Erdbeeren, diese süßen kleinen Früchtchen, die zur Sommerzeit schnell von der Hand in den Mund gelangen, werden von Pferden ganz sicher vernascht, sofern sie ihnen angeboten werden. Die Frage ist hier, macht das Sinn – und ist die Erdbeere gesund für dein Pferd? Um dir diese Fragen zu beantworten, haben wir alle wichtigen Informationen in diesem Ratgeber zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Expertenantwort auf die Frage: „Dürfen Pferde Erdbeeren essen?“
Unsere Tierärztin Anni sagt: „Als besonderes Leckerli verfüttert kann die ein oder andere Erdbeere sicher eine interessante Abwechslung für dein Pferd darstellen und richtet in aller Regel keinen Schaden an. Da Erdbeeren allerdings nicht zum natürlichen Speiseplan von Pferden gehören, sollte man wie immer maßvoll füttern.“
Was ist in Erdbeeren eigentlich enthalten?
Erdbeeren gehören nicht zu 100 Prozent dem Obst an, auch nicht den Beeren. Oft spricht man von einer Zugehörigkeit zu Nüssen, denn tatsächlich sind die niedlichen kleinen gelben Nüsschen auf der Erdbeere die wahre Erdbeerfrucht. Das rote Fruchtfleisch ist der Fruchtboden – landläufig als die Frucht, eben die Erdbeere bezeichnet – und wird in der Botanik tatsächlich als Scheinfrucht gesehen, da sie als Sammelnussfrucht „nur“ dazu da ist, die wahren Früchte – die kleinen Nüsschen – zu beherbergen. Dabei gibt es aus botanischer Sicht aber auch Gründe, die Erdbeere zu den Rosengewächsen zu zählen.
Egal wie, das Gute an Erdbeeren ist, dass sie im Gegensatz zu anderen Obstsorten, wie beispielsweise Bananen (12 Gramm), oder Birnen (9,8 Gramm), wenig Zucker für dein Pferde (und dich) enthalten. In 100 Gramm Erdbeeren sind 4,9 Gramm Fruchtzucker, also Einfachzucker, enthalten. Das sind umgerechnet knapp zwei deutsche Zuckerwürfel (einer wiegt ca. 3 Gramm), die dein Pferd mit 100 Gramm Erdbeeren vernascht. Und deutsche Zuckerwürfel schreiben wir deshalb, weil die Würfel in der Schweiz etwas größer sind (4,4 Gramm), auch in Österreich (3,88 Gramm). Doch zurück zur Erdbeere: 4,9 Gramm Zucker sind wirklich nicht viel, wobei 100 Gramm Erdbeeren am Tag schon zu viel für dein Pferd sein könnten.
Füttere Erdbeere lieber als Snack, der hin und wieder einmal die Geschmacksknospen deines Pferde erfreuen kann. Denn obwohl Erdbeeren einige wichtige Mineralstoffe wie Kalium (145 mg), Calcium (25 mg), Phosphor (25 mg), Magnesium (15 mg), und zu geringen Teilen auch Zink, Kupfer, Eisen und Mangan in 100 Gramm dieser Sammelnussfrucht enthalten, ist die Ausbeute für dein Pferd hier eher gering. Auch die Vitamine, die Erdbeeren haben, sind bei der geringen Fütterungsmenge als Leckerli nicht nennenswert, wenngleich Vitamin A, viele B-Vitamine, Vitamin E und K in Mikrogramm-Werten (µg) – außer Vitamin C (65 mg) – in 100 Gramm der roten „Früchte“ enthalten sind. Ebenso zählen sekundäre Pflanzenstoffe zu den Inhalten, wie beispielsweise Catechine, Anthocyane (sie geben der Erdbeere die rote Farbe), Fisetin oder Quercetin, die alle zu den Polyphenolen zählen.
Und nur, um es hier einmal zu erwähnen: Die kleinen gelben Nüsschen der Erdbeeren enthalten rund 40 Prozent wichtiger Antioxidantien. Auch Aminosäuren sind in Erdbeeren enthalten, aber von den 10 Prozent, die bei 90 Prozent Wasseranteil der „Früchte“ übrigbleiben, belaufen sich Aminosäuren auf unter ein Prozent. Allerdings recht ausgewogen, was ihre Zusammensetzung angeht. Selbst Fettsäuren wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind zu wiederum unter einem Prozent enthalten.
Sollten Erdbeeren in die Ernährung deines Pferdes integriert werden?
