Ja, du hast recht, dein Pferd verletzt vorzufinden wenn du auf die Weide kommst, oder, dass bei einem Ausritt ein Unfall geschieht, ist sicher ein Worst-Case-Szenario. Und wir wollen in keinem Fall deine Angst schüren. Ganz im Gegenteil, vielmehr ist uns wichtig, dich zu einem kompetenten Partner deines Pferdes auch in solchen Situationen zu machen. Denn du musst wissen, was an erster Hilfe zu leisten ist, bevor der Tierarzt eintreffen kann. Du musst in jedem Fall handlungsfähig sein. Und dazu gehören nicht nur allerschlimmste Notfälle – auch ein Kolikpferd, eines mit Schlundverstopfung oder beispielsweise ein Pferd, welches in der Box festliegt, kann deine Hilfe benötigen.
Für solche Fälle gibt es nicht nur diesen informativen Ratgeber, sondern auch einen Stallbedarf24 Online-Videokurs mit 22 Lektionen unserer Tierärztin Anni: Der Stallbedarf24 Erste-Hilfe-Kurs für Pferde. Diesen Videokurs kannst du dir (einmal gekauft) so oft wie nötig anschauen – auch im Stall, auf deinem Handy, direkt am Pferd – um beispielsweise zu lernen, wie du einen Druckverband im Notfall anlegst, oder wie du den Puls und die Körpertemperatur deines Pferdes fachgerecht misst.
Inhaltsverzeichnis
Wenn schnelle Hilfe Not tut
Kommst du zu deinem Pferd – zum Beispiel auf die Weide – und es ist verletzt, blutet vielleicht sogar stark, musst du dich nach dem ersten Schreck schnell wieder sammeln, denn meist ist rasches Handeln gefordert:
- Verschaffe dir einen Überblick über die aktuelle Situation.
- Rufe danach den Tierarzt an, um erste Infos zu kommunizieren. Hier musst du noch keinen Puls gemessen haben, es geht um den ersten Kontakt, sodass sich der Tierarzt auf den Weg zu euch machen kann.
- Kommuniziere im Gespräch die 5 Ws – was ist wann, wo und bei welchem Pferd passiert. Wichtig ist natürlich auch, wer anruft.
- Schaue dich nun um, ob weitere Personen in der Nähe sind, die dir Unterstützung bieten können oder dein Pferd einfach nur am Halfter halten und es beruhigen.
- Versuche nicht um jeden Preis das Pferd zu bewegen oder in den Stall zu bringen. Bei einem deutlich blutenden Pferd sorge eher für ein Stillstehen und Ruhe, damit sich der Blutverlust in Grenzen hält.
Unter wirklich starkem Blutverlust können saubere Handtücher (die immer in deinem Spint liegen sollten) oder beispielsweise auf der Koppel, das, was du am Körper trägst (ein Pullover als Druck“verband“ oder dein Hosengürtel zum Abbinden), nützlich sein. Versuche mit ihnen die Blutung zu stoppen. Ist die Verletzung am Bein, kannst du oberhalb der Wunde (immer in Richtung Herz) deinen Gürtel abbindend ums Pferdebein legen und so die Blutung versuchen zu stillen, um beispielsweise einen zusätzlichen Kreislaufkollaps zu vermeiden. Unsere Tierärztin Anni sagt im Videokurs: „Wenn ein großes Pferd (500 kg) mit 40 Litern Blut ¼ davon verliert, also 10 Liter, dann beginnt es Kreislaufprobleme zu entwickeln.“ Weiter spricht sie davon, dass bei verletzten Arterien oder größeren Gefäßen mit pulsierender Blutung schnellstmöglich ein Druckverband angelegt werden sollte: „Allerdings nicht länger als 20 Minuten, da sonst die Blutversorgung von anderem Gewebe geschädigt werde kann.“ Hierbei geht es um einen schnellen Blutverlust. Wenn dein Pferd aber 15 Liter Blut innerhalb von 24 Stunden verliert, also eher langsam blutet, könnte dies tödlich sein, da „seine Blutreserve aus der Speichermilz dabei nicht aktiviert werden kann“, sagt Anni. Deshalb handle umgehend.
