Es ist ein Schrecken für jeden Pferdebesitzer: Das Pferd möchte sich nicht mehr bewegen, geht lahm und zeigt die sogenannte Sägebockstellung. Das können Anzeichen einer akuten Hufrehe sein, die dringend behandelt werden muss. Die Hufrehe verläuft häufig schwer und mit starken Schmerzen, weswegen es wichtig ist, dass du sie früh bei deinem Pferd oder deinem Pony erkennst.
In unserem Ratgeber erfährst du, was eine Hufrehe ist, welche Symptome die Hufrehe hat, was du dagegen tun kannst und vieles andere mehr.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Hufrehe?
Hufrehe kann bei allen Pferden und Ponys auftreten. Bei der Hufrehe, auch als Laminitis bezeichneten Krankheit, entzündet sich die Huflederhaut, die das knöcherne Hufbein mit der Hornkapsel verbindet.
Wenn sich die Lederhaut entzündet, schwillt sie an. Für dein Tier ist eine akute Hufrehe sehr schmerzhaft. Denn die entzündete Huflederhaut ist so dick angeschwollen, dass das Blut nicht mehr richtig im Huf zirkulieren kann. Der feste Huf verhindert, dass sich die Schwellung unter der Hornkapsel ausbreitet, wodurch der Druck im Huf ansteigt.
Akute Hufrehe ist immer ein Notfall! Die Entzündung muss schnell behandelt werden, denn durch die eingeschränkte Blutzirkulation wird der Huf nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt und das Pferd leidet stark. Bei einer chronischen Hufrehe droht die Hufbeinrotation.
BEACHTE:
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Hufrehe Symptome: Wie erkenne ich die akute Hufrehe beim Pferd oder Pony?
Ponys lassen sich bei einer Hufrehe im Anfangsstadium wenig anmerken, bei Großpferden macht sich eine Rehe dagegen eher bemerkbar. Auffällig ist, dass das Pferd schon bei einer leichten Entzündung der Huflederhaut die betroffenen Hufe oft anhebt und wieder absetzt. Dein Tier gibt dann ungern Hufe, will den Schmied nicht unterstützen und lehnt sich beim Aufheben des Hufs an dich.
Wenn sich dein Pferd bewegt, macht sich die Hufrehe am ehesten bemerkbar. Schritt und Trab sind nur mit einem undeutlichen Lahmen möglich. Dein Tier geht steif. Ein harter Boden und enge Wendungen verstärken die Anzeichen.
Taste vorsichtig die Beine deines Tiers ab, wenn du Anzeichen bemerkst! Denn an der Zehenarterie bemerkst du vielleicht eine Pulsation, wenn die Huflederhaut entzündet ist. Die Zehenarterie verläuft auf der Rückseite der Fesselbeuge. Die Pferdehufe sind wärmer als normalerweise.
Eine akute Hufrehe geht mit deutlichem Lahmen einher. Dein Tier möchte sich nicht bewegen und sogar das Stehen kann schmerzhaft sein. Sieh genau hin, wie dein Tier steht: Wenn die Hufwände ent- und die Trachten überlastet werdet, spricht man von einer Sägebockstellung. Jetzt sind die Hufe heiß und du spürst deutlich das pochende Pulsieren der Arterien.
Symptome bei chronischer Hufrehe?
Manche Pferde und Ponys werden etwa 48 bis 72 Stunden nach einem akuten Schub der Hufrehe apathisch und lahm, sie haben wenig Appetit. Die Hufe können sich kalt anfühlen, denn die Durchblutung nimmt ab. Es ist keine akute Entzündung mehr feststellbar. Aber die weiße Linie an der Sohle des Hufs ist verbreitert. Außerdem verläuft die Zehenwand oft konkav und es bilden sich die typischen Reheringe. Manchmal bildet der Huf auch eine knollenförmige Veränderung. Diese Zeichen können, aber müssen nicht auftreten.
Auflistung: Symptome der verschiedenen Rehestadien nach dem Hufrehe-Leitfaden der Gesellschaft für Pferdemedizin
Nach dem Leitfaden der Gesellschaft für Pferdemedizin gibt es drei Stadien der Hufrehe:
Das Prodromalstadium (I.), das akute Stadium (II.) und das chronische Stadium (III.):
I. Unter Prodromalstadium versteht man das Stadium der Erkrankungsbeginn bis das Pferd erste klinisch erkennbare Anzeichen des akuten Stadiums der Rehe zeigt.
