Die Popularität für den veganen Lifestyle wächst. Immer mehr Menschen machen bei Veganuary (Kunstwort für vegan und Januar) mit, integrieren regelmäßig vegane Gerichte in den Alltag oder ernähren sich komplett pflanzlich. Dabei kommt auch die Frage nach der Ernährung unserer Haustiere auf. Ist es möglich, den Hund vegan zu ernähren oder müssen Abfälle aus der Schlachtindustrie sein? Geht dir das auch durch den Kopf? Dann schau dir die Fakten, Vorteile und Nachteile zum Thema vegane Ernährung für Hunde in unserem Ratgeber genauer an.
Inhaltsverzeichnis
Kann man Hunde vegan ernähren?
Anders als Katzen sind Hunde keine reinen Karnivoren (Fleischfresser). Im Zuge der Domestizierung aß der hauptsächlich karnivore Wolf das, was der Mensch ihm anbot (oder am prähistorischen Lagerfeuer liegen ließ) und wandelte sich allmählich zum Allesfresser Hund. Hunde gewinnen somit Nährstoffe aus pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln. Eine rein fleischbasierte Ernährung gilt für Hunde als unangemessen. In der Fachwelt spricht man vom Hund als fleischbetonten Allesfresser.
Bei der rein pflanzlichen Ernährung von Hunden ist es wichtig, dass das vegane Futter richtig mit Kohlenhydraten, Fetten, Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen zusammengesetzt ist. Es dürfen keine Mangelerscheinungen als Folge der veränderten Fütterung auftreten. Beispielsweise kann es bei der rein pflanzlichen Fütterung schnell passieren, dass der Hund zu wenig mit B-Vitaminen versorgt ist. Bedeutsam ist außerdem, dass du deinem Hund bedarfsgerecht Eiweiß mit guter biologischer Wertigkeit zuführst, damit sein Stoffwechsel gut funktioniert. Hunde verwerten tierische Proteine besser als z. B. pflanzliches Eiweiß aus Getreide.
Wie ernährt man einen Hund vegan?
Veganes Hundefutter ist frei von Fleisch, Fisch und Bestandteilen tierischen Ursprungs wie zum Beispiel Eiern, Frischkäse oder Quark. Stattdessen besteht es aus Obst und Gemüse wie braunem Reis, Süßkartoffeln oder grünen Erbsen. Ein gutes veganes Hundefutter enthält alle Nährstoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die ein Hund braucht, damit er ernährungsphysiologisch optimal versorgt ist.
Willst du deinen Hund nur vegetarisch ernähren, gibst du ihm zwar kein Fleisch zu fressen, aber Eier oder Milchprodukte wie Quark als Futter aus tierischen Nahrungsquellen sind im Hundefutternapf erlaubt. Damit deckst du einen großen Teil seines Bedarfs an Eiweiß (Proteine). Bei der veganen Ernährungsform weichst du auf alternative Proteinquellen wie Sojaprodukte, Hülsenfrüchte oder Nüsse aus.
Sowohl bei der vegetarischen als auch bei der veganen Ernährungsform fütterst du deinen Hund außerdem mit Kohlenhydraten wie Zubereitungen aus Weizen, Reis oder Hafer. Damit deckst du seinen Energiebedarf. Außerdem ergänzt du sein Futter mit pflanzlichen Ölen, Gemüse und Obst. Mit Produkten zur Nahrungsergänzung kannst du seinen Mineralstoff- und Vitaminhaushalt optimieren.
Lange Zeit war veganes Futter für Hunde ein ausgesprochenes Nischenprodukt, das nur von wenigen Herstellern produziert wurde. Inzwischen bieten immer mehr große Marken neben ihren konventionellen fleischlastigen Beuteln, Dosen und Schalen auch veganes Futter an. Sowohl Trockenfutter als auch Nassfutter ist mittlerweile vegan erhältlich.
Warum solltest du deinen Hund vegan ernähren?
Ein Grund, deinen Hund vegan zu ernähren, kann eine Allergie auf sein bisheriges Hundefutter sein. Manche Allergiker unter den Vierbeinern vertragen veganes Futter besser als herkömmliches Futter.
Vielleicht möchtest du aus ethischen Gründen deinen Hund vegan ernähren. Du willst die Bedingungen, unter denen landwirtschaftliche Nutztiere in der Massentierhaltung leben müssen, nicht akzeptieren. Wenn du ausschließlich vegane Nahrungsmittel verwendest, leistest du viel für den Tierschutz und für den Klimaschutz.
