Ein Einschuss, oder auch Phlegmone genannt, ist eine durch Bakterien ausgelöste Entzündung des Unterhautgewebes beim Pferd. Als Folge tritt in dem betroffenen Bereich meistens eine starke Schwellung auf und die Region fühlt sich auch deutlich wärmer an als vergleichbare Körperregionen an.
Inhaltsverzeichnis
Woran erkennst du einen Einschuss bei deinem Pferd?
Die meisten Phlegmonen treten im Bereich der Gliedmaßen bei Pferden auf. Hier können sie je nach Ursache am ganzen Bein, vom Kronrand bis zum Rumpf hin auftreten. Du kannst einen Einschuss meistens direkt auf den ersten Blick erkennen: Das betroffene Bein ist mehr oder weniger deutlich geschwollen, vermehrt warm und das Pferd geht häufig auch gering- bis mittelgradig lahm. Falls du dir unsicher bist, ob das Bein wirklich geschwollen ist, vergleiche es am besten mit dem anderen Vorder- oder Hinterbein deines Pferdes. Dann kannst du meistens auch direkt sehen, welche Region betroffen ist.
Im Unterschied zu anderen Erkrankungen ist der betroffene Bereich meistens diffus geschwollen. Das heißt die Schwellung ist nicht abgegrenzt und eher verteilt als an einer bestimmten Stelle (wie zum Beispiel bei einer Sehnenverletzung).
Was kannst du bei einem Einschuss selbst tun?
Wichtig ist, das betroffene Bein genau in Augenschein zu nehmen. Dazu gehört vor allem die Adspektion (Untersuchung mit dem Auge) und die Palpation (das Abtasten mit den Händen). Wie du hier schrittweise vorgehen kannst und worauf du achten musst, erfährst du in unserem 3-Punkte-Check im Online Erste Hilfe Kurs. https://www.stallbedarf24.de/Erste-Hilfe-Kurs-fuer-Pferde/ Für die Dokumentation während der Behandlung und für deinen Tierarzt sind manchmal auch Fotos vom betroffenen Bein im Vergleich zum gesunden Bein sinnvoll.
Wenn du eine Verletzung der Haut als Ursache finden kannst und dein Pferd kooperativ ist, säubere die Wunde vorsichtig mit klarem Leitungswasser. Anschließend kannst du mit einem für Pferde geeigneten und durchsichtigen Desinfektionsmittel PureDes to go Schnelldesinfektionsmittel die Verletzung als Erste-Hilfe-Maßnahme behandeln.
Bei diesen Beobachtungen solltest du den Tierarzt direkt rufen:
- dein Pferd lahmt sehr stark
- der Einschuss ist großflächig über das Bein verteilt
- die Wunde sieht wie eine Stichwunde aus und scheint durch die Haut zu gehen
- die verletzte Haut ist komplett durchtrennt und klafft auseinander
- Flüssigkeit kommt aus der Wunde
Wenn du diese Punkte nicht beobachten konntest, solltest du trotzdem zur Sicherheit den Tierarzt rufen. Wenn du eine unkomplizierte Verletzung bemerkt hast und sich die Verletzung im Bereich der Röhrbeine oder abwärts befindet, kannst du in der Zwischenzeit einen Verband anlegen. Wie das geht, erfährst du in unserem online Erste Hilfe Kurs.
Das dafür notwendige Verbandsmaterial findest du im Stallapotheke-Set.
Wenn keine Verletzung sichtbar ist, kannst du das Lymphgewebe der Unterhaut zum Beispiel auch durch Kühlen unterstützen, maximal jedoch jeweils für 10 Minuten und dann 15 bis 20 Minuten Pause ohne Kühlung.
Wie behandelt der Tierarzt einen Einschuss?
Hier kommt es auf die Ursache und Schwere an. Bei leichteren Phlegmonen im unteren Bereich reicht oft eine Unterstützung des Lymphgewebes durch einen Verband über mehrere Tage oder eine Kompressionsbandage. Fördern kann man die Regeneration der Unterhaut auch durch speziell angelegte Kinesiologie-Tapes und eine Lymphdrainage.
Bei akuten und schwereren Verläufen wird zur Abschwellung des Gewebes ein anti-entzündliches Schmerzmittel gegeben. Bei Verdacht auf eine Infektion mit Bakterien oder bei einer großen Ausbreitung des Einschusses, braucht man häufig auch ein Antibiotikum.