Einen Druckverband anzulegen lernst du im Erste-Hilfe-Kurs für Pferde:
Kompetenter Umgang mit Lahmheiten und Co.
Glücklicherweise sind Verletzungen, die mit starkem Blutverlust einhergehen, nicht unbedingt an der Tagesordnung. Eine Lahmheit kann schon eher einmal auftreten. Ist dem so, beobachte dein Pferd auch hierbei genau:
- Welches Bein ist betroffen?
- Stellt es das Bein auf den Boden auf und belastet es vollständig?
- Kann das Bein gebeugt werden?
- Entlastet dein Pferd sein Bein oder schleift es gar hinterher?
- Hängen die Schuler, die Hüfte oder das Becken weiter unten?
All diese Beobachtungen können dem Tierarzt erste und wichtige Information liefern. Dazu gehören natürlich auch die Vitalwerte deines Pferdes. Unser Stallbedarf24 Videokurs „Erste Hilfe für Pferde“ gibt dir zusätzlich wichtige Informationen an die Hand, wie du deinem Pferd bei Nasenbluten, Hufrehe, Fieber, einer Kolik oder beispielsweise einem Kreuzverschlag adäquat mit erster Hilfe zur Seite stehen kannst, bevor der Tierarzt eintrifft.
Kennst du die PAT-Werte deines Pferdes?
Tierärztin Anni plaudert aus dem Nähkästchen, wenn sie sagt: „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Pferdehalter die Vitalwerte ihrer Pferde nicht kennen, wenn sie mich anrufen.“ Doch Puls, Atmung und Temperatur können wichtige Anhaltspunkte für den Tierarzt sein, wenn du ihn im Ernstfall kontaktierst und erste Informationen weitergibst. Die Temperatur misst du am besten rektal. Das kannst du zuvor schon gut mit deinem Pferd üben, indem du die Vitalwerte als Tagebuch anlegst und diese 3x die Woche festhältst. So lernst du die individuellen Normbereiche deines Pferde kennen.
Fieber hat ein Pferd übrigens ab 39 Grad Celsius. Zuvor ist die Temperatur normal, obwohl die Normwerte beim ausgewachsenen Pferd zwischen 37,5 und 38,2 Grad Celsius liegen. Stellst du Fieber fest, kannst du, noch bevor der Tierarzt kommt, mit Kühlen beginne. Wasser ist hier das Mittel der Wahl. Spritze deinem Pferd mit dem Wasserschlauch die Beine ab.
WICHTIG:
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Auch die Atmung ist ein wichtiger Anhaltspunkt für den Tierarzt, denn Pferde mit beispielsweise Kolikanzeichen, atmen in höherem Tonus. Hat dein Pferd also Schmerzen, wird seine Atmung schneller sein, auch oberflächlicher, deshalb ist es gut, die Atemfrequenzen deines Pferde im Gesundheits- und Ruhezustand zu kennen: Eine deutlich erhöhte Atmung zeigt dein Pferd, wenn es über 15 Atemzüge pro Minute in ruhigem Zustand macht.
Den Puls/Herzschlag kannst du nahe dem Ellenbogen auf der linken Seite der Gurtlage messen. Hier ist der Puls fühlbar oder der Herzschlag mit einem Stethoskop auch hörbar. Tierärztin Anni zeigt dir im Erste-Hilfe-Kurs für Pferde aber noch andere Möglichkeiten zum Pulsmessen auf und zeigt im Video auch genau, wie es geht.
Den Puls deines Pferdes zu messen lernst du im Erste-Hilfe-Kurs für Pferde:
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Erstversorgung bevor der Tierarzt kommt
Schnittverletzungen, stumpfe Traumata nach einem Tritt beispielsweise, schlimme Bissverletzungen, die besonders unter Hengsten sowie sehr hengstigen Wallachen passieren können, oder eine Stichverletzung – manchmal durch den Koppelzaundraht oder einen Ast herbeigeführt – können dich zudem als plötzlicher Notfall erwarten. Bleibe stets ruhig.
