Du suchst Beschäftigung für dein Kaninchen oder möchtest ihm kleine Kunststücke beibringen? Es zum Springen und Spielen animieren? Das kann funktionieren – und zwar mit Kaninhop oder Kaninchen Agility. Nutze dazu die natürlichen Anlagen deines Kaninchens und seine Neugier! Im folgenden Ratgeber stellen wir dir Kaninhop, Kaninchen Agility und das Clickertraining für Kaninchen näher vor.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Kaninhop?
Kaninhop ist eine Sportart, bei der Hauskaninchen über eine bestimmte Anzahl von Hindernissen springen. Dabei tragen sie ein Geschirr und werden von ihrem Besitzer an der Leine geführt. Kaninhop hat seinen Ursprung in Schweden. Schwedische Kaninchenzüchter begannen in den 1970er Jahren mit ihren Tieren diesen Sport zu betreiben. Mittlerweile gibt es Kaninhop-Vereine in fast allen europäischen Ländern. In Deutschland gehören die Kaninhop-Vereine meist zu den Zuchtvereinen der Rassekaninchenzüchter und sind dem Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V. (ZDRK) angeschlossen. Vom ZDRK wurden Regeln für den Kaninchen Hop Sport veröffentlicht.
Verschiedene Schwierigkeitsklassen richten sich nach dem unterschiedlichen Können der Tiere. In der leichten Klasse sind zum Beispiel acht Kaninhop Hindernisse zu überspringen. Sie dürfen maximal 25 Zentimeter hoch sein. Kaninchen, die in der höchsten Klasse springen, müssen zwölf Hindernisse mit mindestens 45 Zentimeter bewältigen.
Klassenwettbewerbe werden in den Wettbewerbsarten Gerade Bahn, Hindernisparcours und Freies Springen ausgetragen. Bei der Geraden Bahn werden Hindernisse einfach hintereinandergestellt. Ihre Anzahl und ihre Höhe hängen von der einzelnen Klasse ab. Beim Parcours sind die Hindernisse wie beim Pferde-Springreiten auf einer festgelegten kurvigen Strecke aufgestellt. Ihre Anzahl und ihre Höhe sind auch klassenabhängig. Beim Freien Springen hüpfen die Kaninchen ohne Leine über die Hindernisse. Hierfür muss die Bahn bzw. der Parcours so abgesichert sein, dass die Tiere nicht weglaufen können. Es gewinnt das Kaninchen, das seine Strecke am schnellsten und mit den wenigsten Fehlern hinter sich lässt.
Außerdem werden beim Kaninhop Wettbewerbe im Punktespringen, im Parallelspringen und im Ausscheidungsspringen durchgeführt. Beim Punktespringen werden zehn Kaninchen Hindernisse auf einer kreisrunden Bahn aufgebaut. Die Hindernisse, die das Kaninchen in 30 – 60 Sekunden fehlerfrei überspringt, werden gezählt. Beim Parallelspringen sind zwei Hindernisbahnen parallel mit mindestens zehn Hindernissen aufgebaut. Immer zwei Kaninchen treten gegeneinander an. Dabei startet jedes Kaninchen gegen jedes. Beim Ausscheidungsspringen gibt es drei Durchgänge mit zehn Hindernissen. Es kann auf der geraden Bahn, auf einem Parcours und als Freies Springen ausgetragen werden. Im ersten Durchgang sind die Hindernisse 25 Zentimeter hoch, im zweiten Durchgang 35 Zentimeter und im dritten Durchgang 40 Zentimeter. In die nächste Runde kommen die Kaninchen, die in der vorherigen nicht über drei Fehler gemacht haben.
Wie lernt mein Kaninchen das Kaninhop?
Der wichtigste Kaninchen Trainingstipp ist, dass du deinem Tier Kaninhop in Ruhe und mit viel Spaß und Ausdauer beibringst. Dein Kaninchen soll mit dieser Beschäftigung ausschließlich positive Erlebnisse in Verbindung bringen.
