Das equine Sarkoid ist der häufigste Hauttumor bei Pferden. Es handelt sich um eine meist gutartige, aber lokal invasive Hautwucherung. Als Auslöser sind verschiedene Faktoren möglich, häufig vermutet man eine Infektion mit dem Bovinen Papillomavirus (ein Virus der normalerweise bei Kühen auftritt). Obwohl Sarkoide nicht metastasieren, kann so ein Geschwür je nach Lage am Körper des Pferdes erhebliches Unbehagen verursachen und die Lebensqualität deines Pferdes beeinträchtigen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind die Ursachen des equinen Sarkoids?
Trotz vieler Studien und Untersuchungen konnte man bis heute noch nicht alle Ursachen, die zur Entstehung eine Sarkoids führen, herausfinden. Bei der molekularbiologischen Analyse von Sarkoiden konnte in vielen Fällen das Bovine Papillomavirus (BPV) im Tumorgewebe identifiziert werden. Dieses Virus tritt normalerweise bei Rindern auf und kann auch hier die Entstehung von Tumoren auslösen. Wie das Virus auf das Pferd übertragen wird, ist bis jetzt noch nicht ganz geklärt. Aktuell vermutet man als Überträger die Herbstfliege (Musca autumnalis) oder kontaminierte Ausrüstungsgegenstände. Auch mangelhaft versorgte oder schlecht heilende Wunden können ein Risikofaktor für eine Infektion mit BPV sein.
Einige Pferderassen scheinen eine genetische Veranlagung zur Entwicklung von Sarkoiden zu haben, zum Beispiel Quarter Horses.
Eine direkte Ansteckung zwischen Pferden ist unwahrscheinlich und konnte bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden.
Welche Sarkoidtypen gibt es?
Nach der Art des Wachstums und der Form der gebildeten Tumore unterscheidet man sechs Sarkoid-Typen:
Okkulte (verborgene) Sarkoide
Sie sind relativ unauffällig, wachsen langsam und treten als leicht verdickte Hautstelle mit schuppiger Haut auf, die zunehmend kahl und dunkel pigmentiert ist. Betroffen sind vor allem der Bereich um die Augen und das Maul der Pferde, der Hals, die Innenseite der Gliedmaßen, die Achselhöhlen, die Leistengegend und die Vorhaut.
Verruköse (warzige) Sarkoide
Diese ebenfalls langsam wachsende Tumorvariante bildet warzen- oder blumenkohlartige Verdickungen mit breiter oder stielartiger Verbindung zur Haut. Solche Veränderungen treten an ähnlichen Stellen wie dbei okkulten Sarkoiden auf, darüber hinaus aber auch am Kronsaum.
Noduläre (knotige) Sarkoide
Dabei handelt es sich um knotige, feste Tumore, die bei Irritationen schnell ein aggressiveres Wachstum entwickeln. Sie treten häufig in der Augengegend, an der Vorhaut und im Leistenbereich auf.
Fibroblastische Sarkoide
Diese Tumorvariante zeigt eine charakteristische Geschwürbildung, häufig mit offenen Wunden und Krusten. Solche Sarkoide entstehen auch als Folge von Verletzungen der vorher genannten Sarkoidtypen.
Maligne (bösartige) Sarkoide
Diese aggressiv wachsenden Tumore treten vor allem im Gesichtsbereich, in den Achselhöhlen und auf der Innenseite der Oberschenkel auf. Meist besteht ein Zusammenhang zu wiederholten Verletzungen der oben genannten Sarkoid-Formen. Maligne Sarkoide wachsen rasch und tief in das umgebende Gewebe einschließlich der Lymphbahnen hinein. Trotz der Bezeichnung „bösartig“ verursachen auch sie keine Fernmetastasen in Organen oder anderen Körperstellen.
Gemischte Sarkoide
Diese Tumore bestehen aus mehreren unterschiedlichen und bereits genannten Sarkoid-Typen.
Welche Symptome zeigen sich bei einem Pferd mit equinem Sarkoid?
