Esel sind ursprünglich Wildtiere und zählen zwar zu den Pferdeartigen, unterscheiden sich aber doch wesentlich von Pferden, die grundsätzlich in einer Herde leben und Fluchttiere sind. Sie stammen aus kargen Gebieten und wissen, sich in widrigen Verhältnissen zurechtzufinden, können kooperativ, aber auch eigenwillig und stur sein. Sie gelten als sehr intelligent und robust, wobei ungünstige Haltungsbedingungen durchaus gesundheitlichen und psychischen Schaden bei Eseln anrichten können. Informiere dich daher sorgfältig, welche Anforderungen eine artgerechte Haltung dieser liebenswerten Tiere mit sich bringt. Fühlen sich Esel wohl, können sie sich zu treuen Zeitgenossen und Freunden fürs Leben entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
Esel in ihrem natürlichen Lebensraum
Die Eselhaltung gelingt dir auch als Anfänger, wenn du über die Herkunft und das Wesen der Tiere informiert bist. In freier Wildbahn sind Esel bevorzugt in hügeligen Steppen- und Wüstengebieten anzutreffen, die sich durch ein trockenes Klima mit wenig Vegetation auszeichnen. Dadurch haben sie ein enormes Durchhaltevermögen entwickelt, können ausdauernd lange Strecken zurücklegen und sind sehr trittsicher. Auch das Verdauungssystem und der Stoffwechsel haben sich an die widrigen Verhältnisse angepasst. Zum Schutz vor Raubtieren leben Esel in der Natur in Gruppen zusammen und können sich bei einem Angriff überraschend wehrhaft zeigen. Droht weniger Gefahr, sind es dagegen eher kleinere lose Verbände.
Diese Umstände haben dazu geführt, dass Esel beliebte Lasttiere geworden sind und auch gelegentlich zum Herdenschutz angepriesen werden. Beides ist allerdings wenig artgerecht: Esel zeichnen sich durch ihre Eigenständigkeit aus, kooperieren eher als Mittel zum Zweck und setzen ihre Wehrhaftigkeit zwangsläufig zum eigenen Überleben ein, haben aber kaum ein Interesse daran, sich für artfremde Tiere in Gefahr zu begeben. Sie erfassen instinktiv, was sie zum Überleben tun müssen, schätzen es jedoch auch, wenn sie ein angenehmes Leben ohne Gefahren und Futtersuche haben. Sie sind schlau genug, um zu wissen, wann und wie sie ihre Fähigkeiten einsetzen und wann es überflüssig ist. Stoische Ruhe strahlen sie aus, die ein wenig eigenbrötlerisch wirken kann, und verschwenden keine Energie, wenn sie keinen Grund darin sehen.
Unterbringung und Haltungsbedingungen
Esel genießen ihre Freiheit und brauchen Bewegung, aber auch einen sicheren Unterschlupf: Ihr Fell ist aufgrund ihrer Herkunft nicht wasserabweisend und durchnässt bei einem Schauer schnell. Gerne wälzen sie sich aber auf trockenem Grund, wodurch sie ihr Fell pflegen. Trockenheit ist auch für die Hufgesundheit wichtig. Unbedingt zu beachten ist, dass eine allzu üppig bewachsene Wiese eher ungeeignet ist – der Verdauungstrakt ist auf ein Leben in karger Umgebung eingestellt. Besonders nährstoffreiche Kost vertragen sie weniger.
Du benötigst zur Eselhaltung folglich ein geräumiges, sicher eingezäuntes Gelände, das möglichst trocken und gut sauber zu halten ist sowie ausreichend Bewegung ermöglichen muss. Bevorzugt grenzt ein frei zugänglicher Unterschlupf an und auch ein Stall darf zur bedarfsgerechten Unterbringung nicht fehlen. Das Gelände sollte nicht derart bewachsen sein, wie es für andere Weidetiere, darunter Pferde, optimal wäre. Eine kontrollierte und ausgewogene Fütterung ist wichtig für Esel: In der Natur müssen sie jede Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme ausgiebig nutzen und können mit einem Überangebot daher nicht umgehen. Sie neigen dazu, viel zu viel auf einmal aufzunehmen, was das Risiko von Koliken und schweren Stoffwechselstörungen birgt. Rationierst du das Futter dagegen und stellst es ausgewogen zusammen, trägst du damit zu einem gesunden Eselleben bei, das unter angemessenen Bedingungen durchaus bis zu 50 Jahre betragen kann.
Esel fühlen sich unter Artgenossen wohl
Auch wenn sie gelegentlich so wirken, sind Esel keinesfalls Einzelgänger. Sie sind bevorzugt in einer Gruppe zu halten. Die Haltung eines geschweige denn mehrerer Hengste kann allerdings eine größere Herausforderung darstellen – die Stutenhaltung ist für Anfänger wesentlich einfacher. Eine kleine Gruppe Esel fühlt sich im Verbund wohl und sicher, die Einzelhaltung begünstigt dagegen Verhaltensstörungen und die Krankheitsanfälligkeit. Untereinander pflegen sie sich das Fell und kommunizieren miteinander. Beides zählt neben der Fütterung auch zu deinen Aufgaben, wenn du eine gute Bindung aufbauen möchtest.