Zu Beginn muss sich dein Kaninchen an das Geschirr gewöhnen. Dafür lege ihm das Geschirr mehrmals täglich kurz an, so dass es genug Zeit hat, sich daran zu gewöhnen. Als nächstes befestige die Leine am Geschirr. Achte darauf, dass das Kaninchen anfangs trotzdem selbst bestimmt, wohin es läuft. Es soll keine negativen Eindrücke vom Laufen an der Leine haben. Wenn es sich an die Leine gewöhnt hat, kannst du vorsichtig anfangen, es zu lenken. Dabei solltest du niemals ruckartig an der Leine ziehen, damit sich das Tier nicht erschreckt. Funktioniert der Gang an der Leine gut, kannst du das Tier vor ein Hindernis setzen, das maximal fünf Zentimeter hoch ist. Wenn es nicht von sich aus springt, kannst du es vorsichtig darüber heben. Auch kannst du versuchen, das Tier mit Leckerli über das Hindernis zu locken. Jedes Mal rufst du „Hopp“, wenn es springen soll. Auf diese Weise erreichst du, dass das Tier später weiß, was du von ihm erwartest. Wenn die ersten Trainingseinheiten gut geklappt haben, kannst du mehrere Hindernisse aufbauen und sie erhöhen.
WICHTIG:
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Wenn dein Kaninchen sich nicht an die Leine gewöhnt oder nicht springen möchte, akzeptiere sein Verhalten und suche für dein Tier eine andere Beschäftigung. Im Sinne des Tierschutzes ist es wichtig, dass Kaninhop deinem Tier Spaß macht und es nicht zum Zwang wird.
Der Deutsche Tierschutzbund lehnt in einem Statement Kaninhop ab. Die Atmosphäre bei einem Wettkampf stelle für das Kaninchen einen zu hohen Stressfaktor dar. Kaninchen seien Fluchttiere und wollten bei Beunruhigung spontan weglaufen und sich einen Unterschlupf suchen. Außerdem könne es bei körperlicher Überforderung auch zu Folgeschäden wie Wirbelsäulenverletzungen kommen.
Wo liegt der Unterschied zwischen Kaninhop und Kaninchen Agility?
Beide Kaninchen-Sportarten drehen sich um große Sprünge. Allerdings sind diese beim Kaninchen Agility immer wieder von anderen Hindernissen wie beispielsweise Gummireifen, Rampen oder Brücken und Tunneln, auch Slalomstangen unterbrochen. Das macht Kaninchen Agility vielfältiger, spielerischer könnte man sagen.
Im Gegensatz zum Kaninchen Agility handelt es sich beim Kaninhop um eine offiziell zugelassene Tiersportart mit Wettbewerbscharakter. Ursprünglich kommt dieser Sport wie gesagt aus Schweden. Das erklärt den Namen: Kaninhop. Hierbei springen Kaninchen, die häufig ein Brust- oder Schultergeschirr tragen und an der Leine geführt werden, ausschließlich Hindernisse in verschiedenartiger Form, Höhe und Weite. Als Parcours oder Bahn. Dabei wird im Turnier in Schwierigkeitsklassen von leicht bis schwer und Elite unterschieden: Eine maximale Höhe von 25 cm bei 8 Sprüngen ist in normalen Wettbewerben die leichteste Klasse. In ihr können Jugendliche ab 9 Jahren und Erwachsene starten. Aber eigentlich starten ja deren Kaninchen und so richten sich die Klassen nach dem Können der Hoppelhasen. Steigerungen von 35, 40 und 45 bis maximal 50 cm (Eliteklasse) in der Höhe mit Weiten von 25-70 cm bei bis zu 12 Sprüngen bieten die mittlere, schwere und Elite-Klasse.