Und nicht immer ist ein Handeln deinerseits erwünscht und sinnvoll, bevor ein Tierarzt eintrifft. Dies kann bei einem Nageltritt der Fall sein. Bei geschwollenen Beinen hingegen kannst du zur Tat schreiten und deinem Pferd zur Linderung seiner Symptome verhelfen. Hier ein paar Tipps, wie deine Erstversorgung aussehen kann:
- Will sich dein Pferd gar nicht mehr bewegen und es sind keine deutlichen Anzeichen wie geschwollene Beine beispielsweise vorhanden, kann ein Kreuzverschlag der Auslöser sein. Hierbei werden Muskelzellen zerstört und deshalb ist es wichtig, sofort den Tierarzt zu alarmieren, ohne das Pferd zur Bewegung zu zwingen. Du kannst selbst fühlen, dass die Muskulatur im Bereich des Rücken verhärtet ist. Decke dein Pferd lieber ein und sorge für Wärme, bis es von einem Tierarzt untersucht wird. Anni erklärt in Kapitel 6, Lektion 5, welche möglichen Ursachen – da gibt es eine ganze Reihe – ein Kreuzverschlag haben kann.
- Sollte bei einem Nageltritt der Nagel, die Schraube, oder welcher Gegenstand auch immer in den Huf deines Pferdes eingedrungen ist, so drinstecken, dass er sich beim erneuten Auftreten und absetzten des Hufes noch tiefer in den Huf hineinbohrt, solltest du ihn unbedingt entfernen. Aber nur dann. Vorher ist für den Tierarzt noch zu dokumentieren – beispielsweise durch Bilder mit dem Handy – was du vorgefunden hast, welche Bereiche betroffen sind und wie alles aussah. Ansonsten, wenn der Nageltritt von Bewegung und Auffußen unberührt bleibt, lass den Gegenstand, wo er ist. So kann der Tierarzt besser diagnostizieren – auch anhand von Röntgenbildern – und erst danach kompetent handeln.
- Geschwollene Beine oder andere geschwollene Körperstellen kannst du noch vor Eintreffen des Tierarztes mit einem Wasserschlauch und frischem Wasser oder mit Ice-Packs wie dem EFFOL Ice-Pack kühlen. Das kann wirklich nicht schaden. Ganz im Gegenteil: Eine Entzündung kann gelindert werden, der Schmerz gemildert und die Hitze entweicht.
TIPP:
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- Bei einer Schlundverstopfung, die meist mit Würgen und Husten einhergeht und als Symptom auch Nasenausfluss mit Futterresten beinhaltet, kannst du – bevor der Tierarzt eintrifft – durch ein Nach-unten-massieren entlang der Speiseröhre auf der linken Halsseite des Pferdes versuchen, die Futterreste, die mitunter fühlbar und nicht weiter in den Magen gerutscht sind, zu lösen, sodass das Pferd wieder schlucken kann. Mit etwas Glück verhinderst du so, dass eine Schlundsonde gesetzt werden muss. Mehr dazu im Erste-Hilfe-Kurs für Pferde mit Tierärztin Anni.
- Nasenausfluss mit Futterresten muss aber nicht zwingend eine Schlundverstopfung bedeuten. Auch eine Magenkolik kann solch ein Symptom hervorrufen, wenn nämlich die Magensäure schon weit nach oben aufsteigt. Rufe am besten rasch den Tierarzt an. Andererseits kann bei Nasenausfluss deines Pferdes beispielsweise auch ein Zahn in der Mundhöhle verletzt sein und eitern. Dieser Eiter kann unter Umständen auch aus den Nasenlöchern fließen, was eine Behandlung des Tierarztes nötig, aber nicht notfallmäßig macht. Um herauszufinden, ob der Nasenausfluss eitrig ist, kannst du daran riechen: Er muss übel riechen und zähflüssig sein. Sorge in beiden Fällen für Wärme und checke die PAT-Werte, bis der Tierarzt zu Euch kommt.
