Der Mensch neigt immer wieder dazu, Tiere zu vermenschlichen und sie mit dem füttern zu wollen, was er selbst gerne isst. Doch macht es Sinn, dem Pferd auch Gurken zu geben? In diesem Ratgeber gehen wir dieser Frage auf den Grund: Gesundheitsrisiken werden beleuchtet und Vor- sowie Nachteile gegeneinander abgewogen, auch mögliche Einsatzgebiete der Gurke erklärt. Auf diese Weise kannst du eine kompetente Wahl bezüglich der Gurken-Fütterung für dein Pferd treffen.
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Expertenantwort auf die Frage: „Dürfen Pferde Gurken essen?“
Unsere Tierärztin Anni sagt: „In geringen Mengen und unregelmäßig verfüttert sind geschälte Gurken oder Bio-Gurken bei Pferden, die keinen empfindlichen Verdauungsapparat haben, unbedenklich. Vorsichtig sollte man bei der Verfütterung von Gurken aus dem eigenen Gemüsegarten sein. Hier am besten immer selbst verkosten, ob die Gurken bitter schmecken. Dann sollten sie auf keinen Fall verfüttert werden. Insgesamt gehören Gurken nicht zum natürlichen Speiseplan des Pferdes, dadurch gibt es keine Notwendigkeit sie zu füttern und einige Pferde können hier auch empfindlich mit Verdauungsstörungen reagieren.“
Sollten Gurken in die Ernährung deines Pferdes integriert werden?
Schon in frühen Zeiten wusste man es: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Das war der erste Satz, der über ein Telefon, damals noch Fernsprecher genannt, kommuniziert wurde. Woher wir das wissen? Im Stadtmuseum Traiskirchen kannst du dies erfahren. Und das Telefon war ursprünglich als medizinische Hörhilfe gedacht. Der erstgesprochene Satz „Ein Pferd frisst keinen Gurkensalat“ sollte hierbei die Sprachverständlichkeit beweisen – dennoch, es ist wahr: Es liegt nicht in der Natur des Pferdes Gurken zu fressen.
Allerdings spricht gar nichts dagegen, die Gurke zu pressen und ihren frischen Saft beim Sonnenbrand auf der Pferdenase zur Kühlung, auch feuchtigkeitsspendend, und als UV-Schutz zu verwenden. Oder mit Gurkensaft Schwellungen zu lindern. Das alles kann Gurkensaft nämlich auch bei Pferden – durch seine antimikrobielle, blutstillende, tonisierende und entzündungshemmende Wirkweise.
Nicht alle Inhaltsstoffe der Gurke sind fürs Pferd gesund
Gurken gehören zur Familie der Kürbisse, ebenso wie Zucchinis und Melonen – die Gurke ist also ein Kürbisgewächs. Mancherorts wird sie auch Kukumer oder Gugommer genannt, wie beispielsweise im Schwäbischen – abgeleitet vom französischen Wort für Gurke: Concombre. Als Kürbisgewächs enthält die Gurke Cucurbitacine, die manchmal Durchfall, Magenkrämpfe und Übelkeit hervorrufen können. Bei sehr empfindlichen Menschen auch Erbrechen, was beim Pferd – wie wir wissen – ja nicht möglich ist. Hierzu kannst du unseren Ratgeber „Können Pferde sich übergeben?“ lesen.
Cucurbitacine schmecken, wie Bitterstoffe, die ja in richtiger Dosierung auch gesund sein können, sehr bitter. Besonders entstehen Cucurbitacine, wenn das Wachstum von Gurken (mit genetischer Veranlagung hierzu) bedroht ist: Beispielsweise durch Kälte, die Stress verursacht, Wassermangel und Trockenheit, beziehungsweise unregelmäßiger Wasserversorgung sowie mangelnder Zufuhr an Nährstoffen. Dann kann es passieren, dass diese Stoffe in Gurken ansteigen, die im Normalfall eher gering sind. Deshalb solltest du, wenn du deinem Pferd Gurke füttern möchtest, die Gurke erst selbst probiert haben. Denn man weiß ja selten, welche Versorgung das Gemüse genossen hat …
Und hier heißt es nicht, je weniger bitter, desto leckerer, sondern je weniger Cucurbitacine enthalten sind, desto weniger schädlich ist auch die Gurke fürs Pferd. Schmeckt eine Gurke also ziemlich bitter (mehr von der Gurke als nur die Endstücke), entsorge sie lieber komplett. Denn dann ist sie für dich und fürs Pferd echt ungesund. Und die meist bitteren Endstücke sollten sowieso nicht gefüttert werden
Können Gurken dem Pferd notwendige Nährstoffe liefern?
100 gr. Gurke bestehen zu 97 Prozent aus Wasser und haben deshalb auch nur 12 Kalorien. Aber das sollte in keinem Fall ein Grund dafür sein, deinem Pferd Gurken vor die Nase zu halten. Auch dann nicht, wenn es zu Übergewicht neigt.
An Nährstoffen enthalten Gurken pro 100 g am meisten die Mineralstoffe Kalium (141 mg) und Calcium (15 mg). Dazu kommt etwas Natrium, Magnesium und Vitamin C (jeweils 8 mg). An weiteren nennenswerten Vitaminmengen sind noch Beta-Carotin (393 µg/Mikrogramm), Vitamin B5 (240 µg), Vitamin B3 (200 µg), Vitamin A (66 µg) und Vitamin E (63 µg) in der Gurke zu finden. Doch all das hauptsächlich in der Gurkenschale.