Und zum Wohl der Tiere ist seit 2012 in klassenoffenen Wettbewerben auch der „offene Parcours“ beziehungsweise das „freie Springen“ zugelassen. In ihm springen die Kaninchen frei, ohne Geschirr und Leine. Umgeben ist das Parcoursgelände dafür von einem hohen Zaun. Auch seit 2012 möglich: Die Führklasse. In ihr finden Kinder und deren Häschen, von erfahrenen Personen im Kaninhop-Sport angeleitet, ihren Einstieg mit fünf Hindernissen bis zu 15 cm hoch.
So groß ist der Unterschiede zwischen Kaninchen Agility und Kaninhop also nicht und liegt hauptsächlich im Bereich des Wettkampfes. Wenn du an einem reinen Bewegungstraining, an Spiel und Spaß mit deinem Kaninchen interessiert bist, reicht Kaninchen Agility meist aus.
Was ist Clickertraining?
Mit dem Clickertraining kann man das Verhalten von Tieren, zum Beispiel von Delfinen, Katzen und Hunden, aber auch von Kleintieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen beeinflussen. Es wird insbesondere in der Ausbildung von Tieren genutzt.
Der Clicker ist ein Gerät, das ein akustisches Signal, das sogenannte „Klick“-Geräusch, erzeugt. Das Geräusch wird immer dann vom Trainer ausgelöst, wenn das Tier ein gewünschtes Verhalten zeigt. Die Tiere lernen, dass sie immer direkt nach dem „Klick“ eine Belohnung in Form von Leckerlis erhalten. Der Mensch nutzt beim Clickertraining den Effekt, dass das Tier ein bestimmtes Verhalten viel häufiger zeigt, wenn dieses Verhalten konsequent belohnt wurde. Wichtig für die Funktion des Clickers ist, dass sein Klang für die Tiere einzigartig ist und sie dieses Geräusch ausschließlich mit der Belohnungssituation verbinden.
Beim Targettraining, das meist beim Kaninchen durchgeführt wird, bringt der Trainer das Tier mit Belohnungen dazu, mit seinem Kopf einem Target Stick zu folgen. Wenn das Tier das gelernte Verhalten beherrscht, kann der Trainer das Tier damit wie an einer Leine führen. Darüber hinaus kann der Trainer dem Tier mit dem Stick andere Übungen beibringen.
Wie funktioniert Clickertraining beim Kaninchen?
Um dein Kaninchen zu trainieren, benötigst du einen handelsüblichen Clicker, einen Targetstick und Leckerli zur Belohnung. Die Belohnung muss deinem Kaninchen besonders gut schmecken. Probiere vor dem Kaninchen Clickertraining am besten zuerst aus, welche Leckerli dein Kaninchen am liebsten mag. Achte jedoch darauf, dass das Leckerli nicht getreide- oder zuckerhaltig ist. Gut geeignet als Leckerli sind zum Beispiel Apfel- oder Möhrenstücke sowie Erbsenflocken.
Als erstes musst du dafür sorgen, dass dein Kaninchen das Clickergeräusch mit der Belohnung in Zusammenhang bringt. Dafür reichst du dem Kaninchen sein Leckerli und in dem Moment, in dem das Kaninchen sein Futter nimmt, klickst du. Dies wiederholst du einige Male, mach dann eine Pause und wiederhole es wieder.
Dann kannst du bereits mit einfachen Übungen beginnen. Trainiere jetzt zum Beispiel, dass das Kaninchen auf seinen Namen hört. Immer wenn du den Namen deines Kaninchens laut aussprichst und es sich dir aufmerksam zuwendet, klicke mit dem Clicker und belohne es mit einem Leckerli. Je besser die Übung nach mehrmaligem Wiederholen und Pause machen funktioniert, desto größer kann die Entfernung zwischen dir und deinem Tier sein, wenn du es rufst.
Als nächstes nimm den Targetstick mit hinzu. Dieser soll dem Kaninchen demnächst vorgeben, wohin es hoppeln soll. Fange direkt an, dein Kaninchen zu konditionieren, wenn es den Stick erstmals kennenlernt und beschnuppert. Jedes Mal, wenn es zufällig an die Spitze des Stabs kommt, klicke und belohne es mit einem Leckerli.