Erdbeeren können in die Ernährung deines Pferdes integriert werden, aber bitte nur als Nascherei, die ab und an für Begeisterung sorgen kann, sofern dein Pferd Erdbeeren mag. Und füttere natürlich nur reife, nicht etwa überreife oder faulige Erdbeeren.
Beachte zudem: Erdbeeren enthalten neben alle den guten Inhaltsstoffen auch Allergene, also Proteine, die den Birkenpollenallergenen ähneln. Und auch, wenn es nicht allzu wahrscheinlich ist, dass dein Pferd allergisch reagieren wird, solltest du Erdbeeren achtsam füttern und mit einer Erdbeere beginnen. Habe die Reaktionen deines Pferde im Blick – auch in Bezug auf die Allergene, welche die Haut und Schleimhäute reizen, aber auch Bauchweh und Schnupfen auslösen können. Finden keine Reaktionen statt, denke dennoch an die Darmgesundheit und daran, dass Erdbeeren nicht zur natürlichen Ernährung deines Pferdes gehören.
Wenn du all die vielen und guten Inhaltsstoffe (insgesamt sind es tatsächlich 80) so liest, solltest du dir eher überlegen, diese kalorienarme Sammelnussfrucht reichhaltig in deine eigene Ernährung zu integrieren … Dabei kannst du natürlich den Fruchtstiel und seine kleinen Blättchen mitessen und an dein Pferd selbstverständlich auch mit verfüttern. Darin sind ebenfalls sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, die ja gesund sind.
Auch Erdbeerblätter gehen für Pferde
Und die kleinen Erdbeerblättchen am Stiel schaffen die perfekte Überleitung zu den Erdbeerblättern der ganzen Pflanze: Wenn es im Herbst nun darum geht den Garten winterfest zu machen und die ein oder andere gewucherte Erdbeerpflanze das Beet verlassen muss, können Erdbeerblätter den Speiseplan deines Pferdes gesundheitsfördernd erweitern. Denn Erdbeerblätter sind reich an Flavonoiden (sekundären Pflanzenstoffen) und Gerbstoffen wie Ellagtanninen. Sie enthalten zum Beispiel Quercetin, welches antiviral und entzündungshemmend agiert – was zum Winter hin für die Atemwege durchaus Sinn machen kann. Außerdem schützt Quercetin das Herz. Auch Antioxidantien sind in den Erdbeerblättern enthalten und Ellagtannine lindern chronische Entzündungen und fördern die Magen-Darm- und Gefäß-Gesundheit.
Doch wie das mit den Tanninen und allen andern Pflanzenstoffen so ist: Es ist immer die Menge entscheidend, die gefüttert wird. Zu viel ist nämlich nicht gesund. Deshalb musst du kein ganzes Erdbeerfeld an Blättern pflücken, sondern kannst dich mit dem begnügen, was du in deinem Garten vorfindest. Wenn du dich doch in ein Bio-Erdbeer-Feld begeben hast, bedenke, dass nur wenige Gramm (ungefähr 5) täglich davon für dein Pferd sein sollten. Grundsätzlich kannst Du die getrockneten Blätter der Erdbeeren auch für dich nutzen – sie beispielswiese als Tee aufgießen – und für weitere Mitbewohner wie z. B. Kaninchen: Sie mögen Erdbeerblätter auch sehr gerne – frisch und getrocknet.
Wirkung der Erdbeerfütterung mit Vor- und Nachteilen
Wie schon ausgeführt, haben Erdbeeren nicht allzu viel Zucker, was sie eher kalorienarm macht, denn sie bestehen ja zu 90 Prozent aus Wasser. Daneben sind 2 Gramm Ballaststoffe enthalten, die bereits erwähnten Mineralien, Vitamine, organische Säuren sowie natürlicherweise Geschmacksstoffe, Farbstoffe und Konservierungsstoffe.
Die enthaltenen Fruchtsäuren sind bei der geringen Fütterungsmenge unbedeutend, auch, weil Pferde eine ganz andere Zahnstruktur haben als wir Menschen. Bei Pferden ist der Zahnschmelz wie in den Zahn hineingefaltet, was sich dann nur auf der Kau- beziehungsweise Reibefläche bemerkbar macht. Du hingegen solltest bei hohem Erdbeerverzehr die Zähne putzen, um deinen Zahnschmelz zu schützen.