- Flehmt dein Pferd, schaut zum Bauch, tritt sich vielleicht sogar unter den Bauch, hast du es wahrscheinlich mit einer Kolik zu tun. Hier kann auch plötzliches Schwitzen trotz Ruhephase, Wälzen und vermehrtes Hinlegen gepaart mit Unruhe sowie Hufe-Scharren (nicht betteln) ein Symptom sein. Unterstütze dein Pferd in so einem Fall, in dem du ihm leicht den Bauch massierst, wenn es dies zulässt. So können sich Gase gegebenenfalls schon lösen. Zudem gib deinem Pferd die Möglichkeit, sich zu bewegen. Das kann bei dir an der Hand sein, oder auf dem Reitplatz/in der Halle beispielsweise, wo es sich auch frei hinlegen und wälzen kann. So ist es in der Lage, die Darmschlingen zu lockern und wieder in Position zu bringen.
WICHTIG:
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Die Stallapotheke als Ersthelfer mit im Einsatz
Eine gut sortierte und vor allem gut bestückte Stallapotheke ist dann ausreichend, wenn die Verletzung nicht unbedingt durch einen Tierarzt behandelt werden muss, oder wichtig, wenn du Erste Hilfe leisten musst, bevor der Tierarzt vor Ort sein kann. Deshalb ist es entscheidend, alles so griffbereit wie möglich zu haben. Desinfektionsspray, Einwegrasierer, Pinzette, Fiberthermometer und Einmalspritze gehören natürlich in eine Stallapotheke, doch innerhalb der Stallapotheke könntest du dir so etwas wie einen Erste-Hilfe- oder Notfall-Koffer anlegen.
Im Erste-Hilfe-Koffer sollte enthalten sein:
- Mullwatte, Verbandsmull und selbsthaftende Bandagen
- Kompressen (auch mit Alkohol verfügbar zur Desinfektion)
- Panzertape
- Ice-Packs
- Medizinische Seife
- Einmalhandschuhe
- Stauschlauch
- Taschenlampe und Seitenschneider (falls ein Pferd aus einem Draht befreit werden muss)
Dieser Erste-Hilfe-Koffer kann wirklich als kleiner Koffer gepackt griffbereit stehen, wenn es einmal notwendig ist. Zusätzlich sollten all die oben erwähnten Utensilien natürlich auch in deiner Stallapotheke zu finden sein. Und ja, manchmal muss man bei einem Notfall erfinderisch werden – dann kann das Wasser aus dem Tränkefass zusammen mit der medizinischen Seife ein Bein schon auf der Koppel wunderbar desinfizieren. Denn: „Blauspray oder Silberspray, auch Jod-haltige Salben oder Lösungen werden von Tierärzten im Fall von offenen Verletzungen überhaupt nicht geschätzt, da sie die Wunde verdecken und so eine kompetente Beurteilung unmöglich wird“, weiß Tierärztin Anni Weickelt.