II. Symptome des akuten Stadiums der Rehe sind folgende
- Das Pferd zeigt eine veränderte Körperhaltung. Die Vorderhufe sind nach vorne gestreckt und/oder die Hinterbeine sind unter den Bauch geschoben.
- Das Pferd beginnt zu trippeln, belastetet also abwechselnd die Vorderhufe.
- Erkrankte Pferde zeigen einen veränderten Schritt und Trab. Der Gang wird klamm.
- Das Pferd gibt nicht mehr gerne den Huf, weigert sich.
- Tier fängt an sich unwillig zu bewegen, zeigt Wendeschmerz.
- Lahmheit wird deutlich.
- Beim Gehen fußen die Pferde auf den Trachten („Trachtenfußung“)
- Zehenendarterie pulsiert stark.
- Der Kronsaum des betroffenen Hufs schwillt an und wird warm.
- Die Hornkapsel wird warm und die Pferde zeigen Druckempfindlichkeit, wenn sie mit der Hufzange untersucht werden.
III. Das chronische Stadium der Hufrehe setzt das akute Stadium fort
Es fängt an, wenn sich die Lage des Hufbeins in der Kapsel verändert (Rotation). Die klinischen Anzeichen können fehlen oder sich unterschiedlich stark bemerkbar machen:
- Chronisch aktive Hufrehe:
Die Krankheitszeichen gleichen denen bei der akuten Rehe, dabei ist jedoch das Hufbein verlagert. Es ist instabil und kann die Sohle durchbrechen. - Chronisch stabile Hufrehe:
Das betroffene Pferd zeigt geringere Krankheitsanzeichen, bewegt sich freiwillig. Die Lage des Hufbeins ist stabil.
Am Huf kann dir Folgendes auffallen:
- Die weiße Linie ist verbreitert.
- Hornringe gehen auseinander.
- Die Hufsohle wölbt sich vor.
- Die Zehenwand ist gewölbt, ggf. knollenartige Verformungen.
- Trachten sind hoch.
- Hornqualität ist vermindert.
- Krone kann vorgewölbt oder eingesunken sein.
- Chronische Hufrehe mit Komplikationen:
Wenn die akuten Krankheitszeichen in Abständen wiederkehren, können folgende Komplikationen auftreten:
- Es entwickelt sich ein Hufabszess.
- Es bildet sich eine lose oder hohle Wand.
- Das Hufbein bricht durch die Hufsohle.
- Das Hufbein stirbt ab.
- Das Saumband löst sich teilweise.
- Es kommt zum gefürchteten Ausschuhen.
MERKE:
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Hufrehe Ursachen: Was löst Hufrehe aus?
Es gibt leider viele Gründe, warum sich die Huflederhaut bei deinem Vierbeiner entzünden kann. Im einzelnen Fall ist es oft schwierig, die wahrhafte Ursache zu finden. Im Folgenden sind mögliche Ursachen aufgezählt:
Belastungsrehe
- Von einer Belastungsrehe spricht man, wenn der Huf überbelastet ist. Langes Laufen auf harten Böden kann so eine Überbelastung auslösen. Dann ist die Rede von einer sogenannten Marschrehe.
- Wird ein Huf ruhiggestellt, ist der gegenüberliegende Huf häufig überbelastet und kann eine Rehe entwickeln.
- Lange Phasen im Stall führen zu einer Stallrehe. Durch die fehlende Bewegung werden die Hufe auch zu stark belastet.
- Wenn die Pferdehufe nicht oder falsch gepflegt bzw. bearbeitet werden, kann der Hufmechanismus und die Durchblutung gestört werden. Die Durchblutung kann gestört sein und die Huflederhaut entzündet sich.
Futter- oder Fütterungsrehe
Falsche Fütterung verursacht Futterrehe. Sie ist am weitesten verbreitet. Wenn du deinem Pferd oder Pony Futter mit zu vielen Kohlenhydraten (zum Beispiel zu viel Getreide) gibst, kann sich die Darmflora verändern. Endotoxine werden freigesetzt und der Körper übersäuert. Dies kann eine Entzündung der Huflederhaut auslösen.