Bei der nächsten Übung rufst du den Namen des Kaninchens und zeige ihm den Stick. Wenn das Kaninchen die Spitze anschubst, folgt die Belohnung. Wenn das nach häufigem Wiederholen gut funktioniert, kannst du wieder die Entfernung erhöhen.
Für die nächst schwierigere Aufgabe bewegst du den Stick langsam vom Kaninchen weg. Wenn das Tier hinterher hoppelt und mit der Nase dagegen stupst, wird es wieder belohnt. Auch dieser Ablauf wird immer wieder mit Pausen geübt.
Wenn dein Liebling gelernt hat, hinter dem Targetstick her zu hoppeln, kannst du dir neue Übungen einfallen lassen. Denke dir zum Beispiel einen kleinen Parcours aus oder lasse dein Kaninchen über Hürden hüpfen. Mit dem Clickertraining für Kaninchen sorgst du dafür, dass dein Tier sinnvoll beschäftigt ist. Das gemeinsame Training hat außerdem den großen Vorteil, dass es die Bindung und das Vertrauen des Kaninchens zu dir stärkt.
Was unterstützt mich und mein Kaninchen bei einem guten Start ins Kaninhop- oder Kaninchen Agility-Training?
Hast du schonmal Kaninchen oder Hasen in freier Wildbahn oder frei spielend in deinem Garten beobachtet? Sie schlagen Haken, rasen und machen ihre „Ich-bin-entzückt-Sprünge“ (wie ich sie nenne). Das ist ihre Natur. Darin sind sie spitze, es macht ihnen Freude.
Deshalb: Bediene dich der natürlichen Anlagen der Langohren, ohne es zu übertreiben. Hier ein paar wichtige Infos, die euch den Start erleichtern können:
- Ein artgerechtes Training erreichst du am besten mit Belohnung. Hier kannst du das Clickertraining in eure Arbeit mit einbauen. Nutze den Clicker, um deinem Kaninchen einige Tricks beizubringen – es fachgerecht über die Sprünge zu lotsen oder es Slalom um Stangen herum laufen zu lassen. Musst Du dein Kaninchen aus Wettbewerbsgründen ans Geschirr gewöhnen, kannst du auch hier das Clickertraining einsetzten. Die Tierärztin Isabel Müller beschreibt in ihrem Buch „Clickertraining für Kaninchen, Meerschweinchen & Co.“, wie Du das Clickertraining erfolgreich einsetzt – auch für einen gelungenen Alltag, beispielsweise mit dem Weg-clicken von Ängsten und Stress beim Krallen schneiden oder anstehenden Tierarztbesuchen.
- Ein Kaninchen für das Training anzuleinen ist zwar eine nicht seltene Methode, insbesondere beim Kaninhop, aber keinesfalls artgerecht. Ziehe dein Kaninchen nicht an der Leine über die Hindernisse und versuche auch ein Schubsen mit Füßen oder Händen zu vermeiden. Kaninchen sollten immer freiwillig springen. Nutze den Spieltrieb deines Kaninchen, seine Neugier und Intelligenz, seine ihm angeborene Bewegungsfreudigkeit gepaart mit gutem Springvermögen, um gute Erfolge zu erzielen.
- Beachte aber, dass der Untergrund, auf dem dein Kaninchen läuft und springt, weich ist, damit die Gelenke beim Springen nicht zu stark belastet werden. In der Halle könntest du weiche Matten (z. B. Moosgummimatten für Kinder) dazu nutzen, draußen reicht natürlich die weiche Wiese.
Wie kann ich Kaninhop und Kaninchen Agility in die Praxis umsetzen?
Um Kaninhop und Kaninchen Agility erfolgreich zu praktizieren, benötigst Du neben einem guten Vertrauensverhältnis zu Deinem Kaninchen auch Geduld und das richtige Equipment. Du kannst dich an Katzen- und Hunde Agility orientieren und kleine Parcours erschaffen – in Größe und Weite natürlich angepasst an dein Kaninchen.