Zu oben aufgeführtem kann deine Stallapotheke frei käufliche Medikamente und Salben enthalten wie:
- Pferdesalbe oder Kühlgel bei Prellungen, Schwellungen, Entzündungen
- Rivanol (als Tabletten zum Ansetzen mit Wasser) zum Angießen von Verbänden bei Phlegmonen
- Traumeel – Salbe und Tabletten – bei Verletzungen mit Schmerzzuständen
- Betaisadonna Jodsalbe zur Desinfektion von kleineren Wunden, wenn kein Tierarzt gebraucht wird
- Manuka Health Wundheil-Honig (medizinischer Honig) zur antibakteriellen Wundversorgung bei Schürfwunden, Schnitten, Insektenstichen, Infektionen
- Colosan von Dr. Schaette bei Kolikanzeichen
- Arnika-Globuli bei Prellungen, Stauchungen und Schocks
- Rescuetropfen für Tiere wie „Animal Rescue Formula“ oder „Bach Rescura Pets“ bei Angstzuständen und Schocks
WICHTIG:
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Oft unterschätzt, aber dennoch präsent: Traumata und Schocks
Es gibt noch andere Notfälle als die oben bereits erwähnten, bei denen der Erste-Hilfe-Koffer gut unterstützen kann: beispielsweise bei einem Schock. Ein Pferd in einem Schockzustand sieht manchmal so aus, als würde es einfach nur ruhig dastehen. Ich selbst war einmal bei einem schrecklichen Gewitter auf einer Koppel anwesend, bei dem Straßen überschwemmt wurden, die Feuerwehr im Anschluss zum Einsatz kam und die Blitze nur so um die Pferde – und mich – herumtanzten. Es dauerte nahezu eine Stunde und nachdem ich (schnell ins Auto geflüchtet) die mit mir lebenden Pferde nach dem Gewitter so gut ich konnte versorgt hatte, fuhr ich heim. Früh am nächsten Morgen machte ich mich wieder auf den Weg zum Stall, um nach den Tieren zu sehen. Meinen Pferden ging es gut, sie grasten. Doch die Pferde auf den umliegenden Wiesen standen immer noch unbewegt, seit 12 Stunden starr vor Schreck, auf einem Fleck. So, wie ich sie am Abend zuvor verlassen hatte. Sie standen unter Schock. Doch die Antwort der Stallbetreiber, nachdem ich sie darauf aufmerksam machte, war lediglich: „Ach, die stehen doch ganz ruhig da.“ Du siehst, es ist nicht immer leicht, insbesondere, wenn Situationen nicht vollumfänglich erfasst werden, adäquat zu helfen.
Doch wenn du helfen kannst, sind Blütenessenzen wie „Animal Rescue Formula“ oder „Bach Rescura Pets“, auch Arnika beispielsweise als Globuli, eine wärmende Decke und fürsorgliche Zusprache sowie sanfte Berührungen eine gute Unterstützung, um den Schreck und Schock zu überwinden. Manchmal ist vielleicht sogar etwas Bewegung angebracht, die das Pferd wieder ins Hier zurückholt, damit das Erlebte gar nicht erst zu einem Trauma wird.
Mögliche Auslöser eines Schocks:
- Schlimme Verletzungen oder Unfälle – auch mit Todesangst
- Gewalt, Misshandlung, z. B. beim Verladen, Transport, Reiten
- Silvesterknallerei
- Naturkatastrophen
- Verluste von geliebten Menschen und Tieren
- und viele andere, für uns nicht immer erkennbare oder einleuchtende Gefahrenmomente
Schocks können sich in Form von Traumata leider auch im Gewebe, der Muskulatur, ja jeder einzelnen Zell deines Pferde festsetzen. Besonders natürlich im elektromagnetischen Feld deines Pferde, durch gespeicherte Erfahrungen und Emotionen. So kann es durchaus passieren, dass sich Verhaltensweise ändern, Stress in bestimmten Situationen vermehrt zum Ausdruck kommt und innere Anspannung zum Dauerthema wird, wenn die Psyche deines Pferdes belastet bleibt. Auch andere körperliche Symptome oder Krankheitsverläufe können auf einem Traumata beruhen.
Hier gehe sehr behutsam auf Spurensuche, beispielsweise mit Bewegungstherapeuten wie Pferde-Osteopathen, aber auch Homöopathen, als Tierheilpraktikern, deinem Tierarzt und/oder Reitlehrer.