TIPP:
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Für Abwechslung sorgen
In freier Wildbahn haben Esel Aufgaben zu bewältigen, was auf die anspruchsvolle Umgebung zurückzuführen ist. Sie legen viele Kilometer am Tag über teilweise äußerst unwegsames Gelände zurück, suchen dabei nach Nahrung und halten die Sinne nach eventuellen Gefahren offen. Sie müssen Entscheidungen treffen und bisweilen flexible Lösungen finden. Ihre Fähigkeiten und ihre Intelligenz würden verkümmern, wenn sie in ihrer sicheren Umgebung so gar keine Aufgabe mehr hätten. Dem wirkst du einerseits mit einem abwechslungsreichen Gelände entgegen, andererseits durch Beschäftigung. Du kannst mit einem Esel spazieren gehen oder ihn dazu animieren, kleine Aufgaben zu erledigen, die ihn fordern. Es ist durchaus möglich, Esel kleinere Lasten tragen oder ziehen zu lassen, sofern die Ausstattung artgerecht ist und sie nicht als Arbeitstiere genutzt werden. Das Reiten eines Esels kann ebenfalls funktionieren, wenn du eine gute Beziehung zu ihm aufgebaut hast und nicht zu schwer bist. Viel Zuwendung, gutes Zureden, Streicheleinheiten und kleine magere Belohnungen eignen sich, um Esel zu animieren und zu motivieren. Druck und Strenge bewirken dagegen meist weniger oder das Gegenteil.
Artgerechte Ernährung
Der Stoffwechsel von Eseln ist in der Lage, die aufgenommene Nahrung ausgezeichnet zu verwerten. Daher darf sie kohlehydrat-, fett- und proteinarm sein. Gut geeignet ist trockenes Stroh, dazu kann es auch etwas Heu geben. Diese faserreiche Ernährung wird durch Rinde und Fasern von Bäumen wie Birke, Buche, Haselnuss und Weide optimal ergänzt. Auch Zweige von Obstbäumen kannst du ergänzend geben. Gelegentlich ist Gemüse wie Rüben erlaubt und ein willkommener Leckerbissen, sehr sparsam dosiert auch Getreide. Sinnvoll ist die Bereitstellung eines mineralsalzhaltigen Lecksteins.
WICHTIG:
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Weitere Pflegemaßnahmen
Haben sie sich daran gewöhnt, können Esel deine tägliche Fellpflege mit Striegel und Bürste regelrecht genießen. Nicht vernachlässigen solltest du außerdem die Hufpflege, die in erster Linie aus der regelmäßigen Kontrolle und Säuberung besteht. Der Aufbau ist ähnlich einem Pferdehuf, jedoch anders in den Dimensionen der Bestandteile. Ansonsten ist es vorteilhaft, die Tiere sorgfältig zu beobachten. Fühlen sie sich nicht wohl oder leiden sie an einer Erkrankung, zeigen sie dies in der Regel nicht offensichtlich. Jegliche Auffälligkeiten wie Veränderungen am Fell, den Hufen, der Körperhaltung, der Ohren, der Nasenschleimhaut, den Zähne oder den Augen sowie Verhaltensauffälligkeiten solltest du ernst nehmen und gegebenenfalls einen Tierarzt konsultieren.
Fazit zum Thema Eselhaltung
Die Eselhaltung weist zweifelsfrei einige Besonderheiten auf. Es lohnt sich jedoch, auf das charakteristische Wesen der Tiere einzugehen und ihre Ansprüche zu erfüllen. Die Beziehung zu einem Esel kann besonders intensiv sein, wenn seine Bedürfnisse respektiert werden, er Vertrauen gefasst hat und sich im Umgang kooperativ zeigt.
Quellen:
planet-wissen.de/natur/haustiere/esel/index.html
ml.niedersachsen.de/download/192388/Haltungsempfehlungen_Esel_Stand_20230203.pdf
tierschutz.com/publikationen/pferde/infothek/mb_eselhaltung.pdf
Bildnachweis:
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Gestern habe ich in einem Wohngebiet einen Esel in Einzelhaltung gesichtet. Da ich es als sehr traurig empfand, dieses Tier alleine im Gehege stehen zu sehen, habe ich mich hier über Eselhaltung informiert.
Den Artikel fand ich sehr gebündelt informierend und habe die Bestätigung erhalten, dass man Esel, wie wahrscheinlich fast alle anderen Tiere, nicht einzln halten soll, da ihre Psyche Schaden nehmen und sie verkümmern können.