Beim Beachten des Tierschutzes kommst du jedoch nicht umhin, auch an das Tierschutzgesetz zu denken. Nach dem zweiten Paragrafen des Tierschutzgesetzes musst du unter anderem deinen Hund seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren. Damit solltest du deinen Hund als fleischbetonten Allesfresser nicht ohne triftigen Grund dauerhaft vegetarisch oder vegan füttern.
Welche Vorteile und Nachteile gibt es bei einer veganen Hundeernährung?
Als Hundehalterin oder Hundehalter willst du natürlich nur das Beste für deinen Liebling. Um dich zu entscheiden, ob du deinen Hund vegan ernährst, solltest du folgende Vorteile und Nachteile kennen.
Vorteile der veganen Hundeernährung
- Veganes Futter ist leichter verdaulich. Manche Tierärzte empfehlen daher eine vegane Ernährungsweise bei Hunden mit empfindlichem Magen und Verdauungsproblemen.
- Veganes Futter löst tendenziell weniger Allergien aus. Allergien zählen zu den häufigsten Problemen beim Halten von Hunden und lassen sich oft auf das Futter zurückführen. Wenn dein Hund empfindlich auf fast alle Fleischsorten oder andere Bestandteile von konventionellem Hundefutter reagiert, kann veganes Futter für dich die Lösung sein.
- Veganes Futter erleichtert das Gewichtsmanagement. Man schätzt, dass derzeit rund die Hälfte aller erwachsenen Hunde in Deutschland zu viel Speck auf den Rippen hat. Durch Übergewicht können zahlreiche Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Gelenkerkrankungen entstehen.
- Eine pflanzenbetonte Ernährungsweise wirkt entzündungshemmend – das gilt zumindest aus der wissenschaftlichen Forschung für den Menschen als gesichert. Zahlreiche Studien belegen, dass die moderne, stark fleischhaltige Ernährung es begünstigt, an Krebs, Herz-Kreislauf-Problemen, Schlaganfall oder Alzheimer zu erkranken.
- Der ökologische Abdruck von veganem Hundefutter ist deutlich geringer als der von herkömmlichem Futter. Einerseits lassen sich über eine pflanzenbasierte Ernährung Treibhausgase einsparen, die bei der Zucht von landwirtschaftlichen Nutztieren entstehen. Andererseits gibt es eine signifikante Wasserersparnis.
- Das Leiden der Tiere in der Massentierhaltung ist ein weiterer Aspekt, der durch die Wahl von rein pflanzlichem Futter reduziert wird.
Nachteile der rein pflanzlichen Hundeernährung
- Wenn dein Hund sehr gerne Fleisch frisst, kann es sein, dass er das vegane Futter nicht akzeptiert.
- Die Nährstoffzusammensetzung des rein pflanzlichen Futters kann ebenfalls problematisch sein. Vor allem dann, wenn du die Mahlzeiten deines Hundes selbst herstellst. Als Hundehalterin oder Hundehalter musst du dich gut auskennen, um längerfristig eine ausgewogene Ernährung aus selbst gekochten Mahlzeiten herzustellen. Veganes Fertigfutter bietet in der Regel bereits alle wichtigen Nährstoffe.
- Welpen und Junghunde haben einen erhöhten Nährstoffbedarf, da sie sich im Wachstum befinden. Daher musst du bei heranwachsenden Tieren verstärkt auf eine altersgerechte und ausgewogene Ernährung achten. Diese kannst du leichter über eine Mischfütterung aus fleischlichen und pflanzlichen Bestandteilen gewährleisten.
- Die vegane Ernährung wurde für Hunde noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht.
Vegane Hundeernährung – Tipps für: Hund auf vegan umstellen
Wenn du versuchen möchtest, deinen Hund vegan zu ernähren, solltest du folgende Tipps beherzigen:
Tipp #1: Sprich mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt über dein Vorhaben!
Am besten, du lässt deinen Hund auf potenzielle Erkrankungen abchecken und dich beraten. Manche Tierärzte (und Humanmediziner) stehen der rein pflanzlichen Ernährung skeptisch gegenüber. Es gibt aber auch Ärzte, die sich speziell auf dem Gebiet der (veganen) Ernährung fortgebildet haben und sich ernährungsphysiologisch sehr gut auskennen. Wenn dein Hund gesund und fit ist und aus ärztlicher Sicht nichts gegen die Ernährungsumstellung spricht, kannst du loslegen.