Eine heimliche Quelle des Übels: Die Vergiftung
Einen weiteren Notfall können Vergiftungen darstellen. Wurden Giftstoffe, wie Pestizide am Grasrand eines frisch gespritzten Feldes in Deinem Beisein aufgenommen, Teile des Adlerfarns sowie immergrüne Pflanzenteile (z. B. Eibe) oder andere, für Pferde toxisch wirkende Pflanzen beim Ausritt versehentlich genascht, kann dies schnell zum akuten Notfall werden. Hilf deinem Pferd bei einer akuten Vergiftung, indem du ihm Wasser anbietest und sofort den Tierarzt informierst. Hast du gesehen, was dein Pferd gefressen hat, schau, ob Du giftige Pflanzenreste für den Tierarzt sichern kannst, um diese zu analysieren. Kontrolliere die PAT-Werte deines Pferdes und gib diese an den Tierarzt weiter. Beruhige dich und dein Pferd.
Du kannst auch in der für dein Bundesand zuständigen Giftnotrufzentrale anrufen. Dort erfährst du, was in diesem akuten Fall, eben mit dem, was dein Pferd gerade gefressen hat, zu tun ist. Hier findest du alle wichtigen Telefonnummern, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zur Verfügung gestellt werden: Liste der Giftnotrufzentralen und Giftnotrufinformationszentren in Deutschland, Österreich und Schweiz.
Symptome einer akuten Vergiftung:
- Schwellungen, Pusteln, Hautreizungen
- Gleichgewichtstörungen, Muskelzittern, Krämpfe oder Lähmungen
- schaumiges Maul (unabhängig vom Herumkauen auf dem Gebiss beim Reiten)
- Atemprobleme
- gestörtes Sehvermögen
Doch nicht immer sind Vergiftungs-Notfälle auf Anhieb sichtbar, wie es beispielsweise Schnitt- oder Bissverletzungen sind. Eine Vergiftung kann unter Umständen auch schleichend stattfinden: Durch gekauftes Heu von fremden Wiesen beispielsweise. Hier hast du häufig keinen Einblick in die Pflanzenvielfalt und damit bleiben Giftpflanzen manchmal für lange Zeit unentdeckt, bis sie fürs Pferd zum Notfall werden. Sobald giftige Pflanzenteile bei der Heuernte nämlich mitgetrocknet werden, sind sie für dein Pferd nicht leicht herauszusortieren. Herbstzeitlose oder Jakobskreuzkraut sind Pflanzen, die ihre Giftstoffe auch getrocknet noch hochkonzentriert behalten. Dann werden sie mitunter aufgenommen, ohne dass der natürliche Instinkt der Pferde sie davor warnen kann, denn bitter schmecken sie getrocknet nicht mehr. So droht eine schleichende Vergiftung.
Symptome einer langsamen Vergiftung:
- ungewöhnliches Trinkverhalten, Fressunlust
- Muskelabbau, Gewichtsverlust, Schwächezustände, Ataxien
- Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit bis hin zur Lethargie
- Vermehrtes Schwitzen, erhöhte PAT-Werte
- Haut-/Fellprobleme
- Blähungen, Koliken, Durchfälle oder Verstopfungen
- dunkelgelb bis -braun gefärbter Urin, Blut im Urin
- gelbgefärbte Augenschleimhäute, Lichtempfindlichkeit
Zunehmende Appetitlosigkeit sowie eine mögliche Abmagerung können also, wenn das Gift nicht nur einmal, sondern als kleine versteckte Dauergabe ins Pferd hinein kommt, Symptome einer Vergiftung sein. Und bei einer schleichenden Vergiftung ist der Stoffwechsel auf lange Sicht so überfordert, dass die Leber geschädigt wird. Untersuche das Heu auf Anzeichen von getrockneten Giftpflanzen, lass das Heu mit den verdächtigen Pflanzenteilen labortechnisch untersuchen, beispielsweise bei der LUFA. Gib alle wichtigen Informationen an deinen Tierarzt weiter. Er wird deinem Pferd Blut abnehmen und die Leberwerte deines Pferdes analysieren untersuchen lassen – auch entsprechend handeln. Du selbst musst für gesundes Heu sorgen!