- Kreiere mehrere Bewegungs- bzw. Trainingsübungen durch den ganzen Garten oder eine längere Bahn entlang, auf der du dein Kaninchen begleitest.
- Verführe dein Kaninchen mit kleinen Leckerlies, die es normal nicht so häufig bekommt – hier werden meist Erbsenflocken verwendet – um es über den Sprung zu führen.
- Wenn du zuvor das Clickertraining in euren Übungsplan integriert hast, nutze auch dies, um den Sprung über ein Hindernis für dein Kaninchen zu initiieren.
WICHTIG:
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Hier ein paar Ideen für euren ersten Parcours:
- Deine Kaninchen durchlaufen entsprechend platzierte Stangen im Slalom.
- Die Kaninchen laufen über Wippen, Rampen und Brücken.
- Unterschiedlich große/lange Tunnel müssen von den Mümmelmännern erkannt und durchlaufen werden.
- Auch kleine Hindernisse, die von den Kaninchen übersprungen werden, stellen eine häufig genutzte Variante dar. Bei Stallbedarf24 gibt es Steilsprünge und Kombinationshürden in unterschiedlichen Größen. Auch Wippen und Tunnel sind erhältlich.
- Nutzen kannst Du auch eine A-Wand. Diese Schräg- und Sprungwand ist vor allem im Hunde Agility weit verbreitet, kann aber auch für Kaninchen eingesetzt werden. Für Kaninchen ist dazu der Agility Kombisprung bei Stallbedarf24 erhältlich. Damit kannst du sie hoch und/oder weit springen lassen, denn dieser Sprung ist variabel.
- Am Boden liegende Autoreifen zum Überwinden oder Fahrradreifen aufgehängt zum Hindurchspringen sowie andere Kontakthindernisse – beispielsweise die aus dem Pferdesport bekannten Wassergräben – eignen sich hervorragend für Kaninchen Agility. Sie wecken die Neugier der kleinen Fellnasen und machen das Training zu einem spannenden Erlebnis.
Solltest du eure Hindernisse selbst bauen wollen – aus kleinen Ästen, Papprohren oder Holzstangen –achte darauf, dass alle Elemente zwar stabil, aber dennoch leicht zu kippen sind. So eine Hindernisstange muss, wie im Springsport mit Pferden auch, herunterfallen können, um Unfälle und Verletzungen deines Häschens zu vermeiden. Und der Wassergraben muss ja nicht unbedingt Wasser beinhalten, wenngleich Kaninchen schon schwimmen können.
Auch die klassischen Hindernisse aus dem Fachhandel sind so konzipiert, dass die Stagen bei Berührung leicht herunterfallen. So bahnt sich ein Häschen auch schonmal einen Weg durch das Hindernis und stupst die Stangen einfach mit der Nase herunter, anstatt darüber zu springen. Wie süß ist das denn …
Hier geht’s zu den Agility Produkten:
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Kaninhop und Kaninchen Agility Videos
Wie häufig solltest Du Kaninhop oder Kaninchen Agility trainieren?
Pauschal kann diese Frage nicht beantwortet werden. Es gibt hierzu unterschiedliche Meinungen sowohl innerhalb der Kaninchenzüchter-Gilde als auch in Expertenkreisen und der Fachliteratur. Während zum Beispiel die schweizerische Kaninchenzüchterin Katharina Wermuth aus Wangen SZ nach eigenen Angaben täglich bis zu vier Stunden mit ihren sieben Agility-Kaninchen für Kaninhop-Wettbewerbe trainiert, reicht laut Experten für das klassische Kaninchen Agility schon einmal Training pro Woche mit maximal zehn Minuten an einem Stück völlig aus.