Du erkennst ein equines Sarkoid oft an knotigen oder warzenartigen Hautveränderungen. Diese können einzeln oder in Gruppen auftreten und variieren in Größe und Form. Häufig findest du sie an Stellen wie Kopf, Bauch, Ellenbogen oder Schenkelinnenseite. Achte bei deiner täglichen Putz-Routine deshalb auf Veränderungen der Haut deines Pferdes, insbesondere auf:
- Knötchen oder Beulen unter der Haut
- geschwürartige Läsionen oder offene Wunden
- warzenartige Auswüchse mit rauer Oberfläche
- haarlose oder schuppige Bereiche auf der Haut
Wie wird ein equines Sarkoid diagnostiziert?
Die Diagnose von Sarkoiden erfolgt meistens, indem dein Tierarzt das aktuelle klinische Bild der Hautveränderungen mit bloßem Auge untersucht. Genauere Informationen über den Sarkoid-Typ erhält man durch die Untersuchung einer Gewebeprobe, die dem Tumor entnommen werden muss. Da diese Irritation des Gewebes zu einer Verschlechterung des Sarkoids führen können, sollte das allerdings nur erfolgen, wenn der Tumor im Anschluss behandelt wird.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei kleineren Sarkoiden an Körperstellen, die das Pferd nicht einschränken, kann eine regelmäßige Beobachtung ohne spezielle Therapiemaßnahmen ausreichen. Für größere Veränderungen, die invasiv wachsen oder das Pferd zunehmend einschränken, gibt es verschiedene Ansätze zur Behandlung:
- Abbinden: Der Tumor wird abgebunden und stirbt ohne Blutversorgung Stück für Stück ab. Oft bleiben jedoch Turmozellen zurück und können erneut wachsen.
- Chirurgische Entfernung: Geeignet für kleinere Sarkoide. Wichtig ist, großzügig um den Tumor herum zu schneiden, um, wenn möglich, alle Tumorzellen zu entferne und Rückfälle zu vermeiden.
- Kryotherapie: Hierbei wird das Sarkoid mit flüssigem Stickstoff vereist und zerstört. Als Folge können längere Wundheilungszeiten auftreten.
- Lasertherapie: Der Tumor wird mit einem Laser abgetragen.
- Immuntherapie: Injektionen von Immunmodulatoren können das Immunsystem deines Pferdes stimulieren, um das Sarkoid zu bekämpfen.
- Topische Behandlungen: Spezielle Cremes oder Salben, die direkt auf das Sarkoid aufgetragen werden.
- Chemotherapie: Hier werden Chemotherapeutika direkt in den Tumor injiziert oder aufgetragen, was zu einer Verkleinerung des Tumors führen soll.
- Strahlentherapie: Hierbei wird ein Implantat, dass radioaktive Strahlen freisetzt, direkt im Tumorbereich eingesetzt. Diese Methode gilt zurzeit als das erfolgreichste Verfahren, ist aber nur an wenigen Orten verfügbar. Auch die Strahlentherapie mit externer Strahlenquelle wird erfolgreich eingesetzt.
Die Wahl der Behandlung hängt von Größe, Lage und Anzahl der Sarkoide ab. Deshalb ist eswichtig, einen individuellen Behandlungsplan mit deinem Tierarzt zu besprechen. Bei der Vielzahl von Therapieoptionen gibt es immer wieder gute Erfolge bei einigen Fällen. Bis jetzt konnte jedoch noch keine Therapie gefunden werden, die wirksam und effektiv alle Sarkoid-Typen bekämpft.
Wie ist die Prognose bei equinen Sarkoiden?
Die Prognose variiert je nach Fall. Frühe Erkennung und Behandlung verbessern die Erfolgschancen erheblich. Rückfälle sind jedoch häufig, weshalb eine langfristige Überwachung wichtig ist. Mit der richtigen Therapie und Pflege kannst du die Lebensqualität deines Pferdes erhalten.
Sind equine Sarkoide gefährlich für dein Pferd?