Da Gurken auch gespritzt werden und das CVUAS (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart) im Jahr 2023 von 53 Proben aus kommerziellem Anbau bei ganzen 93 Prozent Pestizidrückstände – teils sogar mit vier verschiedenen Wirkstoffen – gefunden hat, solltest du wirklich nur geschälte Gurke als Snack verfüttern. Doch versorgst du dein Pferd durch geschälte Gurken nicht mit Nährstoffen, weshalb Gurkenfütterung zur Nährstoffversorgung absolut ausfällt.
Zudem ist mittlerweile bekannt, dass Vitamin C vom Pferd selbst gebildet wird und Magnesium im Hafer mit 140 mg pro 100 g und in Weizenkleie sogar zu 550 mg pro 100 g reichhaltig vorhanden ist. Selbst ein Kaliummangel ist beim Pferd eher unwahrscheinlich – außer bei starkem und anhaltendem Durchfall – aber Kaliummangel wird eine Gurke auch nicht beheben können. Ganz im Gegenteil: Durch den hohen Wasseranteil in dem für Pferde völlig artfremden Gewächs, könnten Durchfälle sogar entstehen.
Vor- und Nachteile: Wirkungen der Gurkenfütterung
Auch, wenn der Gurke nachgesagt wird, dass sie positiv auf Knochen und Gelenke wirken kann, ebenso gegen Geschwüre helfen soll, wird sie diese Wirkung nicht im Pferd entfalten, denn dafür müsste Gurke weit über ein unbedenkliches Maß hinaus gefüttert werden. Zudem sind die positiven Wirkungen von Gurke den Nachteilen nicht überlegen.
Positive Wirkung:
- harnlösend und wassertreibend
- unterstützt die Nieren beim Abfluss von Harnsäure
- enthält ein paar Vitamine, Mineralstoffe und Elektrolyte
Nachteile:
- das Mikrobiom im Darm kann mit Gurke nichts anfangen, ganz im Gegenteil: Als pferdefremdes Fruchtgemüse kann Gurke auch Aufgasungen und Verdauungsstörungen hervorrufen.
- eventuelle Cucurbitacine in der Gurkenschale und den Kernen könnten zu Übelkeit, Magenkrämpfen und Durchfall führen
Ob Pferde Gurken mögen?
Das ist abhängig vom Pferd selbst. Jedes Individuum hat andere Vorlieben, Geschmackserlebnisse, auch andere Bedürfnisse: Ein Pferd weiß meist sehr genau, welche Kräuter oder andere Futtermittel gut für es sind. Wenn du Bestandteile einzeln anbietest, kann das eine Kraut ein Pferd völlig kalt lassen, ein anderes – dringend benötigtes – aber wahren Heißhunger auslösen. Hier kommuniziert die Darm-Hirn-Achse im Pferd: Was die Darm- und Organgesundheit benötigt, wird bevorzugt.
Dabei kann es natürlich durchaus vorkommen, dass ein Pferd aus Futterneid in eine Gurke beißt oder ein Stückchen Gurke aus Neugier vernascht, aber das heißt nicht, dass sie ihm auch guttut oder eine echte Leckerei darstellt. Und Gurken schmecken übrigens, je größer sie gewachsen sind, immer bitterer, was auch an ihren Bitterstoffen liegt. Selbstverständlich sprechen wir hier von natürlichen Gurken, denn eingelegte Gurken, die mit Zucker, Gewürzen und Essig durchtränkt sind, kommen für Pferde schon gar nicht in Frage.
Fazit
Grundsätzlich ist Gurke kein Futtermittel für Pferde. Wenn du dein Pferd mit Gurken-Snacks füttern willst, schäle die Gurke und entkerne sie möglicherweise auch. Zwar gehen dir so ein paar Nährstoffe verloren, aber du schützt dein Pferd auch vor den weniger gesunden Inhaltsstoffen. Wirklich hilfreich kann Gurkensaft sein – und zwar äußerlich angewendet. Nutze ihn, um Schwellungen zu lindern, Entzündungen zu hemmen, um vor Sonnenbrand auf der Nase zu schützen oder diesen zu harmonisieren. So kann die Gurke doch noch zum Freund des Pferdes werden.
Medizinische Qualitätsprüfung: Der Inhalt dieses Textes wurde von Anni Weickelt geprüft, um höchste Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Anni ist Tierärztin, Reit- & Pferdertrainerin und begeisterte Besitzerin mehrerer Pferde. Ihre Schwerpunkte sind Trainingscoaching und die faire Ausbildung von Pferden. Neues rund ums Pferd zu lernen war für Sie schon immer genauso spannend wie die direkte Arbeit mit dem Pferd. Im Tiermedizinstudium konnte Sie Ihre Begeisterung für die Medizin mit Ihrer Leidenschaft für Tiere verbinden. Im Laufe der Zeit wuchs auch Ihre eigene kleine Pferdeherde und Sie konnte sich in den Bereichen Haltung, Fütterung und Stallmanagement fortbilden. Ihr umfangreiches fachliches Wissen gibt Sie hier im Ratgeber in verschiedenen Formaten an euch weiter!
Quellen:
zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/gemuese/gurken
cvuas.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=5&ID=3989&Pdf=No&lang=DE
Das Pferd frisst keinen Gurkensalat youtube.com/watch?v=CDruOWR1dMM
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