Besonders ehrgeizige Mensch-Tier-Paare üben vielleicht auch zweimal pro Woche, je nachdem, wie wieviel Spaß sie dabei haben. Denn Spaß sollte euch in keinem Fall fehlen. Lasse Kaninhop oder Kaninchen Agility niemals zu Arbeit werden, nicht für dich und auch nicht für dein Kaninchen. Selbst dann nicht, wenn du gedenkst, mit deinem Hüpfer an Wettkämpfen teilzunehmen.
Üben für den Wettkampf
Wobei natürlich völlig klar ist, dass Kaninchen, die im Wettkampfmodus über Hürden springen sollen, grundsätzlich mehr Training benötigen. Die Schweizerin Katharina Wermuth startet mit einigen ihrer Kaninchen in der Kaninhop-Elitekategorie. Hier sind die Anforderungen an die Tiere besonders hoch. Mitunter müssen die Kaninchen in dieser Kategorie bis zu 70 Zentimeter weit und 50 Zentimeter hoch springen. Ohne ein intensives Training kann das auch für Kaninchen eine große Herausforderung darstellen.
Was aber insgesamt an Sprungkraft und Sprungleistung möglich ist, zeigte im Rahmen eines Kaninhop-Turniers das Kaninchen eines Züchters aus Dänemark, als es eine Hürdenhöhe von insgesamt 99,5 Zentimetern überwinden konnte. Und beim dänischen Kaninhop Championat im Jahr 2010 zeigte „Gaunby’s Multi Medie“ kurz „Miede“ genannt, ebenfalls außergewöhnliches: Einen Weitsprung von 2,50 Metern.
Zu warmes Wetter tut nicht gut
Ob aber Kaninchen Agility oder die intensivere Variante in Form von Kaninhop – exakt planen kannst Du das Training in beiden Fällen nicht. Es gibt immer mal Tage, an denen das Kaninchen schlichtweg keine Lust auf einen Parcours oder hohe, herausfordernde Sprünge hat. Auch warme Temperaturen beeinflussen die Agilität deines Lang- oder Schlappohrs. Gerade größerer Hitze sind Kaninchen nicht so gut gewachsen. Deshalb werden die Kaninhop-Turniere vom ZDRK in Deutschland auch ausschließlich bei milden Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad Celsius ausgerichtet und dauern nicht länger als 3 Stunden inklusive aller Turnierstarts, was in deren Richtlinien nachzulesen ist.
Ist ein intensives Training über mehrere Stunden pro Tag nicht Tierquälerei?
Um auf Katharina Wermuth zurückzukommen: Bei 7 Kaninchen und einer Trainingszeit von 4 Stunden täglich wird jeder Wettkampfkandidat hier rund 30 Minuten betreut. Eine hohe Trainingsintensität? Ja, aber die habe nichts mit Überforderung oder sogar Tierquälerei zu tun, erläutert Katharina Wermuth. Denn den Kaninchen bereite das Springen grundsätzlich Spaß und stelle für die Tiere eine willkommene Abwechslung zum Alltag dar. Außerdem entspreche es voll und ganz dem natürlichen Bewegungsdrang von Kaninchen.
Einig sind sich indes alle darüber, dass ein Kaninchen dabei niemals zum Springen gezwungen werden kann. Es agiert hier eher wie ein klassischer Sturkopf und entscheidet selbst, ob und wann es springen will oder eben nicht. Dennoch stehen Kaninchen Agility und vor allem Kaninhop – wie andere Tiersportarten auch – bei vielen Menschen teils massiv in der Kritik.
Wettkampf- und andere Drucksituationen schaden den Tieren
Das spiegelt sich im Internet in vielfältiger Form wider. Du stößt in diesem Zusammenhang auch immer wieder auf das Wort Tierquälerei zumal die Kaninchen beim Kaninhop an der Leine geführt werden. Ein solches Vorgehen lässt in der Tat Bedenken im Hinblick auf das Tierwohl aufkommen.