Sarkoide sind keine klassischen, bösartigen Tumore, da sie keine Metastasen an anderen Körperstellen oder in lebenswichtigen Organen bilden. Sie können jedoch massiv wachsen, ulzerieren (offene Wunden bilden) und sich dadurch auch infizieren, was Schmerzen und Unbehagen verursacht. In einigen Fällen können sie die Nutzung deines Pferdes als Reitpferd einschränken – insbesondere, wenn sie im Bereich des Sattelgurts oder den Beinen auftreten.
Wie kannst du equinen Sarkoiden vorbeugen?
Da das Bovine Papillomavirus als eine von verschiedenen Ursachen gilt, ist eine vollständige Vorbeugung schwierig. Dennoch kannst du einige Maßnahmen ergreifen:
- Insektenabwehr: Verwende Insektenschutzmittel, um Stiche zu reduzieren, die das Virus übertragen könnten.
- Wundpflege: Behandle Verletzungen sofort, um Infektionen zu vermeiden.
- Hygiene: Neue oder betroffene Pferde sollten mit separatem Putzzeug gepflegt werden.
- Unterstützung des Immunsystems: wenn das Immunsystem deines Pferdes durch äußere Faktoren oder Vorerkrankungen geschwächt ist, solltest du es gezielt unterstützen.
Weitere häufig gestellte Fragen zum equinen Sarkoid (FAQ):
Kann ein equines Sarkoid von selbst verschwinden?
In seltenen Fällen können kleine Sarkoide spontan zurückgehen. Verlass dich jedoch nicht darauf, suche frühzeitig tierärztlichen Rat und beobachte das Sarkoid engmaschig.
Ist das equine Sarkoid ansteckend für andere Pferde?
Bis jetzt scheint eine direkte Ansteckung zwischen zwei Pferden sehr unwahrscheinlich und konnte nicht nachgewiesen werden. Trotzdem sollte bei betroffenen Pferden separates Putzzeug benutzt werden und auf Hygiene geachtet werden.
Kann ich mein Pferd trotz Sarkoid reiten?
Ja, solange das Sarkoid keine Beschwerden verursacht und nicht an Stellen sitzt, die durch Ausrüstung irritiert werden.
Lässt sich die Heilung durch Fütterung unterstützen?
Wenn die Grundration deines Pferdes zu seinen Bedürfnissen passt, kannst du das Immunsystem bei Bedarf zusätzlich noch unterstützen. Entzündungshemmende Inhaltstoffe wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, die zum Beispiel in hochwertigem Leinöl enthalten sind können hier hilfreich sein. Auch speziell abgestimmte Kräutermischungen können die Abwehrkräfte und Selbstheilungskräfte deines Pferdes stärken.
Wann sollte ich ein Sarkoid entfernen lassen?
Mit der Entfernung sollte nicht zu lange gewartet werden. Je kleiner ein Sarkoid ist, desto leichter lässt es sich entfernen und desto weniger Gewebe muss entfernt werden.
Kann ein Sarkoid nach der Entfernung wieder auftreten?
Leider ist das Auftreten von sogenannten Rezidiven (Rückfällen) bei Sarkoiden sehr hoch, je nachdem ob wirklich alle Tumorzellen entfernt worden sind oder einige Zellen sich weiterhin in der Haut befinden. Diese können leider erneut zu einem Tumor anwachsen. Eine gute Überwachung nach der Entfernung und eine Unterstützung des Immunsystems sind daher besonders wichtig.
Abschließende Worte
Das equine Sarkoid ist eine komplexe Erkrankung, die Aufmerksamkeit und Fachwissen erfordert. Durch frühzeitige Erkennung, angemessene Behandlung und regelmäßige Überwachung kannst du deinem Pferd zu einem gesunden und glücklichen Leben verhelfen. Bei Fragen oder Bedenken wende dich stets an deinen Tierarzt.
Quellen:
tierspital.uzh.ch/pferdekliniken/sarkoid/
sciencedirect.com/science/article/pii/S074907391730189X?viewFullText=true
pferdeklinik-kleintierpraxis.de/tierarzt-tipp/equines-sarkoid.html
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