Die Geburt eines Kalbes gehört zweifelsohne zu den schönsten, aber gleichzeitig auch zu den heikelsten Momenten in der Rinderhaltung. In einigen Fällen gelingt es der Mutterkuh, ihr Kalb- ganz ohne fremde Hilfe auf die Welt zu bringen- doch immer benötigen gerade junge Kühe hierbei die aktive Unterstützung des Menschen. Das Gleiche gilt auch für Mehrlingsgeburten. Jeder Kuhbesitzer sollte deshalb mit der Geburtshilfe beim Rind vertraut sein.
Inhaltsverzeichnis
Wann brauchen Kuh und Kalb die menschliche Hilfe?
Grundsätzlich ist ein Eingreifen durch den Menschen erst dann erforderlich, wenn das Leben oder die Gesundheit des Kalbes in Gefahr schweben, z.B. wenn die Geburt deutlich länger dauert als üblich: Vergehen zwischen dem Platzen der Fruchtblase und dem Durchtritt des Kalbkopfes mehr als 2 Stunden (bei einer Färse 3 Stunden), ist Handeln angesagt, da das Kalb dann womöglich nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt werden kann. Doch wieso kommt es überhaupt zu derartigen Komplikationen?
Gründe für die verlängerte Austreibungszeit
Zieht sich die Geburt eines Kalbes derart in die Länge, kann dies verschiedene Ursachen haben, wie z.B.
- Eine falsche Lage des Kalbes führt dazu, dass das Passieren des Geburtsweges nicht mehr problemlos möglich ist (eher selten)
- Keine ausreichende Wehentätigkeit
- Ein eingeschränkter Stoffaustausch über die Plazenta
Geburtshilfe mit mechanischen Zughelfern
Mit einer mechanischen Zughilfe besteht die Möglichkeit, die Kuh bei der Austreibung des Kalbes zu unterstützen und dem Kalb so auf die Welt zu helfen. Dabei ist es immer ratsam, vorher einen erfahrenen Tierarzt hinzuzuziehen.
Grundvoraussetzungen für den Gebrauch einer Zughilfe
Bevor eine mechanische Zughilfe zum Einsatz kommen kann, gilt es einige Punkte zu beachten:
- Position von Kalb und Kuh: Die Kuh sollte auf der Seite liegen, während sich das Kalb in oberer Stellung befindet. Nur so kann der Eingriff komplikationslos verlaufen
- Größe des Kalbs: Ist das Kalb klein genug für den Geburtskanal des Muttertieres?
- Ist der Geburtsweg bereits maximal ausgeweitet?
- Vorbereitung: Stehen alle benötigten Utensilien bereit? (sauberes Wasser?)
- Hygiene: Sind die über dem Fesselgelenk angebrachten Geburtsstricke sauber (sonst: Infektionsgefahr)
- Ist die Scheidenwand feucht und gleitfähig (ggf. Maßnahmen ergreifen)?
Tipps für eine erfolgreiche Zughilfe
- Versuche stets im Rhythmus der Wehen zu ziehen (auch wenn diese bereits deutlich abgeschwächt sind)
- Bedenke, dass sich der Durchmesser des Kalbes verringert, wenn seine Beine beim Einzug in das Becken versetzt sind
- Ziehe höchstens mit der Kraft einer Person
- Verzichte beim Einzug in das Becken auf einen mechanischen Zughelfer
- Lasse dir Zeit – Nach ca. 10 Minuten sollte sich das Kalb in etwa 10-15 cm bewegt haben
- Zögere nicht, umgehend einen Tierarzt zu kontaktieren, sollten ungünstige Rahmenbedingungen die natürliche Geburt des Kalbes erschweren (zu großes Kalb, falsche Lage im Bauch des Muttertieres).
Das A und O ist eine gute Vorbereitung!
Um unnötigen Stress bei der Geburt eines Kalbes zu vermeiden, kannst du bereits im Vorfeld einige Vorkehrungen treffen:
- Idealerweise sollten deine trächtigen Kühe stets gut entwickelt und genährt, aber nicht verfettet oder zu jung sein. Neben ausreichend frischem Wasser fällt hierunter auch die Versorgung mit allen wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
- Indem du während des gesamten Geburtsvorgangs auf Hygiene und Sauberkeit achtest (sowohl was den Körper der Kuh als auch die verwendete Einstreu angeht), senkst du das Infektionsrisiko im Falle einer Verletzung
- Das anwesende Personal sollte gut ausgebildet und mit der Geburt von Kälbern vertraut sein.
Zu guter Letzt sollte ein ruhiger Umgang mit den Tieren- auch in unbekannten oder stressigen Situationen- eine Selbstverständlichkeit sein.
Quellen:
https://www.agrarheute.com/tier/rind/so-leisten-richtig-geburtshilfe-518477
Gut zu wissen, dass ein Eingreifen durch den Menschen erst dann erforderlich ist, wenn das Leben oder die Gesundheit des Kalbes in Gefahr schweben. Vorsichtshalber haben wir einen Fachtierarzt für Rinder auf Kurzwahl, damit wir ihn rufen können, wenn die Geburt nicht wie gewohnt verläuft. Immerhin ist dies die erste Geburt unserer Kuh Emma.