Ein zu hoher Gehalt an Fructanen im Gras und im Heu kann außerdem zu einer Hufrehe führen.
Kaltes Wasser
Ähnliche Vorgänge wie bei der Futterrehe vermutet man bei einer Aufnahme von größeren Mengen kalten Wassers. Das kalte Wasser kann gegebenenfalls ebenfalls Prozesse in Gang setzen, durch die Endotoxine freigesetzt werden.
Endotoxische Hufrehe nach Geburten oder nach Infektionserkrankungen
Von einer Geburtsrehe ist die Rede, wenn Kleinstteile einer Nachgeburt in der Gebärmutter verbleiben und Bakterien diese zersetzt. Endotoxine bilden sich und schädigen die Blutgefäße. Die Mechanismen, die zur Geburtsrehe führen, sind die gleichen wie bei einer Futterrehe: Giftstoffe werden über die Blutbahn durch den Körper transportiert und schaden den Gefäßen im Huf.
Auch eine entzündete Gebärmutterschleimhaut sowie Infektionskrankheiten durch Bakterien, Viren oder Pilzen können zu einer Rehe führen.
Vergiftungsrehe
Auch bei einer Vergiftungsrehe kursieren Giftstoffe im Körper. Manche Pflanzen sind giftig für Pferde. Vergiftungsrehe kann bei deinem Pferd oder Pony beispielsweise ausgelöst werden durch:
- Robinien
- Eicheln
- Eiben
Auch Herbizide, Fungizide, Pestizide und verschiedene Schimmelpilze sowie Pilzsporen können sich am oder im Futter befinden und eine Vergiftungsrehe auslösen.
Sogar Schlangenbisse, Impfungen und Wurmkuren haben schon zu Vergiftungsrehen geführt. Nach der Gabe einer Wurmkur können bei starkem Wurmbefall bei Pferden massenweise Parasiten absterben. Wenn sie im Körper zersetzt werden, gelangen wiederum Giftstoffe in die Blutbahn und lösen die Huflederhautentzündung aus.
Rehe auslösende Medikamente oder Krankheiten
Cortisonpräparate stehen zum Beispiel im Verdacht, eine Medikamentenrehe auszulösen. Aber auch verschiedene Erkrankungen bringt man heute mit der Hufrehe in Verbindung. Die Rehe ist dann eine Folge- oder eine Begleiterkrankung.
Diese Krankheiten können beispielsweise eine Hufrehe hervorrufen:
- Equines Cushing-Syndrom (ECS), mittlerweile auch PPID (Pituiary Pars Intermedia Dysfunction) genannt (=> Überproduktion von Cortisol)
- Schilddrüsenerkrankungen
- Zyklusstörungen bei Stuten wie Dauerrosse oder ausbleibende Rosse
- Erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie)
- Borreliose (bakterielle Infektion durch Zeckenbiss)
- Equines Metabolisches Syndrom (EMS; eine Stoffwechselstörung überwiegend bei leichtfuttrigen Pferden)
- Übergewicht
Hufrehe Diagnose: Wie stellt man die Hufrehe sicher fest?
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Vierbeiner an einer Hufrehe erkrankt ist, nimm sofort Kontakt zu deinem Tierarzt auf. Dieser wird einiges von dir wissen wollen zur Vorgeschichte und über die Symptome, die die dir aufgefallen sind.
Vor Ort untersucht der Veterinär das Tier klinisch, beobachtet es genau und führt eine Lahmheitsuntersuchung durch – soweit das Tier dazu noch in der Lage ist. Mit einer Hufzangenprobe kann der Tierarzt außerdem feststellen, ob das Tier am Huf Schmerzen hat.
Neben den klinischen Untersuchungen hilft das Röntgen dem Tierarzt, die Diagnose zu sichern. Dabei wählt der Veterinär unterschiedliche Projektionen aus, um Veränderungen des Hufbeins und der Hufkapsel richtig beurteilen zu können. Mit Hilfe der Röntgenbilder stellt der Tierarzt fest, wie weit die Hufrehe bereits fortgeschritten ist. Hat sich das Hufbein bereits gesenkt oder gedreht?
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Hufrehe Therapie: Wie behandelt man Hufrehe?
Damit du die starken Schmerzen deines Pferdes bei der akuten Hufrehe so schnell wie möglich linderst, kannst du erste Sofortmaßnahmen durchführen.