Tipp #2: Entscheide dich für ein veganes Alleinfuttermittel!
Wenn du deinem Hund ein veganes Alleinfuttermittel gibst, das nachweislich über alle wichtigen Nährstoffe verfügt, bist du auf der sicheren Seite. Tierfutter muss in Deutschland (und der EU) gekennzeichnet sein und alle Zutaten und Nährstoffe müssen aufgelistet sein.
Tipp #3: Geh die Umstellung des Futters für dein Tier langsam an!
Wenn du das bisherige Hundefutter und das neue vegane Futter mischst, gewöhnt sich dein Hund leichter an das neue Fressen. Anfangs sollte das bekannte Futter anteilig überwiegen, damit sich dein Hund langsam an den neuen Geschmack gewöhnen kann. Allmählich kannst du den Anteil des neuen Futters steigern.
Tipp #4: Achte in der ersten Zeit (bis zu zwei Monate) verstärkt darauf, wie es deinem Tier geht!
Wie sind Kotmenge und -konsistenz? Wie viel Energie hat dein Hund? Wie sieht es mit seinem Gewicht aus? Sind Haut und Fell in Ordnung oder gibt es Veränderungen? Diese können positiv oder negativ sein. Hilfreich ist es für dich, eine Art Tagebuch über das Wohlbefinden deines Hundes zu führen.
Tipp #5: Lass nach einiger Zeit einen Check-up in der Tierarztpraxis machen!
Es ist sinnvoll, einige Monate nach der Ernährungsumstellung einen Check-up beim Tierarzt durchführen zu lassen, um eventuelle Probleme frühzeitig zu erkennen. Bei Hunden besteht im Gegensatz zu Katzen jedoch weniger die Gefahr, dass es bei einer fleischlosen Ernährung zu Mangelerscheinungen kommt. Regelmäßige Blutuntersuchungen sind bei Hunden, die mit Bedacht vegan ernährt werden nicht zwingend angeraten, bei Katzen jedoch dringend empfohlen.
Fazit zur veganen Hundeernährung
Die Vorteile und Nachteile von veganem Futter für Hunde kennst du jetzt. Wenn du denkst, dass die vegane Ernährung das richtige für dich und dein Tier sein könnte, achte auf eine ausgewogene Ernährung mit allen Nährstoffen und geh die Sache langsam an – möglichst mit tierärztlicher Begleitung! Eine rein vegane Fütterung deines Hundes musst du genau abwägen, damit keine Engpässe von Nährstoffen entstehen. Wenn du deinen Hund nicht aus Gründen der Gesundheit dauerhaft auf vegane oder vegetarische Ernährung umstellen musst, sondern du ausschließlich aus ethischen Gründen das Futter wechseln möchtest, solltest du Folgendes bedenken:
Du kannst als Hundebesitzer für dein Tier auch Fleisch aus tierschutzgerechter Nutztierhaltung kaufen. Damit meidest du Fleisch aus der Massentierhaltung. Das kommt sowohl deinen ethischen Ansprüchen an die Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren als auch dem Tierschutzgesetz entgegen, nach dem du deinen Hund seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren sollst.
Wenn du noch mehr über Hundeernährung erfahren möchtest, kannst du dich in unserem Ratgeber „Vorsicht: zwanzig giftige Lebensmittel für Hunde“ zusätzlich informieren. Hier lernst du, was dein Hund auf keinen Fall fressen darf.
Quellen:
Rückert C. „Artgerecht! Wie gesund ist die vegetarische und vegane Ernährung von Hund und Katze?“ Kleintier konkret 2019; 22: 18-23
tierschutzbund.de/information/hintergrund/heimtiere/hunde/hunde-richtig-ernaehren/
spiegel.de/wissenschaft/mensch/die-hoehle-der-loewen-ist-veganes-hundefutter-gesund-a-1237198.html
petmd.com/dog/can-dogs-thrive-vegan-diet
wired.com/story/is-it-ok-to-make-your-dog-vegan/
bbc.com/future/article/20200304-can-you-feed-cats-and-dogs-a-vegan-diet
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