühen Auslauf auf Weideflächen gönnen. Dann erkranken weniger Tiere.
• Stall gut durchlüften:
  Die Stallluft sollte kühl und trocken sein. Die Keime verbreiten sich dann langsamer.
• Ruhe im Stall:
  Wenn du Störungen der Tiere vermeidest, sorgst du dafür, dass die Kühe weniger gestresst sind. Damit sind sie weniger anfällig für Krankheiten.
• Bestand regelmäßig kontrollieren:
  Die Kühe etwa alle acht bis zehn Wochen genau untersuchen, damit du beim wiederholten Auftreten sofort aktiv werden kannst.

TIPP:

Erstelle ein Maßnahmen-Konzept und führe den Bestand entsprechend. Auf diese Weise hast du gleichzeitig dein Qualitätsmanagement im Blick.

Der Klauenpflege und den Klauenbädern kommen bei den Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Sie werden im Folgenden näher beschrieben.

Die besondere Bedeutung der Klauenpflege bei Mortellaro

Die Klauenpflege mit regelmäßigem Reinigen und Schneiden hilft dir insbesondere, die Rinderklaue gesund zu halten. Anschließende Punkte solltest du dabei beachten:

• Reinige die Rinderklauen routinemäßig!
  Mortarello tritt dann nachweislich weniger auf, wenn die Rinderklaue routinemäßig sauber gehalten wird. Du kannst die Beine deiner Tiere in speziellen Klauenwaschanlagen oder im Melkstand mit dem Wasserschlauch säubern.
• Beschneide die Rinderklauen regelmäßg!
  Du solltest dafür sorgen, dass die Klauen deiner Kühe dreimal im Jahr beschnitten werden.
• Achte auf die Hygiene der Werkzeuge!
  Vor dem Schneiden musst du die Werkzeuge reinigen und desinfizieren. Sonst übertragen sie die Erreger auf gesunde Kühe.
• Verwende einen Klauenpflegestand!
  Ein Klauenpflegestand erleichtert dir die Klauenpflege. Hier kannst du das Rind sicher fixieren und auf eine Weise positionieren, dass du die Klaue gut erreichst.
• Führe Buch!
  Eine Dokumentation hilft dir, Veränderungen an den Rinderklauen festzustellen.

TIPP:

Führe den Klauenschnitt bereits bei jungen Tieren durch. So vermeidest du einen Klauenpflegerückstand, der dem Rind später Schmerzen verursachen und durch die Behandlungskosten teuer werden kann. Klauenpflege bei der ersten Besamung des Tiers gilt als bedeutsame Maßnahme gegen die Dermatitis digitalis.

Klauenbäder gegen die Erdbeerkrankheit

Klauenbäder dienen der Klauenhygiene. Sie bekämpfen und verhindern die Dermatitis digitalis deiner Rinder. Folgende Details gilt es dabei zu berücksichtigen:

• Meide scharfe Mittel oder höher angesetzte Konzentrationen!
  Dies kann zum gegenteiligen Effekt führen. Die Haut wird zusätzlich gereizt und es bilden sich neue Stellen, in die die Erreger eindringen können.
• Nutze das Klauenbad häufig genug!
  Damit das Klauenbad wirkt, sollten die Tiere das Bad optimalerweise dreimal wöchentlich durchlaufen.
• Achte auf den richtigen pH-Wert!
  Der pH-Wert des Bads sollte in dem Bereich zwischen 4 und 4,5 liegen.
• Sorge dafür, dass die Klauenwanne ausreichend groß und tief ist!
  Wenn die Rinderklaue nicht komplett in die Lösung eintauchen, hilft das Bad nicht.
• Tausche das Bad rechtzeitig aus!
  Je nachdem, wie stark die Klauen deiner Kühe verschmutzt bzw. betroffen sind, musst du das Bad früher oder später auswechseln. Es soll bei allen Tieren wirken und nicht dazu führen, dass der Erreger sich weiterverbreitet.

TIPP:

Wende das Mittel für das Klauenbad genau nach den Angaben des Herstellers an!

Fazit zur Mortellaroschen Erkrankung beim Rind

Mortellaro ist eine multifaktoriell bedingte Klauenerkrankung der Rinder, die von Bakterien ausgelöst wird. Sie ist in der Regel keine Einzeltiererkrankung, sondern ein Bestandsproblem. Anscheinend spielen verschiedene Risikofaktoren eine wichtige Rolle, damit ein Rind an Dermatitis digitalis erkrankt. Dazu zählen beispielsweise mangelnde Stallhygiene, andauernde Feuchtigkeit oder hohe Milchleistung.

Die Erkrankung lässt sich zwar behandeln und bekämpfen, aber nur sehr schwer völlig aus dem Bestand eliminieren. Wenn du erfolgreich gegen sie vorgehen willst, musst du die betroffenen Tiere rasch behandeln und Maßnahmen im gesamten Bestand zur Sanierung und Prophylaxe durchführen. Dabei ist es unter anderem wichtig, dass du die Hygiene, die Klauenpflege und den Liegekomfort der Kühe optimierst. Entscheidend ist es außerdem, dass du ausschließlich Mortellaro-freie Rinder zukaufst.

Interessierst du dich auch für andere Themenbereiche in der Rinderhaltung? Vielleicht möchtest du mehr erfahren über das artgerechte Halten von Milchkühen. Dann informiere dich am besten mit unserem Ratgeber „Milchkühe artgerecht halten, das hört man gerne – aber was heißt das eigentlich?“. Hier kannst du viel Wissenswertes erfahren.

Quellen:

mk-nutztierhygiene.de/mortellaro/

geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2014/11196/pdf/RieglerMartin_2014_09_29.pdf

agrarheute.com/tier/rind/ratgeber-so-rinder-mortellaro-los-443693

agrarheute.com/tier/rind/mortellaro-5-tipps-fuer-wirksames-klauenbad-562310

agrarheute.com/tier/rind/klauenpflege-diese-intervalle-richtig-beim-rind-446183

wir-sind-tierarzt.de/2018/05/abspritzen-regelmaessige-klauenreinigung-hilft-gegen-mortellaro/

bwagrar.de/Aktuelles/Regelmaessige-Klauenpflege-hilft-gegen-Mortellaro,QUlEPTYxNDYzMDgmTUlEPTUxNjQ0.html

 

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