Sofortmaßnahmen: Was kann ich machen?
- Kühlen des Hufs in kaltem Eiswasser oder kühlen mit Kühlpads
- Aufstallen des Tieres auf weichem Boden.
- Möglichst nicht mehr bewegen
Ist der Tierarzt eingetroffen und hat das Tier untersucht, bekämpft er die Schmerzen und die Entzündung bei der akuten Hufrehe mit Medikamenten. Schwellungen und Druck in den Hufen müssen abklingen. Er verabreicht unter anderem entzündungshemmende und blutverdünnende Mittel. Er ordnet außerdem allgemeine Maßnahmen wie weiterhin Kälteanwendungen und Stallruhe auf weichem Boden sowie Fütterung von Heu an.
Die eigentliche Therapie richtet sich schließlich auf die im speziellen Fall vorliegende Ursache für die Hufrehe (für Ursachen siehe oben). Deswegen ist es ausgesprochen wichtig, dass der Tierarzt exakt diagnostiziert. Zum Beispiel muss du bei Futterrehe sofort die Fütterung umstellen.
Auch orthopädische Maßnahmen helfen dabei, die Hufe der kranken Tiere zu entlasten. Bei der akuten Rehe unterstützt eine weiche Unterlage den Strahl bzw. das Hufbein. Mit weichen Verbänden oder speziellen Hufschuhen fördert man die hintere Hufhälfte und stellt die Trachten hoch.
Wenn nötig, wird der vordere Bereich der Zehenwand entfernt. So läuft Sekret ab und der schmerzhafte Zehenbereich wird weniger belastet.
Wie lange dauert die Behandlung bei der Hufrehe?
Die Länge der Behandlung richtet sich nach dem Verlauf der Hufrehe, den der Tierarzt regelmäßig überwacht. Bei einem milden Verlauf dauert die Therapie etwa zwölf Tage. Wenn das Tier nach der Behandlung nicht mehr lahmt und das Hufbein sich nicht verlagert hat, ist die Huflederhautentzündung abgeklungen.
Wenn die Hufrehe chronisch ist und das Hufbein verlagert ist, behandelt man die Hufe weiter. In der Regel wird ein Gipsverband oder ein Hufschuh angepasst. Nach einiger Zeit kann auch ein spezielles Hufeisen helfen.
Hufrehe Prophylaxe: Wie kann ich Hufrehe bei meinem Pferd vorbeugen?
Mit ein paar einfachen Regeln kannst du helfen, Hufrehe bei deinem Pferd zu vermeiden. Wenn du die Regeln konsequent befolgst, verringerst du das Risiko, dass dein Pferd erkrankt.
Tipps zur Hufrehe Vorbeugung
- Passe Kraftfutterrationen an das tatsächliche Arbeitspensum deines Tiers an!
- Vermeide Übergewicht bei deinem Pferd!
- Kalkuliere den Fruktan-Gehalt von Gras und Heu!
- Achte auf langsame Futterumstellungen!
- Halte das Futter sauber und pilzfrei!
- Kontrolliere Weiden und Wegränder immer auf Giftpflanzen!
- Bewege dein Pferd regelmäßig!
- Vermeide Bewegung auf hartem Untergrund!
- Achte auf Abgang und Vollständigkeit bei der Nachgeburt!
- Erkenne und behandle ECS und EMS frühzeitig!
- Sorge für gute Hufpflege und korrekten Hufbeschlag!
BEACHTE:
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Quellenangaben und weitere Informationen:
Hufrehe-Leitfaden (2017), Gesellschaft für Pferdemedizin, Frankfurt
vtg-tiergesundheit.de/ratgeber/hufrehe-bei-pferden
uelzener.de/magazin/pferd/tiergesundheit/hufrehe/
pferdeklinik-aschheim.de/hufrehe-beim-pferd/
pferdeklinik-aschheim.de/hufrehe-pferd/
tsk-sachsen.de/index.php/de/tiergesundheitsdienste/pferdegesundheit/veroeffentlichungenpferde/193-hufrehe-laminitis
dhgev.de/hufthemen/hufrehe
tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/pferdekrankheiten/hufrehe-beim-pferd
tierspital.uzh.ch/de/Pferde/pferdechirurgie/Dienstleistungen/1-Hufrehe.html
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