Hierbei musst Du immer berücksichtigen, dass es sich bei Kaninchen um Fluchttiere handelt, die vorzugsweise ängstlich reagieren. Dadurch kann im Rahmen einer Wettbewerbssituation ein hoher Stresslevel bei den Tieren ausgelöst werden, der durch übereifrige und besonders ehrgeizige Halter noch weiter nach oben getrieben wird. Das schadet den Tieren selbstverständlich.
Kaninchen Agility orientiert sich am natürlichen Bewegungsdrang der Tiere
Für reines Kaninchen Agility gilt dies meist nicht. Hier werden der natürliche Bewegungsdrang und auch die klassischen Bewegungsmuster der Kaninchen quasi unterstützt. Wenn du es also mit Trainingseifer und Ehrgeiz nicht übertreibst, sollte Kaninchen Agility keinen schädlichen Einfluss auf deine Tiere ausüben.
Fazit
Ich selbst kann von meinem Kaninchen Tinkerbell berichten, die zu ihren Lebzeiten aus dem puren Stand 1 Meter hoch sprang. Niemals haben wird das geübt, noch jemals Kaninhop oder Kaninchen Agility praktiziert. Tinkerbell hatte einfach Spaß am Springen.
Deshalb: Wenn du ein Kaninchen hast, das wirklich gerne springt und Freude daran hat seine Zeit mit dir und einem gemeinsamen Spiel zu verbringen, dann gehe mit viel Liebe, Sanftheit und Geduld vor. So kannst du deinem Häschen – vielleicht auch mit Clickertraining – den Spaß am Springen über Hindernisse, das Durchschlüpfen von Tunneln oder Slalom laufen um Stangen herum durchaus beibringen. Neben einigen anderen kleinen Tricks vielleicht, wie Pfötchen geben und Männchen machen auf Kommando.
Quellen:
herz-fuer-tiere.de/ratgeber-tier/kleinsaeuger/kaninchen/verhalten-beschaeftigung/spiel-und-wohlfuehltipps-fuer-kaninchen
kaninchen-haltung.com/pflege/kaninhop/
kaninchenstallwelt.de/kaninchen-artgerecht-beschaeftigen/
de.wikipedia.org/wiki/Klickertraining
Industrieverband Heimtierbedarf ivh-online.de/presse-medien/archiv/mitteilung-des-ivh-pressedienstes/news/detail/News/kaninchen-agility-neuer-trendsport-fuer-flotte-huepfer.html
Kaninhop im ZDRK zdrk.de/index.php?id=127
zdrk.de/fileadmin/2019/KaninHopRegeln/gesamt.pdf
Danish Championship 2010 in Rabbit Hopping youtube.com/watch?v=ptyKSiRyQ4Y
Schwimmender Hase reddit.com/r/Augenbleiche/comments/12oee9a/schwimmender_hase/
TIERE: Was bitte ist Kaninchen-Agility? In: Luzerner Zeitung vom 02.05.2016. Abrufbar unter luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/tiere-was-bitte-ist-kaninchen-agility-ld.6582
Friedel Hillebrecht. Kaninhop. Ratgeber für den artgerechten Kaninchensport, Vollst. überarb. [Aufl.], Reutlingen 2009, ISBN 978-3-88627-744-5
de.wikipedia.org/wiki/Kaninhop
Frederick Buschmann. Kaninchen halten für Einsteiger: Wie Sie die Kaninchenhaltung ohne Vorerfahrung gekonnt meistern – inkl. Tipps zur Erstausstattung, bei Krankheiten und zur Dressur. 2020. ISBN 9783752616613, 375261661X
tierheimwolfsburg.de/ul/mpool/link/Vermittlung/Beschaeftigungsmoeglichkeiten_fuer_und_mit_Kaninchen_1.pdf
Auch Kaninchen können das Apportieren lernen. In: Main-Echo vom 12.05.2017. Abrufbar unter main-echo.de/region/stadt-kreis-aschaffenburg/auch-kaninchen-koennen-das-apportieren-lernen-art-4584885
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