Wenn dein Tierarzt eine andere Ursache für die starke Schwellung vermutet, wird er verschiedene Maßnahmen der Diagnostik, wie Röntgen oder Ultraschall, zum Einsatz bringen.
Kannst du einem Einschuss beim Pferd vorbeugen?
Leider kann man nicht jedem Einschuss vorbeugen. Eine regelmäßige Untersuchung des Pferdekörpers mit unserem 3-Punkte Check während deiner Putzroutine kann dir jedoch dabei helfen, Verletzungen und Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Manche Pferde haben jedoch einfach dünnere Haut oder ein empfindliches Immunsystem und du kannst sie nicht vor jeder kleinen Verletzung schützen. Dann hilft oft eine Überprüfung der Haltung auf Verletzungsrisiken, Harmonie in der Herde und eine generelle Unterstützung des Immunsystems.
Welche Risiken gibt es, wenn ein Einschuss nicht behandelt wird?
Wenn ein Einschuss nicht behandelt wird, gibt es vor allem zwei große Risiken für dein Pferd. Zum einen kann sich die bakterielle Infektion in der Unterhaut immer weiter im Pferdekörper ausbreiten und führt im schlechtesten Fall zu einer Blutvergiftung, einer sogenannten Sepsis. Auch bei lokal begrenzten, starken bakteriellen Entzündungen können die verschiedenen Hautschichten schwere Schäden nehmen.
Eine Langzeitfolge kann dann auch ein sogenanntes „Elefantenbein“ sein. Das bedeutet, dass sich die Unterhaut nur noch schlecht regenerieren kann und das Bein dauerhaft geschwollen bleibt. Das ist für das Pferd zum einen sehr unangenehm und schmerzhaft und schränkt es zum anderen in seinem Alltag und als Partner an deiner Seite sehr ein.
Weitere häufig gestellte Fragen zum Thema Einschuss (FAQ):
Ist ein Einschuss ein Notfall?
Das kommt auf die Ursache und das Ausmaß an. Auf jeden Fall sollte ein Einschuss immer behandelt werden, um Schlimmeres zu verhindern. Faustregel: Je stärker geschwollen oder je größer die Schwellung ist und je stärker das Pferd lahmt, desto schneller muss es behandelt werden!
Sind Einschuss und Phlegmone das Gleiche?
Ja, hier handelt es sich um zwei Bezeichnungen für eine Erkrankung.
Warum kann ich mein Pferd nicht einfach so stehen lassen und hoffen, dass die Schwellung von allein zurück geht?
Es handelt sich oft um eine bakterielle Entzündung, bei der das Pferd Unterstützung durch Medikament braucht. Vor allem die Beine des Pferdes im unteren Bereich brauchen gezielte therapeutische Maßnahmen für die Regeneration.
Darf sich mein Pferd mit einem Einschuss bewegen oder muss es Boxenruhe halten?
Das kommt auf die Ursache und das Ausmaß des Einschusses an. Wichtig ist, dass das Pferd sich ruhig und gleichmäßig bewegen kann, wenn es das möchte. Je stärker das Pferd lahmt, desto eingeschränkter sollte es erstmal in der freien Bewegung sein. Meistens ist eine Paddockbox als Unterbringung vorübergehend ideal, bei einer ruhigen Herde und geringer Lahmheit kann auch der Offenstall funktionieren. Nach Absprache mit deinem Tierarzt spricht in den meisten Fällen nichts gegen kontrollierte Bewegung im Schritt an der Hand. Das kann gezielt die Lymphdrainage fördern und die Regeneration unterstützen.
Gibt es Pferde, die besonders empfindlich reagieren und häufiger Einschüsse haben als andere?
Ja, besonders Pferderassen mit dünner Haut, wie Vollblüter, und Pferde, die durch ihre Farbe genetisch empfindliche Haut haben (Füchse, Schecken, Palominos, Appaloosas, …), reagieren auf Verletzungen oft schneller mit einem Einschuss.
Abschließende Worte
Der Einschuss ist eine häufige Erkrankung bei Pferden. Sie wird oft durch sehr kleine Verletzungen und das Eindringen von Bakterien in die Unterhaut ausgelöst. Das führt zu einer Entzündung. Von außen erkennst du dann eine sichtbare Schwellung und fühlst vermehrte Wärme. Die meisten Fälle verlaufen mit Unterstützung des Bindegewebes und der richtigen medikamentösen Therapie unkompliziert. Dein Tierarzt sollte sich dein Pferd aber auf jeden Fall anschauen und individuell über weitere Maßnahmen entscheiden, um mögliche Langzeitschäden zu vermeiden.
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