Wichtige Dokumente sollten für Notfälle vorbereitet und griffbereit sein
Bevor es aber überhaupt zu einem Notfall beim Pferd kommt, kannst du dich als Pferdehalter, Reitbeteiligung oder einfach nur als Reiter auf Schulpferden gut darauf vorbereiten. Und neben den praktischen und erlernbaren Schritten solltest du auch eine Notfallvollmacht ausgefüllt und eine Liste mit allen wichtigen Telefonnummern für Stallkollegen und Stallbetreiber angelegt haben. Zumindest, wenn du ein eigenes Pferd hast.
Diese Dokumente sollten auf jeden Fall enthalten:
- Daten des Pferdes wie Geburtsjahr, Geschlecht, Name, Equidenpass-Nummer
- Telefonnummern von Tierarzt, Tierklinik, Hufschmied, Tierheilpraktiker, Pferdeosteopath …, gegebenenfalls auch deiner Reitbeteiligung
- Infos über Impfungen, ganz wichtig Medikamentenunverträglichkeiten – die, wie im Fall von Penicillin-Unverträglichkeit, sogar zu anaphylaktischen Schocks führen können. Aber auch Allergien oder Erkrankungen, die dein Pferd vielleicht chronisch hat, solltest du aufführen
Beide Dokumente sollten sowohl beim Stallbetreiber vorliegen, also auch in der Sattelkammer für jeden Pferdehalter und Reiter zu finden sein – vielleicht als verschlossene Umschläge für jedes einzelne Pferd des gesamten Reitstalls in einer gemeinsamen Box mit Deckel. Denn nicht immer bist du vor Ort. Und wenn mal etwas außerhalb deiner Anwesenheit passiert – andere also handeln müssen – sollten sie wissen, was zu tun und welcher Tierarzt zu informieren ist. Auch sollten sie wissen, wo sie diese Informationen finden können.
Fazit
Einen Notfall kannst du nicht planen, aber du kannst dich gut auf Notfälle vorbereiten, indem du weißt, was zu tun ist, indem du handlungsfähig und bei wachem Verstand bleibst, um möglicherweise sogar Leben zu retten. Ein Erste-Hilfe-Kurs für Pferde, wie du ihn bei uns im Shop von Stallbedarf24.de finden kannst, kann dir mit Anleitung durch unsere Tierärztin Anni dabei fachkundig zur Seite stehen.
Medizinische Qualitätsprüfung: Der Inhalt dieses Textes wurde von Anni Weickelt geprüft, um höchste Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Anni ist Tierärztin, Reit- & Pferdertrainerin und begeisterte Besitzerin mehrerer Pferde. Ihre Schwerpunkte sind Trainingscoaching und die faire Ausbildung von Pferden. Neues rund ums Pferd zu lernen war für Sie schon immer genauso spannend wie die direkte Arbeit mit dem Pferd. Im Tiermedizinstudium konnte Sie Ihre Begeisterung für die Medizin mit Ihrer Leidenschaft für Tiere verbinden. Im Laufe der Zeit wuchs auch Ihre eigene kleine Pferdeherde und Sie konnte sich in den Bereichen Haltung, Fütterung und Stallmanagement fortbilden. Ihr umfangreiches fachliches Wissen gibt Sie hier im Ratgeber in verschiedenen Formaten an euch weiter!
Quellen:
stallbedarf24.de/Erste-Hilfe-Kurs-fuer-Pferde/
hanseklinik.com/hilfreiche-tipps-zur-ersten-hilfe-bei-pferden/
pavo-futter.de/beratung/giftige-pflanzen-fur-pferde/
gladiatorplus.com/gesundheitswissen/gesundheitsexperten/trauma-beim-pferd
clipmyhorse.tv/de_DE/academy/lesson/41d59d24f3caa8ba67c694a20153f47d?category=health&sub_category=all?utm_source=CMH_Magazine&utm_medium=Article&utm_campaign=Erst-Hilfe-beim-Pferd
ea-st.com/de/magazin/pferde-gift/#:~:text=Vergiftungssymptome%20Pferd&text=Fieber%2C%20Schwitzen%2C%20Nesselausschlag%2C%20Durchfall,hin%20zu%20Muskelzittern%20und%20L%C3%A4hmungen.
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