Positive Wirkung:
- geringer Zuckergehalt lässt den Blutzuckerspiegel nicht hochschnellen
- Ballaststoffe können als Futter für Darmbakterien dienen
- enthalten sind Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe
Nachteile:
- Unter den „Früchten“ haben Erdbeeren neben Himbeeren eine höheren Anteil an Oxalsäure: 15,8 Gramm in 100 Gramm Erdbeeren. Oxalsäure gilt als antinutrive Substanz und hemmt die Aufnahme von Magnesium, Calcium und Eisen. Dabei bedenke, was dein Pferd sonst noch zu fressen bekommt: Rote Beete hat höhere Oxalsäure-Werte (181 mg auf 100 g), auch Zuckerrüben und Luzernegrünmehl enthalten mehr als beispielsweise Zuckermais (10 mg auf 100 g).
- Belastung durch Pestizide, also die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auch in der Erdbeere selbst
- werden Erdbeeren beispielsweise aus Spanien gekauft, wird hierdurch die Umwelt stark belastet: Um Erdbeeren in Spanien zu züchten, wird aufgrund der Wasserknappheit häufig illegal Wasser aus naturgeschützten Feuchtgebieten gefördert, welche daraufhin austrocknen. Tausende Zugvögel verlieren so ihr Winterquartier
Mögen Pferde Erdbeeren?
Pferde werden Erdbeeren vernaschen, wenn sie ihnen angeboten werden. Zumindest beim ersten Mal. Ob sie sich dann für oder gegen diese Leckerei entscheiden, liegt zum einen sicher daran, wie genau diese eine Erdbeere gerade schmeckt – süß oder doch noch etwas säuerlich, geschmackvoll oder eher wässrig. Da jedes Pferd seine eigenen Vorlieben hat, wird die Wahl auch individuell ausfallen. Aber denke daran, selbst, wenn dein Pferd Erdbeeren liebt, sollten sie dir nur zeitweise als Snack dienen – am besten auch nur in der Erntezeit von Mai bis Juli/August und lediglich regional geerntet.
Fazit
Erdbeeren sind keine natürliche Nahrung für Pferde, welche sich auf Gräser und Kräuter, mitunter auch Baumrinden oder Äste inklusive deren Blätter und im Winter auch Wurzeln spezialisiert haben. Deshalb sollten Erdbeeren, wenn du sie füttern möchtest, nur einzeln – hin und wieder mal – gefüttert werden. Und, sie sollten als Leckerli fungieren.
Medizinische Qualitätsprüfung: Der Inhalt dieses Textes wurde von Anni Weickelt geprüft, um höchste Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Anni ist Tierärztin, Reit- & Pferdertrainerin und begeisterte Besitzerin mehrerer Pferde. Ihre Schwerpunkte sind Trainingscoaching und die faire Ausbildung von Pferden. Neues rund ums Pferd zu lernen war für Sie schon immer genauso spannend wie die direkte Arbeit mit dem Pferd. Im Tiermedizinstudium konnte Sie Ihre Begeisterung für die Medizin mit Ihrer Leidenschaft für Tiere verbinden. Im Laufe der Zeit wuchs auch Ihre eigene kleine Pferdeherde und Sie konnte sich in den Bereichen Haltung, Fütterung und Stallmanagement fortbilden. Ihr umfangreiches fachliches Wissen gibt Sie hier im Ratgeber in verschiedenen Formaten an euch weiter!
Quellen:
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27611634/
zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/obst-fruechte/erdbeeren#rezepte_mit_erdbeeren
paexfood.de/blogs/erdbeer-lexikon/sind-erdbeeren-obst-oder-gemuse?srsltid=AfmBOorc-TbgiUWmDFS-qhzIUSQviZvoDjaYB5-vG9lVfoihp4EYlEKj
aok.de/pk/magazin/ernaehrung/obstgemuese/wie-gesund-sind-erdbeeren/
wochenblatt-dlv.de/dorf-familie/haushalt-rezepte/lehrer-erklaert-so-viel-chemie-steckt-wirklich-erdbeere-573482
tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/34818#:~:text=Symptome%20einer%20immunologischen%20Reaktion%20auf,als%20auch%20zu%20Bauchschmerzen%20f%C3%BChren.
igfp-ev.de/fuer-pferdebesitzer/pferdezahngesundheit#:~:text=Der%20Pferdezahn%20und%20eigentlich%20das,Zahnschmelz%20in%20den%20Zahn%20eingefaltet.
aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/oxalsaeure-welche-lebensmittel-oxalat-enthalten-und-was-es-bewirkt/
masterhorse-infowissen.de/mineralstoffe-in-der-pferdefuetterung-grundlagen/
vetmeduni.ac.at/fileadmin/v/hs/hochschulschriften/bakk-pferdewissen/AC07894431.pdf
Beitragsbild:
© Pixabay Kathas_Fotos